Suche nach einem Therapieplatz
Hallo,
hat hier schon jemand Erfahrung mit Therapie bei Angststörungen? Erfolge, Mißerfolge, Dinge, die man beachten sollte, wenn man sich auf die Suche nach einem Therapieplatz macht?
Ich leide seit vielen Jahren unter Ängsten vor Krankheiten. Die Palette reicht von Angst vor Krebserkrankungen über HIV und HepC und Tollwut.
Früher war ich der Meinung, dass man diese Angst mit Zusammenreißen ins Lot bekommt oder zumindest im Schach halten kann. Dann habe ich gemerkt, dass diese Ängste zunehmen und zwanghaftes Verhalten noch obendrauf kommt.
Mein Hausarzt weiß es nicht, ahnt es aber wahrscheinlich. Weil ich auch Angst vorm Blutabnehmen habe, nicht vor der Spritze sondern dass ich mir dabei was einfange, und irgendwann habe ich mich ihm offenbart. Ansonsten bin ich nicht die Person, die permanent beim Arzt hockt, und auch vor Corona habe ich jetzt nicht so die große Angst, wahrscheinlich weil die Sterberate niedrig ist, im Gegensatz zu andere Krankheiten.
Mein Alltag ist inzwischen enorm belastet, weil ständig was ist, immer ist irgendeine Angst vor irgendeiner Krankheit präsent, wenn es sich wieder gibt oder abgeklärt wird, ist prompt die nächste Angst da vor etwas anderem, man kann darauf warten. Jede Unregelmässigkeit lässt mich panisch werden und da ich im mittleren Alter bin, kommt das häufiger vor, dass nicht mehr alles perfekt ist, da kommen die Zipperlein eben. Vom Kopf her weiss ich das, trotzdem habe ich dann Panik. Ich hab keine Ahnung, warum das so ist, aber ich bin nie unbeschwert, mein Partner ist mürbe, steht aber nach wie vor hinter mir. Ich ziehe mich und meine Angst seit Jahren ins Lächerliche, damit sich die Situation möglichst entspannt, aber auch das hilft mir nicht, es hilft nicht, wenn ich mich selbst auf die Schippe nehme. Inzwischen bin ich an dem Punkt angelangt, wo ich stark erschöpft bin von all der Angst und den Ritualen, dem Googlen (in der Hoffnung herauszufinden, dass es eben NICHTS Schlimmes ist, aber meistens ist bei Google ja sowieso alles Krebs), den Vermeidungshandlungen, die immer mehr ausufern. Außerdem habe ich inzwischen die Befürchtung, dass ich nicht mehr zwischen berechtigter und überzogener Angst unterscheiden kann, d.h. ich habe mittlerweile zusätzlich Angst davor, etwas zu übersehen bzw mir selbst nicht mehr zu glauben, wenn es vielleicht angeraten wäre. Diese Situation gab es vor zwei Wochen. Und das ist der auslösende Faktor, dass ich mich jetzt aktiv um einen Therapieplatz kümmere. Die Situation beschreibe ich hinter der Triggerwarnung.
Trigger
Ich war beim Zahnarzt und habe gesehen, dass an einem der Instrumente ein Rückstand geklebt hat. Kein Blut, aber es war ein Rückstand und nicht ordentlich gereinigt. Ich habe den Arzt darauf angesprochen es kostet mich mittlerweile sehr viel Überwindung, weil ich mich für meine Ängste schäme und natürlich mitbekomme, wie übertrieben das auf andere wirkt, wie lächerlich ich mich mache, und wie sehr ich mich teilweise selbst demütige, nur damit man mich nicht noch zusätzlich beschämt. Er meinte, es wäre Desinfektionsmittel. Ich wollte das glauben um mich zu beruhigen, ich habe es geglaubt, zu Hause bekam ich Zweifel und inzwischen weiß ich, dass er gelogen hat, Desinfektionsmittel sieht man nicht und das Zeug von der Konsistenz wie Gel oder Paste. Ich hoffe, dass es nur nicht richtig gereinigt, aber trotzdem ordentlich sterilisiert war. Dennoch bleibt die Angst, dass ich mir was eingefangen habe und ich mich zu schnell habe beruhigen lassen. Ich fühle mich schuldig, dass ich mich sozusagen nicht selbst ernst genommen habe, feige war und habe Angst, zur Strafe jetzt die Quittung in Form von HIV oder HepC zu bekommen. Möglicherweise hat er das Instrument über die Zahnarzthelferin getauscht, da war so eine Bewegung zu ihr, aber ich bin nicht sicher, zum einen stand sie hinter mir, zum anderen bin ich in solchen Situationen extrem geflasht und nicht mehr richtig aufnahmefähig, und zu guter Letzt weiß ich ja nicht, ob sie, falls getauscht wurde, dann ein sauberes angereicht hat oder ob das dann vielleicht auch nicht okay war.
Jetzt bin ich wieder in dem Modus, dass ich zusätzlich Angst habe, meinen Partner anzustecken. Und damit läuft das volle Programm von ganz vielen Dingen, die gerade nicht möglich sind, das sind jetzt Zwangshandlungen.
Ich will daher mit meinem Hausarzt sprechen, ob ich einen Test machen kann, der letzte liegt noch nicht mal ein halbes Jahr zurück und war eher aus einer irrationalen Angst heraus und einer konstruierten Kette von Umständen, die zu etwas hätten führen können. Wenn ich nun wieder zu ihm komme, könnte es natürlich Stress geben, was mir unerträglich peinlich ist, aber ich komme sonst nicht zur Ruhe.
Am Samstag habe ich die Krankenkasse angerufen und gesagt, ich möchte einen Therapieplatz suchen, mir ist klar, dass das schon immer langwierig war und wegen Corona noch langwieriger wird, aber ich muss etwas tun, denn es wird schlimmer und vieles geht nicht mehr so wie früher, die Kreise werden enger, die Möglichkeiten, Dinge zu tun, immer weniger, ich möchte aus diesem Teufelskreis aussteigen, und das schaffe ich nicht allein. Man hat gesagt, ich sollte mich an die KV wenden, dort würde man mir ein Erstgespräch vermitteln. Dann müsste man weitersehen.
Auf der Webseite der KV habe ich Therapeuten angeschrieben und auch andere, die ich über Google in meiner Umgebung gefunden habe, insgesamt sind es acht. Die meisten haben noch nicht reagiert, es ist ja auch Wochenende. Eine hat abgesagt. Eine hat mir Gespräche zur Sortierung, Diagnostik und Beratung angeboten. Das Angebot nehme ich natürlich an. Gibt es dabei etwas zu beachten? Worum sollte ich auf jeden Fall bitten und was sollte ich mich nicht einlassen? Wenn ich jetzt noch von anderen Therapeuten solche Gesprächsangebote erhalte, kann ich die parallel annehmen oder müßte ich das nacheinander machen? Mein Ziel ist eine Verhaltenstherapie bei einer Therapeutin, wo die Chemie stimmt und wo ich vorankomme.
Es wäre schön, hier Tipps zu bekommen die mir helfen am Ball zu bleiben und bei der Suche nicht aufzugeben, vielleicht gibt es auch Tipps, wie man bei der Suche möglichst effektiv ist.
LG
Smiley