Zitat von Leaina:wenn unser ansatz so falsch ist, versucht uns doch etwas genauer zu erklären, welcher ansatz richtig wäre.
Hm, erstmal weiß ich nicht, ob es so ganz richtig ist, die Ansätze, Ideen oder Ansichten von no fear und mir zusammenzufassen... Und dann falsch, richtig, Euer Ansatz oder unser Ansatz - wer kann das schon so genau sagen? Eine Methode, die nicht funktioniert, ist offensichtlich (für die betreffende Person) falsch oder wird zumindest fehlerhaft angewendet. Oder sie ist im Moment nicht angebracht.
Zitat von Leaina:man soll sich nicht beruhigen? nun, eigentlich dachte ich, man solle sich ein positives gedankenmuster aufbauen und dadurch den ängstlichen gedanken ein kontra bieten.
Man soll - laut VT - den Katastrophengedanken realistische Gedanken entgegensetzen, sich also nicht noch mehr Angst machen. Soweit sind sich alle einig. Dann aber scheiden sich die therapeutischen Geister und empfehlen zum Teil Entspannungstechniken u.ä., um sich zu beruhigen. Morschitzky (den ich zitiert habe) empfiehlt das auch - bedingt. Nämlich nur für die akute, schwere Panikattacke, ausdrücklich
nicht für Konfrontations
übungen. Genauso geht übrigens die Christoph-Dornier-Stiftung vor. Da lautet die Übungsanweisung Konzentrieren Sie sich auf Ihre Angst!
Zitat von Leaina:was genau versteht ihr unter konfrontation? okay.. man sucht die angst (ohne fluchtplan) und dann... was heisst zulassen? ich persönlich kann in einer heftigen panik durchaus eine halbe stunde zitternd, heulend, nach luft japsend, mit todesanst in der wohnung rumsitzen - genauso gut kann ich das draussen machen. bis jetzt hat das aber nicht viel gebracht. was genau meint ihr mit zulassen?
Ich bin mir fast sicher, dass diese heftigen Panikattacken nicht das Ergebnis des Angst Suchens waren, sondern durch das verzweifelte Bekämpfen der Angst zustande kamen. Deswegen: Frag' Dich, wie es
genau war. Was hast du gedacht - vorher, zwischendrin, nachher? Wie hast Du es bewertet? Gerade nochmal davongekommen, hoffentlich muss ich sowas nie, nie wieder erleben oder Ich hab's geschafft. Ich kann die Seite von Morschitzky wirklich nur empfehlen. Da sind Auszüge aus seinem Buch (das man dann schon nicht mehr kaufen muss), die für alle möglichen Angststörungen auch die Therapieprobleme behandeln. Lies unter Agoraphobie dort mal weiter, da werden sehr sinnvolle Fragen zur Konfrontationstherapie gestellt.
Zitat von Leaina:im weiteren, was mache ich, wenn die angst mich tagelang im griff hat? also keine pa wird, aber latent immer da ist?
Was soll ich sagen? Als es mir wochenlang so ging, habe ich es erst in akuteren Fällen mit einem Benzodiazepin, dann mit Opipramol und letzten Endes mit Trevilor versucht, das ich immer noch nehme. Leider habe ich keine wirkliche Lösung für Angststörungen, gehe außerdem demnächst in eine Klinik, weil ich selbst ja auch nicht klar komme. Aber ich kenne die Tücken und Fehlerquellen der Konfrontation. Fehler habe ich selbst reichlich gemacht, und ich habe es andererseits erlebt, wie durchschlagend und stabil der Erfolg sein kann, wenn es richtig läuft. Trotzdem ist Konfrontation nicht das einzige und v.a. kein Allheilmittel. Und so eine Dauerangst ist nicht unbedingt das Hauptanwendungsgebiet von Konfrontationsübungen.
Zitat von Leaina:was machst du, wenn dein gehirn 20 jahre auf angstmuster eingefahren ist, und ein umdenken auch nur eine langsame mit rückschlägen verbundene arbeit ist?
Was bei mir mit meiner 18-jährigen Angstgeschichte entscheidend ist und jedes Konfrontieren und Umdenken zunichte machen würde, dürfte mein erheblicher Krankheitsgewinn sein. Klingt viel positiver als es ist, aber ich habe mir eingestehen müssen, dass ich vor der Freiheit und Verantwortung des Gesundseins reichlich Angst habe. Außerdem weiß ich, dass ich mit meinem angeschlagenen Selbstwertgefühl allzu leicht wieder in ungesunde Muster verfalle, die den nächsten Rückfall vorprogrammieren. Damit habe ich gute Gründe, wirklichen Therapieerfolg mindestens noch ein wenig aufzuschieben... Klar, dass ich daran arbeite, mir Perspektiven schaffen muss etc. Ich brauche eine positive Motivation, gesund zu sein, statt der nur negativen, die Angst möge verschwinden. Und es mag offensichtlich und selbstverständlich sein, dass man nach der Angst nicht mehr so wird wie vor der Angst - aber wie ist es für das Selbstbild (v.a. der Angsthasen, die sich für andere aufgeopfert haben, deren Fels in der Brandung waren etc.)? Ist die Schwäche wirklich okay (für einen selbst), oder hieße angststörungsgeheilt nur, umso besser funktionieren zu müssen - um letzten Endes doch stark zu sein, um der Familie ihre Mühe und Opfer zu danken, um den Kindern doch noch gerecht zu werden usw.?
Liebe Grüße
Christina