@Mirellak
Guten Morgen Mirellak, ich antworte dir hier, weil ein paar persönliche Erfahrungen darin auch für andere Nutzen sein könnten.
Die Selbstkontrolle hatte ich auch in einem zwanghaften Ausmaß. Nur war das Maß davon abhängig, wie groß die Befürchtung vor Erkrankung und Schädigung war. Halte ich mir ständig vor, dass dieser antrainierte Mechanismus meinen Angstkreislauf aufrecht hält, tendiere ich dazu, davon Abstand zu gewinnen und die Mechanismen/Verhaltensweisen abzubauen. In jedem Fall ist das bewusste Wahrnehmen von Handlungen und Gedanken der erste Schritt, diese zu ändern: Oh, ich wollte wieder meinen Puls messen. Tue es lieber nicht, du weißt, was du damit bezweckst.
Ich habe in der Klinik ein paar Medikamente getestet und seit meinem schwersten Aufenthalt in der Klinik nehme ich Venlafaxin, dass mir mit Anlaufschwierigkeiten mir half, handlungsfähig zu werden. Ich möchte in Zukunft wieder ohne Medikamente leben, nur gestaltet sich das im Moment schwierig, weil sie eine Menge kompensieren, wozu ich mich noch nicht in der Lage fühle, aber vielleicht rede ich es mir gerade selber ein und möglich, dass ich es nicht brauche. Jedenfalls hat mir Venlafaxin auf die Beine geholfen und da war ich in der Geschlossenen.
Seit 1.5 Jahren habe ich nicht mehr durchgeschlafen, die Nacht sah und sieht weiterhin so aus, dass ich nach 3 oder 4, dann nach 2, und 1 aufwache (stets unterschiedlich, aber ähnlich). Der Anfang war schlimm und begleitet von neuen Symptomen, Kreislaufbeschwerden, Nervenschwäche, (und allem anderen, was du sicher in Bezug auf Angstmenschensymptome weißt). Ich habe fast ein Jahr lang keinen Tiefschlaf gehabt, bloß oberflächlichen REM-Schlaf ohne Erholungsgefühl und musste dennoch irgendetwas machen, um zu leben. Anfangs habe ich mich wieder geschont, ich dachte, dass kann ich meinem Kreislauf, vor allem meinem müden Herz, nicht antun. Ich sprach mit vielen Ärzten, wurde wieder regelmäßig untersucht. Die Quintessenz dieser 16 leidgeplagten Monate voller Arztvisiten/-gespräche, einem Klinikaufenthalt, Recherchen und Reflexion ist, dass Schonung immer viel schädlicher ist und die Konsequenzen weitaus besorgniserregender sind, als wenn ich wieder anfange, mich und mein Herz zu belasten (Es gibt eine handvoll Umstände, die eine Schonung erfordern wie z.B. Erkältung/Grippe/Fieber,
Trigger
Chemotherapie, Krebspatienten im Terminalstadium, spezielle und schwerwiegende Immunerkrankungen
(Liste nat. unvollständig)). Ich erfuhr, dass sogar Menschen nach einem
Trigger
Herzinfarkt
Ich fing irgendwann mit leichter Belastung und Training an. Mein Schlaf ist marginal besser geworden, aber ich bin sowas von widerstandsfähiger geworden. Ich bin müde, ja, aber ich kann im Gegensatz zum Anfang meiner Insomnie 4-5x in der Woche (moderat bis sehr anstrengend) Sport machen, viel spazieren, Radfahren, einkaufen und schwere Sachen schleppen und der Clou ist doch, dass nach der Belastung die Entspannung kommt und das fördert Stärke, natürliche Müdigkeit, Symptomreduktion, u.v.m.
Zu Beginn habe ich aus falscher Rücksicht auf meine Organe alle paar hundert Meter kurz Halt an einer Bank gemacht, weil ich die Belastung meinem Herzen nicht zutraute. Das war dumm von mir, weil ich erkannt habe, dass das Verhalten meine Angst unterstüzt und aufrechterhält. Über die Symptome, die ich zu Beginn meiner Schlafstörung hatte (meine Angststörung habe ich viel länger), von denen ich mir aus Angst fast in die Hose s*****, weil ich sie nicht ertragen wollte, weil sie mir schmerzten, unangenehm waren, schmunzle ich heute.
Ich kann dir nur wärmstens empfehlen, wieder kleine Belastungen zuzulassen und sie stetig zu steigern.
Viele Grüße