Zitat von Justin3456:Fühle mich ganz entspannt und gut. Puls trotzdem bei 90. ärgert mich finde den einfach zu hoch
Wer ständig seinen Puls im Kopf hat, treibt ihn automatisch in die Höhe. Es ist völlig Wurscht, ob man aktiv an seinen Puls denkt oder nicht, solange der Argwohn tief im Bewusstsein verankert ist, weil man es nach wie vor für krankhaft hält. Sowas gewöhnt man sich über die Zeit an und kann dann schwer loslassen, weil man sich eigentlich gut fühlt, der Puls aber trotzdem nicht unten ist, bzw. der Situation unangemessen hoch erscheint. Wenn das der Fall ist, hängt man in einem Kreislauf fest, weil man keine Kontrolle mehr zu haben scheint und die wahrscheinlichste Ursache ein Herzproblem sein muss.
Ich sage es mal so, wie ich es bei vielen, die hier mit dem gleichen Problem unterwegs waren schon gesagt habe:
Das Herz denkt nicht. Es ist wie ein Radio. Es empfängt Signale und führt Befehle aus. Die Steuerung geschieht über das vegetative Nervensystem und zwar völlig autonom. Das vegetative Nervensystem kann von uns nicht selbst direkt angesteuert werden um so dem Herzen zu befehlen schneller oder langsamer zu schlagen. Das funktioniert nur über Umwege.
Der eine Weg ist, wie man seinen Körper behandelt. Wer sich nicht regelmäßig aktiv bewegt, seinen Körper belastet oder permanent zu wenig Erholung gönnt, der stimuliert das Nervensystem negativ. Weil man keine Belastung gewohnt ist, wird dem Herzen befohlen schneller zu schlagen, damit es nicht unerwartet zur Unterversorgung kommt. Zu wenig Mitochondrien durch zu wenig Belastung führt dazu, dass man zu wenig Energie produziert. Man ist schneller erschöpft und das Herz muss die Frequenz erhöhen. Wer regelmäßig Sport macht, hat mehr Mitochondrien, kann effiezienter Energie produzieren und das Herz muss deutlich weniger Arbeiten.
Der zweite Weg ist die psychische Verfassung. Wir können zwar nicht mit Gedankenkraft unseren Herzschlag steuern, aber unsere Emotionen, die aus dem was wir denken resultieren nehmen Einfluss auf unsere körperlichen Vorgänge. Sind wir gestresst, weil wir in einer unangenehmen Situation sind, signalisiert das dem Körper, dass er sich bereit halten soll, für den Fall dass man die Flucht antreten oder Kämpfen muss. Das führt natürlich zu einem Pulsanstieg und weiteren Stresssymptomen. Das ganze kann sich aber auch subtiler abspielen. Das passiert z.B. häufig bei Angstpatienten die sich krank denken. Der Stress ist andauernd vorhanden, weil man ein negatives Denkmuster entwickelt hat, was 24/7 in Dauerschleife im Hintergrund läuft. Dem Körper bleibt gar keine andere Möglichkeit als ständig im Alarmmodus zu sein. Aber wie beim Sport, gibt es auch hier Anpassungsprozesse. Menschen die über Monate oder gar Jahre Ängste haben, gewöhnen sich daran, der Körper steht zwar unter erhöhtem Stress, aber weil er daran gewöhnt ist, kompensiert er vieles und hält eine gewisse Grundanspannung aufrecht und bricht nicht sofort in Panik aus. Allerdings fangen mit der Zeit Symptome im Körper an, die einer schweren Erkrankung ähneln, weil eben der Stress den Körper ständig zwingt, bereit sein zu müssen. Dinge wie ständig fühlbarer Herzschlag in der Brust, ein erhöhter Puls, Missempfindungen, Ohrensausen, Übelkeit, das Gefühl nicht richtig atmen zu können sind alles Folgen davon.
Spätestens hier wird es dann für den Betroffenen schwierig zu unterscheiden, ob er grad wirklich krank ist, oder ob der Dauerstress im Hintergrund die Ursache ist. Und das ist der Grund warum sich viele Menschen schwer tun ihre Angsterkrankung als Ursache zu erkennen und in einen Strudel geraten, weil sie sich wegen der Angsterkrankung noch weiter zurückziehen, noch weniger belasten wollen und damit ihre Symptome nur weiter verstärken.
Lange Rede kurzer Sinn:
1. Wer ständig seinen Puls kontrolliert, muss lernen es sein zu lassen. Er hat keine Aussagekraft darüber ob du körperlich krank bist, noch gibt es irgend eine Erkrankung die man nur anhand der Pulsrate diagnostizieren könnte.
2. Regelmäßig bewegen und körperlich belasten
3. Ausreichend Erholung
4. Dinge tun die einem nachweislich gut tun. Ob es ein Hobby ist, Freunde, das rauchen/trinken aufgeben oder auch Dinge wie ein gesünderes Essverhalten. Alles spielt vorallem für die psychische Gesundheit eine Rolle.
09.06.2024 12:12 • x 3 #40801