Zitat von Sonne10: aber ich habe totale Panik und kann mich kaum beruhigen
Negatives Denken oder gar Angst nimmt eben starken Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Man steht ständig in Alarmbereitschaft. Das hat natürlich Auswirkungen auf Körperfunktionen. Jemand der sich ständig selbst beobachtet und jede Tätigkeit die der Körper tut akribisch und intensiv durchdenkt, bewertet und als bedrohlich einstuft, der kommt schlecht bis gar nicht aus dem Modus raus, zumindest wenn er alleine mit sich im Alltag ist. Du hast gesehen, dass du bei genügend Ablenkung auch unbeschwerter sein kannst und du dich gut gefühlt hast. Sowas ist schlicht unmöglich, wenn man an einer schweren Erkrankung leidet die man glaubt zu haben.
Du hast einen Blick hinter den Vorhang bekommen, wie das Leben sein kann, wenn der Angstmodus zurückgefahren wird. Konzentriere dich auf solche Ereignisse, denn daraus kannst du ableiten, wie es wirklich um dich steht. Du musst jetzt nur noch den für dich richtigen Weg finden, wie du diese Unbeschwertheit auch im Alltag wiederbekommen kannst. Sehr häufig wird das Thema Sport genannt. Aber das ist ein Reizthema bei manchen Menschen die an einer Angststörung mit Herzbezug leiden. Dennoch ist Bewegung das beste Mittel um dagegen vorzugehen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen dass körperliche Aktivität einen enormen Einfluss bei der Bewältigung von Herzangst hat, weil es mehrere elementare Dinge zusammenbringt:
1. Der Körper braucht Bewegung, nicht nur weil die Muskeln sonst abbauen sondern es hängen eine Reihe weiterer Dinge da mit dran wie z.B. der Gleichgewichtssinn und das allgemeine Körpergefühl. Wer sich gehen lässt, dessen Sensorik und Motorik baut ab. Man fühlt sich instabiler, weniger leistungsfähig, entwickelt eventuell Dinge wie eine Gangunsicherheit und eben Schwindel. Das sind keine direkten Erkrankungen sondern die Folge eines Anpassungsprozesses. Der Körper passt sich den Umständen an. Wer nur auf der Couch liegt, der braucht nicht viel Muskeln, wer sich kaum bewegt, dessen Gleichgewichtssinn wird weniger stimuliert. Gepaart mit ausbleibenden aus der Norm fallenden Bewegungsmustern führt sowas eben zu den oben genannten Problemen, wenn man in Situationen kommt, die man nicht regelmäßig durchmacht.
2. Blutdruck, Herzfrequenz und Ausdauer verbessern sich. Durch den Sport reguliert man sein Herz-Kreislaufsystem. Die Durchblutung wird besser, die Atmung wird regelmäßiger und intensiver. Das Herz kann besser Belastungen ab. Man beugt Situationen wie z.B. kalte Hände oder Füße vor, die man gern als Vorboten für schwere Durchblutungsstörungen sieht und der Kopf wieder anfängt einen Film zu drehen.
3. Stressabbau. Es gibt zwei Arten von Stress. Einmal den psychologischen (Gedankenkarussells, äußere Einflüsse wie das Berufsleben, Familie oder negative Schlagzeilen über Kriege etc.) und den Stress dem der Körper aufgrund von Belastungen ausgesetzt ist. Der Unterschied zwischen den beiden ist, dass ersteres 24/7 vorhanden sein kann und der andere nur während körperlicher Ertüchtigung auftritt. Der Körper macht jedoch zwischen den beiden Arten keinen Unterschied. Deswegen reagiert der Körper auf psychischen Stress mit jeder Menge unterschiedlicher Symptome. Er kann das nicht unterscheiden und ist darauf eingestellt sich belasten zu müssen. Und hier kommt der Sport oder körperliche Aktivität im Allgemeinen ins Spiel. Dadurch dass man sich körperlich belastet, zieht man den psychischen Stress auf die physikalische Ebene. Man gibt dem Körper also genau das was er erwartet. Deswegen ist man deutlich entspannter nachdem man seine Sporteinheit gemacht hat. Man triggert das vegetative Nervensystem (speziell den Parasympathikus) und führt einen Entspannungszustand herbei. Wer entspannter ist, der ist deutlich resistenter gegen negative Gedanken.
4. Das wichtigste zuletzt: Sport zeigt dir wie belastbar du bist. Du musst kein Profi sein und auch keiner werden, du kannst auch inaktiv gewesen sein aber von Tag 1 an erlebst du, dass du nicht aus Porzellan bist und bei der kleinsten Anstrengung tot umfällst. Und beim nächsten Mal wirst du wieder überleben, und danach auch wieder. Diese Erfahrungen zu machen sind mit die wichtigsten überhaupt. Man muss Tatsachen schaffen. Im Kopf kann alles passieren, aber wie die Realität aussieht, das muss man erleben. Wer sich lange einredet, dass er körperlich ein Wrack ist, der überzeugt sich irgendwann so sehr davon, dass er es blind glaubt. Wenn dann noch die Aktivitäten ausbleiben (siehe Punkt 1), dann führt man dieses negative Empfinden erst recht herbei. Man kommt in einen Teufelskreis. Wenn man Probleme damit hat zu beginnen, der kann simpel und einfach spazieren gehen. Ich laufe z.B. zwischen 10 - 14.000 Schritte. Jeden Tag. Das kann fast jeder und diese Art von körperlicher Aktivität wird stark unterschätzt.
Bei mir ging es damals 2013 los und ich brauchte etwa 4 Jahre dafür um zu verstehen, wie mein Körper und mein Denken zusammenhängen. Seit nun mehr 8 Jahren bin ich angstfrei. In den letzten 8 Jahren hatte ich natürlich auch Herzstolpern und dergleichen, aber es kam nie wieder zu einer Panikattacke, weil ich verstanden habe, dass Vorstellung und Realität zwei verschiedene Sachen sind. Man muss nicht jahrelang mit sich selbst kämpfen oder verzweifelt nach Gründen suchen, die dir kein Arzt liefern kann. Das ist Zeit die man nie wieder bekommt. Hätte ich mich früher darauf eingelassen, wäre einiges an Lebenszeit angenehmer verlaufen. Macht also nicht den gleichen Fehler.