Herzneurose oder Anzeichen auf Herzinfarkt?

Zitat von Anonym99:

Den Vergleich mit dem Auto fahren finde ich schwierig. In dem Zusammenhang nicht passend, da man sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten hat.

Es geht hierbei nicht um gesetzliche Vorgaben, sondern was subjektiv ist und was objektiv ist. Und klar, Tachos können auch Fehlerhaft sein, aber es ist ein Kontrollinstrument. Was aber nicht bedeutet, dass es Kontrolle ausübt. Ob ich jetzt schneller fahre als erlaubt, um bei der Metapher zu bleiben, ist alleine durch mein Handeln bestimmt.

Zitat von Anonym99:

Man überprüft ob der Herzschlag wirklich so ist, wie man ihn wahrgenommen hat oder nicht. Was bringt es einem, wenn man dann sieht das der Puls erhöht ist oder niedriger als erwartet? Nichts

Wenn Du mit Man Dich meinst, dann ist das deine Meinung und die respektiere ich.
Anderen bringt es vielleicht die Erkenntnis das der Puls höher oder niedriger ist als empfunden. Was derjenige dann mit dieser Erkenntnis anfängt, ob er zum Arzt geht und konkret belegen kann, das der Puls dieses oder jenes macht und nicht sagt, ich vermute dass mein Puls nicht okay ist, oder ob er es nicht tut, ist dessen Entscheidung.

Zitat von Anonym99:

Wenn man weiß, dass das Herz gesund ist sollte man sich selber vertrauen.

Wie soll "Man" es wissen? Weiß man das einfach so, weil man sich vertraut? Oder weiß man es, weil bei einer Untersuchung nichts gegenteiliges festzustellen war? Warum sollte man sich untersuchen lassen, wenn man sich selbst vertraut, das da nichts ist. Was unterscheidet eine Untersuchung, in der ja auch nur Werte ermittelt werden, die bestimmten Vorgaben entsprechen sollen, davon bestimmte Werte selbst zu ermitteln?


Mein Vorschlag mit der Pulsuhr ist lediglich eine Option von vielen, die jemand überdenken kann, mehr nicht. Vielleicht hatte ich die irrige Vorstellung, dass "man" das einfach respektiert und nicht sofort als völlig abwegig zerlegt. Ich gehe auch nicht ins Restaurant und lasse alles von der Karte streichen was mir nicht schmeckt, nur weil es mir nicht schmeckt, oder weil ich es noch nie probiert habe.

Jedenfalls wünsch ich jedem einen für sich optimalen Umgang mit den ureigenen Angstzuständen.

Zitat von Anonym99:

Deswegen rate ich jedem mit einer Angststörung bevor er sich so ein Ding anschafft es ohne zu versuchen.

Das unterscheidet uns. Ich rate nicht jedem zu etwas ganz allgemein, weil jeder anders ist. Somit erhebe ich nicht den Anspruch, meine Meinung oder ein Vorschlag von mir, hätte eine Allgemeingültigkeit.

Ich würde auch nicht jedem der noch nie Fahrrad gefahren ist, raten, es direkt ohne Stützräder zu versuchen, dem ein oder anderen aber vielleicht schon, aber eben nicht jedem. Nichtmal wenn ich selbst keine gebraucht habe, weil ich nicht das Maß aller Dinge bin.
Was ich aber sagen kann, wenn jemand fragt wie er relativ gefahrlos Fahrrad fahren lernen kann ist, dass es Stützräder gibt.

Im übrigen versucht es ja wohl jeder, der sich noch nicht so ein Ding angeschafft hat, bereits ohne.

Zitat von Disturbed:

Wie soll Man es wissen? Weiß man das einfach so, weil man sich vertraut? Oder weiß man es, weil bei einer Untersuchung nichts gegenteiliges festzustellen war? Warum sollte man sich untersuchen lassen, wenn man sich selbst vertraut, das da nichts ist. Was unterscheidet eine Untersuchung, in der ja auch nur Werte ermittelt werden, die bestimmten Vorgaben entsprechen sollen, davon bestimmte Werte selbst zu ermitteln?

Normalerweise haben Menschen zunächst einmal ein Urvertrauen in ihren Körper, welches solange intakt ist, bis ein traumatisches Ereigniss eintritt, welches groß genug ist dieses Vertrauen zu erschüttern oder gar zu zerstören. Bis dahin weiß man es einfach und vertraut sich blind. Viele hier wie auch ich, haben damals ohne es zu wollen eine Tür geöffnet, die besser verschlossen geblieben wäre, denn den Geist den man da aus der Flasche gelassen hat, lässt sich nur äußerst mühevoll wieder einfangen. Sobald die Zweifel stark genug sind, wird das Hirn kreativ. Das menschliche Hirn denkt negativ. Das hat evolutionäre Gründe, es geht um Schutz. Dieser Umstand der eigentlich schützen soll, bringt aber eben genau die Probleme mit sich, an denen viele Menschen leiden, die ihr Vertrauen verloren haben und ist letzten Endes auch einer der Gründe für den Vertrauensverlust. Eben weil wir zuerst negativ denken, gibt es Raum dafür sich an Zweifeln abzuarbeiten.

Das manifestiert sich in unterschiedlichen Verhaltensweisen die sich bsplw. zu einer Angsterkrankung und/oder den Drang (und Zwang) nach Kontrolle entwickeln können. Die Sicherheit die man einmal hatte ist weg. Wiederkehrende Untersuchungen oder Dinge wie ein Blutdruckmessgerät Zuhause, eine Fitbit, ein Pulsoxymeter oder Handyapps mit Auswertungsfunktionen sind im Grunde nichts anderes als ein Substitut, eine konstruierte Version dessen was man einmal hatte. Man WILL Sicherheit, aber kann sie nicht leben. Deswegen sind solche Dinge für Angstpatienten zweischneidige Schwerter. Wer sowieso alles anzweifelt, der kann mit unterschiedlichen Ergebnissen nichts anfangen. Es gibt individuell für jeden ein absolutes Ideal welches erfüllt sein soll, aber erreicht wird es fast nie. Jede Abweichung gilt als Bestätigung sich weiter überwachen zu müssen. Man macht seine Lebensqualität von Ergebnissen abhängig.

Ich weiß nicht, wie es bei anderen hier ist, aber vor meiner Herzangst (es fing bei mir mit 31 an), machte ich mir überhaupt keine Sorgen um meine Gesundheit. Wenn ich krank war bin ich zum Arzt gegangen, hab gesagt was ich habe, er hat eine Diagnose erstellt, mir ein Rezept gegeben und gut wars. Krankheit auskuriert, nie wieder daran gedacht. Es war einfach die Sicherheit, ich stellte gar nicht infrage was der Arzt mir sagte. Ich wusste, dass ich das ganz einfach überleben werde.

Dort wieder hinzukommen erfordert eine sehr große Portion an Willenskraft und Durchsetzungsvermögen gegenüber sich selbst. Wer sein Urvertrauen wiedererlangen will, der muss zunächst erst einmal lernen sich wieder an etwas heranzuwagen, sich nicht zu verstecken und aufhören sich einzuschränken. Das Hirn braucht einen Grund um seine Denkmuster zu ändern. Solange es keinen gibt, ändert sich nichts. Man muss erleben, dass man auch ohne wöchentlichen/monatlichen Arztbesuch, auch ohne seinen Puls oder seinen Blutdruck ständig zu messen nicht tot umfällt, dass Herzstolpern nach dem Sport vorkommen kann und man trotzdem am nächsten Morgen problemlos wieder wach wird.

Niemand wird so akut krank, dass eine permanente Überwachung notwendig wäre, die mancher hier aufgrund seines Kontrollzwangs ausübt. Deswegen geht man einmal zum Arzt und wenn er sagt, dass mit dir alles in Ordnung ist, dann geh raus und mach dein Ding. Ich brauchte vier Jahre um das zu verstehen und zu verinnerlichen.

@Vendetta1981 Was Du schreibst ist alles richtig. Ich Frage mich nur weshalb Du mich zitiert hast. Denn in der Diskussion mit Annonymus ging es garnicht mehr um den einen Vorschlag den ich gemacht habe, sondern darum dass er gerne Formulierungen wählt, die in meinen Augen als Verallgemeinerung daher kommen. Nun reist Du einen von mir geschriebene Antwort aus dem Kontext. Das ist dein gutes recht, aber ich verstehe deinen Beweggrund nicht. Spielt aber auch keine Rolle, da ich weder davon gesprochen noch es empfohlen habe, ständig seine Biowerte zu kontrollieren. Aber vielleicht sind meine Formulierungen ja missverständlich. Wenn Du nochmal weiter zurück scrollen willst, kannst Du lesen was mein Vorschlag war. Ich glaube, die Person, an die der Vorschlag ging, hat ihn verstanden und es obliegt Ihr alleine, ob und wie sie ihn verwendet.

Zitat von Disturbed:

Nun reist Du einen von mir geschriebene Antwort aus dem Kontext. Das ist dein gutes recht, aber ich verstehe deinen Beweggrund nicht.

Ich fand den Teil einfach bemerkenswert weil er eine der Hauptfragen stellt, die viele Menschen mit einer Angststörung beschäftigt. Weiter nichts. Mein Beitrag dreht sich nicht darum, ob du was falsches oder missverständliches geschrieben hast.

In der Regel lese ich alles auch wenn ich momentan selten schreibe, aber ich weiß wo ihr wart. Es kann durchaus vorkommen, dass asynchrone Antworten ausgehend von den letzten zwei Beiträgen vorkommen. Teilweise unterhalten sich zwei oder drei Parteien unabhängig voneinander.