Autsch .
Zitat von benleo2020:Trotzdem triggerst du mit deinen Aussagen ständig Gedanken an, die man eigentlich nicht haben will
Tut mir leid, es war nicht meine Absicht, dir auf die Füße zu steigen. Eigentlich wollte ich nur einen Denkanstoß liefern.
Die Erfahrung aus meiner Herzpanikzeit hat mich gelehrt, dass die Angst sich mehr und mehr ausgebreitet hat, je mehr ich mich darum bemüht habe, mir Sicherheit zu verschaffen. Es gab Tage, an denen ich mich nicht unter die Dusche getraut habe, weil ich befürchtet habe, mein Herz zu überlasten und nackig im Bad an einem Herzinfarkt zu verenden.
Aus gelegentlichem Herzstolpern wurde ein Dauerfeuer in meinem Brustkorb und jede Bewegung führte zu eskalierenden Pulswerten, Herzrasen, Schweißausbrüchen und Schwindelattacken. Da ich Ende 50 und zudem auch noch massiv übergewichtig war und Bluthochdruck hatte, lieferte ich fatalerweise ein ganz hervorragendes Risikopaket für meinen befürchteten Herztod, das diesen nicht so unwahrscheinlich erscheinen ließ, wie ich mir gerne eingeredet hätte.
Hören wollte ich das lange Zeit nicht. Stattdessen übte ich mich in Schonhaltungen, Meideverhalten und Ausweichmanövern. Ich ließ mir Betablocker gegen meinen hohen Puls und die Extrasystolen verschreiben, anstatt das Problem da anzupacken, wo es saß: In meinem Hirn. Das bescherte mir nach 3 Monaten dann auch noch eine Schuppenflechte, die leider nach dem Absetzen der Betablocker geblieben ist. Gleichzeitig gierte ich nach ständiger Beruhigung und nach Zuspruch.
Arztbesuche, Notarzteinsätze und das regelmäßige Aufschlagen in der Notaufnahme wurden zur alternativen Freizeitgestaltung. Statt besser ging es mir aber immer nur schlechter.
Bis ich irgendwann so am Ende war, dass ich eine komplette Lebensveränderung als einzigen Ausweg sah. Dazu gehörte eine schonungslose Auseinandersetzung mit mir selbst und das Überbordwerfen sämtlicher Ausreden und Meidestrategien.
Warum ich das erzähle? Weil ich heute weiß, dass die Hölle kürzer gewesen wäre, wenn ich mich eher gestellt hätte, statt auszuweichen und mich nicht wertvolle Lebensjahre hätte kosten müssen.
Das ist der Grund, warum ich schubse und unbequem bin. Das Leben ist so kostbar und so schön, dass man es einfach nicht der Angst zum Fraß vorwerfen darf. Und ja: Ich weiß, dass das manchmal weder nett wirkt noch für jeden in jedem Moment hilfreich.
Das Risiko gehe ich ein, weil es, wie ich inzwischen weiß, immer wieder Menschen gibt, denen es hilft. Aber natürlich auch welche, die damit (noch) nicht gut zurechtkommen.
In keinem Fall steht aber Bösartigkeit dahinter.