Zitat von Alex1995:Es ist echt ein Teufelskreis und es ist echt schwer den zu durchbrechen.
Eigentlich ist es ganz einfach. Wenn man den Organismus versteht, erklärt sich alles von selbst.
Das Herz-Kreislaufsystem ist einfach nur dafür da genügend Sauerstoff in jeder Situation zur Verfügung zu stellen. Es reagiert auf Reize, sei es physisch oder psychisch. Es macht für den Körper keinen Unterschied ob etwas nur in Gedanken oder in der Realität passiert. Strengst du dich gerade körperlich an (Sport, Treppensteigen, Wandern, usw.), dann wird automatisch einiges in Gang gesetzt, damit dein Körper die Belastung so lange wie möglich aushält. Bist du in einer realen Angstsituation reagiert dein Körper mit verschiedenen Prozessen. Diese Prozesse spielen sich vollautomatisch ab und da du dich auf den Gegenstand der Angst fokussierst (sei es ein Angreifer, ein Tier oder was auch immer), bekommst du von diesen Prozessen nicht viel mit, weil dein Fokus voll und ganz auf der Situation liegt.
Bei Angst ohne konkrete Begründung werden diese Mechanismen ebenfalls aktiv. Allerdings, weil es eben eine irrationale Reaktion ist, hast du nichts worauf du deinen Fokus lenken kannst. Dementsprechend fällt dieser auf die Prozesse die dein Körper gerade macht. Und da irrationales Verhalten schwer zu fassen ist, wundert man sich was da gerade passiert und das führt zu einem echten Angsterlebnis. Daraus entstehen dann die Panikattacken weil die Pferde mit einem durchgehen. Dann ist ein erhöhter Puls plötzlich krankhaft, das Schwindelgefühl kommt definitiv von einem gerade entstandenen Hirntumor im Endstadium oder die Atembeschwerden werden von einer in Windeseile entwickelten COPD ausgelöst. Und warum denkt man das? Weil man sich die Angst nicht erklären kann, weil sie in diesen Situationen unangemessen ist.
Eine Angststörung ist wie der Name schon sagt eine Störung. Es ist kein akutes Angstgefühl spürbar und trotzdem reagiert der Körper auf das antrainierte Verhalten und setzt seine Prozesse in Gang. Er ist nicht mehr in der Lage situationsabhängig angemessen zu reagieren, weil man ein völlig verschobenes Bewertungsmuster entwickelt hat. Deswegen haben viele Menschen damit Probleme, dass sie nicht verstehen können warum sie sich so fühlen wie sie es tun. Die darauffolgenden Angstzustände und Panikattacken verschlimmern die Situation, weil sie als Beleg dafür gesehen werden, dass etwas schwerwiegendes vorliegen muss.
Wenn man ärztlich untersucht und nichts gefunden wurde, muss man sich darauf verlassen dass es so ist. Auch wenn es schwer fällt, dass ein Ziehen unter den Rippen eben kein Herzinfarkt ist sondern einfach nur Verspannungen sind. Diesen Fehler begehen eben die meisten Angstpatienten. Die erlebten Symptome werden einer akuten Krankheit zugeschrieben, obwohl sie gar nicht wissen können wie sich diese Krankheit anfühlt, weil sie sie nie erlebt haben.
Genau deswegen rät man auch davon ab bei Google nach Krankheiten oder Symptomen zu suchen. Dort steht eben nie eine vollständige Anamnese und schon gar keine die auf einen zugeschnitten ist. Viele Begleitsymptome oder Untersuchungsfaktoren einer Krankheit werden auch gar nicht erwähnt was zusätzlich zur Unsicherheit beiträgt.
Ich kann als Angstpatient mit sehr viel Erfahrung nur eindringlich betonen: Vertraut verdammt nochmal eurem Arzt. Er hat diesen Beruf mit langer Ausbildung erlernt. Wenn selbst ihm/ihr das Vertrauen abgesprochen wird, wem soll man sonst noch glauben?