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MarciMarc
Hallo zusammen,
ich frage mich schon seit einer Weile, ob mir Medikamente in meiner Situation helfen kann/ob ich es versuchen sollte.

Ich habe eigentlich keine Panikattacken mehr, wenn überhaupt nur selten/wenige Male im Jahr. Ich kann in meiner Stadt alles machen, denke/habe tagsüber selten bis nie an Angst, komme also im Alltag eigentlich ganz gut zurecht. Gehe normal Arbeiten. treibe Sport, Treffe Freunde usw. Es ist eher situativ und beschäftigt mich daher immer noch.

Außnahme ist, sobald ich z.B. meine Stadt verlassen muss (Urlaub, Besuche, ..), habe ich teils schon Tage vorher ängstliche Gedanken und an unbekannten Orten habe ich manchmal dieses Ich muss zurück-Gefühl, sonst werde ich verrückt oder bekomme Panik. Leider sind diese Gedanken schon seit meiner ersten Panikattacke vor 10 Jahren da und sind im Moment noch stärker, weil ich letztes Jahr im Urlaub eine Panikattacke hatte.

Hat/Hatte jemand ähnliche Symptome und haben da Medikamente geholfen?

Ich habe sehr viel Respekt vor Antidepressiva und Nebenwirkungen und wüsste nicht mal ob ich mich traue diese zu nehmen. Gibt es sowas wie ein mildes Antidepressivum / oder Alternative mit wenig NW etc.?
Ich versuche auch gerade in eine Therapie zu kommen, hatte bisher noch nie eine.

Vielen Dank für eure Antworten

16.07.2024 10:03 • 16.07.2024 #1


10 Antworten ↓


Kruemel_68
Ich würde dir hier gern antworten - schreibe aber auch gleich mal dazu, dass ich eine kritische Einstellung gegenüber ADs habe, damit Du das einordnen kannst.

Meiner Meinung nach gibt es kein mildes AD. Es sind Medikamente, die in den Gehirnstoffwechsel eingreifen und potenziell viele Nebenwirkungen verursachen können (nicht müssen). Wie und ob es bei jemandem wirkt und ob Nebenwirkungen auftreten, kann niemand vorhersehen. Wenn Du schon mit einer ängstlichen Einstellung daran gehst, sind NW sehr wahrscheinlich.

Meine persönliche Meinung ist: wenn Du deinen Alltag noch normal bewältigen kannst, versuch es erst mit Therapie. Erst wenn der Alltag nicht mehr geht und die Lebensqualität stark eingeschränkt ist würde ich über Medikamente nachdenken.

Es kann halt gut gehen, kann dich aber auch weiter reinreiten. Daher wäre es für mich immer die letzte Option.

16.07.2024 10:38 • x 2 #2


A


Helfen SSRI oder sind meine Symptome zu gering?

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MarciMarc
Danke dir für deine Antwort.
Schade, das habe ich bereits vermutete das es da keinen Mittelweg gibt mit einem milden Medikament.

Mein Alltag funktioniert meistens gut, klar gibt es auch mal schlechte Tage. Vor einem halben Jahr sah das noch anders aus und mir gings teilweise auch zuhause blöd.

Ich habe angefangen hier und da Tagesausflüge (bis ~1h Autofahrt) zu machen und somit meinen Bewegungsradius auch wieder etwas aufweiten können weil es von mal zu mal leichter ging. Jedoch grauts mir vor einem entfernten Urlaub.

Lebensqualität einschränkend? Hm, ja eigentlich ja schon. Alleine schon weil man häufig Dinge vermeidet bei denen man fahren müsste... Ausflüge, Freunde in anderer Stadt Besuchen, Urlaube etc. Überall fehlt aktuell die Leichtigkeit und Vorfreude darauf...
Ich würde es auch am liebsten ohne schaffen, aber es ist so furchtbar Anstrengend und diese Angst vor der Angst und teilweise vorhandene Fluchtgefühl an fremden orten nerven.

16.07.2024 11:22 • #3


Krylla
ADs sind wirklich nicht ohne. Da gebe ich @Kruemel_68 recht.

Das einzige, was mir einfällt, was du unterstützend versuchen könntest, wäre Lasea.
Manchen hilft es sehr gut, anderen gar nicht.
Ich habe es auch eine Zeit genommen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es mir geholfen hat, aber allein dass ich was gemacht habe, hat mein Gehirn schon etwas zur Ruhe gebracht.

Ansonsten hilft nur üben, üben, üben.
Und nicht zu große Schritten machen.
Man möchte die Angst herausfordern, ja, aber man will sich ja nicht dabei traumatisieren.
Ich verstehe dein Problem mit der Entfernung. Ich bekomme ab über eine halbe Stunde von Zuhause entfernt auch nervöse Bauchschmerzen.
Andererseits merke ich bei langen Sommerurlauben nach ein / zwei Tagen auch, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist.

16.07.2024 12:22 • x 1 #4


Schlaflose
Zitat von MarciMarc:
Schade, das habe ich bereits vermutete das es da keinen Mittelweg gibt mit einem milden Medikament.

Wenn deine Ängste nur in einzelnen Situationen auftreten, kannst du ein sedierendes Bedarfsmedikament nur in dieser Situation nehmen. Es gibt trizyklische Antidepressiva, die man als Bedarfsmedikament nehmen kann z.B. Opipramol oder Antihistaminika wie Atosil. Bei einer akuten starken Panikattacke kann man auch ein Benzo nehmen wie z.B ä Tavor. Sprich mal mit deinem Arzt darüber.
SSRI wirken nur, wenn man sie regelmäßig nimmt.

16.07.2024 13:40 • x 1 #5


D
Zitat von MarciMarc:
Mein Alltag funktioniert meistens gut, klar gibt es auch mal schlechte Tage. Vor einem halben Jahr sah das noch anders aus und mir gings teilweise auch zuhause blöd.

Zitat von MarciMarc:
Ich würde es auch am liebsten ohne schaffen, aber es ist so furchtbar Anstrengend und diese Angst vor der Angst und teilweise vorhandene Fluchtgefühl an fremden orten nerven.

Es scheint mir so, als ginge der Trend dahin zu glauben, es müsse für jedes Ungemach eine Pille geben und schon ist Alles gut. Natürlich gibt es eine Menge Erkrankungen die einer Medikation bedürfen, weil es ohne tatsächlich lebensbedrohlich wird. Aber wenn, so wie Du es geschrieben hast, im Alltag funktioniert und das obwohl es auch mal blöd ist und Du es ohne Medikamente schaffen willst, obwohl das anstrengend ist, dann wäre das vielleicht eine gewisse Anstrengung wert, oder nicht?

ADs haben auch Nebenwirkungen und dann kann man hier im Forum prima darüber diskutieren, was ja ganze Themenbereiche füllt. Ob das dann hilfreich ist, muss jeder selbst entscheiden. Was bei psychischen Belastungen helfen kann ist Therapie und zwar eine zielgerichtete. Dazu muss man aber ein Ziel haben, dass erreichbar sein kann. Etwas zu erreichen ist aber oft auch anstrengend. Und der Trend scheint auch zu sein, Anstrengung zu vermeiden. Trends sind nett, aber wenn ich mich als Individuum betrachte, gestatte ich mir lieber eine individuelle Entscheidung, statt mich Trends hinzugeben oder mich von Ihnen beeinflussen zu lassen. Dafür hab ich ja einen freien Willen.

16.07.2024 14:32 • x 2 #6


MarciMarc
Hallo zusammen,
Danke für die Antworten.

@Distorted
Danke. Es ist nicht leicht, und ich schlage mich schon seit zehn Jahren damit herum, während die Lebenszeit an mir vorbeizieht. Habe natürlich schon viel zu dem Thema gelesen/studiert etc. versuche mich immer selbst zu konfrontieren usw... Ich mach es mir nicht wirklich leicht, zumindest versuche ich das. In den letzten Wochen zumindest Ausflüge unternommen, wobei die Angst immer aufkam und dieses fight or flight Gefühl. Ich hasse es. Aber ich habe es durchgezogen.

Irgendwann denkt man sich aber was mach ich hier eigentlich so richtig los werde ich es scheinbar nicht. Im Alltag komme ich meistens klar, und die letzten Jahre waren auch in Ordnung, bis auf das Thema Reisen, Reisen war immer ein großes Thema seit meiner ersten PA. Zudem, Seit einer Panikattacke im letzten Jahr im September im Urlaub war ich nun aber in einem Tief wie noch nie, und im Winter über Monate ging es mir wirklich schlecht, das kannte ich so gar nicht, mir was alles zu viel zudem hatte ich da eine Zeit lang vor allem Angst, fast täglich, habe privat gar nichts mehr unternommen da keine Energie, aber glücklicherweise hat sich das über die letzten Monate jetzt erstmal wieder verbessert.

Man ist irgendwann einfach offen für Alternativen oder Unterstützung.

@Krylla
Danke dir, das schau ich mir mal an mit Lasea. Genau, ich übe wieder. Leider hat mich das letzte Jahr extrem zurückgeworfen und nun sind auch kurze Ausflüge wieder ein Problem die sonst nie/schon Jahre nicht mehr eins waren. Nur hat man Angst in einer Schlechten Situation gefangen zu sein.

@Schlaflose
Auch dir vielen Dank. Ich war mit dem Thema vor 2 Monaten bei meinem HA. Da habe ich Tavor bekommen 0,5mg für den Notfall. Keine Ahnung wie gut das in einer Akutsituation wirklich helfen wird (ich hoffe es wird helfen). Das hilft auch schon etwas als Krücke es dabei zu haben, für den Fall, lässt die Reiselust aber auch nicht aufsteigen. Opi und Atosil Frage ich mal nach, wollte demnächst mal ein Gespräch vereinbaren.

16.07.2024 15:47 • #7


D
Zitat von MarciMarc:
Man ist irgendwann einfach offen für Alternativen oder Unterstützung.

Das ist ja auch gut so. Leider ist das nicht bei jedem so, wie es gelegentlich hier im Forum zu vernehmen ist, besonders wenn Vorschläge oder mögliche Ansätze für eine mögliche Herangehensweise an ein Problem genannt werden, die aber dem eigenen Geschmack nicht unbedingt entsprechen. Aber das ist eine andere Sache.

Der Punkt ist, Psychopharmaka sind leider immer sehr individuell in ihrer Wirkung und auch bei Nebenwirkungen und es bedarf einer guten Überwachung durch die behandelnden Ärzte. Da kann es durchaus zu Umstellungen oder Anpassungen kommen und erstrecht zu Zweifeln seitens einem selbst. Ob das weniger anstrengend ist, merkt man dann ja. Ebenso merkt man, ob es einen frustriert, wenn der gewünschte Erfolg nicht eintritt, wie man sich es vorstellt hatte.

Du hast das Reisen angesprochen und da wäre die Frage, wie Du Reisen willst. Mit dem eigenen PKW zu fahren, könnte unter Tavor zum Problem werden. Besonders, wenn es eben zu einem Unfall käme. Aber eben auch, wenn es zur Folge hätte, dass man eben nicht mehr fährt, weil man Tavor nimmt. Denn was gewinnt man denn dann?

Wie groß die Not ist um ein Bedarfsmedikament zu nehmen, ist nunmal das subjektive Empfinden bezüglich des akuten Bedarfs. Da braucht es auch eine Offenheit dafür, dass einen nicht jedes Ungemach gleich umbringen wird. Denn kein Medikament beseitigt dieses Ungemach als solches oder die Situation, die es erzeugt. Aber es kann temporär die Anstrengung verringern, sich mit dem Empfinden bezüglich dessen, ob es angebracht und angemessen ist, auseinanderzusetzen.

16.07.2024 16:17 • x 1 #8


P
Zitat von MarciMarc:
Irgendwann denkt man sich aber was mach ich hier eigentlich so richtig los werde ich es scheinbar nicht.


Du wirsr das dann los, wenn du verstehst und verinnerlicht hast, dass du dein sicherer Ort bist. Dass du sicher bist, egal wo du bist. Du brauchst keinem Anker, der dich ja doch nur fest hält. Du bist dein Anker.

Ich würde AD nehmen (habe es schon 3x genommen), wenn mein Leben sehr stark eingeschränkt wäre. Ich konnte mein Leben zu 80, 90% nicht mehr führen und hatte selbst zuhause Angstzustände. Mir haben sie 3x sehr gut geholfen und ich würde sie auch ein viertes Mal nehmen.

Vielleicht könntest du es mal mit Johanniskraut versuchen, das wirkt laut Studien wie ein SSRI. Hat mir auch schon ein paarmal geholfen.
Vorsicht mit Sonne bei Einnahme.

16.07.2024 17:41 • #9


MarciMarc
Zitat:
Du hast das Reisen angesprochen und da wäre die Frage, wie Du Reisen willst. Mit dem eigenen PKW zu fahren, könnte unter Tavor zum Problem werden. Besonders, wenn es eben zu einem Unfall käme. Aber eben auch, wenn es zur Folge hätte, dass man eben nicht mehr fährt, weil man Tavor nimmt. Denn was gewinnt man denn dann?


Ich fahre mit meiner Partnerin und bleibe dann ggf. nur Beifahrer falls ich das brauchen würde

Ich lass mich da auch nochmal von meinem Arzt beraten bzgl Medis, was er so meint. Danke dir

Zitat:
Du wirsr das dann los, wenn du verstehst und verinnerlicht hast, dass du dein sicherer Ort bist. Dass du sicher bist, egal wo du bist. Du brauchst keinem Anker, der dich ja doch nur fest hält. Du bist dein Anker.

Ich würde AD nehmen (habe es schon 3x genommen), wenn mein Leben sehr stark eingeschränkt wäre. Ich konnte mein Leben zu 80, 90% nicht mehr führen und hatte selbst zuhause Angstzustände. Mir haben sie 3x sehr gut geholfen und ich würde sie auch ein viertes Mal nehmen.


Dankeschön. Freut mich sehr das es dir geholfen hat. Darf ich Fragen wie dein Zustand unter den AD war, wenn es dir vorher so mies ging? War es dadurch als hättest du wirklich gar nichts mehr und warst im Grunde ganz die alte? Wieso hattest du dann jeweils aufgehört, weil du es ohne versuchen wolltest, oder die nicht mehr richtig gewirkt haben?

Pflanzliche mittel klingen immer gut, ich erkunde mich da mal
Danke!

16.07.2024 19:10 • #10


P
Zitat von MarciMarc:
Darf ich Fragen wie dein Zustand unter den AD war, wenn es dir vorher so mies ging? War es dadurch als hättest du wirklich gar nichts mehr und warst im Grunde ganz die alte? Wieso hattest du dann jeweils aufgehört, weil du es ohne versuchen wolltest, oder die nicht mehr richtig gewirkt haben?


Mein Zustand besserte sich unter AD soweit, dass ich mich wieder selbst aus dem Loch ziehen konnte. Die alte war ich zunächst nicht, aber ich empfand Zuversicht und das gab mir den Mut, Herausforderungen anzugehen, das wiederum gab mir positive Bestärkung, sodass es die Spirale aufwärts ging und ich wieder zur Alten wurde.

Ich möchte möglichst ein Leben ohne Medikamente führen. Deswegen habe ich die Tabletten wie empfohlen abgesetzt, jeweils 6 Monate nach Abklingen der Symptome langsam und kleinschrittig.

16.07.2024 20:08 • #11


A


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