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Hallo Leute:)
Ich leide an einer generalisierten Angststörung und habe schon von 2 Psychologen (keine Psychiater) gehört, dass Antidepressiva nur Geldmacherei seien und höchstens der Placebo-Effekt hilft.
Stimmt das? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, bin aber total abgeneigt von ADs und möchte es gar nicht erst probieren wenn es eh nichts bringt außer die Nebenwirkungen:/
Haben euch ADs wirklich geholfen bei einer Angststörung? Wie sind da so eure Erfahrungen:)

30.07.2021 00:16 • 07.02.2022 #1


21 Antworten ↓


Hi,
Ich habe oft Panikattacken und auch viele Ängste. Ich habe von allen Fachleuten (mehrere Therapeuten mehrere Ärzte) das Gegenteil gehört, es gibt ja nicht nur das eine AD, sondern viele verschiedene, wovon sehr viele auch komplett unterschiedlich wirken. Die einen fördern eher den Antrieb und die anderen beruhigen eher mehr. Daher gibt es bestimmte AD, die vorallem bei Ängsten auch gut helfen können.
Ich selbst habe eins einmal ausprobiert, aber ich hatte so starke Angst währenddessen vor den Nebenwirkungen, dass ich es nicht nochmal genommen habe (obwohl ich zum Glück gar keine Nebenwirkungen hatte). Ob es wirkt, zeigt sich oft aber auch erst nach mehrmaligen Anwenden, sodass ich dazu nichts sagen kann.
Ausprobieren würde ich es aber auf jeden Fall. Jeder reagiert etwas anders und bei jedem wirkt es auch anders.

A


Helfen Antidepressiva wirklich bei Angststörungen?

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Psychologen sind meist immer gegen AD, denn dann würde es den Patienten ja besser gehen und sie brauchen nicht so viele Stunden.
Da fragt sich manchmal echt, wer die Geldschneider sind.
Mir geht es bedeutend besser, seit ich ein AD nehme, aber es muss jeder selber wissen, ob er es nehmen möchte.

Ich habe bisher einfach kein AD vertragen. Bei mir waren die Nebenwirkungen immer schlimmer als die Angststörung selbst.
Deshalb nehme ich keins und habe im Notfall meine Bedarfmedis, die vollkommen ausreichen und wirklich nicht oft gebraucht werden.
Aber das ist meine eigene Entscheidung gewesen, es ohne AD zu machen, kenne allerdings genug Menschen, denen es hilft.
Von daher kann ich das nicht sagen ,dass ADs nicht helfen. Nur mir halt nicht ^^

Beides möglich.
Ich mache das schon viele Jahre, 4 Phasen mit panik. Eine zusätzlich mit ptbs.
Medis habe ich jetzt zum dritten mal, das erste mal wars am längsten und hat gut geholfen.
Die phase ein paar jahre später hab ich ohne geschafft.
Dann vor drei Jahren zig Versuche und am schluss eins das ich aber nur für wenige Monate gebraucht habe und aktuell habe ich diese woche wieder angefangen da sich Panik und ptbs so verknüddelt haben das es sich gegenseitig ins unermessliche gesteigert hat. Die Ängste sind flach und das Leben so aktuell definitiv leichter. Wir werden sehen ob diese minidosis ausreicht und wie lange es benötigt wird oder auch nicht.

Meine Mutter nimmt seit Jahren medis gegen die Ängste und isf mit sich im reinen das sie es auch bis zum Schluss nehmen wird, da es ihr das leben einfach einfacher macht. Das hat viel mit Lebensqualität zu tun. Denn dauerangst führt zu keiner.

Also ja, AD können sehr gut helfen.
Kommt auf den leidensdruck an.

Ich finde das echt schlimm das die Psychologen denken nur sie alleine können alles.

Ich habe sie zweimal genommen einmal drei Jahre und einmal 1 1/2 Jahre, zwei verschiedene und mir haben sie jedes Mal geholfen.

Ich hatte vor kurzem auch eine Therapeutin die die AD verteufelt, seit dem habe ich ein Knacks weg was die Medis betrifft.

Ich will jetzt niemanden in Schutz nehmen, finde aber ,es werden tatsächlich sehr schnell ADs verschrieben ohne viel Wissen über den Patienten.
Es ging mir schon mehrere Male so ,dass ich beim Neurologen saß, kurz gesagt habe: ich bin sehr nervös und unruhig und direkt ein AD bekam, ohne auf die Hintergründe zu achten.
Das hat mich immer was abgeschreckt.

Mir haben ADs gegen stärkste Panik schon 2x geholfen. Das Problem bei Angst/Panik und Depression ist das selbe (oft: geringer Serotonin-Spiegel). Dadurch, dass der bei vielen durch die Einnahme von ADs steigt, steigt das Wohlbefinden. Man wird ausgeglichener, kann dadurch besser entspannen (sehr wichtiger Punkt!). Man hat eine höhere Schmerzschwelle u.s.w.

Viele schaffen es auch ohne AD.
Ich finde auch, dass z.T. sehr oft AD verschrieben werden und nicht der Versuch unternommen wird, den Patienten zur Selbsrheilung zu verhelfen. Aber dafür hat ein Psychiater auch wenig Zeit und es ist nicht seine Mission. Dafür muss man zum Psychologen oder Psychotherapeuten.

Aber wenn das Leben sehr eingeschränkt und der Leidensdruck entsprechend hoch ist, kann ich es oft nicht verstehen, wie man sie nicht wenigstens ausprobieren kann. Sie sollen ja nur zur Überbrückung dienen, bis man sein Leben und Denken wieder im Griff hat.

Zitat von Pauline333:
Mir haben ADs gegen stärkste Panik schon 2x geholfen. Das Problem bei Angst/Panik und Depression ist das selbe (oft: geringer Serotonin-Spiegel). ...

Das mit dem Serotonin ist ja angeblich nicht war. Ich gehe sogar soweit und behaupte die Psychologin hat mich angelogen, sie hat behauptet das nach den neuen Leitlinien keine AD mehr eingesetzt werden. Ich habe recherchiert und in der aktuellsten S3 Leitlinie wird es aber empfohlen.

Ich glaube die Frage wird nie zu 100% mit ja oder nein beantwortet werden.

Jeder ist unterschiedlich und hat andere Ressourcen. Davon ist es abhängig ob man Unterstützung benötigt oder man sich soweit skillen kann, handlungsfähig bleibt etc etc.

Ob es an einem serotonimangel liegt konnte nie richtig beweisen werden aufgrund mangelnder Messbarkeit des Wertes (mailab auf YouTube hat dazu ein gutes Video veröffentlicht)

Meine Therapeutinnen sowohl die für Schema und auch meine jetzige für KVT sind der Meinung wenn es ohne geht immer probieren. Viele AD deckeln die Angst (was in bestimmten Lebenssituationen bestimmt wichtig ist) aber solange man noch Lebensfähig ist meine S. Gedanken hat denke ich muss man da einfach durch. Ja ich denke zur Zeit fast jeden Tag darüber ich schaffe es nicht mehr. Aber ich kämpf mich durch ohne AD! Die Reise wird dadurch länger und schwerer aber ich hoffe am Ende es aus eigener Kraft geschafft zu haben. Ich persönlich habe mein Leben lang Gefühle gedeckelt, Ängste nicht wahrgenommen. Wenn ich das jetzt wieder durch ein Medikament mache stehe ich am Ende wieder da und verliere den Antrieb weil ich denke alles ist ok!

Aber das ist mein Weg. Jeder muss seinen finden. Und Richtungen können sich ändern in beide Seiten! Diese Option ist ja immer gegeben. Alles Gute dir!

Ich hatte es lange ohne versucht. Versucht die Wochenbettdep. und die daraus gefolgte Angst zu bekämpfen. Es war ziemlich schwer und irgendwann war die Kraft weg. Und ich habe mich wie in einem Hamsterrad gefühlt. Bin nicht mehr raus, Angst vorm einkaufen, Angst mit meiner Tochter alleine zu sein.

Jetzt mit dem AD fällt es mir wieder wesentlich leichter zurück ins Leben zu finden. Es ist kein Zaubermittel aber ein ziemlich stabiler Krückstock für die Seele.

Danke euch allen für eure Beiträge!
Es hat mir echt dabei geholfen die positiven und negativen Aspekte zu sehen!
An die Leute die ADs nehmen gegen Ängste, welches AD hat euch am besten geholfen?
Werde mich diesbezüglich auch noch beraten lassen, aber wenn es wirklich welche gibt die bei Angst besser helfen wäre es schön ein paar Beispiele zu hören
Bis jetzt wurde mir nur einmal Venlafaxin vorgeschlagen

Zitat von Juliii:
An die Leute die ADs nehmen gegen Ängste, welches AD hat euch am besten geholfen?

Da wirst du von jedem andere antworten erhalten, weil gefühlt jedes Medikament bei jedem anders wirkt.
Ich bekomme Sertralin gegen meine Panikattacken und Ängste und es hilft wunderbar. Kenne aber auch Leute, denen hat das gar nicht geholfen.

Empfohlen werden ja vor allem SSRI Präparate. Ich hab das überhaupt nicht vertragen. Da hilft nur ausprobieren.

Was ich aber immer komisch finde:
Personen mit Depression wo der Antrieb vermindert ist bekommen die gleichen ADs wie bei Patient*innen die einen erhöhten Antrieb durch Angst und Panik haben.

Für mich war dann immer der Vergleich als würde jemand bei Bluthochdruck das gleiche Medikament bekomme wie bei niedrigen Blutdruck.. klar kann man das nicht vergleichen aber stutzig macht es mich trotzdem.

Ich bin aktuell auch bei sertralin weil das citalopram (hatte bei ersten ma prima geholfen) nicht mehr angeschlagen hatte. Da gabs dann noch drei annere aber am end is es sertralin. Da das eins der wenigen is die auch bei ptbs zugelassen sind (onlabel) war das wieder Mittel der wahl.

Aber es stimmt, das is bei jedem anders.

Ich hatte Fluoxetin, Paroxetin, Promethazin und Opipramol. Das Mittel was tatsächlich geholfen hat, war das Escitalopram in Tropfenform. Zum ganz langsamen einschleichen.

Evtl. liegt es an der Dauer, wie lange man schon mit Ängsten zu kämpfen hat und der Tatsache, ob man die AD insgesamt fürchtet, oder so am Ende ist, dass man nur noch gewinnen kann, was dann in Richtung Depri geht.

Mag auch daran liegen, dass die Hausärzte wirklich zu schnell verschreiben.

Als ich nach 17 Jahren nimmer konnte, war ich in einer Depri. gelandet. Da geht nix mehr, da haste auch keine Angst mehr, da ist nix.

Citalopram war mein Retter. Definitiv.
Sponsor-Mitgliedschaft

In unzähligen Studien ist bereits belegt, dass Antidepressiva minimal besser helfen als die Placebo-Gruppe. Gerade mal 20% und die sind wahrscheinlich auch noch Placebo-Effekt (,,ah, ich habe Nebenwirkungen/spüre etwas anders also muss ja die Wirkung da sein). Die Hypothese mit dem zu wenig Serotonin wurde erstens noch nie solide belegt, ist sogar widersprüchlich da man dabei durch die Aufnahmehemmung dieses Hormons von einem angstlösenden Effekt ausgeht aber die Patienten trotzdem ein paar Tage bis Wochen auf die Wirkung warten müssen, und sie wurde seit den 80ern sogar widerlegt (das bei Betroffenen zu viel/mehr Serotonin gemessen wurde).

Bei dem Thema psychische Krankheiten musst du dir unbedingt vor Augen halten, dass Ärzte zum Teil weder (hirnbedingte) Ursachen der Krankheit noch die genaue Wirkung im Gehirn der dafür eingesetzten Medis kennen. Ob ein Medikament vor allem bei Angststörungen wirklich wirkt oder nicht sehe ich persönlich sehr in Verbindung mit Zufall, ich habe selbst schon einige Medis durch und fand bisher immer, das sie ein Problem nicht lösen sondern einfach was anderes auslösen (Müdigkeit,Antriebssteigerung,usw.).

Mit diesem Wissen und aus eigener Erfahrung glaube ich auch, dass der Umfang der Leute bei denen diese Substanzen nicht wirken auch nicht allzu klein ist.

Mir hat Sertralin gar nicht geholfen, wurde sogar schlimmer.

Jetzt mit Escitalopram ist es um einiges besser geworden.

Ich habe immer noch mit Angst und Panikattacken zu tun, geh aber auch zur Therapie und hoffe es mit AD/Therapie in den Griff zu bekommen.

Ich hatte mal zu meiner Tumorzeit (ältere Mitglieder kennen die Geschichte) mit Citalopram angefangen. Hab es 3 Monate genommen. Haben mir sehr gut geholfen. Aber ich hab sie dann alleine wieder abgesetzt ( nie machen!) da ich das Gefühl hatte dass ich nicht mehr ich bin.
Jetzt nehme ich 2015 Opipramol was wir sehr gut tut..... und als Notfallmedikament habe ich Lorazepam 1.0... da habe ich sehr viel Respekt vor und komme mit einer Packung 1 bis 1,5 Jahre aus.

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Dr. Christina Wiesemann
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