Huhu,
Ich glaube erst einmal nicht dass Liebe Angst heilen kann. Das ist wieder eine Theorie die davon ausgeht dass Angst von Außen geheilt werden kann, durch irgend eine fremde Person. Das geht aber nicht: Die Angst kann nur der Ängstliche selber heilen, sonst keiner.
Ein Partner kann wie ein Therapeut auch bloß Hilfestellungen geben. Helfen muss man sich selber. Punkt.
Die Geschichte mit dem Angst-Patienten wo die Symptome besser wurden als der Richtige kam erinnert mich an eine interessante Psychologie-Vorlesung aus der Uni. Verliebtsein, also dieses rosa Gefühl das man hat wenn man Jemanden ganz frisch kennen lernt und Alles ist schön und so, das sorgt dafür dass das Gehirn ständig high ist, wie auf Dro. eben. Das ist aber nur bei Verliebtsein der Fall, und hat mit wahrer Liebe nix zu tun. Gut vorstellbar dass dieser Hormon-Cocktail im Gehirn dafür sorgt dass die Angst nicht mehr ganz so präsent ist.
Aber geheilt ist man deswegen noch lange nicht
Unter Liebe verstehe ich das Gefühl das sich einstellen kann wenn die erste Verliebtheit vorbei geht. (Die wird vorbei gehen und muss es auch, weil der menschliche Körper so viel Glück auf Dauer gar nicht verkraften kann.) Dann sieht man auch die Schwächen des Anderen, die weniger schönen Seiten, das Unvollkommene. Und wenn man ihn dann trotzdem noch mag und merkt dass man sich aufeinander verlassen kann, dann ist das für mich Liebe. Ob Liebe eine Dro. ist, das hängt denke ich sehr an der Einstellung des Einzelnen zu sich selbst und zum Partner.
Wer davon ausgeht einen Anspruch auf Liebe und den Partner zu haben, der macht sich schnell abhängig, auch weil er davon ausgeht dass der Andere dafür zuständig ist ihn glücklich zu machen. Das denken erschreckend viele Beziehungsmenschen, und die fallen dann natürlich in ein tiefes Loch wenn's vorbei ist.
In der Schule hab ich mal ne lustige Umfrage gemacht, als Gimmick zu Shakespeare:
Was würdest du tun wenn du deinen Freund mit ner Anderen siehst?
Die meisten Mädels waren völlig schockiert, perplex. Das würde der niemals tun! oder Ich würd versuchen um ihn zu kämpfen!
Eine meinte ganz locker: Na, wenn er zu ner Andren geht, weiß er mich wohl nicht mehr zu schätzen, und dann hat er mich auch nicht mehr verdient. Wenn der sich von mir trennen will dann ist es sein Verlust, nicht meiner.
Coole Einstellung, finde ich. (Vor allem wenn man gerade mal 15 ist.)
Wenn man weiß dass man den Partner im Grunde nur auf Zeit hat und trotzdem für sich selbst verantwortlich ist, dann ist eine Trennung auch kein großes Drama.
Und wenn man merkt dass der Andere eh nicht gut für einen war, dann ist die Trennung sogar eine Erleichterung.
Über Liebe und Trennung kann man so viel diskutieren, aber verallgemeinern kann man das sicherlich nicht. Mag sein dass Liebe und Aufmerksamkeit Selbstheilungskräfte aktivieren können, es gibt aber auch oft den Fall dass der liebende Partner dem Angstpatienten eine zu große Stütze ist und irgendwann zur unverzichtbaren Krücke wird - dann entsteht Abhängigkeit, und die macht krank, nicht gesund.
Von Heilung kann man dann sicher nicht mehr sprechen.
Liebe Grüße!
12.07.2011 14:49 •
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