Hi!
Ich bin neu hier, leide seit ungefähr einem Jahr unter Panikattacken, und mache seit ein paar Wochen Psychotherapie. Ich möchte mir hier mal alles ganz öffentlich von der Seele schreiben, weil ich den Eindruck habe, daß mir das ganz gut tun könnte.
Den Tag, an dem meine Panik angefangen hat, habe ich nur zu gut in Erinnerung:
Es war ein Sonntag, und ich fühlte mich schon seit dem frühen Vormittag unruhig / flatterig. Diese Unruhe hockte irgendwo zwischen Brust und Magen, hatte etwas beklemmendes an sich, und veranlasse mich dazu, ständig in meiner Wohnung auf und ab zu tigern.
Plötzlich brach die Panik durch: Ein Kribbeln (wer Panikattacken hat weiß sicher was ich meine. Es ist nicht wirklich ein Kribbeln, sondern ein vollkommen undefinierbares Gefühl, dem die Bezeichnung Kribbeln nur entfernt nahe kommt) brach in meiner Magengegend aus, und fuhr wie eine Welle durch meine Brust empor, bis es wie ein Kloß in der Vertiefung zwischen Schlüsselbein und Hals stecken blieb. Mit dieser aufsteigenden Welle ging explosionsartig die Angst einher: Mein Herz hört gleich zu schlagen auf. Es wird einfach stoppen!.
Mein Herz raste so heftig, daß es in meinen Ohren hämmerte, meine Hände zitterten, meine Knie wurden weich, und der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn.
Diese Attacke dauerte knapp fünf Minuten, bis sie langsam abflaute.
Nach EKG und Abhören im Krankenhaus wurde mir versichert: Es liegen keine Herzprobleme vor. Diagnose: Nervöse Störungen / Panik
Ich konnte die Panik-Diagnose einfach nicht glauben, denn das alles fühlte sich so hautnah und organisch an.
Das alles kann doch nicht nur psychisch bedingt sein!, dachte ich, und lebte mit der für mich äusserst zweifelhaften Panik-Diagnose weiter.
In den kommenden Wochen kamen diese Anfälle immer wieder - auch mit neuen Symptomen. Schweres Atmen und massives Schwindelgefühl gesellten sich zu den Attacken, oder traten zwischendurch einzeln auf. Ich begann damit ständig auf mein Herz zu lauschen, maß ständig Puls und Blutdruck, und befand mich in einer ständigen Erwartungshaltung, daß jeden Moment wieder etwas passieren würde - und es passierte etwas:
Ich saß vor dem PC und beantwortete ein paar Mails, als ich plötzlich von einem Gefühl absoluter Unwirklichkeit übermannt wurde. Alles wirkte auf merkrwürdige Art zweidimensional. Ich sprang hoch, sah mich panisch um, und war felsenfest davon überzeugt, daß ich jeden Moment aus der Realität herausfalle / den Verstand verliere. Diese Attacke dauerte nur wenige Minuten bevor sie ziemlich schlagartig wieder abfiel.
Die folgenden Monate waren eine Qual: Ständige Angst, ständige Erwartungshaltung, ständiges in den Körper horchen, oftmaliges Herzstolpern, und äusserst gehaltvolle Attacken. Sobald ich etwas über Herzleiden las oder hörte, kochte die Unruhe zwischen Brust und Magen bis an den Rand der Panik hoch.
Sobald ich im Bus oder in der U-Bahn stand wurde die Angst plötzlich umzukippen so übermannend, daß ich mich beidhändig an den Haltestangen festklammern musste, um nicht das Gefühl zu haben, daß mir gleich schwarz vor Augen wird. Verspannungen / leichte Schmerzen in der linken Schulter, oder an irgendwelchen Stellen im linken Arm lösten sofort Attacken aus, weil ich mit einer bevorstehenden Herzattacke rechnete. Ich entwickelte den Tick, mir ständig an die Brust / diese kleine Kuhle über dem Schlüsselbein zu fassen, und Abends einzuschlafen war immer wieder eine Prüfung, denn sobald es dunkel und geräuschlos war, hörte ich voll und ganz auf mein Herz, und war so nervös, daß ich kaum einschlafen konnte. Letztendlich schlief ich nur mehr auf der Couch, weil ich Angst hatte vom Schlafzimmer aus (welches von der Raumaufteilung her am weitesten von der Wohnungstüre und dem Telefon entfernt liegt) nicht rechtzeitig Hilfe holen zu können, sollten Herzprobleme einsetzen. Weiters trank ich keinen Kaffee mehr, weil ich Angst hatte, daß selbst ein bisschen Koffein mein Herz zum endgültigen Aussetzen bringen könnte.
Kurz gesagt: Diese Zeit war schrecklich.
Nach einer besonders heftigen Attacke, die durch eine dummerweise hinzugekommene akute Stress-Situation maßlos hochgejagt wurde, sodaß mein Blutdruck auf stolze 164 hochfuhr, und meine Knie derartig zitterten, daß ich nicht mehr stehen konnte, besuchte ich auf einen erneuten Hinweis endlich einen Psychotherapeuten, was im Endeffekt eine ziemliche Überwindung für mich war.
Bereits die Anfänge der Therapie zeigten Wirkung: Das Sprechen über bestimmte Dinge (ihr seid mir nicht böse, wenn ich diese hier nicht im Detail ausführe), löste leichte bis mittlere Panikschübe aus. Bereits das STREIFEN bestimmter Themen ließ meine Hände zittern, Angst-Schübe hochjagen, Schweiß ausbrechen, und extremes Schwindelgefühl aufkommen. Seit Beginn der Therapie haben sich die Dinge deutlich zum Besseren gewandt. Die Herz-Angst hat deutlich abgenommen, die Panikattacken haben sich von der Anzahl her deutlich verringert, und ich bin in den meisten Fällen sogar im Stande dazu, aufkommende Panik im Keim zu ersticken.
So, das wäre der aktuelle Stand, und ich fühle mich ziemlich gut, nachdem ich das alles endlich mal offen niedergeschrieben habe. Während dem Schreiben war ich leicht kaltschweissig und nervös, doch jetzt im Nachhinein fühle ich mich deutlich ruhiger als ich mich den ganzen bisherigen Tag gefühlt habe.
Danke
Ich bin neu hier, leide seit ungefähr einem Jahr unter Panikattacken, und mache seit ein paar Wochen Psychotherapie. Ich möchte mir hier mal alles ganz öffentlich von der Seele schreiben, weil ich den Eindruck habe, daß mir das ganz gut tun könnte.
Den Tag, an dem meine Panik angefangen hat, habe ich nur zu gut in Erinnerung:
Es war ein Sonntag, und ich fühlte mich schon seit dem frühen Vormittag unruhig / flatterig. Diese Unruhe hockte irgendwo zwischen Brust und Magen, hatte etwas beklemmendes an sich, und veranlasse mich dazu, ständig in meiner Wohnung auf und ab zu tigern.
Plötzlich brach die Panik durch: Ein Kribbeln (wer Panikattacken hat weiß sicher was ich meine. Es ist nicht wirklich ein Kribbeln, sondern ein vollkommen undefinierbares Gefühl, dem die Bezeichnung Kribbeln nur entfernt nahe kommt) brach in meiner Magengegend aus, und fuhr wie eine Welle durch meine Brust empor, bis es wie ein Kloß in der Vertiefung zwischen Schlüsselbein und Hals stecken blieb. Mit dieser aufsteigenden Welle ging explosionsartig die Angst einher: Mein Herz hört gleich zu schlagen auf. Es wird einfach stoppen!.
Mein Herz raste so heftig, daß es in meinen Ohren hämmerte, meine Hände zitterten, meine Knie wurden weich, und der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn.
Diese Attacke dauerte knapp fünf Minuten, bis sie langsam abflaute.
Nach EKG und Abhören im Krankenhaus wurde mir versichert: Es liegen keine Herzprobleme vor. Diagnose: Nervöse Störungen / Panik
Ich konnte die Panik-Diagnose einfach nicht glauben, denn das alles fühlte sich so hautnah und organisch an.
Das alles kann doch nicht nur psychisch bedingt sein!, dachte ich, und lebte mit der für mich äusserst zweifelhaften Panik-Diagnose weiter.
In den kommenden Wochen kamen diese Anfälle immer wieder - auch mit neuen Symptomen. Schweres Atmen und massives Schwindelgefühl gesellten sich zu den Attacken, oder traten zwischendurch einzeln auf. Ich begann damit ständig auf mein Herz zu lauschen, maß ständig Puls und Blutdruck, und befand mich in einer ständigen Erwartungshaltung, daß jeden Moment wieder etwas passieren würde - und es passierte etwas:
Ich saß vor dem PC und beantwortete ein paar Mails, als ich plötzlich von einem Gefühl absoluter Unwirklichkeit übermannt wurde. Alles wirkte auf merkrwürdige Art zweidimensional. Ich sprang hoch, sah mich panisch um, und war felsenfest davon überzeugt, daß ich jeden Moment aus der Realität herausfalle / den Verstand verliere. Diese Attacke dauerte nur wenige Minuten bevor sie ziemlich schlagartig wieder abfiel.
Die folgenden Monate waren eine Qual: Ständige Angst, ständige Erwartungshaltung, ständiges in den Körper horchen, oftmaliges Herzstolpern, und äusserst gehaltvolle Attacken. Sobald ich etwas über Herzleiden las oder hörte, kochte die Unruhe zwischen Brust und Magen bis an den Rand der Panik hoch.
Sobald ich im Bus oder in der U-Bahn stand wurde die Angst plötzlich umzukippen so übermannend, daß ich mich beidhändig an den Haltestangen festklammern musste, um nicht das Gefühl zu haben, daß mir gleich schwarz vor Augen wird. Verspannungen / leichte Schmerzen in der linken Schulter, oder an irgendwelchen Stellen im linken Arm lösten sofort Attacken aus, weil ich mit einer bevorstehenden Herzattacke rechnete. Ich entwickelte den Tick, mir ständig an die Brust / diese kleine Kuhle über dem Schlüsselbein zu fassen, und Abends einzuschlafen war immer wieder eine Prüfung, denn sobald es dunkel und geräuschlos war, hörte ich voll und ganz auf mein Herz, und war so nervös, daß ich kaum einschlafen konnte. Letztendlich schlief ich nur mehr auf der Couch, weil ich Angst hatte vom Schlafzimmer aus (welches von der Raumaufteilung her am weitesten von der Wohnungstüre und dem Telefon entfernt liegt) nicht rechtzeitig Hilfe holen zu können, sollten Herzprobleme einsetzen. Weiters trank ich keinen Kaffee mehr, weil ich Angst hatte, daß selbst ein bisschen Koffein mein Herz zum endgültigen Aussetzen bringen könnte.
Kurz gesagt: Diese Zeit war schrecklich.
Nach einer besonders heftigen Attacke, die durch eine dummerweise hinzugekommene akute Stress-Situation maßlos hochgejagt wurde, sodaß mein Blutdruck auf stolze 164 hochfuhr, und meine Knie derartig zitterten, daß ich nicht mehr stehen konnte, besuchte ich auf einen erneuten Hinweis endlich einen Psychotherapeuten, was im Endeffekt eine ziemliche Überwindung für mich war.
Bereits die Anfänge der Therapie zeigten Wirkung: Das Sprechen über bestimmte Dinge (ihr seid mir nicht böse, wenn ich diese hier nicht im Detail ausführe), löste leichte bis mittlere Panikschübe aus. Bereits das STREIFEN bestimmter Themen ließ meine Hände zittern, Angst-Schübe hochjagen, Schweiß ausbrechen, und extremes Schwindelgefühl aufkommen. Seit Beginn der Therapie haben sich die Dinge deutlich zum Besseren gewandt. Die Herz-Angst hat deutlich abgenommen, die Panikattacken haben sich von der Anzahl her deutlich verringert, und ich bin in den meisten Fällen sogar im Stande dazu, aufkommende Panik im Keim zu ersticken.
So, das wäre der aktuelle Stand, und ich fühle mich ziemlich gut, nachdem ich das alles endlich mal offen niedergeschrieben habe. Während dem Schreiben war ich leicht kaltschweissig und nervös, doch jetzt im Nachhinein fühle ich mich deutlich ruhiger als ich mich den ganzen bisherigen Tag gefühlt habe.
Danke
10.07.2008 19:57 • • 11.07.2008 #1
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