@ZZ
Ich kann Dir nur voll und ganz zustimmen.
Auch Deinem erweiternden Vergleich mit dem Topf.
Ich denke auch, daß es 2 grundlegende Punkte gibt, die man beachten muß:
1.) Den richtigen Umgang mit der Angst lernen (und das heißt für mich, daß man ruhig mal merken kann, daß nichts schlimmes passiert, wenn man den Deckel durch die Gegend fliegen läßt)
2.) Zu schauen, wieso sich das Wasser so aufheizen konnte, daß im Topf überhaupt so ein Druck auf den Deckel entstehen konnte
Bei Punkt 2 muß ich wieder bei Dir anschließen:
@cherryrockabella
Ich denke wie gesagt auch (bzw. sage das aus meiner eigenen Erfahrung), daß es DAS entscheidende Ereignis in der Vergangenheit nicht gibt, welches irgendwann einmal die Angst ausgelöst hat.
Es gibt hunderte Verhaltensweisen, die dazu geführt haben, daß eine Streßreaktion wie Angst einsetzt.
Die Betroffenen nehmen meist nur das Initialereignis wahr und denken, dies käme aus heiterem Himmel - oft steht dahinter aber z.B. ein jahrelanger Raubbau am eigenen Körper (z.B. wenig Schlaf, Rauchen, Arbeitsstreß, wenig Sport etc. etc.). Das summiert sich alles über Jahre und bricht dann, wenn sich zuviel Streß aufeinander getürmt hat, aus wie ein Vulkan. Die Situation, in der das passiert ist meist unerheblich - das ist purer Zufall, wird dann aber oft mit der Angst verknüpft.
Und dann passiert der zweite Fehler - man nimmt diese Initialsituation her und fängt an drüber nachzudenken und reagiert auf Angst grundsätzlich mit Abwehr zu reagieren. Man wartet förmlich auf die Angst, um sich sofort gegen sie zu wehren. Durch die Beschäftigung mit der Angst und das Kämpfen dagegen wird es aber noch schlimmer - das ist dann ein negativer Teufelskreis, denn man nur durchbrechen kann, indem man das ganze bewußt - mit dem eigenen Willen - umkehrt.
Ich kenne zumindest absolut niemand, bei dem nachweislich irgendein Ereignis in der Kindheit später zu einer Panikattacke geführt hat. Und es stellt sich auch die Frage: Wie sollte man das überhaupt nachweisen können ? Bzw. was würde es Dir bringen, wenn Du davon ausgehst, daß es vielleicht so ist ? Was kannst Du im hier und jetzt mit dieser Info ändern bzw. anfangen ?
Meiner Erfahrung nach sind solche - ich nenne sie mal Hypothesen - meist nur eine Ausrede, um wieder nicht daran zu arbeiten, die Beschäftigung mit der Angst zu unterlassen, an der Einstellung gegenüber der Angst zu arbeiten und vor allem, um nicht die schädigenden Verhaltensweisen zu bearbeiten bzw. einzugestehen, die überhaupt erst dazu geführt haben, daß es durch ein Auftürmen von etlichen Stressoren zu einem Vulkanausbruch kam.
Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, denn ich habe diesen Fehler auch viel zu lange begangen. Erst, als ich kapiert habe, daß es DEN Grund nicht gibt und es daher auch nicht die Wunderlösung auf Knopfdruck gibt, war ich bereit, mich mich ganz ehrlich mit mir selbst und meinen Problemzonen auseinanderzusetzen.
Heute ist mir auch klar: Es ist viel bequemer, Lösung XY hinterherzuhetzen und auf Lösung XY zu hoffen, als gewisse Dinge in Angriff zu nehmen und das dann auch konsequent durchzuziehen. Ich hatte ja früher vielleicht schon das eine oder andere probiert - aber nach dem ersten Versuch, wo sich nicht gleich alles 180 Grad zum guten gewendet hat, sagte ich: Na dann lasse ich es - und das ist eben schlecht.
Das mit dem Hocharbeiten klingt mir wie gesagt zu sehr nach Kampf um jeden Preis gegen die Angst, damit Tätigkeit XY wieder funktioniert.
Was meiner Erfahrung diesbezüglich wichtig ist:
1.) Du mußt NICHT funktionieren (vor allem nicht in dem Sinne, daß Du keine Angst haben darfst - ganz im Gegenteil: Es sollte sogar Ziel sein, daß die Angst kommt, denn nur dann kannst Du lernen, sie zuzulassen)
2.) DU DARFST Angst haben - Du kannst sie also zulassen - es wird nichts schlimmes passieren, wenn Du sie zuläßt.
3.) In der U-Bahn würde sich anbieten so lange zu fahren, solange Du Angst zulassen kannst (und nicht, so lange Du sie irgendwie verkrampft aushalten kannst und Dich gegen die Symptome wehrst - das klingt zwar gleich, ist aber ein entscheidender Unterschied)
Du kannst ja auch mal nur eine Station fahren, dann 2 oder 3 - wichtig ist nicht, daß Du um jeden Preis XY Stationen fährst, sondern daß Du lernst, daß nichts passiert, wenn Du die Angstsymptome zuläßt. Und wenn Du anfangs nur eine Station lang schaffst, die Angst zuzulassen ist das 10x besser, als Du fährst gegen die Angst ankämpfend durch die halbe Stadt.
21.02.2010 01:07 •
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