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Hallo zusammen, ich hatte mal eine Frage an euch. Ich habe vor 13 Jahren schon mal extrem mit Angst und Panikstörung zu kämpfen gehabt. Danach war relativ Ruhe und seit 2 Monaten ist es wieder schlechter geworden. Ich war damals schon stationär in Behandlung aber sehr geholfen hatte das nicht. War vor kurzem auch bei einer guten Psychotherapeutin aber sie meinte sie könnte keinen Anhaltspunkt für meine Beschwerden finden. Von meiner Seite sehr ich auch nicht wirklich eine Erklärung. Ich bin glücklich verheiratet mit 2 Kindern und auch der Job macht mir Spaß. Das einzige was mich ein wenig stört ist der lange Arbeitsweg von 1 Stunde hin und 1 Stunde zurück. Mach das schon jetzt 17 Jahre. Damals in der Klinik wurde versucht in tiefenpsychologischen Dingen etwas zu machen aber das hat sich auch nicht wirklich gelohnt. Ich habe ja auch kein Trauma oder sonst etwas in der Richtung. Medikamente nehme ich seit Jahren einmal früh 75mg Venlafaxin. Die sollte ich erhöhen was aber die Beschwerden noch stark verschlimmert hat. Vor allem kommen auch psychosomatische Beschwerden mit dazu. Unruhe, Nervosität, Übelkeit usw.
Geht es hier noch anderen so daß sie selbst durch Therapie usw. keine Erklärung dafür haben. Gibt es hier welche wo Ärzte auch auf genetische Ursachen schließen?

12.01.2024 09:47 • 21.01.2024 #1


77 Antworten ↓


Hallo Eisbär,

warum sollten Deine Ängste genetisch verstärkt werden?

Zitat von Eisbär:
Von meiner Seite sehr ich auch nicht wirklich eine Erklärung.

Wenn die Menschen für ihre Angststörung sofort eine Erklärung hätten, dann brauchten sie keine
Therapeuten. Oder etwa doch?

Zitat von Eisbär:
War vor kurzem auch bei einer guten Psychotherapeutin aber sie meinte sie könnte keinen Anhaltspunkt für meine Beschwerden finden.

Wie soll sie denn einen Anhaltspunkt bei Dir finden, wenn Du ihr sagst. Ich selbst habe keine Erklärung
für meine Ängste. Eine Therapeutin kann doch nur das erkennen, was Du ihr erzählst.
Erzählst Du ihr nichts, erkennt sie auch nichts.

A


Genetische Angst und Panikstörung

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@Eisbär Habe jemanden im Bekanntenkreis zu dem guten Sozialen Kontakt habe ein Kollege.Auch haben wir uns öfter ausgetauscht weil ich selber Angststörung habe.Bei ihm war es Oma und Mutter er kam auch mehr nach ihnen,was seine eigene Lebenssituation angeht gab es auch nie einen Grund für die Angst sie entwickelt sich einfach so aus dem Nichts,er selbst erzählte mir dann das seine Oma es aus einer Zucker und Herzkrankheit hatte und die Mutter in den Wechseljahren seine Mutter war Tapfer und hielt es aus und war dann auch nur
eine Phase bei der Oma blieb es sehr lange.Ich persönlich habe da eine andere Entwicklung. Denke aber es liegt am Umgang damit und was mache ich dagegen oder dafür das es nicht so kommt.

Ich weiß von meiner Oma auch das diese früher ähnliche Beschwerden hatte. Damals ( 40-50 Jahre her) wurde oft im Krankenhaus behandelt aber es wurde nie etwas organisches gefunden. Deswegen bin ich ja der Meinung das so etwas auch genetisch bedingt seien könnte. Die Frage ist halt nur was machen?

Da gibt es viele Möglichkeiten um dieser Sache etwas näher zu kommen.

Bist Du schon mal von Deinem Hausarzt komplett durchgecheckt worden?

Und wenn Du eine Angststörung hast, wie stark ist die? Angststörungen können auch entstehen, wenn
man sich ständig privat oder am Arbeitsplatz überlastet, wenn man wenig private Ruhephasen hat,
wen man zu wenig schläft und vieles anderes.
Wurden solche Sachen mit Dir bereits besprochen und abgeklärt?

@Hotin Organisch wurde damals vorher in einer normalen Klinik alles abgeklärt. Alles ohne Befund. Beim Hausarzt einmal jährlich Blut usw Untersucht aber auch alles okay.
Am Arbeitsplatz selber hab ich keine Überlastung. Nur halt der Arbeitsweg ist halt lange.
Wie stark die Symptome sind? Kann man schwierig beschreiben. Halt öfters ne Art Panikattacke wobei das oft über mehrere Stunden geht. Also Unruhe, Nervosität, Übelkeit, Ruhelosigkeit, usw. Bin im Moment seit 7 Wochen krank geschrieben weil an Arbeiten nicht denken ist. Facharzt Termin hab ich erst am 30.01. Sind bei mir hier schwer zu bekommen. Reha über Rentenversicherung beantragt. Ich bin aber kein Freund von stationären Behandlung weil du ab 15:00 nur dann Sinnlos rum sitzt und mir es zu Hause noch am besten geht. Stationär nur dann wenn es überhaupt nicht mehr geht.

Ich meine auch nicht das die Beschwerden genetisch verstärkt werden, sondern das diese der Auslöser seien könnten.

@Eisbär
Eine Schulkameradin aus der Oberstufe hatte ohne offensichtliche Auslöser schwere Depressionen bekommen. In ihrer Familie gab es mütterlicherseits mehrere weibliche Personen, die betroffen waren. Und bei ihr hieß es nach misslungener Therapie, dass es sehr wahrscheinlich erblich bedingt ist. Außer mit Medikamenten die Symptome zu lindern, könnte man bei ihr nichts machen.

@TheCrazyTeam Depressionen hab ich Gott sei Dank keine. Aber da kann das sicherlich auch ähnliche erblich sein.

@Eisbär
Aber ich denke, dass es sich mit allen psychischen Krankheiten so verhalten kann.
Wie gesagt, bei der ehemaligen Mitschülerin wurde es so von Arzt und Therapeut bestätigt, dass es auch vererbt werden kann.

@TheCrazyTeam Ja das es so sein kann war mir bewusst. Wollte mit meinem Thema ja Leute finden denen es genau so geht und was sie damit machen.

@Eisbär
Ok, da kann ich dir leider nicht weiterhelfen.

Ansonsten kontaktiere doch mal die nächste Klinik. Unsere Psychiatrie hat verschiedene ambulante Angebote, u. a. Angehörigengruppen und so. Vielleicht gibt es da auch was passendes für dich zum Austausch.

@TheCrazyTeam Kein Problem

@Eisbär
Ich glaube nicht an genetische Veranlagung oder Veerbung von Ängsten - wohl aber an eine depressiogene Erziehung. Und Erziehung wird von Generation zu Generation weitergegeben. Wenn eine depressive oder ängstliche Mutter ein Kind erzieht, wird sie es anders erziehen, als eine lebensfrohe, zuversichtliche Mutter, die mit vollem Vertrauen im Leben steht. Mein Therapeut meinte mal, dass es Schätzungen gibt, dass 80% der Ängste, die wir fühlen, gar nicht unsere Ängste sind, sondern die der uns umgebenden Personen. Mit der Diagnose Dann ist das wohl genetisch machen es sich die Ärzte und Therapeuten dann sehr leicht und einfach.

Aber selbst wenn wir eine entsprechende Erziehung mitbekommen haben, heißt das noch nicht, dass man dann auch eine Angststörung bekommt. Dafür braucht es dann nochmal eigene Druckpunkte, die dann irgendwann das Faß zum Überlaufen bringen. Jede Angst, die wir entwickeln, hat einen Grund und eine Funktion. Du schreibst, Dein Leben ist gut. Ich glaube Dir, dass Du das glaubst - aber wäre es das, hättest Du keine Ängste. Es braucht oft viel Zeit, Willenskraft und Beharrlichkeit bis wir bereit sind, wirklich hinzuschauen, was uns belastet. Das war bei mir auch so.

Im ersten Jahr meiner Therapie war meine Ehe gut und meine Kindheit liebevoll und schön. Alles schick. Keine Ahnung warum der Körper so rumzickt und ich die absurde Angst habe, nicht aufs Klo zu können, obwohl ich quasi direkt daneben hocke. Keine Ahnung, warum ich ständig Durchfallattacken habe. Keine Ahnung, warum ich nur noch Energie für die lebensnotwendigsten Dinge habe.

Erst nach einem Jahr habe ich begriffen, dass mein liebevoller Vater wohl doch nicht so liebevoll war, wenn er mich für die geringsten Vergehen mit Liebesentzug strafte, wenn er eine Woche lang nicht mit mir redete, wenn ich als die Kleinste nie ernstgenommen wurde und nie meine Meinung sagen durfte, wenn er mir später verbot auszugehen und jeden Jungen als eine Ausgeburt des Bösen hinstellte, der nur darauf aus war, mich zu schwängern. So etwas durfte man nicht denken, schließlich pinkelt man seinen Eltern nicht ans Bein. Es sind die Eltern, die hat man lieb zu haben.

Dann hat es ein weiteres halbes Jahr gedauert, bis ich zugeben konnte, dass meine harmonische Ehe nur so harmonisch war, weil ich alles, aber auch alles, und sei es nur die leiseste Kritik oder Abgrenzung, hinunterschluckte, weil mein komplett kritikunfähiger Mann es in den falschen Hals bekommen, sauer sein und dann nicht mehr mit mir reden könnte (Trigger aus der Kindheit, Glaubenssatz Streit führt zu Trennung). Ich merkte irgendwann, dass ich mir jeglichen Ärger und jegliche Wut verbot. Der Druck in mir stiieg ins unermeßliche - und ging den Weg des geringsten Widerstandes - als Durchfallattacken. Weil ich der verbalen Übergriffigkeit meines Mannes nichts entgegenzusetzen hatte, zog ich mich in die Sprachlosigkeit und Empfindungslosigkeit zurück. Wenn wir nicht sprechen, muss ich mich auch nicht schützen. Wenn wir nicht sprechen, wird kein Druck erzeugt, der irgendwo wieder raus muss.

Erst als ich diese Erkenntnisse zugelassen habe, konnte die Angst langsam gehen. Ja, ich habe ein gutes Leben. Ich habe keine finanziellen Sorgen, ein Haus, einen tollen Sohn, wir können uns alles leisten was wir wollen. Aber das ist alles nur im Außen. Das reicht halt nicht. Es muss der Seele gut gehen. Sie muss sich wohlfühlen, und wir müssen freundlich und wohlwollend mit ihr umgehen.

Solche verborgenen Druckpunkte zu finden ist schwer. Das schafft man nicht in einem halben Jahr Verhaltenstherapie. Und auch in einer tiefenpsychologischen Therapie, in der der Therapeut den Patienten nur reden lässt, ohne ihm Dinge zurückzuspiegeln, werde ich sie nicht finden. In fünf Wochen Klinikaufenthalt oder einer Tagesklinik schon mal gar nicht. Und auch Medikamente werden mir dabei nicht helfen.

Es braucht dafür viel Durchhaltevermögen, einen guten Draht und Vertrauen zu einem empathischen Therapeuten und den absoluten Willen, sein Leben umzukrempeln. Vielleicht schaust Du mal in einer ruhigen Stunde für Dich, ob Du nicht doch Anhaltspunkte in diese Richtung findest. Vielleicht liest Du auch mal das Buch Das Kind in Dir muss Heimat finden von Stefanie Stahl. Da finden sich gute Ansätze, um seinen destruktiven Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen.

@Kruemel_68 Ich hab nie bestritten das es durchaus solche Dinge die du schreibst gibt. Solche Dinge wie du beschreibst musste ich nie erleben. Ich bin weder geschlagen worden noch wie ein rohes Ei behandelt worden. Sicher kann man jahrelang in einer Therapie irgendwie jeden kleinen Punkt soweit bringen das man glaubt das ist es, aber wenn ich für mich mit meinem Leben glücklich bin warum soll ich dann versuchen das alles über den Haufen zu werfen? Sicherlich ist es einfach für Ärzte zu sagen das ist genetisch, aber es gibt ja genug solche Fälle wo es eben so ist. Ich bin ein offener Mensch und und wenn mich etwas stört dann spreche ich das an und fresse es nicht in mich hinein.

Sonst niemand den es auch betrifft?

Zitat von Eisbär:
Sicher kann man jahrelang in einer Therapie irgendwie jeden kleinen Punkt soweit bringen das man glaubt das ist es,

Wow, das war jetzt aber mal ein echter Schlag unter die Gürtellinie. Vielen Dank auch. Reagierst Du immer so wenn jemand eine andere Sichtweise der Dinge hat wie Du?
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Das war nicht im geringsten auf dich bezogen. Falls du das so gesehen hast bitte ich dich um Entschuldigung. Ich wollte damit allgemein sagen, das man wenn man will jedes kleine Ding aus dem Alltag oder der Vergangenheit soweit in den Vordergrund reden kann das man denkt das ist es.

Zitat von Eisbär:
Das war nicht im geringsten auf dich bezogen. Falls du das so gesehen hast bitte ich dich um Entschuldigung. Ich wollte damit allgemein sagen, das ...

Okay, akzeptiert.
Danke für die Richtigstellung.

Ich glaube ebenfalls nicht an Genetik als Ursache, aber an eine unter Umständen vererbte Prädisposition, auf gewisse Lebensumstände mit Angst und/oder Depression zu reagieren. In meiner Familie kommen auf beiden Seiten Ängste und Depressionen vor.

Die Ängste oder Depressionen kommen also nicht einfach so, grundlos, sondern weil die fördernden Lebensumstände da sind, auf die man eben so reagiert.

Nun sagst du, bei dir ist alles schick. Kindheit schön, Beziehung gut, Arbeit toll. Entweder siehst du da einfach noch nicht richtig durch und/oder es ist schlicht die Lebensführung: Stress, schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung, Nährstoffmängel, Langeweile, nichts, was wirklich erfüllt und zu wahrer Freude führt. Vielleicht kommt bei dir auch schon ein leichter Testosteronabschwung dazu.

Wenn du Ängste hast, dann bist du an mindestens einer Stelle nicht gesund. Oft ist es multifaktoriell.

Ärzte sagen sehr leicht, dass alles ok ist. In der Regel prüfen sie nur einen Bruchteil der möglichen Gründe und selbst, wenn sie einen relevanten Faktor beleuchten, dann mit dem falschen Blick: nur weil ein Wert gerade noch im Referenzbereich ist, ist man noch ganz lange nicht gesund. Dann ist man nur nicht so krank, dass ein teures Medikamente verschreiben werden MUSS, weil sonst der Tod droht oder zumindest stärkerer körperlicher Zerfall.

Warum nimmst du das Venlafaxin schon so viele Jahre? Gegen Ängste kann man effizient anders vorgehen. AD sollten nach 6 bis 12 Monaten nach Stabilisator langsam ausgeschlichen werden.
Diese Substanzen sind, wie die meisten Medikamente, wahre Nährstoffräuber. Sie machen einen also, wenn man nicht gegensteuert, schleichend kränker.

Bei einer Erhöhung sind Symptome wie Unruhe und co übrigens ganz normal. Sie sollten nach 2 bis 3 Wochen abflauen.

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Dr. Christina Wiesemann
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