Hallöchen,
nachdem ich immer mal wieder hier mitgelesen habe, gerade in Momenten, wo die Angst kaum auszuhalten war, habe ich mich entschlossen, mich hier anzumelden und meine Geschichte mit euch zu teilen. Mein Name ist Dörte, ich bin 35 Jahre jung und leide an Angst seit nun mehr über zehn Jahren. Wie alles begann, lass ich jetzt mal weg, da es wie bei vielen hier, überraschend von einem Tag auf den anderen kam. Oder doch nicht so überraschend? Habe ich die Symptome, welche mein Körper mir im Vorfeld schickte nur ignoriert? Wie auch immer, an diesem Tag hat sich alles verändert. Nichts war mehr wie früher. natürlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts über eine Angststörung, woher auch. Ich stand mitten im Leben, hatte eine kleine Tochter, war viel arbeiten und gerne mit Freunden zusammen. Aber nichts sollte mehr so sein, wie es einst war. Die Symptome meiner ersten Panikattacke, im Dezember 2001 begleiteten mich von nun an rund um die Uhr. Es war kurz vor Weihnachten und ich dachte, ich sei sterbenskrank...Letztlich habe ich mich irgendwie über die weihnachtstage geschlichen und bin danach zu meiner Hausärztin. Bei ihr habe ich das erste mal etwas von psychisch krank, angst etc. gehört....wie ich es hasse, diesen Stempel auf der Stirn...Letztlich bat ich um irgendwas, was mir meine Symptome nimmt, irgendetwas, was mir ein stückweit mein Leben zurück gibt...irgendwas, was mich wieder frei atmen lässt. Was ich bekam war Diazepam. Noch nie etwas von diesem Mittel gehört, und ohne jegliche Aufklärung darüber seitens meiner damaligen Ärztin, glaubte ich schon nach der ersten Einnahme,an ein Wunder. Mir ging es relativ schnell besser. Dumm nur, dass ich in einen Kreislauf geraten bin, dass ohne das Zeug absolut gar nichts mehr ging. Ich hatte stets die Tropfen und zig Teelöffel in meiner Tasche, ohne aus dem Haus gehen, kaum vorstellbar. Das ganze zog sich einige Jahre hin, einmal im Monat hote ih mir ein neues Rezept, mittlerweile schon mit einem schlechten Gewissen, mir selbst gegenüber, weil ich spürte, dass das nicht der Weg sein konnte. Ich brauchte immer mehr um die erwünschte Wirkung zu erzielen. 2006 habe ich mich entschlossen, erneut eine stationäre Therapie zu machen.Der Entzug damals war die Hölle, ich wusste nicht, ob leben oder sterben besser ist. Nie zuvor in meinem Leben habe ich mich so elend gefühlt, daher rate ich auch jedem von diesem Teufelszeug ab. ABER! Ich habe es geschafft, und seit diesem Jahr habe ich nicht einen einzigen Tropfen Diazepam mehr angerührt. Es kam eine Zeit, wo ich recht stabil war. Ich bekam noch einen Sohn im Jahre 2008, die Schwangerschaft über ging es mir besser denn je. Ich zog von Rostock nach Berlin und fühle mich hier auch ganz wohl. NUR irgendwann, kam alles zurück, und zwar doppelt und dreifach. Ich weiss um die Wirkung von Diazepam und würde es zu gerne wieder nehmen, nur um einen kurzen Moment innezuhalten, fernab vo Angst und Schmerzen...aber ich bin zu stolz. Das letzte Jahr habe ich begonne, gegen die Angst Alk. zu trinken. Nicht viel, nen Weinchen....über den Tag verteilt. Ständig in der Hoffnung, es würde mir meine Symptome nehmen, aber nichts...ich wurde noch nicht einmal betrunken. Dabei sagen doch viele, wenn du etwas trinkst bist du gut drauf und vergisst alles um dich rum...hm...hat bei mir nicht gewirkt. Im Herbst letzten Jahres habe ich mir selbst gesagt, damit muss wieder Schluss sein, und habe von heute auf morgen mit dem trinken aufgehört, die kilos welche ich dadurch zunahm hab ich wieder runter, hihi. Derzeit bin ich auf dem Weg der Selbstfinung, ich habe unzählig viele Bücher etc. über Angst gerade zu verschlungen, und allein aus meiner ganzen Therapiezeit, könnte ich selbst Romane schreiben, was es heisst...Angst zu haben, und wie man mit ihr umgeht. Ich weiss so gut wie alles darüber und trotzdem ist es mir selbst so verdammt schwer, da auszubrechen. Ihr kennt das sicher, dass wir unsere Wahrnemung zu sehr auf unseren Körper legen, und die Angst sich nur deshalb bei uns aufhält, weil wir ihr Beachtung schenken. Stimmt, nur hat der Kopf irgendwann begonnen ein Eigenleben zu führen. Abschalten beinahe unmöglich, der erste Gedanke am morgen...wie geht es dir? schwupp, einmal in den Körper gefühlt und schon geht es los...oh man, ich habe viel zu viel geschrieben, wer weiss ob sich überhaupt jemand die Mühe macht, dies alles zu lesen, dennoch möchte ich noch urz zu meinen besagten Symptomen kommen.
Mein Hauptproblem ist die Atmung, Beklemmung auf der Brust, ständig das Gefühl nicht durchatmen zu können, irgendwann habe ich aufgrund dessen, eine Atemstörung entwickelt. Alles dreht sich nur um die Atmun...daraus resultierende andere Symtome
Schwindel
Herrasen, Herstolpern
allgemeine Schwäche
schwere Beine, Arme
Ohrgeräusche
Übelkeit
Rückenprobleme, BWS
Magenkrämpfe sind nur einige davon.
Ich kann mir das alles selst erklären, logisch betrachtet..ich möchte mich auch nicht damit zufrieden geben, dass es ebend etwas psychisches ist. Manchmal denke ich, dass sich wahrscheinlich nur ein nerv oder Wirbel etc. bei mir verrenkt hat, und alles andere darauf aufbaut. Es gibt Momente, wo ich vele andere so gerne wachrütteln würde, Menschen, die sich über alles beschweren, obwohl sie doch so frei sind, anstatt ihr Leben zu geniesen. Dinge zu tun, welche uns aufgrund dieser Angst untersagt sind, und wenn wir sie dann doch tun, dann immer mit einem aushalten der Angst verbunden. Sind wir doch mal ehrlich. Selbst an sogenannten guten Tagen, geht es und nicht so wie normalen Menschen. Zu oft habe ich den Satz geäussert, ich hätte lieber nur einen Arm, so würden wenigstens die anderen sehen, dass ich etwas habe. Aber wir wirken doch auf alle ganz normal...Nein, ich kann nicht erwarten, dass es jemand versteht, der es nicht auch jeden Tag fühlt. Also muss ich schauen, wo ich anfange, diesen Kreislauf zu durchbrechen und ob ihr es glaubt oder nicht, ich denke, dass ich momentan auf einem guten Weg bin.
das war es erstmal von mir, allen, die diesen doch sehr langen Text lesen, ein DANKE von mir im voraus. Freue mich über Rückmeldungen
Knutscha Dörte