Zitat von Jutschka:Huhu,
ich habe da eine Frage, die beim Lesen eines Buches über Angststörungen und Konfrontationstraining aufkam.
Und zwar ist es in meiner momentanten Situation so, dass ich eigentlich keine Panikattacken mehr habe. Manchmal kommen aber noch leichte Anflüge von Angst auf. Im Moment verfahre ich dann so, dass ich mich gedanklich selbst beruhige. D.h. ich sage mir so Dinge wie: Das sind nur Angstsymptome. Es wird mir in ein paar Minuten besser gehen. Ich habe keinen Schlaganfall und ich drehe auch nicht durch.
Das funktioniert meist sehr gut und die Angst verkrümmelt sich wieder.
Nun habe ich in einem Buch aber gelesen, dass die gedankliche Selbstberuhigung auch nur eine Fprm des Vermeidungsverhaltens ist. Nun, vermeiden möchte ich auf KEINEN Fall, denn ich will ja langfristig panikfrei bleiben.
Aber ist das, was ich beschreibe wirklich als Vermeidungsstrategie anzusehen? Welchen Sinn würde es machen, meinen Katastrophengedanken freien Lauf zu lassen?
Ich muss dazu sagen, dass ich die Situation nicht verlasse und ich mich gedanklich auch nicht ablenke. Ich sage mir lediglich: Du packst das. Das ist nur die Angst.
Darf ich das? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Hat jemand Erfahrungen durch Therapie?
Mein Therapeut meint, ich darf das so machen, wie ich es tue, aber das Buch, welches ich las, verunsichert mich nun. Als Beispiel für eine Selbstberuhigung wurde folgender Satz genannt: Ich schaffe das. Es ist gleich wieder vorbei und nur eine Übung.
Das ist meinen Gedanken ja nun schon sehr ähnlich.
Langsam habe ich das Gefühl, je mehr ich lese, desto unsicherer werde ich.
Hallo Jutschka,
schön von dir zu lesen.
Selbstberuhigung ist in Ordnung und vielfach sogar notwendig. Wenn ich in eine für mich schwierige Gesprächssituation gehe, mache ich das regelmäßig. Sei es, dass ich mir einen angstmachenden Gesprächspartner in Unterwäsche des ausgehenden 17. Jahrhunderts vorstelle, in einer peinlichen Situation oder was auch immer.
Allerdings kommt es auch auf die Form der Selbstberuhigung an, wenn du dich mit Worten selber beruhigen willst.
Du kennst es bestimmt: DENKE JETZT NICHT AN EINEN ROSA ELEFANTEN!
Und was tust du? Du denkst an den....
Und wenn du jetzt statt dessen sagen würdest: Ich denke jetzt NICHT an Angst! Was würde passieren? ...
Die Angst kommt dir in Erinnerung, du denkst an das, was du eigentlich gar nicht haben möchtest.
Wie wäre es denn, wenn du einfach umformulierst? Zum Beispiel: Ich bin in der
Situation stark und mutig. Ich bleibe sicher und ruhig.
Wenn du konkret die Situation so beschreibst, wie sie deinen Vorstellungen nach passieren soll?
Hintergrund: Das Unterbewusstsein, mit dessen Hilfe du hier arbeitest, hat gewisse Probleme mit der Umsetzung von 'nicht', 'Kein', etc. Mit begierenden Formulierungen. (Vergleiche meine Beispiele 'nicht rosa Elefant' und 'ich bin...') Es arbeitet mit einfachen und klaren Bildern. Gib ihm diese einfach, formuliere positiv.
Die Formulierung, wie du sie aus dem Buch zitiertest, würde ich selber recht ähnlich verwenden. Würde ihr eher noch ein wenig Kraft verleihen. Zum Beispiel: Ich schaffe das. Diese Übung bringt mich näher
an mein Ziel!
Ein kleines Spiel um die Kraft von Worten erspüren zu können? Du hast sicher ein Ziel, dass du gerne erreichen möchtest. Was es ist, ist eigentlich gleich. Du musst es dir nur vorstellen können. Zum Beispiel, wenn es ein Urlaub ist, wie du durch den Urlaubsort flanierst.
Stelle dir nun dein Ziel mit geschlossenen Augen vor und sage dir mehrfach hintereinander: Ich hoffe, dass ich dieses Ziel erreichen werde!
Horche nun deinen Gefühlen dazu nach.
Stelle dir nun dein Ziel mit geschlossenen Augen vor und sage dir mehrfach hintereinander: Ich weiß, dass ich dieses Ziel erreichen werde!
Horche nun deinen Gefühlen dazu nach.
Spürst du den Unterschied.
Wird jetzt meine Bitte, auf die Formulierung zu achten, verständlich?
Noch eines: Am Anfang, wenn du deine Formulierungen umstellst, kann es zu gefühlten Unsicherheiten kommen. Das ist normal. Wenn du etwas Neues beginnst, wird es am Anfang immer zu kleinen Unsicherheiten kommen. Das liegt aber meist nicht an der Methode, sondern einfach daran, dass es Neu ist.
Viel Spass beim Probieren.