Ich bin der Kai und leider hätte ich nie gedacht so einen Thread mal schreiben zu müssen. Ich gebe mal kurz meine Geschichte wieder und komme dann zu den Fragen. Ich bedanke mich schon einmal sehr herzlich für euer Feedback.
Vorweg noch ein Disclaimer. Ich raffe hir natürlich viel zusammen und nutze dann teilweise sehr allgemeine Formulierungen. Das mache ich dann aber auch nicht weil ich irgendwie auf die Tränendrüse drücken oder Beileid haben will. Das dient wirklich nur zur Darstellung des Sachverhaltes.
Ich habe eigentlich mein ganzes Leben schon mit Angst zu tun. Ich habe als Kleinkind schon große Angst vor meinem sehr patriarchalen Vater gehabt. Später bin ich immer wieder Opfer von Gewalt geworden. Sowohl durch den Vater als auch in der Schule und in der Freizeit. Angst war immer ein Begleiter, aber nicht auf eine Art und Weise das ich darunter meinen Alltag hätte leiden sehen.
Als Kind hatte ich dann bspw. immer Filme im Kopf das meine Mutter zu tode kommt wenn ich nicht bei ihr bin. In der Jugend hatte ich dann heftige, körperliche Reaktionen wenn es echten Grund zur Sorge gab. Irgendwann begann ich dann zu katastrophisieren. Wenn ich ärztlich untersucht werden musste war eigentlich immer klar, das es KrebsAids oder etwas noch tödlicheres sein müsse.
Im laufe der Jugend habe ich mir dann eine rezidivierende Depression zugezogen. Diese behandle ich seid geraumer Zeit und es ist nachvollziehbar das diese aufgrund traumatischer Ereignisse in der Kindheit entstand.
Vor einigen Monaten entwickelte ich dann eine Artr psychosomatisches Zittern. Wenn ich emotional überfordert war, sah es von außen so aus, als hätte ich einen epileptischen Anfall der mehrere Minuten ging.
Dies war der Anlass für mich in eine stationäre Klinik zu gehen. Dort konnte ich wirklich, wirklich gut an den emotionalen Themen arbeiten. Ich lernte wieder zu weinen, lernte Trauer kommen und wieder gehen zu lassen. Insgesamt war ich 7ben Wochen dort und spätestens ab der 5ten Woche war ich an dem Punkt wo ich mir sagte, ich bin vielleicht nicht heile wenn ich hier raus gehe, aber ich gehe mit dem guten Gefühl, richtig was geschafft zu haben.
Einige Tage vor der Entlassungs ( genauer gesagt letzten Freitag) bekam ich aus dem Nichts beim Filmgucken eine unfassbare unruhe, die ich durch nichts erklären konnte. Ich ging ins Bett und am nächsten Tag fühlte ich mich irgendwie sehr entrückt. Ich war auf Wochenendbesuch draußen, schleppte mich so durch den Tag indem ich in der Stadt einiges erledigte und gegen Abend bekam ich plötzlich riesen Angst nach Hause zu gehen.
Am Sonntag war das Gefühl der Entrückung noch größer. Ich war mit meiner Freundin und ihrer Tochter in einem Tierpark und ich fühlte mich wie ein Pilot und als wenn mein Körper nur eine Maschine wäre die ich steuerte.
Am Abend bekam ich dann das erste mal nach Wochen wieder einen Zitteranfall der dieses mal aber wie ein Krampfanfall war. Mein ganzer Körper hat sich so verkrampft das ich mich teilweise seitwärts gebeugt habe. Ich bekam eine große Menge Baldrian und schlief ein.
Den Montag fühlte ich mich dann sehr müde, leicht innerlich unruhig, aber hauptsächlich sehr gedämpft. Am Mittag bekam ich dann meinen Ersten, richtigen Panikanfall.Ich rutschte als ich nach dem Mittagessen im Bett lag in ein Loch aus dem ich nicht mehr hoch kam. Ich dachte ernsthaft das ich gerade wahnsinnig werde. Auch hier gab es keinen spürbaren auslöser. Ich drückte mit letzter Kraft noch den Notfallknopf bevor ich zusammenbrach. Ich bekam Promethazin was mich den Rest des Tages ruhig stellte.
Am Dienstag gab es dann den großen Knall. Am Vormittag hätte ich während einer Klangtherapie einen extremen Heulkrampf. Selbst für mich als erfahrenen Depressiven war das ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit das ich so noch nicht erlebt hatte. Ich bekam ein Notfallgespräch das nur bedingt halt und noch einmal Promethazin.
Ich legte mich schlafen und wurde nach einer Stunde wach, weil ich das Gefühl hatte mein ganzer Körper steht in Flammen. Ich kannte Angst, ich kannte negative Gedanken und Gedankenspiralen. Aber so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Ich hatte das Gefühl nicht mehr in meinem Körper zu sein, das was ich später als depersonisation bzw. derealisierung kennen lernen sollte, ich dachte ich rutsche gerade endgültig in den Wahnsinn. Irgendwann wurde es so schlimm, das ich dachte dies ist das Ende und ich habe den Verstand verloren. ich sucht im zimmer nach möglichkeiten mir das Leben zu nehmen, was schlussendlich dazu führte, das ich mich an die schwestern wandte.
Ich wurde daraufhin auf eine geschützte Station gebracht und mit Tavor beruhigt. Dort habe ich den gestrigen Tag verbracht und auch keine Medis mehr bekommen. Es wurde ein Antidepressivum für mich angesetzt und da eh mein Entlassungstag war und ich wieder stabil war wurde ich entlassen. In der nächsten Woche geht es in die Tagesklinik und ich habe Promethazin, von dem ich noch nicht weiss ob es so richtig wirkt.
Sorry für die Wall of Text. Ich komme jetzt zu den Fragen.
Ich hatte zwar Gespräche mit den Psychologen, aber dort konnte mir nicht auf alles geantwortet werden.
1. Mir wurde gesagt eine GAS wäre das ganze eher nicht, da bei einer GAS die Ängste wohl schon an bestimte DInge gebunden wären. zB das man ständig Angst hat krank zu werden. Sowas ähnliches hatte ich ja in schwächerer Form (dieses Katastrophisieren), auch noch bis letzte Woche. Seid der Panikattacke habe ich das komischerweise gar nicht mehr. Fällt euch was dazu ein?
2. Ich konnte noch nicht richtig den Unterschied zwischen einer Panik und einer Angststörung erkennen, kann mir den wer erklären?
3. Verläuft das was ich habe in Schüben? Also ähnlich wie eine rezidivierende Depression, wo es dann eine Zeit lang quasi ständig so ist und dann ist es eine Zeitlang wieder normal?
4. Das Antidepressivum (Paroxetin bei mir) soll helfen. Macht es das ich wieder komplett normal bin oder nimmt es nur die Spitzen raus?
5. Ich hatte gestern Abend und jetzt gerade eine Phase wo ich mich fast normal fühle, wo ich auch Hunger spüre usw. usf. Noch vor einer Stunde habe ich mich so elend gefühlt das ich am liebste in die Luft gegangen wäre. Kennt hier jemand sowas?
6. Auch wenn jetzt natürlich niemand genau sagen kann was ich habe, aber kann so eine Angst/Panikstörung jemals wirklich komplett weg gehen? Also zumindest in der Theorie?
Danke nochmal und sorry für den langen Text.
17.05.2024 14:51 • • 23.05.2024 #1