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Hi Leute!

Ich fühle mich heute besonders schlecht. Ich leide schon seit 2017 an Panikattacken bzw. einer Angststörung. Hatte es 2 Jahre lang total gut im Griff, ohne einer einzigen Attacke, seit einigen Monaten kommen sie allerdings wieder zurück, ich hab wieder Angst alleine hinauszugehen. Ich schaffe es keine 2min alleine draußen spazieren zu gehen ohne Atemnot, extreme Ohnmachtsgefühle und Schwindel.
Heute hat es mir nach tagelangem zu Hause einsperren gereicht, hab mich angezogen und bin alleine raus um den Block, schon bei der Hälfte (nach ca 3,4min) hatte ich das Gefühl von Atemnot, beim Versuch mich zu beruhigen ist mir schwindelig geworden, als ich dann meinen Mann am Handy auch nicht erreichen konnte, bekam ich Todesangst, ich hatte solche Angst jetzt ohnmächtig zu werden und umzukippen, einfach die Kontrolle zu verlieren ausgeliefert zu sein. ich bin trotzdem noch irgendwie nach Hause gekommen, mit wackligen Beinen und dieser rießen Angst. Als ich zu Hause ankam, war der Spuk vorbei. Seitdem quälen mich lediglich Kopfschmerzen und ein Gefühl von Machtlosigkeit und Wut, ich fühle mich wie ein Verlierer, Versager, dass ich nicht einmal eine Runde um den Block gehen kann ohne dass mich diese Angst einholt. ((
Eine Therapie mache ich nicht, die Krankenkasse hat momentan kein Kontingent für mich und für einen private Therapie fehlt leider das Geld.
Geht es jemandem auch so? Und habt ihr Tipps für mich, wie ich Stück für Stück die Panik unter Kontrolle bekomme?


Ganz liebe Grüße!

07.03.2021 00:10 • 07.03.2021 #1


13 Antworten ↓


Also um das mal klar zu stellen: Du bist mit Sicherheit kein Versager, merk dir das!
Vorallem weil man für sowas nichts kann und du hast dir diese Panikattacken ja nicht ausgesucht.
Jemand mit Krebs ist auch kein Versager, weil er todkrank ist (ein etwas harter Vergleich)
Am besten wäre natürlich in deinem Fall schon eine Therapie.
Jedoch gibt es auch auf YouTube Anleitungen und Tipps/Methoden wie man sowas unter Kontrolle bekommt. Oder auch Artikel im Internet, zum Thema Panikattacken.
Bin leider keine Therapeutin, sonst könnte ich dir bessere Tipps geben.

A


Fühle mich wie ein Versager

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Hallo melii,

willkommen! Deine Situation ist vielen hier vertraut und wie oben beschrieben gibt es keinen Grund, Dich dafür zu schämen oder gar zu verurteilen. Vielmehr ist Deine Reaktion ein Teil des Problems und somit auch der Lösung.

Sich über Youtube über Ängste und Panik zu heilen kann m. E. nur in den seltenen Fällen funktionieren. Um sich über die Ursachen klar zu werden, braucht man Ruhe und Struktur. Bei einer Selbsttherapie sind gute Bücher die erste Wahl. Ein wirklich gutes, leicht verständliches Werk ist z. B. Wenn plötzlich die Angst kommt von Roger Baker.

Es gibt immer Ursachen, melii! Und meistens sind sie auch mit etwas Hinwendung schnell ausfindig zu machen. Dies ist ein erster wichtiger Schritt. Alles weitere lernst Du in dem Buch. Solltest Du Dich später mal doch für eine Therapie entscheiden, bist Du einfach schon mal gut vorbereitet.

Ich habe es z. B. ohne Therapie geschafft, aber jeder ist ein wenig anders beschaffen.

Alles Gute und einen Schritt nach dem anderen - das gilt auch fürs Spazierengehen

Zitat von melii:
Heute hat es mir nach tagelangem zu Hause einsperren gereicht, hab mich angezogen und bin alleine raus um den Block, schon bei der Hälfte (nach ca 3,4min) hatte ich das Gefühl von Atemnot, beim Versuch mich zu beruhigen ist mir schwindelig geworden,


Machst du zuhause was für deine Fitness? Bestimmt warst du aufgrund Angst, aber eventuell auch schlechter körperlicher Verfasser aus der Puste und das triggert die Angst natürlich enorm. Ich würde dir empfehlen, deine Kondition aufzubauen und täglich möglichst 2 oder 3 mal versuchen rauszugehen. Wichtig ist, dass du keine Angst hast. Lampenfieber ist ok. Gerne erstmal mit jemandem zusammen, wenn du dabei keine Angst hast.
Wenn du alleine übst, in kleinen Schritten bis zu dem Punkt, wo etwas Angst kommt, die aber noch gut auszuhalten ist. Den Moment etwas aushalten, bis es besser wird und wieder reingehen. Vorher den Weg im Kopf so detailliert wie möglich visualisieren, dabei möglichst schon an der Entspannung arbeiten, also nicht in die Angst reinvisualisieren.

Bei deiner Art Angst geht es um eine falsche Konditionierung, die kann man umkehren, wenn du daran arbeitest.

Gibt es denn etwas was dir in dem Moment Angst gemacht hat? Einen Trigger vielleicht? Das klingt vom Prinzip wie Agoraphobie. Fühlst du dich draußen generell unwohl? Wie ist es in anderen geschlossenen Räumen?

Zitat von Pauline333:
Machst du zuhause was für deine Fitness? Bestimmt warst du aufgrund Angst, aber eventuell auch schlechter körperlicher Verfasser aus der Puste und das triggert die Angst natürlich enorm. Ich würde dir empfehlen, deine Kondition aufzubauen und täglich möglichst 2 oder 3 mal versuchen rauszugehen. ...


Das bringt mich zum Nachdenken! Es könnte hier definitiv einen Zusammenhang geben. Ich habe damals in meiner panikfreien Zeit viel Yoga und autogenes Training gemacht, ich war generell viel fitter und schlanker, damals mit 65 kg. Nach der Geburt meines Kindes hatte ich 90kg und ich halte dieses Gewicht immernoch. Seitdem ich eben in Karenz bin, mache ich gar nichts mehr für meine Fitness, außer den üblichen Haushalt, das war auch schon meine ganze Bewegung. Ich komme schnell aus der Puste bei Anstrengung.
Du hast mir mit deiner Antwort schon sehr viel geholfen.! Ich muss mich definitiv wieder körperlich betätigen um wieder zu meinem Körper zu finden! Vielen lieben Dank!

Zitat von domi89:
Gibt es denn etwas was dir in dem Moment Angst gemacht hat? Einen Trigger vielleicht? Das klingt vom Prinzip wie Agoraphobie. Fühlst du dich draußen generell unwohl? Wie ist es in anderen geschlossenen Räumen?


Ich hab generell Angst die Kontrolle über mich zu verlieren, sprich Ohnmächtig zu werden. Draußen fühle ich mich fast immer sehr unwohl, auch im Supermarkt, Einkaufszentren, großen Möbelhäusern etc. Da brauche ich eine Begleitperson, sonst überkommt mich ein Schwindelgefühl und Angst.
Im Auto zB fühle ich mich wohl, auch bei Familie und Freunden in deren Wohnungen.

Ok das ist auf jeden Fall eine Agoraphobie. Die Frage ist nur was ist genau der Auslöser für diese Phobie...

Schön, dass ich dir ein bisschen helfen konnte
Wie alt ist dein Kind? Angst und Depression kann nach einer Geburt erstmalig auftreten oder wiederkommen oder sich verstärken. Oft hat das mit einer Mischung aus Hormonumschwung, Stress, Schlafmangel, neue Lebenssituation zu tun. Auch mal die Schilddrüse, Nährstoffen und Vitamine im Blut checken lassen. Wenn da was im Argen ist, kann sich das auch auf die Psyche auswirken.

Zitat von domi89:
Ok das ist auf jeden Fall eine Agoraphobie. Die Frage ist nur was ist genau der Auslöser für diese Phobie...


Ja das würde mich auch interessieren, war früher in meiner Jugend immer unterwegs, ob Tag oder Nacht, alleine oder mit Freunden, habs immer genossen draußen zu sein. Bis meine erste Panikattacke 2017 auf der Arbeit passiert ist. Seitdem hab ich Angst draußen umzukippen.. seltsam

Zitat von Pauline333:
Schön, dass ich dir ein bisschen helfen konnte Wie alt ist dein Kind? Angst und Depression kann nach einer Geburt erstmalig auftreten oder wiederkommen oder sich verstärken. Oft hat das mit einer Mischung aus Hormonumschwung, Stress, Schlafmangel, neue Lebenssituation zu tun. Auch mal die Schilddrüse, ...


Er wird bald 1 Jahr alt. In der Schwangerschaft ging es mir psychisch total gut, auch wenn ich gegen Ende Kreislaufprobleme hatte wegen dem niedrigen Blutdruck, hab ich mich nie aus der Ruhe bringen lassen. Aber jetzt reicht ein kleiner Schwindel schon aus und die Situation wird zum Super-gau.
Hmm, ja das sollte ich auch machen und werde ich demnächst beim Hausarzt veranlassen. Ich hab nämlich in der Schwangerschaft hochdosierte Vitamine genommen (Magnesium, Kalzium, Vitamin D, Folsäure etc), das hat meinem Körper sicher gut getan.

Zitat von melii:
Bis meine erste Panikattacke 2017

Weißt du den Auslöser dafür?

Zitat von domi89:
Weißt du den Auslöser dafür?


Hab damals gesundheitliche Probleme gehabt. Angefangen hat alles mit einem nicht erkannten entzündeten Blinddarm, hab über eine Woche im Spital betteln müssen, dass man mich ordentlich untersucht, aber da ich "so gesund" ausgesehen habe, haben sich die Ärzte anfangs geweigert, bis nach der ersehnten Untersuchung eine Art "Geschwür" am Blinddarm entdeckt worden ist, am nächsten Tag war die OP. Ich bin während der OP wach geworden, hatte keine Schmerzen, habe mich nicht bewegen können und habe keine Luft bekommen, ich habe versucht meine Finger zu bewegen und hatte das Gefühl zu Ersticken dann war ich "weg", alles war schwarz. Als ich im Aufwachraum aufgewacht bin habe ich das sofort einer Krankenschwester erzählt, die meinte, ich habe mir das sicherlich eingebildet.
Nach der OP ging es mir wunderbar, also habe ich nicht mehr darüber nachgedacht. Einige Monate später hatte ich dieselben Beschwerden und Schmerzen wie vor der OP. War bei 5 verschiedenen Ärzten, die mir mal wieder nicht geglaubt haben, habe dann auch Diagnosen von "Sie haben Endometriose, sie können keine Kinder bekommen" bis hin zu, es sind Verwachsungen die man nur mit einer erneuten OP entfernen kann, bekommen. In der Zeit habe ich wieder das Vertrauen in die Ärzte verloren, dass sie wie bei meinem Blinddarm etwas übersehen und ich sterben könnte, es hat sich kein Arzt sonderlich für mich interessiert. Habe dann in der Arbeit auf einen defekten Liftknopf gedrückt, ich habe mich so reingesteigert, dass ich jetzt einen Stromschlag bekommen habe und ich in den nächsten 24h sterben könnte und niemand wird mir helfen weil mir wieder niemand glauben wird, tja habe mich eben so dermaßen hineingesteigert dass ich meine erste Panikattacke hatte. Am selben Tag hatte ich 2 weitere als ich aus der Haustüre am Abend rauswollte. Dann rief meine Mutter die Rettung, Diagnose Panikattacken.

Zitat von melii:
Ich bin während der OP wach geworden, hatte keine Schmerzen, habe mich nicht bewegen können und habe keine Luft bekommen, ich habe versucht meine Finger zu bewegen und hatte das Gefühl zu Ersticken dann war ich weg

Puh das ist hart, sowas würde ich niemandem wünschen, und sowas zehrt an einem. Es ist sehr schade dass das von den Ärzten und Schwestern so abgetan wurde, zumindest ein psychologisches Gespräch wäre notwendig gewesen danach. Ich denke dass hat ein trauma in dir ausgelöst welches sich nun so bemerkbar macht.

Welche Gefühle löst es in dir aus wenn du heute so darüber nachdenkst?

A


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Dr. Christina Wiesemann
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