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Ich bin jetzt 23. Ich habe seit meinem 14 Lebensjahr Panikattacken und seit ein Paar Jahren Depressionen. Und ich habe genug davon. Keiner kann wirklich sagen woher es kommt. Ich meine, ich hatte im großen und ganzem eine schöne Kindheit. Meine Eltern haben uns geliebt, ich hatte Freunde und viel Spaß und Freude am Leben. Ich war immer lustig, kein nachdenkliches Kind. Dann starb mein Papa da war ich 9 Jahre alt, und ja es war traurig. Aber sein wir uns ehrlich, erlebt nicht jedes Kind im Laufe seines Daseins furchtbare Sachen von denen es vorher nicht einmal wusste das es sie gibt. Das ist doch das Leben. Und warum hab ich dann noch 5 Jahre ein normales Leben geführt bevor die Panik ausgebrochen ist. Ist das also wirklich der Auslöser gewesen. Sonst war nichts. Gar nichts ich hatte ein stink normales Leben.
Mit 14 hab ich dann an einem Mathewettbewerb an der Uni Wien teilgenommen und von heut auf morgen war das mein letzter Schultag. Ich konnte das Haus nicht mehr verlassen. Das ist doch eigentlich viel schlimmer als alles was ich vorher erlebt habe. Es hat dann 2 Jahre gedauert bis ich wieder ein bisschen angefangen habe zu leben. Und auch heute Lebe ich noch mit einigen Einschränkungen.

Jetzt stellt sich die Frage, ist es nicht viel wahrscheinlicher das sich die hormonelle Veränderung der Pubertät so schlimm Ausgewirkt hat als das sich ein 5 Jahre zurück liegender Todesfall zum Trauma entwickelt?

Ich denke das größte Problem ist, das ich nie wissen werde ob meine Krankheit physischer oder psychischer Natur ist. Und das ist es was mich eigentlich so fertig macht. Ich habe ein Problem und kann nicht mal sagen woher es kommt, aber ich soll es lösen!

Also es ist ja nicht so das ich noch nichts versucht hätte, ich bin jetzt in der zweiten Psychotherapie, ich habe es ohne Tabletten versucht mit Atemübungen und Entspannungstechniken, aber wenn die Panikattacke kommt, steh ich da wie am ersten Tag. Hilflos!

Jetzt nehm ich Tabletten dagegen (und ich weiß es gibt viele im Forum die gegen Tabletten sind), aber verdammt sie helfen. Sie machen mich Lebensfähig. Wenn ich ein körperliches Problem habe dann sind sie ja in Ordnung, und habe ich ein psychisches Problem, wie soll ich es finden? Ich will ein normales Leben, eine Familie und arbeiten gehen können. Und wenn der Tod meines Vaters der eigentliche Ursprung ist, dann bin ich nicht bereit das wieder hoch zu holen und den Schmerz noch mal zu ertragen. Es ist doch schon so lange her das es gar nicht mehr wirklich war ist. Ich meine ich lebe schon länger ohne als mit meinem Vater.

Ich lass das mal so stehen und lese es jetzt auch nicht noch mal, dieser Beitrag hat als eine Word-Datei für mich begonnen, aber ich denke nur hier im Forum kann ich meine Gedanken so aussprechen und vielleicht hat jemand von euch die Geduld es zu lesen (es ist ziemlich lang geworden).

19.07.2008 21:58 • 20.07.2008 #1


4 Antworten ↓


Hallo,

nachdem ich ja fast darauf bestanden habe, dass es nichts rein Körperliches sein muss, muss ich hierzu einfach was schreiben.
Zitat von choice:
Dann starb mein Papa da war ich 9 Jahre alt, und ja es war traurig. Aber sein wir uns ehrlich, erlebt nicht jedes Kind im Laufe seines Daseins furchtbare Sachen von denen es vorher nicht einmal wusste das es sie gibt.
Den Tod eines Elternteils erleben nicht so viele Kinder in dem Alter, und die meisten erleben während ihrer Kindheit auch keine besonders furchtbaren Sachen. Das ist eher die Ausnahme. Dafür ist es wiederum völlig normal, darauf früher oder später heftig zu reagieren und es eben nicht wegzustecken als wäre es das Normalste der Welt.

Zitat von choice:
Und warum hab ich dann noch 5 Jahre ein normales Leben geführt bevor die Panik ausgebrochen ist. Ist das also wirklich der Auslöser gewesen. Sonst war nichts. Gar nichts ich hatte ein stink normales Leben.
Auch wenn ein traumatisches Ereignis vorliegt, ist es nicht so, dass man das linear fortschreiben könnte bis zur Erkrankung. Bei praktisch allen psychischen Störungen geht man von Diathese-Stress-Modellen aus. D.h., die Störung kommt durch biologische, psychologische und Umweltfaktoren zustande. Da kann man belastende Situationen oder sogar traumatische Ereignisse noch eine Weile verschmerzen, bis dann etwas eintritt, dass das Fass endgültig zum Überlaufen bringt. Vielleicht wirklich die Pubertät mit ihren hormonellen Veränderungen... Außerdem ist das ja auch noch die Zeit, in der Jugendliche anfangen, sich von ihren Eltern weg zu orientieren, eigenständiger zu werden. Normalerweise auf einer sehr sicheren Basis, dass nämlich die Eltern da waren und da sind. Das dürfte bei Dir anders gewesen sein, denn wer erlebt, dass ein Elternteil stirbt, dem ist auch mehr oder weniger bewusst, dass jeder sterben kann, den man braucht und den man liebt. Und: Umbruchsituationen jedweder Art (Pubertät, Schulwechsel, Schulabschluss, Studienbeginn, Geburt von Kindern etc.) - auch durchweg positive - sind der klassische Beginn von Angststörungen, auch bei einer völlig unauffälligen, glücklichen Kindheit. Einfach weil da viel zusammenkommt und Menschen nunmal nicht gleich sind.

Zitat von choice:
Ich denke das größte Problem ist, das ich nie wissen werde ob meine Krankheit physischer oder psychischer Natur ist. Und das ist es was mich eigentlich so fertig macht. Ich habe ein Problem und kann nicht mal sagen woher es kommt, aber ich soll es lösen!
Hm, ich weiß nicht, ob es Dich tröstest, aber schon Freud sagte, dass letzten Endes alles physiologisch ist. Psychische Prozesse basieren immer auf Hirntätigkeit und die läuft über Botenstoffe. Das kann man also nie trennen. Die wichtigste Eigenschaft des Gehirns ist seine Plastizität, d.h., es verändert sich physisch - durch Lernen und Denken. Und man kann nachweisen, dass Psychotherapie solche Veränderungen bewirkt - Medikamente übrigens auch, das ist m.W. allerdings nicht ganz deckungsgleich und wohl weniger nachhaltig.

Zitat von choice:
Jetzt nehm ich Tabletten dagegen (und ich weiß es gibt viele im Forum die gegen Tabletten sind), aber verdammt sie helfen. Sie machen mich Lebensfähig. Wenn ich ein körperliches Problem habe dann sind sie ja in Ordnung, und habe ich ein psychisches Problem, wie soll ich es finden?
Ich bin ganz Deiner Meinung, dass die Teilnahme am Leben absoluten Vorrang hat vor jeglichem falschen Ehrgeiz.

Zitat von choice:
Und wenn der Tod meines Vaters der eigentliche Ursprung ist, dann bin ich nicht bereit das wieder hoch zu holen und den Schmerz noch mal zu ertragen.
Es ist fraglich, ob das überhaupt nötig oder sinnvoll wäre. Du hattest eine liebevolle Umgebung, konntest Deinen Vater anscheinend betrauern, so dass sein Tod zwar ein belastendes Ereignis, aber kein Trauma im typischen Sinn gewesen sein könnte. Es geht wohl weniger um eine schockartige, traumatische Überflutung mit schrecklichen Eindrücken, sondern eher um Deine Lernerfahrung, die Deine Grundüberzeugungen fürs spätere Leben geprägt haben wird. Und da ist es ein Unterschied, ob man erst mit 30 anfängt, darüber nachzudenken, dass die eigenen Eltern sterblich sind, oder ob man es mit 9 schon erlebt hat. Vielleicht hast Du daraus eine grundsätzliche Unsicherheit und Hilflosigkeit dem Leben gegenüber mitgenommen. Solche erlernte Hilflosigkeit gilt jedenfalls als ein wichtiger Faktor bei Depressionen.

Aber ich möchte Dich jetzt nicht bequatschen, unbedingt und sofort die nächste Therapie anzufangen. Da hat man auch mal genug von - zumindest für eine Weile. Und wenn Du mit 23 schon zwei Therapien hinter Dir hast, tut eine Pause gut. Aber wenn Du es später nochmal angehen willst, brauchst Du m.E. gar nicht so sehr damit zu rechnen, dann wieder alles aufwühlen zu müssen. Daher möchte ich Dir Mut machen, es wieder mit Psychotherapie zu probieren. Vielleicht erst, wenn Du im Leben wieder etwas Fuß gefasst hast.

Liebe Grüße
Christina

A


Fragen an mich selbst!

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Hi

Wenn absolut kein Grund zu finden ist (vielleicht sind es ja ganz ganz viele mini-kleine Gründe die dein Verhalten und Denken geprägt haben ) dann könnte es vielleicht helfen herauszufinden an welchen Punktn dein jetziges Denken und Verhalten immer anfängt dich in Angst un Panik zu steuern .

Wenn du das herausfinden könntest würde es dir vielleicht gelingen an diesen Punkten andere Entscheidungen zu treffen . Oder alles in einem anderen Licht zu sehen.

Also nicht ausschliesslich nach Gründen suchen sondern sich auf das jetzt denken und das jetzt handeln zu konzentrieren und dort neue Wege zu gehen . Oder die Wege mit einer anderen Einstellung zu gehen.

Diese Suche sollte von einem Therapeuten begleitet werden da man selbst ja nur einen Blickwinkel hat und es äusserst hilfreich und nützlich ist wenn auch jemand von woanders guckt

Es kann schon sein das man manchmal die Nase voll hat und resigniert wenn man mit irgentetwas nicht weiter kommt .
Grundsätzlich solltest du aber freundlich zu dir sein und gütig mit dir umgehen . Das könnte schon ein erster Schritt sein

Sinngemäss hat Christina das ja auch schon geschrieben .

alles gute ZZ

Ich bin gerade in der zweiten und überlege aufzu hören. Ich hab immer das Gefühl ich geh hin zum plaudern und das kann ich mit Freunden auch. Keine Ahnung, das muss ich mir in ruhe überlegen.

Danke für deine Antwort, ich glaube das von draußen das Bild immer anders ist und deshalb eine außenstehende Meinung sehr wichtig.

Bevor du einfach aufhörst mit der Therapie solltest du mit deinem Therapeuten aber darüber sprechen .
Was fehlt dir ?
Was würdest du dir besser vorstellen?
Welche Ziele willst du kurz und langfristig erreichen ?!

Das kann oft helfen , einen neuen suchen kannst du dir immernoch

lg ZZ





Dr. Hans Morschitzky
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