Exposition - Wer hat Erfahrungen?
Hallo zusammen,
ich habe eine starke Keimphobie, die sich allerdings erst im letzten Jahr so richtig stark rausgebildet hat. Vorher konnte ich meinen Alltag gut meistern. Schlimmer wurde es nach dem Tod meiner Mutter (2018), meiner Schwangerschaft und Geburt meines Sohnes (März 2019). Als mein Sohn 4 Wochen alt war ( also noch im Wochenbett und der so wichtigen Gewöhnungszeit) gab es bei uns in der Mietwohnung einen Wasserrohrbruch, der sich aber nicht sofort als dieser zeigte (die Wände waren nassen und schimmelten, aber die Ursache musste erst gefunden werden) und aufgrund der Inkompetenz der Vermieter waren ständig Gutachter und Handwerker, sowie der für mich ekelhafte Hausmeister bzw. Hausverwalter in der Wohnung (es waren insgesamt 18 Termine und 5 Monate, bis die Schäden halbwegs beseitigt waren). Ich habe gestillt und musste dies im Nebenzimmer machen, während die Leute in meiner Wohnung fummelten und Dreck gemacht haben. Wir mussten die Möbel aus dem schimmeligen Schlafzimmer ins Kinderzimmer verlagern und viele Möbel im Keller einlagern, lebten auf engstem Raum dadurch. Das mit Liebe hergerichtete Kinderzimmer konnte nie als dieses genutzt werden. Es war für uns - besonders für mich- so schlimm, dass wir umgezogen sind. In der Situation kam ich mir einfach nur total hilflos und überrannt vor und -trotz des Umzugs im Oktober 2019 - ist meine Keimphobie nicht besser geworden. Deswegen suche ich nun nach Hilfe, da ich es wohl nicht alleine schaffen werde (wie ich es sonst in meinem Leben immer geschafft hatte mich selbst wieder auf die Bahn zu bekommen).
Es dauert noch einige Zeit, bis ich einen Platz für eine ambulante Therapie bekomme. Deshalb würde ich selber gerne versuchen mich dem angstauslösenden Reizen zu stellen. Aber ich habe schreckliche Angst, dass dann was schlimmes passiert (ich meinen Sohn durch Keime oder Parasiten in Gefahr bringe). Ich kann selbst nicht mehr einschätzen, was eine Gefahr ist.
Am meisten Angst habe ich davor, dass sich mein Sohn mit Fuchsbandwurmeiern infizieren könnte. Dadurch, dass mein Mann mit dem Kinderwagen durch Hundekot und anschließend über den Teppich im Wohnungsflur gefahren ist, habe ich Sorge, dass an dem Teppich nach wie vor Kotreste mit Fuchsbandwurmeiern kleben könnten.
Exkurs: Mäuse fressende Hunde können sich als Endwirt mit dem Fuchsbandwurm infizieren, Hunden selbst macht der Wurm nichts. Sie können dann aber durch ihren Kot - in dem sich bei einer Infektion Eier befinden -Menschen infizieren, die dann als Zwischenwirt fungieren. Infiziert sich ein Mensch durch orale Aufnahme der Eier, bekommt er die sogenannte Alveoläre Echinokokkose, die nach 5-15 Jahren ihre ersten Symptome zeigt und unbehandelt zum Tode führt. In den meisten Fällen müssen die Patienten ein Leben lang ein Medikament mit starken Nebenwirkungen einnehmen um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Nur etwa 18% können mittels einer Operation geheilt werden. Es gibt tatsächlich nur aktuell etwa 560 diagnostizierte und somit gemeldete Fälle in Deutschland. Forscher gehen auf Grund der geringen Fallzahlen davon aus, dass die meisten Menschen immun sind ( es gibt zwei Studien, die dafür sprechen, dass etwa 80% der Menschen immun sind) und man mehrere 100 Eier aufnehmen müsste oder gar über einen längeren Zeitraum - aber vermutet, es ist nur ein Rückschluss, Nachweise dafür wie viele Eier aufgenommen werden müssten gibt es nicht. In der Schweiz sind etwa 0,3% der Hunde mit dem Fuchsbandwurm infiziert. In Deutschland gab es nur wenige Untersuchungen. Nach diesen wären es satte 1,2%, allerdings halte ich das aufgrund der geringen Anzahl der untersuchten Hunde für nicht repräsentativ. Die Eier kann man nicht mit Desinfektionsmitteln töten. Erst wenn man die Eier 5 Minuten auf mindestens 60 (manche Quellen sagen 70) Grad erhitzt, sterben sie ab. Ansonsten sind die Eier sehr resistent und bleiben mehrere Monate infektiös. Im Sommer sterben sie wegen Hitze und Trockenheit schneller (nach längstens 78 Tage sind sie im Sommer -Witterungsbedingungen von Süddeutschland - nicht mehr ansteckend).
Hinsichtlich des Teppichs müsste ich diesen schon mindestens 5 Minuten 70 Grad Celsius aussetzen, um mögliche Eier sicher abzutöten. Da er nicht in die Waschmaschine darf, fällt das weg. Habe überlegt ihn wegzuwerfen. aber ich denke, dass das ein falscher Umgang mit der Sache wäre (ich kann nie ausschließen, dass jemand an den Straßenschuhen (die erst hinter dem Teppich ausgezogen werden) vielleicht Reste von Kot haben könnte. Der Teppich dient als Schmutzfänger und der Flur ist so eng, dass man immer über den Teppich muss, wenn man die Wohnungstür öffnet (und das macht man bei Besuch oder Paketdienst mit Hausschuhen).Da man bei Madenwurmeiern wegen Verwirrbelung davon abrät zu staubsaugen (die Eier sind ähnlich Groß), traue ich mich auch nicht den Teppich abzusaugen (ich trete einfach immer neben den Teppich, wenn ich zur Haustür muss)
Mein Gedanke ist, dass sicher auch andere Menschen mal durch Hundekot fahren oder reintreten und die Schuhe nicht erst in den Ofen stellen, um mögliche Reste zu sterilisieren. Aber ich bin mir nicht sicher, manchmal denke ich, dass nur ich so ungründlich bin, dass Eier in die Wohnung kommen könnten. An der Stelle: wer von euch ist denn schon mal in Hundekot getreten? Wie seid ihr damit umgegangen?
Ich hoffe, dass es mir Sicherheit gibt, wenn ich weiß, dass gaanz viele Leute mit Hundekot in Kontakt kommen, von dem eventuell auch was in die Wohnung geschleppt wird. Dass auch andere ihre Kinder dort haben krabbeln lassen, wo sie nicht 100% ausschließen konnten, dass dort Spuren von Hundekot sein könnte.
Ich brauche noch etwas Sicherheit, damit ich mich Expositionieren kann. Ich hoffe, dass jemand hier im Forum was schreibt, was mir Sicherheit geben kann. Wie ist es bei euch gewesen, wart ihr vor einer Exposition sicher, dass alles gut geht oder seid ihr trotz Unsicherheit und Angst dadurch?
Kann und darf ich überhaupt, wenn es doch nicht um mich geht, dieses Risiko der Exposition eingehen (z.B. den Müll rausbringen -demnach die dreckigen Griffe der Mülltonne anfassen- ohne mir anschließend die Hände zu waschen und dann mein Kind berühren?)?
Ich freue mich über Antworten, vor allem, wenn sich jemand wirklich etwas Zeit dafür nimmt