Hallo zusammen,
ja, ich kann euch allen nur zustimmen. Die große weite Welt stand offen: Nach New York wollte ich mal - nicht weil ich die Stadt so schön finde, sondern weil mich das Große fasziniert hat. Vor allem aber nach Ägypten, das faszinierte mich noch mehr, und fasziniert mich immer noch. Oder mal in eine große Stadt ziehen, da ist immer was los
Ich habe mich oft mit Freunden getroffen, die Nächte durchgetanzt und getrunken, und ja, am nächsten Tag bin ich mit nem Kater aufgewacht, habe mich mies gefühlt, aber am Abend ging es schon zur nächsten Party. Das Geld, das ich nicht wirklich hatte, hab ich mit beiden Händen ausgegeben, war oft einkaufen, ständig beim Friseur. Ich hatte spontan ein Date ... und das auch noch am Bodensee auf irgendeinem Campingplatz. Spontan - welch ein Wort.
Aber bei alldem merke ich, dass die Angst mich deutlich reifer gemacht hat. Sie hat, so schrecklich das klingt, auch ihre guten Seiten: Mein Konto hat sich wieder erholt, meine Leber bestimmt auch. Ja, ich bin nachdenklicher geworden, plane nun alles sehr genau. Zu genau, klar. Aber durch die Angst habe ich eben das gelernt was hier teilweise als schlecht dargestellt wird: Gerade das spontane Date: Damals bin ich mit wildfremden Menschen an einen wildfremden Ort gegangen. Wer weiß was da hätte passieren können. Oder wie oben schon erwähnt: Was damals ein großes Problem war, das wäre heute schön. Es war schrecklich einen Kater zu haben, es war schrecklich wenn mal schlechtes Wetter war, es war so vieles schrecklich ... Und heute ... heute kann man drüber lachen.
Seht das positiv: Diese Angst ist eine ganz unschöne und wirklich mal schreckliche Phase, ja. Aber eben eine Phase, die irgendwann mal aufhören wird. Vielleicht nicht komplett, vielleicht schon. Aber es wird sich ändern. Und dann freuen wir uns wenn wir einen Kater haben, denn der zeigt uns, dass wir wieder weggehen konnten. Dann freuen wir uns, dass es regnet, denn wir wissen, dass der Regen nun wirklich auch seine guten Seiten hat. Wir merken jetzt schon, und wir werden immer öfter merken, dass es so viele schöne Dinge gibt, die das Leben lebenswert machen. Das konnten wir früher nicht, oder nicht so intensiv. Ihr kennt das doch bestimmt auch: Man war einkaufen, kommt heim und ist glücklich, dass alles so problemlos geklappt hat. Gab es soetwas etwa früher? Ist damals jemand von euch heim gekommen und hat gesagt Juhu, ich war einkaufen, mir ist nicht schlecht geworden, ich habe alles gefunden, es war keine Schlange an der Kasse, das Autofahren hat prima geklappt? Ich jedenfalls nicht. Heute weiß ich wie schön diese Einkaufserlebnisse sein können, ich weiß auch diese kleinen Dinge - die für alle anderen schon normal sind - zu schätzen. Natürlich wäre es schön wenn das alles wieder Routine wäre, aber ist es nicht auch schön bei einer Routinesache mal ein Glückserlebnis zu haben?
Daher: Freuen wir uns! Freuen wir uns auf die Zeit, die kommen wird, die sich gerade langsam anbahnt. Freuen wir uns, dass früher alles so schön war. Aber trauern wir der Zeit nicht nach, denn die Zukunft werden wir als noch schöner empfinden sobald sie angekommen ist.