Hallo Maja,
hab ich das richtig verstanden, daß Du als Beifahrer mehr Angst hast als wenn Du selbst fährst? Oder fährst Du möglichst gar nicht mehr und deshalb ist es nur noch als Beifahrer?
Wir waren ja auch in Ostfriesland (ausgedruckte Reiseroute ca.
485 km). Ich liebe den Norden und deshalb habe ich auch die (Mit-)fahrt in Kauf genommen. Aber die Fahrerei hat mich schon sehr geschafft, noch dazu hatten wir auf der Heimfahrt heftigen Regen und Sturm, die Sicht war stellenweise gleich null und dann an den zig Lastwagen vorbei! Ich selbst hätte das niemals fahren können.
Im Gegensatz zu Dir habe ich in der Stadt niemals Angst davor eine Panikattacke zu bekommen. Da fühle ich mich völlig sicher, weil es immer irgendwie eine Gelegenheit gibt an die Seite zu fahren. Da kann es schütten, dunkel sein, neblig... alles kein Problem, jedenfalls nicht wie bei der Panik. Da gibt es höchtens mal die normale Angst, die zur Vorsicht mahnt bei Glatteis etc. .Ist ja auch berechtigt, zum Kamikaze will ich ja nicht werden.
Ich weiß nicht mehr genau, wann und wie es anfing. Ich denke aber, daß es mit einem Unfall zu tun hatte, den ich allerdings in der Stadt hatte (ein Fußgänger ist bei Rot über die Straße, war noch verdeckt durch andere Autos und ist mir direkt reingelaufen. Ich hätte es nicht verhindern können. Ihm ist nichts weiter passiert, da ich erst kurz zuvor - staubedingt - wieder angefahren bin und noch nicht schnell war. Aber das prägt auch dann mehr als einem zuerst bewußt ist). Ich hätte damals gleich etwas tun sollen als die Attacken kurz danach begannen. Aber ich verstand den Zusammenhang nicht, da ich in der Stadt (abgesehen von der Stelle, an der es passiert ist, in der ersten Zeit), keine Panik hatte, sondern auf Brücken und zunehmend, wenn es schnell wurde (also Autobahnen). Das mit den Brücken hatte ich vorher schon als Fußgänger. Das mit der Autobahn kam für mich völlig überraschend als ich gerade einen LKW überholen wollte. Mir wurde schwindlig, mein Herz raste, mein Kopf hämmerte, ich bekam keine Luft mehr. Ich konnte nicht mehr überholen, stieg heftig auf die Bremse und fuhr wieder hinter den LKW. Der Druck ließ nach und ich heulte Rotz und Wasser, weil ich mir nicht erklären konnte, was da gerade passiert ist und weil mir bewußt wurde, wieviel Glück ich gerade gehabt hatte, daß keiner hinter mir war und das mein Auto bei diesem kopflosen Bremsmanöver nicht ausgebrochen ist.
Spätestens nach diesem Erlebnis hätte ich mir Hilfe suchen sollen. Aber ich habe mich dermaßen geschämt. Ich konnte niemandem davon erzählen.
Gestern hatte ich übrigens ein kleines Erfolgserlebnis.
Normaler Weise meide ich seit einigen Monaten die Schnellstraße, die von meiner Mutter zu mir nach Hause führt.
Gestern hatte ich meine Mutter bei mir im Auto. Ich merkte wie die Panik anstieg als wir der Schnellstraße näher kamen. Meine Mutter weiß zwar, daß ich nicht mehr so gerne längere Strecken fahre und im Dunkeln schon gar nicht, aber sie hat das mit der Panik nie so ganz verstanden. Auf den letzten Metern, die uns noch von der Straße trennten, informierte ich sie im Schnelldurchlauf über mein Innenleben
Ich wollte, daß sie weiß, worauf sie sich eingelassen hat.
Sie war überrascht, zeigte aber keine Angst. Als wir zur Auffahrt kamen, wußte ich nicht, ob ich da wirklich fahren soll.
Meine Mutter sagte: Jetzt sind wir doch schonmal hier, fahr drauf. Ich bin doch bei Dir. Obwohl ich ja immer der Ansicht bin, daß mir bei einer Panikattacke eh keiner helfen kann, beruhigten mich ihre Worte total. Ich fing an mich zu entspannen. Ich fuhr die Strecke und hatte keine Angst.
Das tat nach so langer Zeit einfach mal gut.
Jedenfalls merke ich, daß ich in den Zeiten, in denen ich durch andere Dinge mehr Druck oder Kummer etc. habe, auch mehr Angst vor der Panik beim Fahren habe. Das letzte Jahr war allgemein ziemlich schlimm für mich und meine Familie, eine komplette Berg-und Talfahrt. Da wurde die Panik beim Fahren noch schlimmer und es wurde mir manches unmöglich, was vorher noch ging. Gleichzeitig fing meine Schlaflosigkeit wieder an und wenn ich mal schlief, hatte ich meistens Alpträume. Mir ging es ziemlich schlecht und ich hatte wieder Depressionen. Anfangs dachte ich noch, daß ich es alleine wieder auf die Reihe bringe, aber ich konnte die vielen Geschehnisse gar nicht mehr verarbeiten. Im Januar rief ich meine ehemalige Therapeutin an und ich bin froh, daß ich es getan habe. Langsam habe ich das Gefühl, es könnte wieder aufwärts gehen. Und das ist schon ein Erfolg, denn das hatte ich lange nicht mehr.
Deshalb habe ich die Hoffnung, daß ich mir Autopaniktechnisch auch wieder Land zurück erobern kann.
Wäre schön, wenn wir auf unserem Weg in Kontakt bleiben könnten.
Es tut gut, mit jemanden darüber reden zu können, der das auch kennt.
Viele Grüsse
Petra
08.07.2007 16:30 •
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