App im Playstore
Pfeil rechts

Hallo
Bin zufällig beim Surfen auf dieses Forum gstoßen und wollte mal fragen ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und wie er / sie damit umgeht.
Nachdem ich zweimal wegen einer Kreislaufentgleisung (Herzrasen, Schwitzen, Schwindel etc) im Krankenhaus gelandet bin, war ich nun endlich mal beim Arzt. Der hat mir eine dekompensierte Angststörung diagnostiziert und Tabletten mitgegeben (Paroxetin). Ich war in der Hoffnung, daß ich mit Einnahme der Tabletten heute arbeitsfähig bin. Leider ist genau das Gegenteil passiert. Mir wurde ca 1 Std. nach Einnahme schlecht und schwindelig, die Wände begannen aufeinander zuzurücken. Ich bekam Tremor, konnte nicht still sitzen, geschweige denn einen klaren Gedanken fassen. Daher konnte ich heute nicht zur Uni. Das Schlimme für mich ist, daß ich Medizin studiere und nun mein Semester abbrechen muss, da ich mir keine Fehltage erlauben darf. Außerdem fühle ich mich beschämt unter Panikattacken zu leiden. Ich habe Angst davor, daß meine Kollegen mich als Psycho abstempeln, fühle mich wie eine Aussätzige, auf die man mit dem Finger zeigen könnte. Ich fühle mich beinah depressiv, weil ich nicht mit dem Gedanken klar komme gerade nicht leistungsfähig zu sein, nicht zu funktionieren. Hat jemand schon ähnliches erlebt, dass er/sie nicht mehr arbeiten konnte wg Panikattacken? Ich habe jetzt noch zusätzlich Angst (neben der generalisierten Angst und Anspannung, die ich eh schon habe) um meinen beruflichen Werdegang, fühle mich wie ein Versager und nutzlos. Dazu kommt, dass ich selbst lange Zeit als Krankenschwester in der Psychiatrie gearbeitet habe, u. a. auch mit Angstpatienten. Ich komme einfach mit dem Gefühl nicht zurecht mich wie einer meiner Patienten zu fühlen.....

Bin für Rat und Antworten dankbar,

Gruss red

19.11.2007 12:00 • 23.11.2007 #1


4 Antworten ↓



A


Erfahrungsaustausch

x 3


Liebe redtonic,

kann dich so gut verstehen.
Ich würde an deiner Stelle folgendermaßen vorgehen:
- niemandem, dem du nicht voll vertraust von den konkreten Problemen erzählen. Mediziner sind alle leistungsorientiert und es gibt nen riesen Konkurrenzkampf (war selbst mit einem Studi zusammen)
- so schnell wie möglich diese Therapie anfangen
- die Tabletten können Nebenwirkungen habe, die aber nach gewisser Zeit vergehen müssen, ansonsten musst Du das Präparat wechseln. Aber das weißt du ja.
- informiere dich im net und lies Bücher über Angst, damit du dir in einem akuten Anfall helfen kannst (empfehle dir als angehende Medizinerin: Angststörungen von Morschitzky, Springerverlag, weil es recht anspruchsvoll ist)
- und versuche dir zuzugestehen, dass du jetzt krank bist. Du hast auch das Recht darauf krank zu sein. Wenn Du was organisches hättest, würdest du dir das ja auch zugestehen. Du musst es ja nicht jedem auf die Nase binden, worum es geht. Gerade in sozialen und medizinischen Berufen hat man nicht viel Verständnis dafür. Spreche aus Erfahrung. So absurd es klingt, aber in helfenden Berufen herrscht der Druck möglichst immer belastbar zu sein.
- versuche aus deinen Erfahrungen zu schöpfen, die du in der Psychiatrie gemacht hast. Du musst ja nicht zwangsläufig auch dort landen und einer dieser Psychos werden, aber du wirst später als Ärztin deinen Patienten viel Verständnis entgegenbringen können, weil du weißt wie sie sich fühlen. Und ich denke, dass man in jedem Fachbereich auf Menschen mit Angst und psych. Problemen stoßen wird. Und wie wunderbar ist es dann, jemanden vor sich zu haben im weißen Kittel, der kapiert, was Sache ist
- Du bist jetzt krank und du brauchst jetzt etwas Zeit für dich. Sicher, es ist schei. wegen dem Studium, aber das läßt sich regeln. Es gibt zudem ja auch extra psychologische Beratungsstellen an der Uni für Studenten. Vielleicht haben die einen konkreten Rat, ob du ein Urlaubssemester o.ä. einlegen kannst.
- Und bedenke, dass gerade das Medizinstudium eines der schwersten und härtesten ist. Es herrscht da so viel Druck und Konkurrenzkampf von übelster Art. Ich habe bei meinem Ex Storys erlebt...., da zweifelt man an dem menschlichen im Arzt.
- Du schaffst das 100%. Glaube an dich und gönne dir diese Pause, die dir zwar aufgezwunden wurde, aber auch neue Erfahrungen bergen kann.

Ich weiß, ich habe gut reden. Ich habe auch Tage, an denen ich nicht weiß wie ich weiterleben soll. Aber es geht dann doch wieder.
Der Weg ist da, wo die Angst ist!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

Hey hi Du

Meine Erfahrung ist es, offen mit den Leuten über Deine Krankheit zu sprechen. Damit Dein Umfeld auch kapiert, wieso Du so reagierst, oder wieso Du fehlst etc. Ich hatte das Glück auf totales Verständnis zu stossen. Ich hab auch klar gesagt was Sache ist und versucht zu erklären was in/mit mir abgeht. Die Leute können es zwar nicht nachvollziehen, aber haben Verständnis dafür. Ich gab auch Links wie aphs.ch oder sagte ihnen sie sollen googeln

Wie gesagt so habe ich auch das VErständnis des Arbeitgebers gehabt, wenn ich ausfalle. So kam nicht der VEredacht auf, ich mache blau oder simuliere wegen Schnupfen, Husten, Grippe etc....


Ich hoffe und denke das gerade Leute die MEdizin studieren damit klar kommen sollen?

Ist einfach meine Erfahrung. Mir hats auch geholfen, darüber zu sprechen.

Gruss
Florian

Hallo ihr Lieben

Vielen Dank für Eure Antworten. Konnte leider bisher nichts schreiben, weil mich Paroxetin so außer Gefecht gesetzt hat, dass ich es auch sofort wieder absetzten musste. Hoffe nun, dass ich mit einem anderen Präperat besser zurecht komme. Habe auf das Paroxetin hin die schlimmste Panikattacke bekommen, die ich bisher hatte; mit Hallzinationen, Entfremdung usw. - praktisch alle Nebenwirkungen, die auf dem Beipackzettel standen.
@Lilly 42: Vielen Dank für deine Worte und die Buchempfehlung. Hab ich mir heute bestellt . Deine Zeilen haben mich aufgemuntert und mir Kraft gegeben.
@Florian28: Ich denke, daß der offenen Umgang mit dieser Erkrankung ein guter Ansatz ist, weil Tabuisierung nur zur Verstärkung der Symptome führt. Allerdings ist dies ein weiter Weg. Umso wichtiger die VT





Dr. Hans Morschitzky
App im Playstore