Hallo.
Stoße ja nun relativ spät dazu, doch fühle ich mich doch ein wenig erleichtert, endlich etwas zu lesen, das genau das beschreibt, was ich seit ca. 8 Jahren, mit Unterbrechung, empfinde. Nie konnte ich darüber reden, weil niemand verstand, was ich meinte, konnt es ja nichtmal beschreiben. Und der Gedanke, mal Entfremdungsgefühl zu googlen, ist ja im Prinzip so naheliegend. Allerdings hat mir meine daraus resultierende Angst verrückt zu werden, mich davor abgeschreckt noch irgendetwas zu unternehmen, was mich mit meiner Psyche beschäftigen lässt, aus Angst, dass es dadurch nur schlimmer wird und irgendwann tatsächlich eintritt.
Gestern Abend las ich zum ersten mal über die Symptome einer Derealisierung und ich konnte nicht fassen, dass dort genau und sehr detailiert das stand, was ich seit Jahren mitmache.
Allerdings habe ich nicht so wirklich eine Idee, warum ich sowas habe.
Schon immer habe ich Dinge begonnen und nicht beendet (Lehre, Studium, Abi gerade so geschafft), was mich zukünftig natürlich nicht gerade ermutigt z.B. eine Ausbildung zu beginnen, hab also große Versagensängste.
Ich muss vorausschicken, dass ich schon seit meiner Kindheit dazu neige, mich in Dinge (vor allem Krankheiten, etc.) hineinzusteigern und eigentlich schon immer Angst hatte, verrückt zu werden.
Ich habe mit 18 sehr intensiv, eigentlich schon extrem viel Canna. geraucht, sodass ich nach ca. 2 Monaten dieses Gefühl bekam, mein Körper würde nicht zu mir gehören und ich wäre irgendwie 2geteilt (Körper und Geist). Das hat mir sehr große Angst gemacht, weil mich außerdem niemand verstand. Dann bekam ich meine erste Panikattacke und ab da schwor ich mir dieses Zeug nie wieder anzufassen, ich hatte zwar noch 2 Dro. (jeweils 2 wieder extreme Monate), doch ich habe es geschafft, seitdem nichts mehr davon zu mir zu nehmen. Daraufhin waren auch meine Psycho-Sachen weg.
Ich bin nun 26 und habe vor 4 Jahren meine jetzige beste Freundin kennen gelernt, wir standen unter Dro. (diesmal Dro.) als sie mir sagte, dass man daruf hängen bleiben kann. In dem Moment habe ich furchtbare Panik bekommen und ein paar Stunden später hatte ich mein erstes richtig wahrgenommenes Entfremdungsgefühl.
Allen, die jetzt denken: Was heult sie hier rum, die braucht doch erstmal einen Entzug und eine Dro., sei gesagt, dass ich seit langer Zeit nichts mehr davon mache und dies auch nicht vorhabe, denn meine Angst verrückt zu werden übersteigt so ziemlich alles, hab sogar Angst, Alk. zu trinken (auch wenn das hin und wieder mal vorkommt), weil ich meinem Gehirn so wenig Giftstoffe, wie möglich zuführen möchte.
Jedenfalls hörte dieses Gefühl ein paar Monate nach dieser Erfahrung wieder auf. Ich lernte mit 24 meinen Freund kennen und ich war glücklicher dennje. Eines Tages hatten wir einen ziemlich heftigen Wildunfall auf der Autobahn, bei welchem ich mir zu 100 % sicher war, dass ich sterben würde, hatte schon wirklich abgeschlossen und überhaupt keine Angst mehr. Doch der Unfall ist glücklicherweise sehr glimpflich ausgegangen, keine Verletzte, bis auf den toten Hirsch. Ca. 1 Monat später hatte ich wieder dieses Entfremdungsgefühl, aber diemal nicht so recht auf mich, sondern auf meinen Freund bezogen. Ich sah ihn beispielsweise an und (fällt mir schwer das zu beschreiben) erkannte ihn nicht richtig, klar wusste ich, dass er es ist, aber von da an sah ich ständig an, um zu kontrollieren, ob er noch der Gleiche wäre. Das hat mir furchtbare Angst gemacht, denn ich wusste nicht mehr, ob ich ihn liebe, dabei ist er ehrlich meine große Liebe. Doch irgendwie ging auch das vorbei.
Nun ist es so, dass ich letztens irgendetwas über Schizophrenie im Netz las (Symptome usw.) und ich dachte, ich müsste mich übergeben, denn meine Panik war furchtbar groß. Plötzlich hatte ich nicht nur dieses Entfremdungsgefühl in meinem Gesicht (ich fühle zwar meine Haut, doch irgendwie auch nicht), sondern auch meine Stimme hörte sich seltsam an, sodass ich es gern vermieden hab zu sprechen. So gehts mir nun seit ca. 3 Wochen, mal besser, mal schlechter.
Hier nun zu lesen, dass es sich um eine Schutzfunktion handelt, ist sehr aufbauend einerseits, doch ändert es nunmal nichts an diesem widerlichen Gefühl, das ich nicht länger ertragen möchte. Ich hasse dieses Gefühl, mein Gesicht nicht zu spüren. Ich will endlich wieder frei sein. Kein Gegrüble mehr, alles ganz normal wahrnehmen. Das einzige, was manchmal hilft, ist weinen, doch so gehts auf jeden Fall nicht weiter.
Allen, die bis hierher gelesen haben, vielen Dank und über Zusprüche und Anregungen würde ich mich sehr freuen.
LG Choclit
17.03.2010 10:48 •
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