unter anderem aus einem Text zum Thema Angststörungen von Volker Faust (Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapeut und Leiter der Abteilung Forschung und Lehre am Zentrum für Psychiatrie in Weissenau bei Ravensburg) habe ich folgende Einsichten zur Panikstörung zusammengetragen, die ich bisweilen recht überraschend finde:
1. Panikstörungen werden häufig als körperliche Krankheit fehldiagnostiziert
2. Patienten mit einer Panikstörung, vor allem wenn sie noch durch eine Depression beschwert ist, liegen an der Spitze der selbsttötungsanfälligen Leiden
3. Panikerkrankungen sind offensichtlich überwiegend biologisch determinierte Leiden und kaum eine psychische Erkrankung ist so erfolgreich mit Psychopharmaka zu behandeln wie die Panikstörung
4. Patienten mit Panikstörung leiden bisweilen unter mehreren (!) Dutzend körperlicher Symptome
5. Agoraphobie, (sekundäre) Depression und Suchtmittelmissbrauch sind häufige Folgen der Panikstörung
Insbesondere der dritte Punkt wird Widerspruch hervorrufen. Ich bin aber wie einige andere hier davon überzeugt, dass in den allermeisten Fällen der Kern der Panikerkrankung eine biologische Grundstörung ist. Erst in der Folge weitet sich die Angst durch Lernprozesse (insbesondere Vermeidung und Generalisierung) aus. Es kommt häufig zur Agoraphobie und durch die bedrückende Realität der Erkrankung auch zu einer Depression. Ausgelöst wird die Störung durch bestimmte akute Stressoren, die nicht selten mit der psychosozialen Entwicklung des Einzelnen zusammenhängen. Wer z.B. schon immer eine starke Trennungsempfindlichkeit von Bezugspersonen mitbringt, für den stellt eine aktuelle Trennungssituation eine starke stressende Belastung dar, die Angstkompensationsmechanismen vermindert und die Panik ausbrechen lässt. Obwohl keine organische Krankheit im engeren Sinn, ist die Panikstörung in diesem Sinn für mich keine rein seelische Krankheit. Sie ist sozusagen psychosomatisch , sowohl was ihre Ursachen als auch was ihre Symptomatik betrifft.
Gruß,
Karl
15.01.2008 21:09 • • 16.01.2008 #1