Hab seit Jahren Panikattacken gehabt und war ca. 2 Jahre gezielt in Behandlung und zu Neujahr sollte mein Abschlusstest eine Fahrt von Wuppertal nach Berlin sein, da dort ein Freund wohnt, der Bescheid wusste.
Ich war Wochen, Monate vorher unheimlich nervös mit all den üblichen Begleiterscheinungen.
Was einem da die Psyche dann in Träumen und Ängsten um die Ohren haut, ist echt gewaltig.
Aber mir hat es unheimlich geholfen mir den Besuch positiv/optimistisch vorzustellen und ich hab einfach stur weiter dran geglaubt und all meine Kräfte gesammelt.
Ich muss aufs Geld achten, also hab ich mir auf der Mitfahrgelegenheit-Seite einen Fahrer gesucht.
Neben den üblichen Freuden (und 300g Schokolade!) hab ich noch Promethazin-Tropfen bekommen und mich reichlich damit abgeschossen (sonst wär ich garnicht erst aus dem Haus gekommen).
Da stand ich dann morgens um 6h im Regen und war am bibbern und fast am explodieren und dieser A*** is dann einfach nich gekommen. (Falls du das hier liest, brenne in der Hölle!)
Ich bin nach Hause gerannt, ach was gerast!
Mit viel gut Zugerede hab ich nach einigen Stunden einen 2ten Versuch gestartet! (ich war so stolz auf mich)
Wieder zum Bahnhof, wieder Panikattacken und die beklopptesten Gedanken und wieder kam der Fahrer nicht, auch diesmal war das Handy ausgeschaltet.
Ich flog quasi wieder nach Hause und hab mich erstmal in ne Badewanne gepackt und geheult (ja ich bin ein Mann, aber bei mir is das irgendwie so drin und ich kanns nich ändern).
Abends hab ich mich in skype getraut/bin ans Handy rangegangen und wurd da super lieb betüddelt und ich solls doch nochmal versuchen und das tat ich am nächsten Morgen! Und der Fahrer kam! (ich dachte mir nur: so ein Mist, jetz musst du das auch durchziehen).
Zu 5t eingepfercht in einer graulila Nuss-Schale neben einer jungen Frau, die wohl zuvor was mit Zwiebeln gegessen hatte, verbrachte ich teilweise völlig weggetreten die nächsten 5 Stunden Fahrt.
Dabei hab ich den Insassen erzählt, ich hätte Dro. genommen und wäre deshalb so komisch drauf... keine Ahnung was mich da geritten hat.
Irgendwann kamen wir in Berlin an und es wurde einer der schönsten Abende meines Lebens!
Doch am nächsten Morgen gings los.
Hatte ne 20 Minuten Panikattacke und hab echt gedacht ich sterbe da jetzt und kann nichts dagegen tun.
So heftig wars schon Jahre nicht mehr gewesen.
Wir haben noch so einen Fahrer gesucht und telefoniert für mich, dass ich schnell zurück komme (bin da fast durchgedreht). Es gab aber nix.
Da hab ich meine Taschen geschnappt und bin zum Bahnhof und hab mir ein Zugticket für 115 euro gekauft (das ist ne Menge Geld für mich) nur um schnell wegzukommen.
Die Rückfahrt hat alles andere was ich bisher so erlebt hab in den Schatten gestellt.
Ich war 4 Stunden lang am heulen, anfang wars mir peinlich und ich hab mich weggedreht, aber irgendwann war das alles egal und ich saß da nurnoch mit angewinkelten Beinen und hab gehofft, dass der verdammte Zug schneller fahren sollte (der bekam dann nen Technikschaden und konnte nurnoch 180km/h max fahren).
Ich bin ausgerastet, hab die Leute angeschrien, mir Suizidpläne durchdacht und den Abschiedsbrief angefangen, mein Gesicht und die Arme zerkratzt und fuhr einen Film nach dem nächsten. Das hatte ich so noch nie!
Dann bin ich irgendwann an meiner Wohnungstür angekommen und bin seither nicht mehr raus gegangen und ich habs auch nicht mehr vor...
Einerseits hab ich den Test Berlin und zurück quasi bestanden (Teilerfolg) aber im Nachhinein bereuhe ich das unheimlich. Das war dermaßen über die Grenzen von meinem Geist und meiner Seele.
Was konnte das bitte gewesen sein (Promethazin-Nebenwirkung?) und wie bekomme ich mich wieder hin?
Mein Therapeut hat natürlich Jahreswechselurlaub und mein Betreuer auch.
Allein hab ich mich nicht zum Tannenhof (Psychartrie) getraut.
Ich komme seither nicht mehr wirklich runter, egal was für Pillen ich nehme.
Es schwankt immer wieder zwischen ner Heul/Verzweiflungsphase, totaler Katatonie, dann einer Zeit nur im Kopf (Ich sprech dann mit mir selber und erzähle mir was - irgendwie schlecht zu beschreiben) und einigen Ess-/Schlafpausen.
Mein Betreuer kommt am Dienstag aus dem Urlaub und ich versuch bis dahin durchzuhalten, aber das wird mit der Zeit immer schwieriger, nicht besser.
Außerdem schäme ich mich wegen der Rückfahrt und meiner zerkratzten Haut und hoffe, dass das schnell abheilt, sonst würde ich warten müssen.
Ich will nicht sterben oder tot sein.
Aber mittlerweile kommt mir das als Alternative zu einem Leben (90% der letzten 20 Jahre) in Leid, Schmerz und Angst sehr verlockend vor.
Meine Körper-/geistige und seelische Kraft ist einfach aufgebraucht und ich weiß nicht so recht was jetzt in den nächsten Tagen passieren wird.
Ich denke nich, dass ich diesmal meinen Suizid versuchen werde, aber die Gedanken kreisen schon um sonst nichts mehr.
Leider finde ich einfach keine Gründe noch weiterzukämpfen. In der letzten Zeit gehen mir einfach die Gründe aus...
Keine Familie, bester Freund tot, chronisch physisch und psychisch krank (ersteres ohne Hoffnung auf Besserung).
Keine Beziehung; Irgendwie empfinde ich da eh wenig. Geliebt hab ich glaub ich noch Niemanden (Familie oder Partner). Aufgewachsen ohne das zu lernen oder Jemandem vollständig vertrauen zu können, sitz ich hier wieder mal in meinem sprichwörtlichen Brunnenschacht und weiß nicht mehr ob noch irgendwas wichtig für mich ist.
Mal sehen was die Zeit bringt...
Die Kernessenz ist wohl, dass ich in Berlin erleben musste, wie viel Glück anderen zuteil wurde.
Der oben genannte Freund ist eines dieser Goldenen Kinder.
Er ist gesund, schön und hat einen super Charakter.
Liebende Familie, nahestehend und ein Gefühl der Geborgenheit vermittelnd,
stabile Beziehung, bester Freund vorhanden, hat sein persönliches Talent erkannt und richtet sein Leben darauf aus und er hat im Prinzip in seiner Freizeit nur Freunde und Spaß und Sex und kA.9
Ich bin nicht böse-neidisch (du hast aber ne tolle Banane, her damit!)
sondern eher gut-neidisch (du hast aber ne tolle Banane, ich hol mir auch eine).
Aber wer so ein Leben wie ich geführt hat, Jahrzehnte Schmerzen, Depressionen und Angst, der wüsste hier glaub ich auch nicht mehr weiter.
Ich frage mich halt ob es noch lohnt weiterzukämpfen. Ich werde dieses Jahr 30 und das einzige Talent von mir ist 20 jahre in einem Schwimmbad voller schei. oben zu schwimmen.
Was Liebe und Vertrauen wirklich heißt, werd ich eh kaum erleben oder mir selbst kaputt machen.
Aber ich glaub ich habe ein Recht auf meine Eifersucht, gleichzeitig versucht ein anderer Teil von mir, mich an etwas Gutes zu erinnern.
Mein Therapeut hat mich mal gefragt, was meine letzte tolle, freudige Erinnerung war - ich konnte ihm keine nennen.
Berlin war einen Abend lang wunderschön, daran werd ich mich vielleicht erinnern (bin so ein Verdränger, da wird offt die komplette Erfahrung zugeklebt)
Hat sich das gelohnt? Ich glaube nicht.
So Roman zuende von der Seele geschrieben (geht grad besser) - Vielleicht fällt euch ja was hilfreiches ein.
Im Moment überlege ich nur, ob ein kurzer Psychartrieaufenthalt Sinn macht, da ich am 22sten zur Reha fahren soll, oder ob ich die Reha ganz sein lasse und wirklich mal richtig in eine psychartrische Klinik gehe (nicht immer nur für ne Nacht).
Ich hoffe einfach, dass es schnell Dienstag wird.
06.01.2013 00:11 • • 11.04.2013 #1