App im Playstore
Pfeil rechts
1

Hallo, ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Ich bin Ärztin und alleinerziehende Mutter. Ja, ihr habt richtig gehört, ich bin Ärztin. Ich leide eigentlich seit meiner Kindheit unter Panikattacken. Sie kommen in manchen Phasen verstärkt, dann habe ich wieder monatelang Ruhe und traue mich Dinge, die ich mir in den besagten Phasen niemals zugetraut hätte. Ich arbeite mit totkranken Menschen zusammen- und gerade die leiden ja auch sehr häufig unter Ängsten und Depressionen. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich für meine Patienten immer gute Ratschläge parat, Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen, eine suffiziente Einstellung mit Antidepressiva usw. Leider greifen bei mir all diese wunderbaren Vorschläge nur bedingt. Eine Therapie habe ich gemacht und dabei auch sehr viel über mich und meine Ängste gelernt. Außerdem nehme ich 15 mg Cipralex tgl. ein. Meinen Alltag bewältige ich damit problemlos. Meine Tochter in die Kita bringen, in die Klinik gehen, Menschen behandeln- alles ohne nennenswerte Panikattacken. Doch sobald ich etwas tun muss, bei dem ich ganz alleine auf mich gestellt bin, nicht die Sicherheit der Routine habe, z.B. Urlaube, Aktivitäten alleine, v.a.alleine Zug fahren, geht es mir extrem schlecht vor Angst und ich vermeide alles, was irgendwie geht. In ein paar Tagen muss ich alleine auf eine Fortbildung fahren. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr mich das jetzt schon quält! Aus medizinischer Sicht weiß ich, was bei Angstzuständen in uns vorgeht, ich weiß, dass man weder durchdreht noch stirbt, aber all das Wissen hilft mir in solchen Situationen überhaupt nicht. Ich verspüre einfach nur Panik, absolute Verzweiflung und Hilflosigkeit. Ich habe das Gefühl verrückt zu werden, die Kontrolle zu verlieren. Besonders schlimm ist es wieder, seitdem mich der Vater meiner Tochter in der Schwangerschaft verlassen und sehr im Stich gelassen hat. Ich male mir jetzt schon Tage vorher aus, wie ich völlig verzweifelt im Zug sitze, niemanden kenne, nicht weiß, wo ich hin soll und total verzweifele. Dann alleine im Hotel. Was mache ich, wenn es mir akut total schlecht geht. Versteht ihr mein Problem? Liebe Grüße...

13.01.2009 20:22 • 17.01.2009 #1


19 Antworten ↓


das kann ich gut verstehen, die panik kommt wenn man auf sich allein gestellt ist und niemanden zum anlehnen hat, man denkt immer man schafft es nicht alleine.....
ich denke mal wir alle hier sind stärker als wir denken, es geht auch alleine, mir fällt das immer noch schwer, weil ich alten guten zeiten nachhänge
mal liebe grüsse rüber sende, hartmut

A


Einfach nur Angst. obwohl selbst Ärztin

x 3


Hallo Mädchen,

hier versteht Dich Jeder.....Ausbildung..hin oder her....die Angst und Panik macht vor Keinem halt. Du erstaunst vielleicht die Meisten hier....auch eine Ärztin hat so etwas??...Staun ohne Ende....Aber...auch Ärztinnen sind Frauen...Mütter und Menschen...mit allem was dazu gehört....und auch..mit dem, was Frau nicht möchte....Alleine für ein Kind zu sorgen...während der Schwangerschaft im Stich gelassen....da kann man sicherlich mit dem Schicksal hadern...Hier kannst Du reden..wirst Verständniss erfahren....Tipps und Hilfe.... Deine Ängste teilen...Erfahrungen machen und weitergeben...Auf die konkrete Situation...mit dem Zug alleine unterwegs sein....mir persönlich hilft leider nur....Angst versuchen zu kontrollieren...Ablenkung....mit Menschen sprechen..Musik hören...lesen....Schön, das Du den Weg zu uns gefunden hast.....

Liebe Grüsse...Birgit

Kann dich gut verstehen,Zug fahren ist für mich momentan auch der reinste Horror,obwohl ich Zeiten hatte ,da war das überhaupt kein Problem . Mache es trotzdem und denke mir trotz Panik ist es letztes mal auch gut gegangen und ich lebe noch .Bin auch nicht unterwegs ausgestiegen obwohl ich mir dachte nächsten Bahnhof nur raus.Mache mir halt Mut mit meinen positiven Erlebnissen.
Lenk dich gut ab nimm Ein Laptop mit Buch usw.
Wünsche dir eine schöne und ohne Panik Fortbildung.

Das mit dem Ablenken hat bei mir nie geklappt.Ich kämpfe ja jetzt schon jahrelang mit diesen Attaken.Ich lasse diese Attaken jetzt zu, versuche mich nicht zu wehren, warte auf ihren Höhepunkt und sie werden schwächer mit der Zeit.

Hi

Hört sich ja so an als wären die Routinedinge dein Fels an dem du dich festhältst , der dir Sicherheit gibt und dich sogar schwere Aufgaben ohne Panikattacken bewältigen lässt.

Versuche doch dir einen neuen Fels zu schaffen , einen den du mitnehmen kannst auf Reisen , einen der nicht so Ortsgebunden ist .
Vielleicht ja sogar einen der in dir selbst ist .

Schon klar das das nicht zack von heut auf morgen geht und auch ein Haufen Arbeit ist , aber es wäre immerhin eine Möglichkeit .

lg ZZ

Hi Mädchen,
Was Lela schreibt, stimmt im Grunde, außerdem kann die Angst nur einen bestimmten Level erreichen, dann geht sie wieder. ( Soweit zur Theorie, ich fahre auch nicht mit dem Zug )
Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass diese Zugfahrt eine Chance ist, dich selber zu fluten und damit der Angst ein deutliches Stopp zu verpassen. Dann würde nämlich die Angst vor den Symptomen verschwinden und ab dann ginge es stets bergauf.
Grüssli Iris

Das Problem ist halt nur,dass das alles nicht so schnell geht.Und man muss sich auch trauen, es wird nie so schlimm wie erwartet.Habs erst nach Jahren geschafft bewusst in Situationen zu gehen die mir Angst machen.Man muss lernen die Angst und Panik zu beherrschen und nicht umgekehrt.Ist aber leichter gesagt als getan.Und funktioniert auch nicht immer.

In der Theorie sind wir alle die besten. Wir wissen meist über unsere Angst und ihre Gründe Bescheid.
Einerseits läuft bei mir die Verhaltenstherapie, die Denk- und Verhaltensweisen verändert, andererseits heißt der komplette Alltag für mich immer wieder Konfrontation beim Weg zur Arbeit, einkaufen....
Was mir meistens fehlt, ist Selbstvertrauen.
Währenddessen erzähle ich mit der Angst, je nach meiner Verfassung in unterschiedlichen Tonlagen.
Aber was sich viele Jahre eingeschlichen hat, ist nicht schnell aufzuheben.

Liebe Grüße
engelchen106

Hallo, ihr Lieben! Vielen Dank für eure Antworten. Sie haben mir total geholfen und es tut gut, Menschen um sich zu haben, die sehr ähnlich fühlen. Sicherlich ist es am besten, sich der Angst zu stellen- wir wissen das ja alle. Vermeidungsverhalten macht ja insgesamt nichts besser, zumindest nicht auf die Dauer. Aber es ist so verdammt schwer. Ja, bei mir ist es tatsächlich so, dass ich mich in einer sicheren Umgebung auch sicher fühle. In meiner eigenen Welt, mit den Menschen, die ich kenne, habe ich über die Jahre gute Mechanismen entwickelt, mit meiner Angst umzugehen. Alleine gegenüber fremden Menschen, am schlimmsten noch in einer fremden Umgebung- das ist die Hölle für mich. Ich denke auch, dass es insgesamt eine Frage des Selbstbewusstseins ist. Ich würde so gerne ein ,,Zuhause in mir finden, mich in ,,meiner eigenen Haut sicher fühlen. Aber das ist nicht so. Deshalb ist alleine unterwegs sein auch so schlimm für mich. Im Zug auf Reisen, keine Möglichkeit sich zu verkriechen, keinen Ansprechpartner, ich fühle mich dann regelrecht wie ausgeliefert. Kennt ihr eigentlich das Gefühl, anders als alle anderen zu sein? Gerade, wenn ich alleine unterwegs bin, habe ich so oft das Gefühl, dass es allen anderen gut geht und ich irgendwie nicht dazu gehöre, dass ich anders bin und irgendwie ,,unnormal. Ich weiß leider nicht, wie ich es besser beschreiben soll.
Noch ganz kurz etwas zu meinem Beruf: Ich glaube wirklich, dass ganz, ganz viele Mediziner Ängste und Depressionen haben. Viele haben bestimmt auch aus diesem Grund diesen Beruf gewählt. Wenn man anderen hilft, sich z.T. ,,aufopfert kann man wunderbar von sich selbst ablenken und seine innere Leere füllen. Wie gesagt, bei anderen habe ich tausend kluge Ratschläge, ich operiere, ich verschreibe und verabreiche Medikamente, immer nach meinem besten Wissen und Gewissen. Aber mit mir selbst komme ich, wenn ich mit mir alleine bin, auf mich selbst gestellt bin, überhaupt nicht klar. Wenn ich mir in Bezug auf mich selbst vertrauen soll, sterbe ich fast vor Angst.

Der Beruf den jemand ausübt spielt doch eigentlich nicht so eine grosse Rolle , finde ich .

In deinem Falle weißt du zwar wegen deinem Beruf etwas mehr (oder etwas früher , mehr) über die Angsttheorie aber die Praktische Seite bleibt die gleiche.

Angst und Panik wieder in den Griff zu bekommen und das eigene Selbstbewusstsein/vertrauen zu stärken sind für jeden Menschen relativ gleich viel Arbeit.

Du weißt doch schon recht genau wo der Hase bei dir im Pfeffer liegt.
Ändere was geändert werden muss und lass dir evtl. dabei helfen .

Ich weiss wie schwer ein Körper und wie träge ein Geist sein kann .
Ich habe aber auch gelernt das man Reserven und Möglichkeiten hat die imens sind


lg ZZ

Auch Ärzte sind vor Angststörungen nicht gefeit. Ich war auch sehr verwundert, als meine Psychotherapeutin mir erzählte, dass sie als Kind schon an PA litt und als Studentin extrem verklemmt war und auch Angstzustände hatte. Finde ich auch logisch und irgendwie verständlich, dass jeder eine Angststörung entwickeln kann. Ich glaube, es kann jeden erwischen. Es hängt viel mit der Kindheit und Jugend zusammen und nicht mit dem Berufsbild. Trotzdem finde ich es allerhand, was Ärzte leisten. Ich könnte das niemals! Wieviel Verantwortungen (und sicherlich auch psychischen Druck und Belastung) sie haben und wie ungerecht sie doch in Deutschland behandelt und vor allem bezahlt werden. Alle Achtung an dich!

Willkommen hier im Forum! Bei mir ist es genau umgedreht. Wenn ich zu viel Routine habe und zu wenig Zeit für mich, werde ich depressiv und bekomme vermehrt Panik und Angstzustände.

ich denke auch mit dem beruf hat es garnichts zu tun den wir alle hier wissen im grunde das wenn wir attaken haben das wir nicht sterben oder sonst was passiert . ausserdem finde ich die situation fast noch unangehmer sich einem kollegen zu öffnen als unser eins. deshalb ist es schön das du hier bist jeder versucht einem zu helfen .
willkommen also hier.

Das ist genau der Punkt. Ich denke theoretisch wissen wir alle, dass wir weder sterben noch verrückt werden und dass wir schon so viele solcher Situationen überstanden haben. Trotzdem denke ich jedes Mal, wenn ich große Angst habe, dass es noch nie so schlimm gewesen ist und dass ich es dieses Mal nicht überstehe. Ich schaue so oft bewundernd meine Freunde und Kollegen an, die scheinbar nichts ängstigt, die in den Urlaub fliegen, Reisen unternehmen und so schöne Erlebnisse haben. Ich fühle mich daneben so mickrig. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin so hungrig- so hungrig auf das Leben! Ich möchte morgens aufstehen, den Tag verplanen, Eindrücke sammeln, auch reisen und Neues erleben. Meine Angst hält mich immer wieder davon ab. Manchmal traue ich mich mehr, manchmal traue ich mich weniger- insgesamt auf jeden Fall zu wenig. Wenn ich alleine unterwegs bin, fange ich plötzlich an zu denken wer bist du eigentlich? und was machst du, wenn es dir plötzlich schlecht geht, du bist allein?, dann fangen meine Gedanken an zu rasen und ich kann nicht mehr klar denken. Ich möchte dann einfach nur raus aus dieser Situation und nie wieder da hinein kommen. Die einzig positive Sache ist: Wenn Patienten vor mir sitzen und sagen, sie hatten heute Nacht solche Angst, dass sie fast verrückt geworden wären, würde ich das niemals abtun, weil ich selbst weiß, wie schlimm dieses Gefühl ist, wenn Patienten sagen, sie haben solche Angst vor der Narkose, kann ich es 100%ig nachempfinden usw. Ich vertraue meinem medizinischen Wissen und auch Können, aber in Bezug auf mich selbst, vertraue ich mir nicht. Alle eure Beiträge, ihr Lieben, kann ich so gut nachvollziehen. Ich fühle mich euch sehr verbunden. Wenn ich medizinische Hilfe leisten oder Rat geben kann, lasst es mich wissen. Ich hoffe auch sehr, dass ich so manchen Rat von euch bekomme.

darf ich dich eins fragen nur neugiere welcher facharzt bist du nur einfach so wenn du das möchtest

Ich bin Fachärztin für Frauenheilkunde, arbeite vor allem mit Frauen, die an gynäkologischen Krebserkrankungen leiden. Also, kann ich natürlich nicht zu allem was sagen ...

du hattest deine angststörungen schon früher ich hatte auch krebs aber nicht am unterleib nhl weisst bestimmt was das ist aber wenn man das taf täglich sieht kann ich total verstehen musst für patienten da sein und selber biste im tief wenn man soviel leid hört
und sieht ist doch kein wunder du bist auch nur ein mensch
Sponsor-Mitgliedschaft

Hallo Mädchen,

danke für deine Hilfe. Das ist ganz lieb von dir. Ich mußte direkt anfangen zu weinen, obwohl hier jeder jedem hilft. Alle sind so nett.
Aber das mit den Gedanken,habe ich auch. Meine Nachbarin z.B. hat vier Kinder. Ich wollte auch mal vier. Jetzt habe ich eines. ICh kriegte diese doofen PA`s als sie zwei war. Damals war ich noch ganz optimistisch und dachte, ein Jahr Therapie n paar Tabletten, und das Leben hat mich wieder.Tja,und nun denke ich immer alle anderen sind fähiger als ich. Ich habnurein Kind und nicht vier. Ich wäre ja auch gar nicht in der Lage mich um mehrere gerecht zu kümmern. Jetzt ist meine Maus neun und wünscht sich natürlich Geschwister. Das mache ich natürlich nicht, wegen der Medis und das macht mich wiederum depressiv, dass ich nicht mal in der Lage bin mehrere Kinder zu haben. Also ich fühle mich auch mikrig, so wie du.
Gaaaaaaaanz liebe Grüße
Nicky

Hallo Mädchen,

was du so geschrieben hast, kann ich gut nachvollziehen. Ich funktioniere täglich ganz gut auf Arbeit. Aber sobald ich zu einer Weiterbildung fahren muss, eine andere Wegstrecke mit dem Zug fahren muss, Urlaub oder sonstige nicht alltägliche Unternehmungen absolviere, kriecht die Angst in mir hoch. Ein unbestimmtes und schleichendes Gefühl.

Mein Leben verlief bisher nach Plan: Einser- Abi. Hochschulstudium, Kind bekommen (4 Jahre). Dann kam meine erste PA und zu der Zeit war ich auch allein erziehend. Seit dem habe ich Probleme mit Veränderungen und Dingen, die nicht Routine sind. Vor meiner ersten PA waren neue Dinge kein Thema. Du weißt genau wie ich, dass wir an der Angst und Panik nicht sterben und trotzdem traut man sich gewisse Dinge nicht mehr so zu wie früher. Beruflich bin ich selbstbewusst, kann Vorträge halten und Dinge durchsetzen. Aber eben mal irgendwohin zu einer Weiterbildung fahren oder in den Urlaub fliegen, das sind riesige Probleme für mich geworden seit meiner ersten PA.
LG
laola

Hi Mädchen!

Als kleine Info kann ich dir schonmal schreiben, dass meine Hausärztin auch PA hatte. Heute hat sie auch noch Ängste, aber sie sagt, dass sie damit leben kann. Das sie mir davon erzählt hat führt aber nicht dazu, dass ich sie für weniger kompetent halte...es hat eher zum Gegenteil beigetragen. Es wäre also denke ich falsch zu meinen : Ich bin Ärztin/Psychologin...ich darf so etwas nicht haben. Ich denke auch, dass man in keinem Beruf sicher davor ist. Theoretisch wissen wir ja - und du als Ärztin besonders - was bei PA los ist. Theorie und Praxis sind da aber nunmal leider nicht das Gleiche
Eine -wenn auch sehr kleine- positive Seite deiner Angst:
Deine Patienten merken, dass du ihre Ängste ernst nimmst und ihnen nichts vorspielst. Sie sind dir mit Sicherheit sehr dankbar dafür.

A


x 4






Dr. Hans Morschitzky
App im Playstore