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Hallo...

Angst vorm Essen, so könnte man meine Angst ganz allgemein umschreiben. Doch eigentlich ist alles viiiiel komplizierter...
1999 hat das Ganze angefangen. Ich (w/23 jetzt) war damals 15, da habe ich das erste Mal eine Panikattacke gehabt. Freunde meines Vaters waren eingeladen und es gab abends was Warmes zu essen. Ich hatte (was man ja eigentlich direkt vor dem Essen nicht soll) etwas Cola getrunken, daher war mir auch vor dem Essen (weil ich die sonst so selten trinke und dann auch noch soviel auf einmal getrunken habe) etwas schlecht. Während dem Essen selbst hatte ich dann selbstverständlich keinen Hunger mehr, habe aber aus erzieherischen Gründen schon immer mit auf den Weg bekommen, dass man sich in Gesellschaft benehmen muss, angepasst sein muss, den Teller also auf zu essen hat. Und dann habe ich Panik bekommen. Was, wenn ich jetzt nicht alles essen kann? Was, wenn ich hier negativ auffalle? Es ging dann glücklicherweise entspannt weiter und ich habe auch alles geschafft, die Panik war plötzlich weg. Doch die Erinnerung daran leider nicht...;-(
Hab dann beim nächsten Essen bei einer Freundin gedacht, okay, jetzt guck ich mal, ob ich das diesmal hinkriege. Hab ich. Aber bei einem Silvesteressen, plötzlich wieder diese Angst. Zusätzlich hatte ich (weil ich schon von Geburt an untergewichtig bin) immer Angst, dass mich jemand für magersüchtig halten könnte, weil ich optisch genau in dieses Schema reinpasse und wenn ich dann noch so wenig/gar nichts esse…!
Hab noch ein Essen ganz absichtlich initiiert, bin dann aber aus zu großer Angst schon eine Woche vorher so gestresst gewesen, dass ich alles abgesagt habe.

Damit hat also alles angefangen. Es folgte das klassische Vermeidungsschema, das ich unwissend über diese ganze Angstgeschichte eigentlich jahrelang so durchgezogen hab. Zu den meisten Essen bin ich nicht hingegangen, habe mir irgendwelche Ausreden einfallen lassen. Wenn es dann mal doch nicht anders ging, habe ich es natürlich auch so irgendwie geschafft. Aber prägend ist für mich immer die Angst VORHER gewesen, die meist schon tagelang vorher angefangen hat. Und wenn ich nervös bin, kann ich nun mal nichts essen, hatte schon als kleines Kind immer mit extremen Lampenfieber zu kämpfen. Das Essen selbst ist dann im Nachhinein meistens doch nicht so schlimm gewesen, aber gegen diese negativen Vorstellungen vorher bin ich einfach machtlos...:-(

So, das ist der 1. Teil der Angst gewesen. Der 2. Teil erfolgt durch eine Fehlbehandlung mit einem Antibiotika, das war Anfang 2006. Ich war eine Woche im Krankenhaus deswegen (Darmentzündung infolge der Fehlbehandlung) und noch 4 Wochen krankgeschrieben. Ich habe in der Zeit viel an Gewicht verloren, weil ich wochenlang nur Schonkost essen durfte. Dazu der ganze Stress, das starke Antibiotika gegen das falsche Antibiotika, das ich nehmen musste, das entwickelte sich irgendwann mal dahin, dass ich Angst hatte, nicht mehr das ganze Gewicht drauf zu kriegen, das ich verloren hatte. Ich hatte Angst das alles nicht mehr zu schaffen. Quasi keine Angst in Gesellschaft zu essen (das ist natürlich geblieben), sondern alleine(!) zu essen.

Hab diese schwere Zeit natürlich überstanden, hatte damals viel Unterstützung, von Familie, Freunden, Arbeitskollegen. Aber so eine Geschichte prägt natürlich. Ich bin seit damals in psychologischer Behandlung, habe Anfang diesen Jahres (2007) noch einmal so eine Tiefphase gehabt, die mich an die Antibiotika-Geschichte im Vorjahr erinnert hat, und die alte Angst alles nicht mehr zu schaffen, war wieder da. Seitdem wurde mir ein Antidepressiva verschrieben (Paroxetin). Ich habe was das gesellschaftliche Essen dieses Jahr extrem viel Fortschritte gemacht. Das liegt auch daran, dass mein Freund, mit dem ich seit Anfang des Jahres zusammen bin, einen sehr großen Freundes/Verwandten-Kreis hat. Man ist quasi ständig irgendwo eingeladen und mir haben sich sehr viele Situationen zum Üben geboten. Ich habe das bis zum Sommer wirklich echt gut gemeistert. Bin zu Essen bei Leuten, die ich vorher noch nicht mal kannte, hingegangen, und es hat alles WUNDERBAR geklappt!!

Ich habe auch das Paroxetin im Juli irgendwann abgesetzt.
Doch jetzt ist alles irgendwie wieder so kritisch wie am Anfang. Ich habe Angst vor jedem Essen, von dem ich weiß, das kommt. Meine Psychologin meint, dass es vielleicht doch ein Fehler war, das Medikament abzusetzen. Es hat auch ein paar Wochen (6 Wochen später, nachdem der Wirkstoff vom Körper eigentlich auch komplett abgebaut ist) danach vereinzelt mit der Angst wieder angefangen. Ich bin morgens aufgewacht und hatte richtige Panik. Einfach so.
Dann irgendwann bin ich in das alte Schema wieder reingerutscht. Jedes Essen eine Bedrohung, Tage vorher schon nervös, konnte selbst (allein!) zu Hause nicht richtig essen. Und selbst jetzt stehe zeitweise unter solchem Druck, dass das Leben selbst gar keinen Spaß mehr macht (Depressive Veranlagung familiär bedingt kommt dummerweise noch dazu). Kaum habe ich das eine Essen überstanden, schon kommt das nächste! Das zieht einen ziemlich runter auf Dauer. Irgendwo will ich doch auch noch leben? Und ich erlebe mich ständig in einer Angstphase, die zwar wieder vergeht, dann aber von der nächsten wieder abgelöst wird. Ich fühle mich unsicher, habe Angst vor Essen, die ich vor Monaten (mit den selben Leuten) ohne große Probleme gemeistert habe. Mein Freund weiß selbstverständlich von allem Bescheid und es ist beinahe unglaublich, wie verständnisvoll er ist. Aber er kann ja auch nicht viel tun. Ich weiß selbst, dass ich vor diesen Essen nicht weglaufen kann. Weil diese bescheuerte Angst dann nie weggeht! Aber es ist einfach so verdammt schwer, das alles!
Natürlich hat mir meine Psychologin geraten wieder ein AD zu nehmen. Und ich fange auch morgen wieder damit an, aber verunsichert bin ich trotzdem.
Ich hoffe, dass das AD auch wirklich wieder etwas bewirkt. Weil, eigentlich muss sich meine Einstellung dem Essen gegenüber ja ändern, damit ich da entspannter hingehen kann? Und ein Medikament allein kann die ja nicht ändern, oder?
Wüsste gerne, ob es Menschen gibt, die ähnliche Probleme haben? Denen essen in Gesellschaft aus welchen Gründen auch immer, ebenfalls Probleme bereitet?
Dass man sich vielleicht gegenseitig ein wenig unterstützen/aufbauen kann?
Oder jemand, der einen Tipp für mich hat?
Irgendwas..

Liebe Grüße,
Amelie

12.11.2007 14:01 • 12.11.2007 #1


2 Antworten ↓


Hallo,

Angst vorm essen hab ich auch
Ich hab immer angst wenn ich was esse das ich dann Durchfall bekommen könnte.
So esse ich eigentlich nur Daheim, ich kann nirgends anders essen.
Blöd nur das meine Schwiegermutter öfters fragt ob wir zum essen kommen wollen. Ich kann nicht hab zuviel angst dann Durchfall zu bekommen
Klar gibts dort ein Klo aber mir wäre das so peinlich weiß auch nicht warum

Lg

hey.
hab sowas ähnliches. immer wenn ich mit anderen leuten essen muss (außer mit meinen eltern und meinem bruder alleine)hab ich das gefühl mein hals schnürrt sich zu und ich kann nicht mehr schlucken. hab dann voll panik das ich ersticke. essen gehen ist am schlimmsten. hab aber keine ahnung wieso das so ist. manchmal ist es besser manchmal schlechter. muss man irgendwie mit leben...
lg linni





Dr. Hans Morschitzky
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