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Hallo liebe Menschen,

Heute drehe ich besonders am Rad. Ich habe mich heute getraut mit dem Auto zu dm zu fahren, die Staubsaugerbeutel waren leer (gut das war jetzt kein Notfall, aber wollte mich überwinden). Es war bei dm aber so, dass ich so extrem gespitzte Sinne hatte. Ich habe alle Gespräche gehört, alles ganz scharf gesehen, intensiv gerochen, war total verwirrt…aber ich selbst hab mich taub gefühlt.
Generell ist es bei mir seit über einem Jahr so, dass ich zuhause auch laute Geräusche nicht aushalte, Fern schauen überfordert mich auch teilweise. Die Frage von meinem Freund was wir denn essen sollen heute Abend führt gleich zu Herzrasen. Ich rede mir ein, dass ich Gesprächen nicht Folgen kann, obwohl ich danach noch genau weiß was mir gesagt wurde und was ich gesagt hab. Ich bekomme auch immer die Rückmeldung, dass ich mir alles super schnell merken kann. Das letze Jahr habe ich es geschafft trotz diesem "Stroms" zu arbeiten, habe dort auch viel Lob für mein fleißiges und fast fehlerfreies Arbeiten bekommen. In meinem Kopf herrscht aber so ein Chaos, ich höre teilweise 3 Gesprächen parallel zu und kann das nicht abschalten.
Ich mochte noch nie in Clubs gehen wo es laut ist und die Lichter ständig wechseln, aber ich habe es ausgehalten. Jetzt ist es so egal wo ich bin: ich schwitze, bin überfordert, kann mich nicht konzentrieren, bin total hibbelig, oft höre ich gedämpft will fliehen. Ich fliehe aber nicht, aber es wird nicht besser. Auch körperliche Veränderung nehme ich so extrem wahr, jedes kleine Ding macht mir angst.
Mir macht das Angst, ich kann so niemals Mutter werden, normal arbeiten…einfach ein Mensch sein. Ich nehme seit über einem ja Sertralin, dass hilft aber leider eher nicht. Diese Überflutung führt auch immer wieder zu Panikattacken, massiven Zukunftsängsten und einfach Angst vor dem verrückt werden. Ich überprüfe inzwischen meine Gedanken, frage mich ob etwas wirklich passiert. Irgendwie fühle mich mich automatisiert, als würde ich alles so automatisch machen. Hat jemand eine Idee wie das besser wird oder ob es das denn überhaupt wird…? Ich kann wirklich mit meiner Krankheitsangst umgehen aber jetzt ist es so seltsam auf die Psyche umgeschlagen und jetzt weiß ich gar nicht mehr was ich tun soll. Meine Therapeutin ist auch nicht hilfreich, sagt immer nur ich soll mich ablenken und muss es akzeptieren…ich empfinde das nicht als hilfreich.

27.07.2022 13:33 • 28.07.2022 x 1 #1


14 Antworten ↓


Zitat von Ängstlichecarla:
und kann das nicht abschalten.

Abschalten mußt du lernen, damit du da wieder raus kommen kannst. Und auf die kommende Frage wie? Da muß jeder seinen Weg selbst finden. Alle Entspannungsmethoden ausprobieren und gucken was funktioniert für einen selbst und die dann regelmäßig in den Tagesablauf einbauen, dauerhaft.

A


Durchgehend unter Strom

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Zitat von Windy:
Abschalten mußt du lernen, damit du da wieder raus kommen kannst. Und auf die kommende Frage wie? Da muß jeder seinen Weg selbst finden. Alle ...

Du meinst mit abschalten, dass ich lernen muss zu entspannen oder…ja das kann ich wirklich nicht. Habe versucht zu meditieren, das hat zu Panik geführt!

@Ängstlichecarla

Dann versuch etwas anderes. Ich hatte auch am Anfang Angst vor der Ruhe und Stille, aber mit der Zeit ging es. Es bedarf Übung und tägliche Praxis, am besten mehrmals. Das kann ich wirklich nicht, habe ich am Anfang und sehr lange auch gedacht, aber es geht. Man braucht nur viel Geduld. Den aufgedrehten Zustand hat man sich auch selbst über lange Zeit aufgebaut und angewöhnt, den wieder abbauen und verlernen, dauert auch wieder seine Zeit.

Wünsche dir gute Besserung.

@Windy ich danke dir vielmals! Das ganze hat sich wohl über 10 Jahre aufgebaut…da muss ich jetzt einfach durch und wieder die Ruhe lernen. Nur nicht aufgeben!

@Ängstlichecarla: Ich musste das "Nichtstun" regelrecht üben. Auch bei mir kam anfangs beim Meditieren die Panik. Aber jeweils nach der 3. geführten Meditation merkte ich, dass sich meine Gehirnwellen doch verändert haben und ich oft in einen Entspannungszustand kommen konnte. Mit ein paar Atemübungen vorher gelingt es noch besser. Auch autogenes Training eignet sich. Gib nicht auf, die regelmäßige Übung ist hier wirklich wichtig. Vielleicht hilft dir ja auch eine Gehmeditation. LG

Zitat von Ängstlichecarla:
Hallo liebe Menschen, Heute drehe ich besonders am Rad. Ich habe mich heute getraut mit dem Auto zu dm zu fahren, die Staubsaugerbeutel waren leer (gut das war jetzt kein Notfall, aber wollte mich überwinden). Es war bei dm aber so, dass ich so extrem gespitzte Sinne hatte. Ich habe alle Gespräche gehört, alles ...

Hast Du Dich mal mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt? Nicht im Sinne einer Diagnose, sondern im Sinne einer Erklärung, warum Du in vielem so empfindsamer bist als andere. Das kostet viel Kraft und kann, wenn noch andere Dinge dazu kommen, in eine regelrechte Negativspirale führen.

Gerade weil andere die Dinge des täglichen Lebens anscheinend leichter schaffen, neigen diese Personen dann dazu, sich noch mehr abzuverlangen.

So wie Du es beschreibst, hast Du komplett den Kontakt zu Dir und Deinem Körper verloren. Du bist nicht mehr geerdet und Du bist nur noch im Außen unterwegs. Deshalb auch die Unfähigkeit, Dich zu entspannen oder zu meditieren. Dazu muss erst einmal wieder der Kontakt zum Körper hergestellt werden.

Für Dich wäre eine Körperpsychotherapie ideal. Leider gehört die nicht zum Leistungskatalog der KK und muss daher selbst bezahlt werden. Ich habe hier schon öfters darüber was geschrieben - Du kannst ja mal die Suchfunktion bemühen.

Du musst erst einmal lernen, Dein vegetatives Nervensystem zu beruhigen und runterzufahren (z.B. mit Atem- und Wahrnehmungsübungen). Danach kannst Du anfangen, wieder nach und nach Kontakt zu Dir und Deinem Körper aufzunehmen und lernen, Deinem Körper wieder zu vertrauen. Das ist allerdings ein etwas längerer Weg - wenn es sich bei Dir über Jahre eingeschliffen hat, wirst Du auch Monate brauchen, bis Du da wieder draußen bist. Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon

@Delfina vielen Dank für deine Antwort! Von gehmeditation hab ich noch nie gehört, habe grad drüber gelesen…sieht interessant aus! Werde mal verschiedenes probieren.

@Kruemel_68 ja ich denke, dass ich hochsensibel bin. Habe da viel drüber gelesen und es trifft vieles auf mich zu. Aber dass dieses sensible so extrem ist, hatte ich noch nie. Aber das ist eben jetzt so weil ich nicht auf mich selbst geachtet habe.
Auch das mit dem Vertrauen zu meinem Körper ist total richtig, ich muss da wieder eine liebevolle Beziehung herstellen.
Vielen Dank für deine Ratschläge und Denkanstöße!

Hey @Ängstlichecarla,

ich selber stehe auch stark unter Strom die ganze Zeit, ständig vegetative Stresssymptome, wie starke Anspannung, Schwitzen, Nervösität... Mein Herz klopft oft schneller oder ich zittere, bin gereizt, ungeduldig, unkonzentriert etc.

Aus meiner Erfahrung, wenn der Körper unter Strom steht, steht der Geist auch unter Strom und umgekehrt. Gerade bei uns Leuten mit Ängsten kann der Körper und die Empfinden komplett abdrehen. Manchmal sitze ich da und bin so gestresst und mein Körper hat so viele Symptome, dass ich oftmals 1) nicht weiß warum ich mich jetzt so fühle 2) es nicht abstellen kann.

Ich würde mich auch als ziemlich sensibel bezeichnen, ob es als Hochsensiblität zählt, weiß ich nicht...

Hilft dir das Sertralin denn ? Sind die Zustände immer gleich oder morgens/abends etc. besser?

@joe899 Hallo Joe, das tut mir sehr leid dass es dir genauso geht das mit dem gereizt sein ist bei leider so, das hatte ich vergessen in meinen Bericht zu schreiben.

Es wird immer abends besser bei mir, aber nur zuhause. Wenn ich unterwegs bin ist es abends oft noch schlimmer. Das Sertralin hilft mir in dem Sinne, dass ich weniger deprimiert bin aber sonst erkenne ich keine Wirkung!

@Ängstlichecarla. mir gehts abends auch besser... ich kann abends mehr entspannen und stehe nicht mehr so unter Strom... Warum das so ist frage ich mich bis heute... Ich weiß, dass es vielen hier so geht. Es gab Tage/Abende, an denen ich mich richtig übel gefühlt hatte den ganzen Tag und am Abend wie ausgewechselt fast alle Probleme weg waren... Ich weiß dass es vielen mit Depressionen so geht, vielleicht ist das bei Angsterkrankungen ähnlich, da es ja irgendwie ähnliche Hormone im Gehirn sind. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass unser Unterbewusstsein weniger Erwartungsangst von uns hat funktionieren zu müssen.

Das ist bei mir mit dem abend ganz genauso! Ich vermute, dass ich tatsächlich auch inzwischen an einer Depression leide. Das stand schon einige Male im Raum. Ich denke abends ist man einfach froh den Tag überstanden zu haben und kann deshalb dann etwas runter kommen. @joe899

Zitat von Ängstlichecarla:
Aber dass dieses sensible so extrem ist, hatte ich noch nie.

Das ist wie ein Fass, das ein Tropfen zum überlaufen bringt. Man kann das sehr lang kompensieren, aber irgendwann kippt das System. Und mit jedem Tropfen, der dazu kommt, wird es schlechter, die körperlichen Symptome werden mehr und die Angst wird größer.

@Ängstlichecarla ja das kann gut sein. Depressionen gehen oft mit Angst einher. Viele Psycho Medikamente gerade gegen Depressionen wirken auch oft gegen Angst, da es die gleichen Rezeptoren anspricht.

Aber ja, wie gesagt ich habe abends auch eine deutliche Besserung. Ich muss aber zugeben, dass ich mich selbst schon als Kind abends ruhiger gefühlt habe. Ich gehe davon aus, dass da wirklich auch eine Konditionierung mitspielt, dass man abends eben nicht mehr so funktionieren muss und entspannen darf.
Was denkst du / ihr?

A


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Dr. Christina Wiesemann
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