Nachtrag: Doxepin kannst Du viele Jahre nehmen, wenn Du es gut verträgst. Statistisch spricht da nix dagegen. Ist eines der am besten verträglichen AD's. Die neueren AD's (SSRI/NARI/etc.) haben viel mehr Nebenwirkungen und stehen auch im Verdacht eine körperliche Abhängigkeit zu erzeugen.
Doxepin gibt's seit 1962-trizyklisches AD-wissenschaftlich gut dokumentiert.
Markenname auch Aponal oder Sinquan:
Trizyklisches Antidepressivum mit anxiolytischen
Eigenschaften
Zusammensetzung
10 mg bzw. 25 mg bzw. 50 mg Doxepinum (ut D. hydrochloridum), Maydis amylum, Lactosum, Magnesii stearas, Natrii laurilsulfas, Gelatina, Color.: E 172. Excip. pro caps. gelat.
Eigenschaften/Wirkungen
Sinquan ist ein Psychopharmakon zur Behandlung zahlreicher psychoneurotischer Stoerungen, bei welchen Angst und/oder Depression im Vordergrund der Symptomatologie stehen.
Der Wirkungsmechanismus von Sinquan ist nicht vollkommen aufgeklaert. Bei Tierversuchen wurden anticholinerge, Antiserotonin- und Antihistamin-Wirkungen auf die glatte Muskulatur beobachtet. Doxepin ist weder ein zentrales Stimulans noch ein MAO-Hemmer. Es wird zurzeit angenommen, dass die klinischen Wirkungen - wenigstens teilweise - auf Veraenderungen der adrenergen Aktivitaet an den Synapsen beruhen. Hiermit wird eine Inaktivierung von Noradrenalin durch Wiederaufnahme in die Nervenendigungen verhindert.
Wie bei anderen Psychotherapeutika koennen Eintritt und Ausmass der Wirkung von Patient zu Patient erheblich variieren.
Sinquan kann als Initialtherapeutikum verabreicht werden, eignet sich aber auch für Patienten mit schon laenger bestehender Krankheit. Das Therapiespektrum von Sinquan reicht von leichteren bis zu schweren Affektionen.
Die anxiolytische Wirkung tritt vor der antidepressiven Wirkung ein, die sich erst nach 2-3 Wochen optimal einstellt.
Pharmakokinetik
Absorption
2-4 Stunden nach einmaliger Einnahme von 75 mg Doxepin werden Serum-Spitzenwerte von 26,1 (8,8-47,4) ng/ml erreicht.
Distribution
Das Verteilungsvolumen betraegt 20,2 (9,1-33,3) l/kg. Die Proteinbindung liegt für Doxepin wie auch für dessen Metaboliten Desmethyldoxepin um 76%.
Metabolismus
Die Metabolisierung von Doxepin umfasst Demethylierung, N-Oxidation Hydroxylierung und Glukuronid-Bindung.
Doxepin wird in der Leber in erheblichem Ausmass (First-pass-Effekt: 55-87%) zum ebenfalls wirksamen Desmethyldoxepin metabolisiert; dessen durchschnittliche Serum-Spitzenwerte beliefen sich nach 2-10 Stunden auf 9,7 (4,8-14,5) ng/ml.
Elimination
Die durchschnittliche Halbwertszeit des unveraenderten Doxepins betraegt 17 (8-24) Stunden, die durchschnittliche Plasma-Clearance 0,84 l/kg/Stunden.
Die Halbwertszeit von Desmethyldoxepin betraegt 51 (33-80) Stunden.
Bei Einnahme von 75 mg taeglich werden Steady-state-Spiegel am neunten Tag erreicht.
Indikationen/Anwendungsmoeglichkeiten
Angst- und Depressionszustaende bei
Angstneurosen (mit oder ohne somatische Symptome), reaktiven Depressionen, depressiven Angstzustaenden, Alk.;
psychotischen Depressionen einschliesslich endogenen Depressionen;
depressiven Phasen der manisch-depressiven Reaktionen;
Depressionen post partum und Altersdepression;
Involutionsdepression.
Patienten mit folgenden Symptomen sprechen üblicherweise auf die Behandlung mit Doxepin an: Innere Spannung, Überaengstlichkeit, Unruhe, Schlaflosigkeit, funktionelle somatische Beschwerden, Interesselosigkeit, Schuldgefühle, psychomotorische Retardierung, Hypochondrie.
Dosierung/Anwendung
Übliche Dosierung
Bei leichten Faellen wird eine Initialdosis von 10-20 mg/Tag empfohlen. Entsprechend dem individuellen Ansprechen sollte diese Dosis dann in angemessenen Intervallen erhoeht bzw. erniedrigt werden. Die optimale Erhaltungsdosis liegt gewoehnlich zwischen 30-50 mg/Tag.
In schweren Faellen werden 75-100 mg/Tag als Initialdosis empfohlen; entsprechend dem individuellen Ansprechen koennen bis zu 300 mg/Tag noetig werden. Bei Dosierungen über 300 mg/Tag wird nur selten eine zusaetzliche therapeutische Wirkung erreicht. Nach Erreichen einer zufriedenstellenden Wirkung kann man die Dosis normalerweise reduzieren und die Behandlung bis zur vollstaendigen Remission der Symptome mit einer niedrigeren Erhaltungsdosis weiterführen.
Bei Patienten mit geringen Symptomen oder psychiatrischen Begleitsymptomen einer organischen Erkrankung koennen Dosen zwischen 25 und 50 mg/Tag ausreichen.
Die Tagesdosis von Sinquan kann einmal taeglich oder in mehrere Dosen aufgeteilt verabreicht werden. Eine Einzeldosis sollte 150 mg nicht überschreiten und vor dem Schlafengehen genommen werden.
Wenn Schlaflosigkeit ein vorherrschendes Symptom ist oder wenn unter Sinquan Schlaefrigkeit auftritt, sollte die Tagesdosis so aufgeteilt werden, dass die Hauptdosis vor dem Schlafengehen verabreicht wird.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei aelteren Patienten und bei Patienten mit Leberfunktionsstoerungen kann eine Reduktion der Dosis notwendig sein.
Bei Kindern unter 12 Jahren wird Sinquan nicht empfohlen, da keine sicheren Angaben über die Verabreichung vorliegen.
Bei Patienten mit periodischer Depression oder bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente - insbesondere solcher mit anticholinerger Wirkung - sollte die einmalige Verabreichung pro Tag sorgfaeltig angepasst werden.
Falls vermehrt Symptome einer Psychose auftreten oder falls sich eine Verlagerung zu manischer Symptomatologie abzeichnet, sollte eine Reduktion der Dosis oder die zusaetzliche Gabe eines Neuroleptikums in Erwaegung gezogen werden.
Anwendungseinschraenkungen
Kontraindikationen
Sinquan ist bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Doxepin, bei Glaukom und Tendenz zur Harnverhaltung kontraindiziert. Diese Affektionen sollten - besonders bei aelteren Patienten - ausgeschlossen werden.
Vorsichtsmassnahmen
Suizid ist ein Risiko bei jeder Depression. Deshalb sollten die Patienten, besonders in der Initialphase der Behandlung, sorgfaeltig überwacht werden.
Sinquan kann das Reaktionsvermoegen beeinflussen und so die Faehigkeit zur Führung eines Fahrzeuges oder zur Bedienung von gefaehrlichen Maschinen herabsetzen.
Die Patienten sollen gewarnt werden, dass Doxepin die Wirkung von Alk. potenzieren kann.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit schweren kardiovaskulaeren Erkrankungen sowie bei Leber- odere Niereninsuffizienz.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C. In Tierversuchen wurden keine Schaedigungen des Foetus festgestellt, aber es ist noch unbekannt, inwieweit diese Befunde auf den Menschen übertragbar sind. Bei Verabreichung von verschiedenen anderen trizyklischen Antidepressiva waehrend der Schwangerschaft traten Entzugssyndrome, Lethargie oder Urinretention beim Neugeborenen auf. Sinquan soll deshalb wie die anderen trizyklischen Antidepressiva in der Schwangerschaft nur bei absoluter Notwendigkeit angewendet werden. Geburtshelfer und das Fachpersonal, das das Neugeborene betreut, sind entsprechend zu informieren.
Solange keine Erfahrungen mit schwangeren Frauen, die Sinquan erhalten haben, vorliegen, besteht keine Sicherheit über die Unschaedlichkeit für den menschlichen Foetus.
Stillzeit: Doxepin und sein aktiver Metabolit gehen in die Muttermilch über. Es liegt ein Bericht vor über Apnoe und Schlaefrigkeit bei einem Saeugling, dessen Mutter Dopexin eingenommen hatte. Wegen seines Potentials an Nebenwirkungen beim Saeugling wird vom Stillen waehrend einer Doxepin-Therapie abgeraten.
Unerwünschte Wirkungen
Bei der nachfolgenden Aufzaehlung handelt es sich um Nebenwirkungen von Doxepin.
Zentralnervensystem: Am haeufigsten kommt es zu Schlaefrigkeit (17,4%), die sich bei Fortsetzung der Therapie meistens verbessert. Andere Nebenwirkungen sind extrapyramidale Symptome (6,3%), Schwindel (5,9%), Schlaflosigkeit (2,1%), Agitiertheit (1,1%), Unruhe (1,0%), Verwirrtheit (0,6%), Desorientierung, Halluzinationen (0,8%), Paraesthesien, Ataxie, Kraempfe, Aufregung (0,7%) und Depression (0,1%). Andere selten beobachtete ZNS-Nebenwirkungen sind Taubheitsgefühl, tardive Dyskinesie und Tremor.
Anticholinerge Wirkungen: Mundtrockenheit (14,5%), Obstipation (4,4%), verschwommenes Sehen (3%) und Harnverhaltung (0,8%); falls diese Symptome laenger anhalten oder sich verstaerken, kann eine Dosisreduktion noetig werden.
Herz-Kreislauf-Wirkungen: Hypotonie (2,8%), Tachykardie (2,6%) und Hypertonie wurden neben anderen kardiovaskulaeren Wirkungen wie Synkopen (0,4%), Palpitationen (0,1%) und Bradycardie (0,1%) gelegentlich beobachtet.
Allergien: Rash (0,4%), Gesichtsoedem, Photosensibilisierung und Juckreiz (0,2%) kamen selten vor.
Blut: In seltenen Faellen wiesen Patienten eine Eosinophilie auf. Es liegen einige Berichte über Knochenmarksdepression vor, die sich als Agranulozytose, Leukopenie, Thrombozytopenie und Purpura manifestiert.
Magen-Darm-Trakt: Gastrointestinale Nebenwirkungen traten in 3,7% der Faelle auf: Übelkeit, Erbrechen, Verdauungs- und Geschmacksstoerungen, Diarrhoe, aphtoese Stomatitis und Appetitlosigkeit wurden gemeldet (siehe unter «Anticholinerge Wirkungen»).
Endokrines System: Über erhoehte oder verminderte Libido, Hodenschwellung, Gynaekomastie, Vergroesserung der Brüste und Galaktorrhoe bei Frauen, ferner Anstieg oder Senkung der Blutzuckerwerte und pathologische Sekretion des antidiuretischen Hormons wurde unter trizyklischen Antidepressiva berichtet.
Diverse: Gelegentlich traten Benommenheit, Ohrensausen, Gewichtszunahme, Schwitzen, Froesteln, Müdigkeit, Schwaechezustaende, Erroeten, Gelbsucht, Haarausfall und Kopfschmerzen (0,7%), Exazerbation von Asthma und Hyperpyrexie (in Kombination mit Chlorpromazin) auf.
Entzugssymptome: Ploetzliches Absetzen der Behandlung nach langdauernder Verabreichung kann zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Malaise führen.
Diese Symptome weisen jedoch nicht auf eine Sucht hin.
Interaktionen
Mit anderen Antidepressiva und Anxiolytika soll Sinquan nur nach genauer Abklaerung der Potenzierungsmoeglichkeiten kombiniert werden.
MAO-Hemmer
Bei gleichzeitiger Gabe gewisser Produkte zusammen mit MAO-Hemmern wurden schwere Nebenwirkungen und vereinzelt sogar Todesfaelle beschrieben. Aus Sicherheitsgründen ist deshalb vor Behandlungsbeginn mit Doxepin ein MAO-Hemmer-freies Intervall von mindestens 2 Wochen einzuhalten. Die Dauer dieses Intervalls kann je nach verwendetem MAO-Hemmer, der Dauer seiner Anwendung und seiner Dosierung schwanken. Die Doxepin-Behandlung ist mit der gebotenen Vorsicht aufzunehmen.
Guanethidin
Beim Menschen beeintraechtigen Tagesdosen bis zu 150 mg Doxepin die hypotensive Wirkung von Guanethidin und verwandten Verbindungen nicht; bei hoeheren Tagesdosen wurde jedoch ein gewisser Verlust der blutdrucksenkenden Wirkungen beobachtet.
Cimetidin
Bei verschiedenen trizyklischen Antidepressiva wurden bei gleichzeitiger Gabe von Cimetidin klinisch bedeutsame Schwankungen beobachtet. Schwerwiegende anticholinerge Symptome (z.B. ausgepraegte Mundtrockenheit, Urinretention und verschwommenes Sehen) bei Einleitung der Cimetidin-Therapie wurden mit Erhoehung der Serumspiegel von trizyklischen Antidepressiva in Zusammenhang gebracht. Zudem traten bei Patienten unter Cimetidin-Begleittherapie hoehere Blutspiegel von trizyklischen Antidepressiva auf als erwartet. Nach Absetzen von Cimetidin kam es zu einer Abnahme der bisherigen Steady-state-Konzentrationen der trizyklischen Antidepressiva im Plasma und zu einer Beeintraechtigung ihrer therapeutischen Wirkung.
Alk.
Bei Patienten mit hohem Alk. muss daran gedacht werden, dass die Gefahr einer beabsichtigten oder unbeabsichtigten Überdosierung von Doxepin besteht.
Tolazamid
Über einen schweren Fall von Hypoglykaemie wurde bei einem nichtinsulinabhaengigen Diabetiker unter Erhaltungstherapie mit Tolazamid (1 g pro Tag) 11 Tage nach zusaetzlicher Gabe von 75 mg Doxepin pro Tag berichtet.
Überdosierung
Klinische Erscheinungen
Leichte Form: Schlaefrigkeit, Stupor, verschwommenes Sehen, ausgepraegte Mundtrockenheit.
Schwere Form: Atemdepression, Hypotonie, Koma, Kraempfe, Arrhythmie und Tachykardie; zusaetzlich Harnverhaltung (Atonie der Blase), herabgesetzte Magen- und Darmmotilitaet (paralytischer Ileus), Hyperthermie (oder Hypothermie), Hypertonie, Pupillenerweiterung sowie gesteigerte Reflexe.
Therapie
Leichte Form: Überwachung, einschliesslich EKG, und einfache unterstützende Massnahmen.
Schwere Form: Intensivtherapie! Magenspülung (Cave: Aspiration!), obwohl Doxepin in therapeutischen Dosen schnell resorbiert wird.
Sowohl Aktivkohle als auch eine kontinuierliche Lavage mit Kochsalzloesung waehrend mindestens 24 Std. wird empfohlen. Komatoese Patienten sollen intubiert und allenfalls beatmet werden. Die EKG-Überwachung sollte mehrere Tage dauern, da Rückfaelle nach scheinbarer Erholung moeglich sind. Antiarrhythmika sind bei Bedarf angezeigt.
Erfahrungen lassen vermuten, dass viele kardiovaskulaere und zentralnervoese Vergiftungssymptome nach Überdosierung trizyklischer Antidepressiva bei Erwachsenen mit 1-3 mg Physostigmin-Salicylat langsam i.v. behoben werden; da Physostigmin schnell abgebaut wird, sollte die Injektion je nach Bedarf wiederholt werden. Kraempfe sprechen in der Regel auf eine normale antikonvulsive Therapie an, doch koennen Barbiturate die Atemdepression potenzieren.
Dialyse oder eine forcierte Diurese bieten keinen therapeutischen Nutzen, da Doxepin eine starke Gewebe- und Plasma-Proteinbindung aufweist.
Sonstige Hinweise
Haltbarkeit
Sinquan ist bis zu dem auf der Packung mit «Exp.» bezeichneten Datum voll wirksam.
IKS-Nummern
34132.
Stand der Information