App im Playstore
Pfeil rechts

Hallo ihr Lieben,

ich bin so langsam am Ende meiner Kräfte und hoffe, irgendjemand kann mir ein wenig helfen..

Meine Geschichte habe ich hier schon erzählt. Kurz zusammengefasst: ich leide seit 10 Monaten an Agoraphobie mit Panikstörung. Nachdem ich 9 Monate gegen die Angst gekämpft habe und es mir schlechter und schlechter ging, habe ich nun versucht, die Angst anzunehmen und bin seit ca. 4 Wochen symptomfrei, keine Panikattacken, keine körperlichen Symptome. Trotzdem kann/will (ich weiß nicht, warum) ich immer noch nicht raugehen Ich kann unter größter Anstrengung in Begleitung 1 mal die Woche rausgehen zum Einkaufen oder zur Therapie (meist aber nicht), aber die Dinge, die mir früher wichtig waren, sind absolut nicht möglich (Uni, Job, Bücherei, Museum..)

Und es ist nicht primär die Angst, die mich zu Hause hält, sondern meine absolute Antriebslosigkeit und eine Art von Sinnlosigkeit. Es ist halt so, dass immer, wenn ich mir etwas wichtiges vorgenommen habe, die Angst mir dazwischengefunkt hat (jeden festen Termin in den letzten Monaten musste ich dadurch absagen) und ich gehe fest davon aus, dass das auch weiterhin passieren wird, darum mach ich keine Zukunftspläne. Immer, wenn ich was plane, sagt mir die Angsterkrankung vergiss es, ich kann jederzeit wiederkommen und es wird nie wieder so schön wie früher. Das alles deprimiert mich so sehr, momentan habe ich nur eine leichte Depression, die dafür aber permanent und ich habe Angst, wieder ganz tief in das Loch zu fallen, ich weiß, wie das ist, ich hab zwei schwere depressive Phasen durchgemacht..

Das Problem ist, ich kann das nicht verhindern

Es ist sicher nicht einfach, zu helfen, aber vllt weiß ja doch irgendjemand Rat.. Ich bin am Ende.


Danke und LG
Klara

30.12.2012 18:55 • 04.01.2013 #1


26 Antworten ↓


Hallo Klara,

ich habe 13 Jahre lang das Haus gar nicht verlassen, nicht mal in Begleitung war es mir möglich. Eines Tages als bei mir gar nichts mehr ging (Depris und PAs bis zum abwinken) bin ich freiwillig in eine Fachklinik gegangen und habe ein gutes 1/2 Jahr dort eine Therapie gemacht. Anfänglich hatte ich starke bedenken ob ich es zwischen anderen Menschen bewältigen könnte aber alle waren super lieb und sehr schnell merkte ich, das nicht nur ich unter Depris und PAs leide, was ich ja schon vorher wusste aber reale Leidensgenossen zutreffen ist dann doch etwas ganz anderes gewesen. Die ersten 2 Wochen war es mir nicht möglich gemeinsam mit den anderen an einem Tisch zu sitzen aber man ließ mir meinen Raum und bedrängte mich nicht. Dann bekam ich einen Therapieplan mit tägliche Aufgaben wie 2x am Tag die Eingangstür öffnen, bis 10 Zählen und sie dann erst wieder zu schließen oder aus dem offenen Fenster schauen. Anschliessend mußte ich alles was ich bei meinen Therapien empfunden habe, in meinem persönlichen Therapiehefter schriftlich festhalten. Jeden Sonntag sollten wir uns dann unseren Hefter durchlesen und ich kann dir sagen es war unglaublich spannend zu lesen was für Fortschritte man unbewusst macht

Wie wäre es wenn du es auch mal so versuchst?

Viele Grüße von einer Leidensgenossin
Giftzwerg (Tina)

A


Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

x 3


So ähnlich ging es mir und ich habe es schon nach 4 Jahren wieder vor die Tür geschafft. Klar, es gibt immer Rückschläge und manchmal stellt sich auch wieder eine Phase von Ängsten ein, aber es ist zu schaffen. Irgendwann wird dir klar das du es immer wieder bewältigen kannst und die Angst verliert ihre Macht ! Und was mir Besonders geholfen hat waren die künstlichen Panikattacken die Bewußt ausgelöst wurden, der Lerneffekt war sehr groß !

Hallo Klara... hallo Re Taro,

Re Taro... es würde mich interessieren, wie man künstliche Panikattacken auslösen kann. Kannst bitte genauer beschreiben ? Natürlich den Lerneffekt auch... das habe ich noch nicht gehört...

Viele Grüße jes_s

Hallo Jes_s;

in der Klinik habe ich unter Anleitung bewußt durch schnelle Atmung eine Panikattacke ausgelöst !

Aber niemals alleine nachmachen !

Während der Attacke wurde ich dann Angeleitet und mir wurde Erklärt was gerade im Körper passiert. Ich sollte dann körperliche Bewegungen machen, z.B.: Kniebeuge, Treppen hoch und runter, oder laufen ! Der Effekt ist das ich damit wieder ein Gefühl bekomme, das ich Kontrolle über meine Ängste habe. Es verschafft einem Vertrauen. Denn was sonst unterbewußt passiert habe ich erstmals Bewußt erlebt, von mir selbst ausgelöst. Ich kann nicht sagen warum, aber mir hat es geholfen ! Bei einer Angstattacke sehe ich mir z.B.: Gruselfilme an; ist komisch, ich weiß. Aber ich habe wieder einen gesunden Bezug zur meiner Angst !

LG

Hallo ihr Lieben,

erstmal danke für eure Antworten

@Giftzwerg: Leider kommt eine stationäre Behandlung nicht in Frage. Nach 4 Vorgesprächen und Versuchen haben die Ärzte gemeint, mein starkes Heimweh und der Verlust meiner Bezugsperson in der Zeit wirken sich extrem negativ auf eine Behandlung aus. Ich lag da nur mit hohem Fieber, konnte nicht essen und hab geweint..

Es ist auch nicht mal mehr “nur“ die Angst, die mich einsperrt, sondern eher das Wissen, das ich mein bisheriges Leben komplett verloren habe und es keine Chance gibt, es zurückzubekommen. Das deprimiert mich so, macht mich mutlos und lässt mich aufgeben

Hi Klara,

nicht aufgeben ! Es geht immer weiter... du mußt nur den richtigen Weg für dich finden... ich wünsche dir bald...

@ Re Taro,
danke, das hört sich gut an. Schade nur, dass ich das nicht selber durchführen kann...werde aber meine Therapeutin demnächst darauf ansprechen.

Viele Grüße

Hallo Klara,
wir haben ja hier schon mal geschrieben! Ich kann absolut verstehen, wie du dich fühlst. Panikattacken und Ängste machen mir auch das Leben sehr schwer. Ich gehe aber trotzdem raus. Zwar oft in Begleitung, aber das ist besser, als daheim zu bleiben.
Heute ging es mir auch wieder nicht gut. Ich bin aber dennoch mit meinem Mann in ein paar Geschäften und sogar bei Mc Donald´s gewesen. Mir geht es dabei wahrlich nicht gut. Zur Zeit vermeide ich es, in größere Geschäfte zu gehen. Ich überlege mir dann halt, wo ich hin muss und fahre direkt vors jeweilige Geschäft vor. Aber damit kann man leben.
Du weißt ebenso wie wir, dass du raus KANNST. Niemand außer deinen Gedanken hindert dich daran. Dass du daheim nun keine Attacken hast, ist klar. Viele hier, die seit Jahren (unglaublich!) nicht das Haus verlassen haben, haben daheim nichts mehr. Das ist ja auch völlig normal. Denn da sie keine Termine mehr haben, müssen sie auch nichts befürchten und daher geht es ihnen wenigstens zu Hause gut.
Ich bin überzeugt davon, dass du den Teufelskreis durchbrechen kannst. Hast du mal an Hypnose gedacht?
Ich finde auch, dass dein Mann oder Freund dich nicht länger darin unterstützen sollte, nicht raus zu gehen. Dass mein Mann unsere Supermarkt-Einkäufe nicht allein macht und mir auch nicht alles abnimmt, bewahrt mich davor, dass ich mich zu Hause ganz einschließe.
Ich kann es übrigens absolut nicht begreifen, dass man jahrelang! niemals ! draußen gewesen sein soll. Wie geht denn das? Man muss doch mal zum Arzt, zum Zahnarzt, zu Behörden, zur Bank etc. Dass man das ein paar Wochen durchzieht... ok. Aber Jahre??
Geh einfach raus, rede mit deinem Mann, dass er dich dazu zwingen soll. Dir wird nichts passieren. Fast allen hier geht es doch so.
Ich sterbe auch fast jedes Mal tausend Tode im Supermarkt und stehe darauf die Woche doch wieder da

@karlakolummna: Weißt du, es ist eher so, dass, selbst, wenn ich rausgehen könnte, ich nicht wüsste, was dann tun. Mein Leben hat sich vor der Angsterkrankung an meinem Studienort abgespielt die letzten 4 Jahre und der ist 100 km entfernt. Da war meine Studentenwohnung, meine Uni, mein Job, Bekannte.. Ich war mit Uni und Job ausgelastet, hatte ne 40 Stunden Woche. Das ist nu auf einmal weg und da einfach mal hinfahren ist nun wirklich nicht drin..

Du könntest aber einkaufen gehen, zum Friseur, dir ne Zeitung kaufen oder ein Eis essen gehen. Oder ne Pizza. Du bist ja nicht eingesperrt. Du hast dich quasi selbst eingesperrt. Warum, kann natürlich hier niemand beurteilen.
Ich gehe nur deshalb nicht gerne raus, weil ich unter Schwankschwindel-Attacken leide und schon Gott weiß wie oft der Meinung war, ins nächste Supermarkt-Regal zu krachen oder auf der Straße umzufallen. Das hat sich im Laufe der Zeit wahnsinig gesteigert. Dass dir inzwischen die Decke auf den Kopf fällt, ist doch ein gutes Zeichen.

Danke für deine Tipps, karlakolummna..
Aber leider funktioniert das nicht so einfach. Mal davon abgesehen, dass ich alles, was du genannt hast nur durch nen Fußmarsch von 4-5 km erreichen könnte, ist das Problem doch, dass ich nicht einfach sagen kann “heute geht ich mal raus“. Termingeschichten sind nicht möglich, wenn ich wirklich mal rausgehe, dann nur in Begleitung mit 4-5 Stunden Vorlauf, bis ich soweit bin, Hose und Jacke anhabe, alles muss ganz langsam und ruhig ablaufen, merk ich auch nur irgendwie eine Veränderung in meinen Gefühlen, bleibts beim Versuch.. Außerdem wein ich die ganzen Zeit vor Anspannung, dass macht nicht wirklich Spaß beim Shoppen oder Eisessen

Und es gibt auch noch ein weiteres „Problem“, das allerdings psychotherapeutisch noch besprochen wird.. Mal Eis essen gehen oder shoppen oder so, hat keinen Platz in meinem Leben. Das erscheint mir sinnleer, ist langweilig und macht mir auch keine Freude oder so.. Das war aber schon immer so mein ganzes Leben lang. Ich kann mit Freizeit nichts anfangen, weder als Kind, noch jetzt als Erwachsene. Darum würde ich nie rausgehen, um mal gemütlich ein Eis zu essen oder nen Kaffee zu trinken, unabhängig, ob gesund oder krank..

LGKlara

Liebe Klara,

bitte erkläre es nochmal genauer.
Du hast Deine Angst eigentlich im Griff, Du hättest keine Angst draußen, aber Du brauchst Stunden,um raus zu gehen? Habe ich das richtig verstanden?
Die meisten Angstler haben ja mehr Angst draußen- aber bei Dir ist es anders gelagert.

Wie meinst du das genau mit den 4-5 Stunden Vorlauf?

Hallo novemberrain,

ich versuchs mal mit dem Erklären, ich verstehst ja selbst kaum

LG, Klara

Vielleicht könnte dir eine stationäre Therapie helfen.....

Hallo Klara,

du hattest Job, Uni, Freizeit wie du schreibst. Stichwort Freizeit, was hast du den damals gemacht, was also nicht ergebnisorientiert war?

Ja, dein Leben wird nicht wieder so wie vorher werden, aber das passiert anderen doch auch , zb. auch durch einen Unfall oder Krankheit.

Du hast den jetzt_Zustand, mit dem musst Du leben. Vorher ist vorbei-Zukunft kann niemand wissen.

Ist nicht böse gemeint, aber du entscheidest was wird.

Ich denke aber, wenn dein Leidensdruck daheim zu bleiben größer ist als das Leiden vor dem Rausgehen dann gehts auch wieder raus.
Liebe Grüße

Zitat von primavera:
Hallo Klara,

du hattest Job, Uni, Freizeit wie du schreibst. Stichwort Freizeit, was hast du den damals gemacht, was also nicht ergebnisorientiert war?


“ergebnisorintiert “ klingt so negativ Seit ich in die Schule gekommen bin, habe ich nichts anderes gewollt, als zu lesen, zu lernen, in der Bibliothek oder Museum zu sitzen, auch in den Ferien oder so.

Neben Uni und Job war ich oft im Botanischen Garten und im Zoo, seit Jahren bin ich den ganzen Sommer mit meinem Mann aktiv auf Mittelaltermärkten unterwegs und auf vielen Konzerten und Festivals, dass sind meine „Hobbys“.

LG, Klara

Dann ist das für meine Begriffe nicht nur eine Angsterkrankung, sondern auch eine Zwangserkrankung. Denn du leidest unter dem zwanghaften Gedanken, nicht raus zu KÖNNEN, obwohl dem objektiv nicht so ist!
Das unterscheidet dich von den meisten Leuten hier. Die meisten Leute mit Angsterkrankungen haben lediglich Angst, raus zu müssen, weil sie fürchten, dass ihnen unterwegs wieder was passiert. Aber allgemein hört man eigentlich nicht, dass die Leute denken, sie KÖNNTEN nicht raus.
Und dass du zur Zeit nichts hast, ist für meine Begriffe ganz normal. Das würde uns allen so gehen. Wenn wir nie wieder einkaufen müssten, nie wieder zur Arbeit, dann würden unsere Alarmreaktionen ja nachlassen. Denn es würde ja keinerlei Grund mehr für Flucht oder Schreck geben.
Wenn dich der Zoo interessiert, dann geh hin. Wenn dich ein Park interessiert, dann geh hin. Wenn du wieder studieren willst, dann geh hin.
Ich weiß, dass das leicht gesagt ist. Aber anders wird es nicht funktionieren. Du hast dir das alles nur in deinem Kopf zusammen gereimt. So wie ich mich in meinem Kopf zusammen gereimt habe, dass ich unterwegs in Ohnmacht fallen könnte.
Die letzten Tage war ich wieder öfter draußen. Ich habe mir dann gesagt: Du gehst nun in die Tankstelle rein, du gehst nun in die Bank rein und du gehst nun in den Laden rein und wenn du umfällst, soll dich irgendein verdammter Idiot, der hier gerade rum läuft, verdammt noch mal aufraffen. Das hat auch geklappt. Könnte aber auch daran liegen, dass ich mal wieder meinen Mann im Schlepptau hatte... Aber immerhin. Ich war draußen. Sogar freiwillig. Ich sterbe auch oft tausend Tode bevor ich raus gehe. Besonders, wenn ich alleine raus muss. Naja. Bis jetzt bin ich immer wieder heil zurück gekommen.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von karlakolummna:
Dann ist das für meine Begriffe nicht nur eine Angsterkrankung, sondern auch eine Zwangserkrankung. Denn du leidest unter dem zwanghaften Gedanken, nicht raus zu KÖNNEN, obwohl dem objektiv nicht so ist!l


Da bin ich aber froh, dass mir 2 Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie und 2 Therapeuten bescheinigt haben, dass ich “nur“ eine Agoraphobie habe, keinerlei Anzeichen für Zwangsgedanken

@karlakolummna: sorry, hab ich eben noch vergessen. Ich hab doch geschrieben, dass all diese Dinge wie Uni, Zoo usw. 100 km entfernt sind und nach 10 Monaten drin kann ich da nicht einfach mal so zum Spaß hinfahren Und selbst wenn ich im April wieder in die Uni kann, sind es noch 17 Wochen, die ich rumkriegen muss. Für jemanden, der außer lernen keine Hobbys hat, das pure Grauen. Früher hab ich eben für Klausuren gelernt, Hausarbeiten geschrieben und gearbeitet. Und glaub mir, ich versuche seit Jahren was zu finden, vergeblich..

Du könntest aber zu Hause schon lernen. Die entsprechenden Bücher kannst du dir doch sicher beschaffen. Oder beschaffen lassen. Und wenn du es nicht zur Uni schaffst, kannst du ein Fernstudium beginnen. Deine Zeit wäre also nicht sinnlos vergeudet. Das sind so meine Ideen dazu.
Dann ist es aber eine seltene Form der Agoraphobie, oder? Ich habe jedenfalls noch nie davon gelesen. Bei den Berichten, die ich in den ganzen Jahren gelesen habe, tritt die Angst und Panik IN den Situationen auf, in die man sich begibt.
Du musst natürlich akzeptieren, dass es jederzeit wieder passieren kann. Diese Angst kann uns niemand nehmen.
Bei mir geht heute auch der Alltag wieder los. Ich bin heute Nacht schon mehrfach aufgewacht. Hatte Durchfall heute Morgen. Mein Mann hatte zehn Tage frei und ich habe mich prima in diese schöne Situation eingefunden. Ich war nicht alleine. Mein Mann konnte immer mit. Es war so schön. Ich bin regelrecht depressiv nun.

A


x 4


Pfeil rechts




Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore