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Guten Morgen,

ich würde gern etwas über den Verlauf meiner Psychischen Erkrankung Schreiben, welche sich 10 Jahre lang (bis heute) ernährt hat.

2012 war der Beginn meiner Angst und Panikatörung, es pendelten sich von Tag zu Tag immer mehr Symptome ein, so daß ich eine starke Panikattacke daß erste mal im Zug erlitt, und dies mein ganzes Leben veränderte. Anfang 2013 verließ ich mein Haus nicht mehr, konnte nicht mehr aktiv am Leben teilnehmen, hatte immer das Gefühl gleich zu sterben. Etliche Arzt Termine wurden abgesagt, etliche kurze Spaziergänge wurden versucht, alles ohne Erfolg. Dann hatte ich Glück und bekam einen Therapie Platz innerhalb von 2 Wochen, und lernte kennen was in mir geschah, von Herzrasen, bis Atemnot, Zittern, Ohnmachtsgefühle, Stromgefühle, Kälteschauer, Kribbeln, und und und. Ich dachte es wäre vorbei. Nun hieß es den Umgang Lernen, die Ursache herausfinden, und die (Konfrontation) anstreben.
Wir fuhren Zug (man hatte ich wackelige Beine beim aussteigen, und Tränen in den Augen) es ging auf die Autobahn, in den Stau, weite Strecken, in Wälder, U-Bahnen, Busse, und und und. Ich Erkämpfte mir mein Leben wieder zurück und konnte aktiv nach 2 Jahren harter Therapie wieder alles. Doch der Schein wollte nur Sein und täuschte. Ich bekam sehr oft Rückfälle, fuhr ich mal eine Woche kein Zug fühlte es sich wie Tag.1 wieder an, das selbe mit allem was ich tat. Meine Therapeutin konnte sich dies nicht erklären da normalerweise sich ja alles Manifestiert, sprich man lernt wie ein Kleines Kind alles Neu, es war ein auf und ab. 2017 verstarb meine Mutter, dies riss mir 2018 ein Loch unter den Füßen, und ich erfuhr eine ganz andere Seite der Angst und Panikstörung.
Ich hatte extrem starke Derealisation, fühlte alles unrealistisch, hatte so starke Panikattacken, daß ich jede Nacht zum Krankenhaus ging, aber nie rein, ich setzte mir ein Datum an dem ich alles beenden wollte.

Die Ärzte verschrieben mir Citalopram, Promethazin, Tavor, Diazepam, doch ich wollte mich nicht unterdrücken lassen, entweder schaffe ich es ohne oder ich sterbe halt. Ich wurde Vater, begann eine erneute Therapie begann 5x die Woche Sport zu machen, ging täglich arbeiten, doch es wird nicht besser. Ich betete so oft zu Gott, und dann kam mir die Erleuchtung.
Ich schrieb alles auf was in mir vorging, die Symptome veränderten sich, die Ängste setzten ganz andere Prioritäten, ich hatte auf einmal Angst zu essen, aufgrund von Gedanken einer Vergiftung, extremer Gewichtsverlust, Zwangsstörungen welche ja sowieso seit 2012 da waren wurden schlimmer, und ich begann mit einer (Mir ist alles sch. egal) Einstellung zu Leben.

Ich bemerkte das die Angst mir etwas sagen wollte, ich zog um, wechselte die Arbeit und meine Beziehung, meine Ernährung änderte sich und meine Gesundheit ging wieder den Berg rauf.
Ich wurde weitere 2 Male Vater, zog noch weitere 2 Male aufgrund meiner Angst Geschichte um, da ich so starke Probleme außerorts hatte, und ich nie zur Ruhe kam, bis zu dem heutigen Punkt und dieser wird spannend.

Wir haben jetzt 2022, ich habe 3 Kinder, wohne in einem schönen Haus, habe eine gute Arbeit, wohne außerhalb meiner gewohnten Umgebung nun kommt das große aaaaaber!
Ich habe bis heute den Umgang erlernt, gehe meine Punkte an ohne mich zu verstecken, setze mich täglich mit meiner Psyche auseinander, renne aber Schon lang nicht mehr davon.

Ich wache oft morgens mit Unruhe auf, bin unruhig vor Busfahrten oder weiten Strecken aber dies gehört nun mal zu mir, ich muss es akzeptieren, und nicht betäuben mit Tabletten. Ich habe eine Woche Promethazin versucht, es war ein angenehmes Medikament aber nahm ich es zu spät abends ein war ich morgens wie ein Zombie. Nun hilft Sport, Hobbys, meine Kinder, meine Frau. Ich bekomme ca. 1 Attacke wenn überhaupt im Monat.
Doch die Angst ist und bleibt für immer bestand meines Lebens, sie schwindet nicht.

Mir hat dieses forum hier sehr geholfen, ich habe sehr viele Leute kennengelernt, mich sehr viel ausgetauscht, sehr vielen helfen können, und bedanke mich bei allen.

Wichtig ist, dieses forum hier soll keine Zuflucht sein täglich, da viele sich die Probleme anderer auf sich Lenken.

Ebenso ist Doctor Google nicht unser Freund, sondern unser Feind!

22.11.2022 09:28 • 23.11.2022 x 8 #1


7 Antworten ↓


Wieso unterdrücken Medikamente? Das erschließt sich mir nicht.

Benzos, die ja, aber kein normales Antidepressiva. Diese helfen, unterstützen, unterdrücken aber nicht, weder machen sie gaga, noch verändern sie einen.

A


Die Psyche und ich nach 10 Jahren

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Zitat von Grace_99:
Wieso unterdrücken Medikamente? Das erschließt sich mir nicht. Benzos, die ja, aber kein normales Antidepressiva. Diese helfen, unterstützen, ...

Medikamente unterstützen, sind aber keine Wunderheilung und das verstehen die meisten nicht. Dennoch muss man den Umgang mit sich selbst und seinen Problemen erlernen.
Und in sehr vielen Fällen fangen die Probleme nach absetzen wieder an und wieso? Richtig weil nie wirklich mit den Symptomen und Gefühlen gearbeitet wurde. Es ist ein weites Spektrum darüber könnte man Stunden diskutieren und Meinungen austauschen.

Zitat von Flousen:
Medikamente unterstützen, sind aber keine Wunderheilung und das verstehen die meisten nicht. Dennoch muss man den Umgang mit sich selbst und seinen ...

Antidepressiva allein bringen nichts. In Kombination mit Therapie aber auf jeden Fall.

Zitat von Flousen:
Wichtig ist, dieses forum hier soll keine Zuflucht sein täglich, da viele sich die Probleme anderer auf sich Lenken.


Da gebe ich dir 100 % Recht. Sei stolz auf dich.

Hey Flousen,

bei mir hat auch alles 2012 angefangen. Als ich dein Thread gelesen habe, habe ich mich 100% gesehen.
Genauso ist es heute. Familie, Sport und Hobbys helfen aber der Angst und der Zwang sind immer noch da. Es ist ein täglicher Kampf der nie aufhören wird denke ich aber ich werde nie aufgeben.
Ich bete nur, dass meine Kinder nicht so wie ich sind.
Dir alles Gute!

Hallo Flousen,
auch mich hat dein Bericht sehr stark berührt, denn mein Verlauf war so ähnlich. Es begann 2013 mit einer Panikattacke morgens auf dem Arbeitsweg. Von da an war mein Leben nicht mehr so wie vorher. Die verschriebenen Medikamente habe ich zuerst auch nicht genommen. Als aber 2015 absolute Schlaflosigkeit dazu kam, wusste ich mir nicht anders zu helfen. Es klappte auch und ich konnte wieder etwas schlafen. Aber die Angst ging nicht weg. 2016 im Januar starb auch meine Mutter. Krankenhaus, Tagesklinik und Reha halfen vorübergehend. Panik hatte ich nun schon lange nicht mehr, sondern Dauerangst 24/7.
2017 begann ich mir dem Ausschleichen der Medikamente, da sie keine Wirkung mehr hatten. Nun bin ich im Langzeitentzug gelandet. Ein Medikament ist seit einem halben Jahr weg, das zweite schleiche ich in Minischrittchen aus. Ich habe auch nie was vermieden, gehe raus, laufe jeden Tag 5.000 bis 8.000 Schritte, kriege meinen Haushalt hin, aber diese unterschwellige Angst im Bauch ist immer dabei. Es gibt auch Tage, an denen sie mal weg ist, aber das sind höchstens 8 bis 10 im Monat. Inzwischen empfinde ich das Ganze eher als innere Unruhe, denn Angst VOR etwas habe ich kaum. Trotzdem fühle ich mich stark ausgebremst. Ich denke trotzdem, dass es irgendwann mal wieder gut wird. Viele Grüße an dich und auch an Berlin_mom. Ich bin auch oft in Berlin, da unsere Tochter mit Familie dort wohnt.

@Flousen Danke für deine Worte. Fühl ich zu 100%.
Man steht durch diese Sache weit aus mehr im Leben als andere, hat mehr Perspektive, mehr Möglichkeiten für Input aber die Sache hat eben auch eine andere Seite der Medaille. Und die kennen wir alle.
Und wie du richtig schreibst: Die wird uns für immer begleiten. Ob subtil, lodernd oder inbrünstig flammend. Sie ist da weil wir wissen dass es sie gibt und weil wir wissen wie sie ist.
Mich hat dieser Zustand damals (2001/02) komplett aus meinem alten Leben gerissen und hat mich zu dem werden lassen was ich heute bin. Es hätte schlechter laufen können.





Dr. Christina Wiesemann
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