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Hallo,

ich stecke momentan wieder in einer kleinen Angstspirale. Nach dem ich über Weihnachten stark erkältet war, und diese wieder weg ist, geht es mit der Psyche nachts wieder los.
Kaum liege ich, bekomme ich das Gefühl kaum Luft zu bekommen, und fühle mich total unwohl, merke vermehrt wieder meine Extrasystolen, zu dem habe ich ständig den Drang weg zu müssen aus der neuen Umgebung wieder in die alte Heimat.
Schlimm ist auch das Gefühl gleich durchzudrehen. Mein Kopf steht dauerhaft auf „Flucht“ und ich wohne hier schon ein paar Monate! Gestern hat es sich dann zu einer Panikattacke hochgeschaukelt, diese hab ich aber gut in den Griff bekommen.
Diese Agoraphobie ist wirklich ätzend…

09.01.2023 02:08 • 07.03.2023 #1


10 Antworten ↓


Was passt dir denn nicht an dem neuen Wohnort. Wovor hast du Angst?
War der Gang aus der 'alten Heimat' nicht selbst gewählt?

Tschuldige, aber ich kenne deine Vorgeschichte(n) nicht.
Sollten die eigenen vier Wände nicht die Sicherheit bieten, die man benötigt um das Draußen überstehen zu können. So kenne und hab ich die Agoraphobie kennen lernen dürfen.

A


Die Nächtliche Agoraphobie und Ich

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Zitat von Idefix13:
Was passt dir denn nicht an dem neuen Wohnort. Wovor hast du Angst? War der Gang aus der 'alten Heimat' nicht selbst gewählt? Tschuldige, aber ich ...

Der Neue Wohnort ist schön, und vor allem ruhig. Haus - Garten - Nette Nachbarn. Allerdings bin ich derzeit nicht wirklich Mobil und auf Öffis angewiesen wenn ich in die Stadt o.ä will. Es ist typisch dieser Gedanke was ist wenn, dann komme ich nicht schnell genug weg.

Viele fühlen sich bei einer Agoraphobie zuhause sicher, doch je ausgeprägter sie ist, desto weniger ist das eigene Zuhause noch die Safe Zone. Ich hatte 2012-2013 so heftige Panikattacken und Angst Probleme Zuhause, bis ich in Therapie ging und alles in den Griff bekommen habe. Zum Schluss war ich lieber draußen als zuhause ..

Nun, um das ein wenig zu konkretisieren. Meine Angst bezieht sich auf fremde Menschen, auf Beobachtung oder allgemein gesagt, auf Aufmerksamkeit in jeglicher Form. Deshalb fühle ich mich in meinen vier Wänden sicher und Pudelwohl.
Auch habe ich keinerlei panische Reaktionen solange ich Zuhause bin.

Was die Mobilität betrifft, habe ich seit 2017 kein Auto mehr und bin sozusagen immer auf die Öffis angewiesen. Zudem ist Busfahren für mich unmöglich, worin Zugfahrten überhaupt keine Schwierigkeit darstellt. Und ja ich lebe auch auf dem Land. Am Rand einer 30k Stadt.

Und wie hast du es geschafft, es mit Therapie in den Griff zu kriegen? Helfen jene Tipps nicht mehr?

Zitat von Idefix13:
Nun, um das ein wenig zu konkretisieren. Meine Angst bezieht sich auf fremde Menschen, auf Beobachtung oder allgemein gesagt, auf Aufmerksamkeit in ...

Dies ist von Mensch zu Mensch ja auch total unterschiedlich und jeder spürt es in einer anderen Art und Weise. Ich kann z.B kein Zug fahren mehr seit Jahren, dieses Gefühl dort eingesperrt zu sein und nicht selbstständig raus zu können ist zu stark. Wiederum habe ich aktuell Probleme mit dem Bus. Meist stehe ich 3-4 Züge lang an einer Schranke und da macht es mich auch total Kirre zu wissen das ich nicht raus komme. Klar kann ich den Busfahrer ansprechen ob er die Tür öffnen kann, aber aus Versicherungsschutz gründen wird er es mit Sicherheit eh nicht machen. Wiederum ist es aber auch Freiheitsberaubung. Dann gibt es noch Plan B - die Fenster mit dem Nothammer. Es ist total nervig weil ich seit Jahren Bus fahre und es jetzt wieder schlimmer wird und sich nicht bessert selbst wenn ich extrem positiv an die Sache ran gehe.

Damals wurde alles aufgearbeitet, ich bin täglich in x verschiedenen Konfrontationen rein, und hab somit mit einem Neuen Gedankenmuster in den Griff bekommen. Ich kann anderen sehr gut helfen aber mir selbst aktuell eher weniger.
Vielleicht ist es nur eine Phase - Rückschlag.

Also bedeutet das, dass du aufgehört hast mit der Konfrontation. Das hast du wieder schleifen lassen, bist wieder der Vermeidung gefolgt und das rächt sich jetzt.

Das Helfen und beistehen, von anderen Menschen ist ein allgemein bekanntes Symptom von Ängstlichen Menschen, weil man dann seine eigenen Probleme ausblenden kann. Leider hilft es bei der Bewältigung nicht wirklich.

Aber warum du Panik bekommst, wenn du in deinem Bett liegst oder allgemein Nachts, weil du so dein Thema ja benannt hast, dem sind wir noch nicht begegnet. Ist dir dazu schon etwas eingefallen?

Das liegt stark an meinen Gedanken.
Folgendes Muster habe ich jetzt gerade. Oh nein es ist Nacht ich komme nicht weg - Taxi etc dauert - Fahrrad wäre zu anstrengend zu kalt zu weit - durch die Gedanken offenbaren sich dann die Symptome (Unruhe, Unwohlsein, Das Gefühl schlechter Luft zu bekommen, öfter auch Herzrasen) nun frage ich mich selbst folgendes.

- Wenn ich weg möchte wieso ist das Fahrrad keine Option, denn meine Begründungen sind eher ausreden.

- ich bin doch zuhause, was soll mich denn stören was die Probleme auslost, abgesehen von dem Gefühl wieder in die alte Richtung zu müssen?

- Wieso horche ich so intensiv auf meine Gefühle, welche irrationale sind aber dennoch sich bemerkbar machen?

- Und wieso lenke ich das erlernte wissen nicht auf die Situation?

Ich wohne jetzt nicht weit weg von der alten Stadt, selbst mit Fahrrad wäre ich innerhalb von 20 Minuten dort. Allerdings macht meinem Kopf die Strecke zu schaffe. Und wieso?
Es sind nur Felder drumherum auf der Strecke was die Agoraphobie begünstigt. Aber ich komme auf der Strecke ja der alten Umgebung näher welche mir Sicherheit gibt.

Es ist echt schwierig ich wohne jetzt schon relativ lange hier und werde immer noch so stark geplagt… ich verstehe es nicht so ganz

Also das bedeutet, dass du nachts im Bett, wenn die Unruhe dich heimsucht, an die Zeit 'vorher' denkst. An deinen vorigen Wohnort. Gibt es da noch was, was du noch zu erledigen hast oder weil du dich dort 'wohl' gefühlt hast - sicher!?

Und wenn es so war und du schreibst ja, dass der neue Wohnort nicht allzu weit weg liegt, was hat diesen Ort so einzigartig gemacht, dass du nicht an deinem neuen Ort auch den Wohlfühlfaktor erlangen könntest und du dich auch dort sicher fühlen könntest?
Zitat von Flousen:
Es sind nur Felder drumherum auf der Strecke was die Agoraphobie begünstigt.

Interessant, also hast du Angst vor der exponierten Lage, in der du jetzt wohnst. Das abgeschieden, das Ländliche scheint dir zu schaffen zu machen..

Du warst ein Stadtkind, bist im Trubel aufgewachsen, hattest immer äktschn um dich, Hektik, volle Straßen und ein Lärmpegel der unter 40 DB nicht vorstellbar war - 'tschuldige, überspitzt ausgedrückt!

Und jetzt, jetzt lebst du in Abgeschiedenheit, in Ruhe, in einer offeneren Lage, weniger bis kein Verkehr, Gehsteige werden um 8 Uhr abends hochgeklappt und die Stille gepaart mit den Geräuschen der nächtlichen Natur gesellen sich nun an deine Fenster.

Ich denke es liegt auf der Hand..

Und gerade, weil du auf die Öffis angewiesen bist. Bedeutet du kannst nicht mehr so schnell reisaus nehmen und dich wieder in die wohlfühlzone bringen, die Stadt. Das Laute, das Volle, das Gewohnte.. - Sicherheit!

Wie siehst du das?

Aufgewachsen bin ich tatsächlich in einer „Stadt“ habe dann etliche Jahre aufn Dorf gelebt, und bin dann wieder in die „Alte Heimat“ zurück gezogen. Durch Frau und Kinder ging es dann letztendlich wieder aufs Dorf.
Ich denke es liegt an der Kindheit, da mein „Fast ganzes Leben“ in der alten Stadt ablief, und eben das gewohnte Sicherheit gab/gibt.

Somit hast du es exakt auf den Punkt gebracht. All dies sind die Probleme hier vor Ort. Und leider leider werden sie nicht weniger. Ich kann damit zwar umgehen, aber plagen tun mich die Gedanken und Gefühle dennoch. Ich hatte mir zwischenzeitlich auch 3 Fahrzeuge vor die Tür gestellt, was das Ganze minimal verbessert hatte.

Flüchten ist allerdings keine Option, da ich nicht mein Leben lang von einem Ort abhängig sein möchte.
Meine Freunde und Bekannte fliegen alle tausende Kilometer weg ohne sich groß Gedanken zu machen, und wir Phobiker machen uns sorgen bei einer Entfernung von 2-20 Kilometer.

Es gibt ja genügend Videos auf YouTube. Vielleicht hilft es dir, wenn du bei Bedarf, einfach eines anmachst, z. B. eines von denen, die mit der Kamera durch die Städte laufen, mit all den Geräuschen. Ich denke es geht, bei dir um die Umgebung und da du ja im Bett liegst, geht es um das akustische und somit musst du dich in der Hinsicht mit solchen Mitteln 'ausschmieren'!

Guten Abend,

derzeit geht es mir so lala.
Ich bin komplett integriert im Leben, gehe arbeiten, mache regelmäßig Sport, habe ein super Familienleben, bin abends immer ordentlich kaputt, doch wenn da nicht die Psyche wäre.

Heute ging ich im Wald spazieren, und nach gut 2 km ging es direkt los, das Gefühl von Angst und Panik machte sich breit.. Gedanke: Ich muss hier weg. Pustekuchen, ich ging weiter (was gibt es schöneres als seine Angst im Wald auszuhalten)..
Danach ging es wieder.
Doch abends Plagen mich ständig die selben Sorgen.. Unruhe, Zwangsgedanken, ich fühle mich unwohl und komisch. Schlafen tue ich allerdings wie ein Baby.

Es ist echt doof das egal was man tut es einfach nur schleichend besser wird, sich aber genauso schnell wieder alles verschlechtern tut.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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