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Hallo Ihr lieben , ich melde mich mit diesem Beitrag, da dieses Thema gerade aktueller den je ist bei mir, und suche hierüber den Austausch und Tipps. Zu mir : ich bin 29 Jahre alt, weiblich, Gesundheits- und Krankenpflegerin von Beruf . Aufgrund diverser Traumatischen Erlebnisse habe ich eine Angststörung zurück behalten (massive Krankheitsängste und generalisierte Ängste) , die sich mal mehr, mal weniger meldet. Ich habe in den letzten Jahren auch eine Verhaltenstherapie gemacht, und aktuell mache ich eine tiefenpsychologische Therapie. Im großen und ganzen bin ich stabil und habe meine Ängste gut integrieren können. Es gibt allerdings eine Sache, bei der Sie sich immer wieder massiv zeigen

Und zwar immer dann , wenn ich krank bin (grippaler Infekt oder ähnliches) und ich mich auf der Arbeit Krankmelden muss, oder mich beim Hausarzt melden muss. Das ist auch aktuell wieder so. Es treten dann diffuse generalisierte Angstgedanken auf was ist wenn der Hausarzt mir nicht glaubt, dass ich krank bin? Oder was wenn meine Kollegen jetzt super böse auf mich sind? Und obwohl ich meine Ängste nun lange genug habe, und ich eigentlich weiß, dass das solche Gedanken Quatsch sind, und nicht der Realität entsprechen (so auch die bisherige Erfahrung) , haut es mich emotional immer wieder massiv um. Unruhe , Panikgefühle, rasende Gedanken usw. ich habe mich schon mehrfach dieser Angst gestellt, versuche bewusst nicht in die Vermeidung zu gehen und nie hat sich etwas bewahrheitet. Und trotzdem kommen diese Ängste immer wieder aufs neue . was super belastend ist. Ich kann mir schon erklären woher das kommt, habe in der Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht in denen mir nicht geglaubt wurde, als ich mich krank fühlte. aber so wirklich ran komme ich da auch nicht.

Meine Frage an euch : Geht es jemandem genauso? Gibt es Betroffene, die ähnliche Ängste erleben im Bezug auf das Krankmelden bzw beim Hausarzt anrufen ? Ich bin über Tipps sehr dankbar, denn es ist jedesmal aufs neue eine Tortur:(
Ich versuche meist sogar den Hausarzt zu umgehen, bleibe dann lieber kürzer zu Hause um nicht um eine Krankmeldung bitten zu müssen, was natürlich keine Lösung ist.
Jetzt liege ich zB wegen eines grippalen Infektes länger flach und brauche eine neue Krankmeldung, und habe so massive Angstsymptome und Gedanken, dass ich nicht schlafen konnte .

Ich danke euch schonmal im voraus , alleine zu hören das es vielleicht da draußen jemandem ähnlich geht ganz liebe Grüße an euch!

15.08.2022 07:30 • 16.08.2022 x 1 #1


15 Antworten ↓


guten Morgen @Simba1302
zuerst einmal habe ich früher ebenso Probleme damit gefahren, immer ein schlechtes Gewissen gegenüber der Firma und den Kollegen, dies habe ich abgelegt und heute läuft es ganz normal ab. Vor Schichtbeginn den Vorgesetzten informieren das ich zum Arzt muss nachher und heute nicht erscheinen kann, mehr erst einmal nicht.

Später nach dem Termin beim Arzt wenn o. falls ich AU geschrieben bin rufe ich noch einmal den Boss an. Ich bin seit 40 Jahren in der selben Firma und es ist ein Großbetrieb, ich spreche mit meinem Meister offen über meine Erkrankung, dies war früher aber anders als man noch Jagd auf Kranke machte, es gab damals sogar Fehlzeiten Gespräche im Personalbüro und ähnlich, aber schon damals waren die Hürden sehr hoch angelegt bei den Arbeitsgerichten. Ich habe auch niemals gesagt was ich hatte! Heute fahren die Betriebe in einem anderen Gang, liegt auch am Facharbeitermangel und am Umgang der sich gewaltig verändert hat. Man bekommt heute erst nach 6 Wochen Post ob man Hilfen benötigen würde. Ok, davon einmal abgesehen können die mir nichts da ich kaum krank bin und zusätzlich in 2 Jahren dass Werk verlasse weil ich in Altersteilzeit bin.

Beim Arzt mache ich ebenso wenig Kompromisse, habe ihm gesagt dass ich auf einer sogenannten Wochenendschicht arbeite und meine 35 Stunden Wochen von Freitag bis Sonntag erledige. Werde ich mal an einem dieser drei Tage krank und bekomme am Montag keinen Termin muss er mich rückwirkend AU schreiben. Egal mit was ich dann komme und sei es seelische Befindlichkeit aus dem Gleichgewicht oder anderes werde ich von ihm gefragt wie lange er erst einmal schreiben soll, kommt dass nicht sage ich ihm prompt das ich derzeit nicht arbeitsfähig bin! Und das alleine bestimmt der Patient für sich selber und nicht auf gut Glück der Arzt der gar nicht wissen kann wie es mir geht und was genau ich arbeiten muss. Notfalls würde ich es jedem Arzt so ins Gesicht sagen das ich mir umgehend einen geeigneteren suchen werde und die Krankenkasse informiere.

Es liegt aber auch immer an dem Umfeld, ich sprach vorab ganz offen mit meinem Hausarzt bevor ich dort Patient wurde. Meine Vorgeschichte mit der Psyche und die anderen Nachwehen die ich mal hatte. Was ich genau arbeite und womit, mein privates Umfeld und die Lebensweise, und was ich von ihm erwarten würde als Patient. Ich weiß aber auch wie es heute noch läuft in bestimmten Bereichen, wo man keinen festen Arbeitsvertrag besitzt und ausgebeutet wird. Damals als ich 1978 anfing gab es wegen dieser Problematik ein Buch: Lieber krank feiern als Gesund schuften was 1980 sogar verboten wurde. Wo der geschulte Arbeitgeber mit Werkzeugen wie Gewalt durch Sprache (Rhetorik) seine Bediensteten unter druck zu setzen versuchte, eine Schweinerei an allen Menschen die erkrankt sind!

Warum muss ich den Arzt belügen wenn es mir schlecht geht unabhängig von den Gründen?

Darauf solltest du dich konzentrieren und danach handeln, und es auch aussprechen wenn du mal an so jemanden geraten solltest. Krank werden/sein ist das Recht eines Menschen und geschützt. Leider immer noch nicht überall angekommen bei einigen Wasserköpfen und Quacksalbern, wer danach noch seinen Betrieb oder die Praxis führt ist falsch in seinem Beruf und muss es ins Gesicht gesagt bekommen!

Ich kenne es noch aus den Anfängen wo wir deswegen auf die Straßen gingen und streikten für unsere Rechte. Leider abhanden gekommen und selbst von den Gewerkschaften verpönt, zum Nachteil der Männer und Frauen die ihre Arbeitskraft und Lebenszeit verkaufen. Da gibt es ganz viel Potential was verändert und abgeändert werden müsste, ein Beispiel den Skla. durch Sub Sub Unternehmer die nicht mal Mindestlohn zahlen und ähnliches.

Guter Rat, lege dass sofort ab dein schlechtes Gewissen und die üblen Gefühle dabei, wenn du nicht kannst dann bleibst du zu Hause und basta! Du kannst das auch glaub es mir, alles gute und weg mit diesen Gedanken. -

A


Die Angst sich krank zu melden , beim Arzt anzurufen

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Das, was du beschreibst, kenne ich sehr gut.

Durch die Schematherapie habe ich gelernt, dass in den Momenten das kleine innere Kind am Zug ist. Kleine innere Kinder sind überfordert sich a) krank zu melden b) mit dem Arzt zu reden c) kleine innere Kinder wollen immer gemocht werden und nicht enttäuschen.

Bis ich das verinnerlicht habe, hat es gedauert und es gelingt mir auch nicht immer in solchen Situationen das innere Kind an die Hand zu nehmen und zu sagen, dass ich die erwachsene die Situation regeln werde.

Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.

Liegt definitiv mit am Grundübel von Angstpatienten, dass sie schlechte Selbstfürsorge betreiben können.

Ich arbeite beim Arzt und wir haben keine Probleme damit, wenn der Patient sagt, er möchte ein paar Tage zuhause bleiben. Ich persönlich weiss manchmal auch nicht, wie es mit einer Arbeitsunfähigkeit für mich aussieht und hab das dann dem Arzt genauso mitgeteilt: Er soll bestimmen, ob ich arbeiten kann, oder nicht.

Wir müssen lernen, dass wir uns mitteilen können und dürfen.

@Lokalrunde danke für deinen ausführlichen Beitrag und Ermutigungen was das krankmelden und sowas angeht ! Das weiß ich zu schätzen:)

@Grace_99 das mit dem inneren Kind fühlt sich sehr stimmig für mich an ! Habe in der Therapie auch im Ansatz schon damit gearbeitet, dass sich mein inneres Kind gerade auch in solchen Situationen meldet, habe ich noch gar nicht so gesehen, macht aber voll Sinn ! Kinder können in gewissen altern nur schlecht für sich sorgen und sind auf Erwachsene angewiesen.. Es fällt mir noch schwer mein inneres Kind an die Hand zu nehmen in so Situationen.. das hat mir wirklich sehr geholfen der Impuls ! Vielen Dank

@Icefalki oh man damit hast du auch völlig recht .. selbstfürsorge ist eh so n Thema, fällt mir ganz oft noch sehr schwer für mich gut zu sorgen , da gehört sowas ja dazu .. Ich möchte das wirklich lernen und besser können

Kleines Update zur Situation heute: ich habe es geschafft und mich bei meinem Arzt gemeldet. Keiner meiner befürchteten Horrorszenarien ist eingetreten , ich wurde ernst genommen und nochmal krank geschrieben.. Es ist doch echt krass wie sehr einen die Angst aufs Korn nimmt oder?

Beim Facharzt ist es anders, da bestimmt er oder sie, wie lange Zuhause geblieben wird,
beim Hausarzt, bestimmst Du, wie lange. War bei mir auch so.


Mittlerweile ist es mir egal, was die Kollegen denken, wobei wir aber in unsere Abteilung nette Kolleginnen haben, aber meine Kollegin hat mich Morgens angerufen und Nachmittags und Abends um zu erfahren, wie es mir geht. Das habe ich ihr aber freundlich gesagt, das ich das nicht möchte.

Dem Arbeitgeber würde ich das mit den Ängsten nicht sagen, der Schuß kann nach Hinten losgehen.
habe ich auch schon erlebt und wenn ein Fehler passierte, dann war es die Beknackte. Ja so war es,
allerdings nicht da, wo ich jetzt bin.

Du kannst Dich doch Deinem Hausarzt anvertrauen. Da ist nichts schlimmes bei und er ist Arzt.
Dann klappt das auch leichter, mit der Krank Meldung, Vertrauen gegen Vertrauen. Nur Mut.

@Abendschein danke fürs mut machen es tut mir gut hier im Austausch zu sein:)

Zitat von Simba1302:
@Abendschein danke fürs mut machen es tut mir gut hier im Austausch zu sein:)

Meiner Hausärztin habe ich das auch eerzählt, das ich unter Angst und Panikattacken gelitten
habe und teilweise die Ängste noch habe. Neulich sagte sie zu mir, ob ich mir das mit der Impfung
nicht vorstellen kann, ach nein, sagte sie, sie haben ja die Angst, dann lassen Sie es. Fand ich gut.
Mehr nicht!

Zitat von Simba1302:
Kleines Update zur Situation heute: ich habe es geschafft und mich bei meinem Arzt gemeldet. Keiner meiner befürchteten Horrorszenarien ist eingetreten , ich wurde ernst genommen und nochmal krank geschrieben.. Es ist doch echt krass wie sehr einen die Angst aufs Korn nimmt oder?

Ich hatte auch immer diese Angst wenn es darum ging, ob mich der Hausarzt weiter AU schreibt. Das hat mich fast mehr gestresst, als der Gedanke, wieder zur Arbeit zu müssen, obwohl ich mich noch nicht richtig gesund fühle. Grundsätzlich haben die meisten Hausärzt:innen wohl eher kein Problem damit, weiter AU zu schreiben. Allerdings gilt das meistens nur, solange es nicht über 6 Wochen ist. Denn dann melden sich die Krankenkassen und da muss der Arzt dann schon begründen, weshalb er weiter krankschreibt. Einigen Hausärzt:innen ist das dann tatsächlich nicht mehr so angenehm und daher überweisen sie lieber zu Fachärzten. Dem ärztlichen Dienst der Krankenkasse erscheint ein fachärztlicher Befund wohl auch zutreffender, als der von Allgemeinmediziner:innen. Warum das so zu sein scheint, kann ich aber leider nicht beurteilen. Letztlich gehts wie bei allem ums Geld und wer es ausgeben muss. Aber ungeachtet dessen, gilt für mich, wenn ich krank bin, bin ich krank und wenn ich von einem Behandelnden nicht ernstgenommen werde, suche ich mir jemand anderen, der mich ernstnimmt. Leider bedeutet es unter Umständen, zusätzlichen Kampf und gerade wenn eine psychische Erkrankung vorliegt ist das eigentlich extrem unfair gegenüber den Patient:innen.

Jedenfalls ist es doch schön, dass Deine Angst sich als unbegründet herausstellte.
Vielleicht kannst Du das einfach im Hinterkopf behalten, falls Du wiedermal in so eine Situation kommst und Horrorszenarien damit vermeiden.

Zitat von Simba1302:
Meine Frage an euch : Geht es jemandem genauso? Gibt es Betroffene, die ähnliche Ängste erleben im Bezug auf das Krankmelden bzw beim Hausarzt anrufen ? Ich bin über Tipps sehr dankbar, denn es ist jedesmal aufs neue eine Tortur:(

Ja, das habe ich auch immer. Weniger beim Arzt, sondern auf der Arbeit. Ich war früher im Schuldienst und man musste dort schon bis spätestens 7.20 im Sekretariat anrufen, damit der Vertretungsplan rechtzeitig vor der 1. Stunde erstellt werden konnte. Meistens bin ich dann doch zur Arbeit gefahren, wenn ich sowieso schon aufstehen musste, egal wie krank ich war. Wenn es gar nicht ging, habe ich meine Mutter anrufen lassen. Es kam aber in 20 Jahren insgesamt 5-6 Mal vor, dass ich mich überhaupt krank gemeldet hatte. Am Ministerium, wo ich jetzt arbeite, kann man sich per E-Mail krank melden. Das macht mir weniger aus. Habe ich aber in 11 Jahren bisher auch nur 2 Mal gemacht. Da ich in 2,5 Jahren in Rente gehe, wird mir das hoffentlich nicht mehr oft passieren.

@Disturbed ja, genau diese Angst hatte ich auch , was ist wenn mich der Arzt trotz Krankheit nicht weiter krank schreibt? voll die irrationale Angst eigentlich.. Aber so sehr beherrscht mich das dann und schiebe dann komplett die klassischen Angstsymptome Allerdings ist das auch so ne Grund Angst in mir, dass man mir nicht glauben könnte, da ich das als Kind oft erlebt habe die feiert nur krank , was absolut schrecklich ist, da ich heute nun diese Problematik habe

@Schlaflose es ist irgendwie beruhigend zu wissen , dass man damit nicht alleine ist ! Auf meiner jetzigen Arbeitstelle meldet man sich auch per Mail/bzw. Nachricht, was mich auch deutlich entlastet hat. Auf meiner vorigen Arbeitstelle musste man wegen des Schichtplanes am besten schon einen abend/nachmittag vorher wissen , dass man krank ist (was natürlich nicht immer möglich ist ..) das hat mir zusätzlich immer sehr viel Druck gemacht.

@all noch mal vielen Dank an euch, der Austausch darüber tut mir sehr gut, und ich fühle mich darin verstanden nicht jeder kann diese Art Ängste verstehen, weil sie auch nicht immer zu verstehen sind. Mir geht es auch besser, und die Ängste bzw das schlechte Gewissen gegenüber der Arbeit haben sich aufgelöst, ich kann die Situation jetzt besser annehmen

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Dr. Christina Wiesemann
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