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,... waren meine Gründe mich in diesem Forum anzumelden. Um hier Menschen zu finden mit denen ich meine Erfahrungen austauschen kann.

Hallo allerseits,

Mit einem kleinen Post möchte ich mich kurz vorstellen.

Ich bin 35 Jahre alt leide seit vielen Jahren an ganz massiven Panik-Attacken, Depressionen und Weltschmerz.
Ein merkwürdiges Attribut meiner Krankheit ist es, dass in Schüben alles mit Weltschmerz und Depressionen beginnt und schließlich mit langen Phasen der ständigen Panik-Attacken endet. Die Panik-Attacken äußern sich dabei in Handlungsunfähigkeit mit Lähmung, Herzrasen bei gleichzeitiger Flachatmigkeit und Blutleerheits-Empfindungen in allen Extremitäten. Dabei ist mein gesamter Körper im Fluchtmodus. Das volle Fluchtprogramm ist dann aktiviert.
Angefangen von Lähmung, bis hin zu wegrennen(sieht leider häufig eher torkelnd aus) und schließlich eine extrem erhöhte Umgebungs-Überwachung.
Die Zustände tauchen ohne Vorwarnung auf und begleiten mich quasi ständig im Leben.
Ohne sogenannte Benzos geht das Leben in Extrem-Phasen überhaupt nicht.
Auch schränkt es mich beruflich sehr ein, so das ich oft nur hoch medikatiert Arbeiten gehen kann und durch meinen natürlichen, Krankheit bedingten Stress zusammen mit dem beruflichen Stress immer wieder sehr schnell völlig ausgebrannt bin.

Jedoch ist das Schwerste im Leben nicht mal die Erkrankung, sondern der Mangel an passender Lobby und Verständnis.
Ich finde also selten jemanden im Real-Life mit dem ich mich mal austauschen kann, über Dinge wie medizinische Fortschritte in dem Bereich, oder coole Strategien.

Vorab habe ich mir hier im Forum schon einmal ein paar Posts durchgelesen und erkannte, dass das Forum meine Lobby werden könnte. Mann kann hier ehrlich sein.
Es fühlt sich schon jetzt ganz toll an.

Liebe Grüße
Wulf

11.02.2013 12:29 • 12.02.2013 #1


5 Antworten ↓


Hallo Wulf,

ich bin auch erst kurz dabei, aber ich fühle mich hier sehr wohl. Die anderen wissen einfach, wie es ist

Herzlich willkommen

A


Die Angst, die Panik und der Weltschmerz.

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Hallo Wulf,

bin ebenfalls noch nicht lange hier. Ich bin 45, verheiratet und habe zwei Kinder.
Ich leide auch unter Panikattacken. Nach dem Lesen Deiner Beiträge habe ich den Eindruck,
dass Du ein sehr besonnener und reflektierter Mensch bist. Dass Du ein Panik bzw. Angstproblem hast hätte ich nicht gedacht.

Die Beschreibung Deiner Symptome, insbesondere Lähmung kenne ich sehr gut. Die Lähmung bei mir ist meiner phasenweise Daueranspannung zuzusprechen. Vor einem Jahr ging bei mir der ganze Spuk los. Mir war das Ganze gut bekannt, da ich 15 Jahr zuvor schon einmal an diesem Punkt war. Ich habe daraufhin im vergangenen Jahr mich sofort um eine VT bemüht und diese sehr zeitnah auch beginnen können. Die Therapie hat mir sehr geholfen. Heute habe ich immer noch eine erhöhte Grundanspannung. Doch hat mein Leben wieder deutlich an Qualität gewonnen.

Wie sieht Deine Behandlung aus? Machst Du eine Therapie? Du sprichst von einer hohen Medikation bei der Arbeit?

Grüße, mannider

Hi,

Dass meine Posts sich nicht nach Angsstörungen anhören empfinde ich als ein Kompliment.
Vielen Dank.
Sowas hat mir noch niemand gesagt. Bisher dachte ich, dass mein Furvus-Ego irgendwie in allen meinen Handlungen sichtbar ist.


Du schreibst, dass du ebenfalls Lähmungen hast. Sind die bei dir auch während dem Essen in einer Gruppe spürbar?

Zu deinen Fragen...
Ja, eine Therapie habe ich 2 Jahre lang gemacht. Ich habe sehr viel dabei gelernt und kann nun viel besser mit mir Umgehen als vorher. Jedoch bin ich absolut nicht frei von Symptomen.
Deshalb bin ich im Moment mit neuen Krankenscheinen auf der Suche nach einem Neurologen und einem Psycho-Therapeuten.

Meine Medikation während der Arbeit ist nicht immer erforderlich.
Jedoch arbeite ich in der Software-Branche. Da muss mal sehr viel kommunizieren, präsentieren und ist eigentlich aufgrund Sebstverantwortung, wie sie in der Branche üblich ist, sehr viel Stress ausgesetzt.
In meinen Tief-Phasen gehts dann nur mit Tavor (2x1mg morgens).
Allerdings ist Tavor ja keine Dauerlösung. Deshalb bin ich auf der Suche nach einem Neurologen.
Kopfarbeit ist mit Tavor auch gar nicht so einfach.

Im Moment bin ich (seit 2.5 Wochen) Krank geschrieben. Alleine der Gedanke ans Büro lässt im Moment jedes meiner Symptome mit Trompeten und Trommeln aufschreien.
Im Wulf hat sich zuviel Druck aufgebaut, der nun erstmal langsam wieder abgelassen werden muss.

Liebe Grüße
Wulf

Hallo Wulf,

die Lähmungen bzw. das Taubheitsgefühl kann bei mir praktisch überall kommen. Bei näherem Hinsehen ist aber eigentlich immer eine logische Erklärung zu finden. Beine zu lange übereinandergeschlagen (beim Essen) oder eben halt die erwähnte Ansgespanntheit in bestimmen Situationen.

Das Problem mit Stress bei der Arbeit, kann ich für mich auch nennen. Ich arbeite in der digitalen Druckvorstufe. Dort, so erscheint es mir, ist mittlerweile der Termin wichtiger als das Produkt.

Stress und die damit verbundenen Symptome, ist mein Hauptproblem. Habe ich keinen oder wenig Stress, zeigt sich bei mir auch die Panik nicht. Nur wie löst man das Problem mit dem Stress? Äußere Einflüsse sind nur schwer bzw. gar nicht zu verändern. Gibt es heutzutage noch stressfreie Jobs? Meine zwei geliebten Kinder sind halt auch mal sehr anstrengend. Auch das ist normal.
Meine Reaktion auf Stress kann ich aber (zumindest theoretisch) verändern. Dem ersten Reaktionsmuster ein zweites, neues dazustellen.

Was hast Du für Methoden, bzw. Taktiken, gegen Stress? Wie verhältst Du Dich bei einer akuten Panik-Attacke?

Grüße, mannider

Hi Mannider,

Das mit den Lähmungen scheint bei mir etwas anders gelagert zu sein.
Denn logische Erklärungen gibt es dafür zunächst nie. Ich kann mich dann einfach nicht oder nur sehr eingeschränkt bewegen. Die Muskeln gehorchen meinem Gehirn nicht, obwohl der Wille dazu sehr stark ist.
Es passiert immer in extremen Angst-Situationen. Meine Therapeutin bezeichnete es als Totststell-Effekt. Eine natürliche Reaktion auf Angst, geerbt von unseren primitiveren Vorfahren.

Zitat:
Gibt es heutzutage noch stressfreie Jobs?

Die gibts ganz sicher noch.
Mein Schwiegervater arbeitet z.B. in der Forst- und Flur-Branche. Täglich arbeitet er exakt 8 Stunden, hat 1.5 Stunden Pause am Tag, hat keinen Termin-Druck und ist den ganzen Tag an der frischen Luft.

Ich glaube allerdings daran, dass man dem Branchen bedingten Arbeits-Druck entgegen wirken kann. Zumindest ein wenig.
Denn eine der Haupt-Ursachen dafür ist meist die Toleranz der Belegschaft gegenüber den Forderungen der Betriebsleitung.
Die Leitungsebene gewöhnt sich leider recht schnell an eine übermäßige Leistungsbereitschaft der Belegschaft.
Manchmal nein sagen, ist angebracht.

Das gewöhne ich mir gerade auch an.
Bei uns im Betrieb ist es üblich, täglich zwischen 9 und 13 Stunden zu arbeiten und auch oft an Samstagen und Sonntagen zur Verfügung zu stehen. Daneben auch für recht viele externe Konferenzen (verreisen).
Ich lerne gerade, immer öfter nein zu sagen, so dass sich diese Zusatzbelastungen auf ein tolerierbares Minimum belaufen.

Zitat:
Meine Reaktion auf Stress kann ich aber (zumindest theoretisch) verändern. Dem ersten Reaktionsmuster ein zweites, neues dazustellen.


Wie genau funktioniert das bei dir?

Zitat:
Was hast Du für Methoden, bzw. Taktiken, gegen Stress? Wie verhältst Du Dich bei einer akuten Panik-Attacke?


Derweil habe ich nur Taktiken um Stress im Vornherein zu vermeiden. Mein Stress-Level in akuten Situationen ist bislang immer so hoch, dass ich sie nur versuchen kann irgendwie zu habituieren oder eben zu fliehen.

Ich bin schon 4 Mal von Weihnachtsfeiern geflohen, weil der psychische Stress unerträglich hoch war.
Teilweise mit Symptomen wie, starkes Schwitzen, Zittern, Lähmungen in den Händen während des Führens des Bestecks, den Zwang die Augen zu schließen und so weiter.

Einer meiner Tricks, Stress im Vornherein zu vermeiden ist z.B. auch, meine soziale Position in der Gruppe initial sofort zu festigen. Nämlich, dass ich schon im Begrüßungsritual versuche sehr extrovertiert zu sein.
Hierzu habe ich mir angewöhnt laut und überschwänglich Hallo, wie gehts allerseits in die Runde zu rufen.
Danach fühle ich mich in einer starken Position. Stärker, als wenn ich in die Runde gekrochen wäre, wie in der Hoffnung dass mich keiner anspricht.

Von derartigen Tricks habe ich mir mittlerweile ein ganz schön großes Repertoir aufgebaut.
Ich gehe davon aus, dass ich niemals gesund werde. Daher habe ich mich damit abgefunden und habe angefangen Strategien zu entwickeln.

Liebe Grüße
Wulf





Dr. Reinhard Pichler
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