Ich bin mir nicht so sicher. Ich glaube, so die Tendenz ist schon vorher da gewesen. Aber wirklich das Gefühl, zu hängen, zu... nicht mehr handeln zu können und nicht mehr denken zu können und eben die völlige Durchlässigkeit der Grenze zur Umwelt kam so ein paar Monate vor meinem 18. Geburtstag. Ich habe nicht viele Freunde gehabt, weil ich niemandem zumuten wollte, ich zu sein. Und deshalb habe ich viel Computer gespielt. Ich dachte nur es macht mir Spaß. Aus irgendeinem Grund macht es mir Spaß, also mache ich weiter. Ich weiß schon, was ich will. Die ganze Zeit hatte ich meine Schwester Miriam auch um mich herum, mit ihr konnte ich ja ich sein. Bei anderen geht es nicht, weil ich denke, sie zu ängstigen. Ich denke, ich ängstige sie, sobald ich die Kontrolle verliere.
So als ich 18 wurde, ging meine Schwester häufig feiern und machte weniger mit mir. Ich selber bemerkte, dass ich selber raus will, Freunde will, mein Leben ergreifen will und nicht nur spielen will. Also fragte ich, ob ich mit kann. Sie ging mit mir, aber ich konnte keinen Spaß haben. Irgendwie... ich weiß nicht wirklich, was ich davon erwartete, aber ich fand es nicht.
An diese Zeit erinnere ich mich sehr schlecht. Extrem schlecht. In dieser Zeit gab es viel Psychoterror. Ich habe mit dem Computer aufgehört, um mich auf die Welt einzulassen. Aber in meiner Familie lief es nicht gut. Meine Mutter ließ nur Beleidigungen vom Stapel (ich habe schon lange keine Freude mehr an dir, schau dich doch an! Glaubst du im Ernst, dass irgendjemand dich lieben kann?) und meine Schwester hat mich ständig eine dreckige *beep* genannt (ich habe GAR NICHTS mit *beep* gemein) und oft Karrikaturen von mir gezeichnet, auf denen sie sich über mein Äußeres lustig gemacht hat. Diese hat sie dann in unserem Haus aufgehangen. Diese Zeit war halt sau schwer für mich gewesen. Und ich fühlte mich in etwa wie jetzt. Ich ging zu meiner älteren Schwester, um mit ihr über meine Gefühle zu reden, dann eigentlich ist sie einfühlsam genug, um zuzuhören. Sie hat gesagt, ich würde mir die ganze Feindseligkeit in der Familie nur einbilden, weil mein Gehirn vom vielen Computerspielen geschädigt sei. Sie sagte, ich sei psychisch gestört und müsse mich dringend in die Klapse einweisen lassen, weil ich angeblich Sachen höre, die nicht da sind. Das war falsch, denn ich habe Sachen gehört, die wirklich da waren. Ich war fix und fertig.
Ich habe irgendwo gelesen, dass Derealisation/ Depersonalisation ein Reflex ist, in dem man seine eigene Gefühle outsourct, um ein Bild von seiner Umgebung aufrecht erhalten zu können. Wüsste ich wo, denn das ist ja eigentlich wirklich exakt das, was da geschehen ist. Ich HABE meine Gefühle outgesourct, damit ich nicht wieder ins Computerspielen zurückfalle. Damit ich nicht mehr weiter glaube, *die Welt* sei feindselig. Denn das ist sie ja wohl nicht.
Ja, mein Studium fällt mir auch hammer schwer*_* kann ich jetzt so nicht weiter empfehlen man will einfach immer maximale Zeit in die DR/DP Problematik reinstecken und wenn man wirklich fett mit seinen Gedanken eingebunden ist, wie in einer Naturwissenschaft ja halt, ist da schon ein Konflikt^^ Vorher habe ich Architektur studiert, das war lässiger, denn ich musste nicht wirklich denken. Obwohl ich auch da nicht wirklich glücklich war. Ich habe schon überlegt, warum ich überhaupt immer *hoch hinaus* muss. Mein Vater hat mich geliebt und auch sehr gefördert. Und er war Arzt. Er hat schon von mir erwartet, dass ich maximal nach den Sternen greife, aber besonders deshalb mache ich das auch, weil es eigentlich gar kein Problem ist, nach den Sternen zu greifen. Jeder kann das erreichen, was er wirklich will. Und weiterhin will ich mir einfach nicht von DR/DP in die Suppe spucken lassen.
Der Schreibtisch ist schon frei aber unter allen Problemen wird mein unaufgeräumtes Zimmer den geringsten Einfluss haben, wenn ich mich schon aufraffe, Probleme zu beseitigen. Ich realisiere das Chaos nicht so wirklich. Ich realisiere es, wenn ich einige Zeit nicht zuhause war. Aber so alltäglich... vielleicht stellt das gut das Chaos in mir da
Die Diagnose hat übrigens meine Mutter gemacht. Ich habe sie nicht mehr auf die Erlebnisse mit ihr angesprochen, Therapueten funktionieren zuhause ja nicht so wie in der Praxis. Meine Mutter ist eine erfolgreiche Therapeutin, sie hatte letztens ein Angebot zur Klinikleitung bekommen, hat aber abgelehnt. Ich habe ihr nicht wirklich so geschrieben, wie man mit *seiner Mutter* in der Regel schreibt, ist ja auch bescheuert, in so einer Situation so eine Distanz zu wählen. Und auch recht einfach, das nicht zu tun. Ich habe ihr viele Mails geschrieben, jeden Tag so 3 große. Und bald kam sie darauf. Sie meinte, vorher wusste sie nicht, was man zu mir häte sagen können, dann kam sie auf DP/DR und meinte, es passe wie Faust aufs Auge. Ich habe auch nicht so eine große Hemmschwelle gehabt, denn wenn sie auf was Revolutionäres kommt, ist dieses schei. Gefühl weg.
Hast du auch irgendein Erlebnis gehabt, das alles getriggert hat?
Nochmal danke fürs Lesen, ist ja fürchtbar wie viel ich schreibe
LG
24.01.2015 22:00 •
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