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Hallo,

wir alle müssen sterben. Angesichts dieser Tatsache träumt wohl jeder davon, friedlich einzuschlafen, wenn seine Zeit gekommen ist ....... und auch (oder erst recht!), wenn es noch nicht soweit ist, aber unabwendbare Lebensumstände einen unerträglichen Leidensdruck verursachen.

Hier kann die Realität einen puren Alptraum bescheren: Lähmungen, dauernde Schmerzen, alle denkbaren Behinderungen ...mit der Gewissheit, dass sich eine Besserung nicht mehr ergeben wird - im Gegenteil!

Dem natürlichen Tod geht immer Pflegebedürftigkeit voraus; gesund stirbt es sich nicht. Menschen, die geliebt werden, fürchten sich oft davor, ihrer Umwelt zur Last zu fallen. Menschen, die niemanden haben, der sie liebt, fürchten sich vor dem Umgekehrten.

Doch wie vermeidet man den Verlust seiner Autonomie, die Abhängigkeit von anderen und somit die Gefahr, schlecht behandelt zu werden? Klar, blöde Frage! Man ist gezwungen, sich selbst Gewalt anzutun und riskiert dabei, dieses Attentat mit den zur Verfügung stehenden Methoden als Schwerstpflegefall zu überleben. Dann geht der Schuss wunderschön nach hinten los. Im günstigsten Fall versauert man in der Psychiatrie, denn dafür fließen Gelder notfalls bis zum St. Nimmerleins-Tag.

Wohlhabende können sich vielleicht im Ausland (oder Inland in der Grauzone der Legalität) einen menschenwürdigen Tod erkaufen; der Rest ist am Ar....

Die Patientenverfügung sieht ja nur die Möglichkeit der Unterlassung medizinischer Leistungen vor. Schmerzfreie passive Sterbehilfe zu erschwinglichen Konditionen für jedermann bleibt eben ein Traum - und somit bleibt die Panik!

Wer ist außer mir davon betroffen - weil er

- zum Eintritt seiner Pflegebedürftigkeit keinen ihn liebenden Angehörigen mehr hat?
- bereits ausreichend Lieblosigkeit erfahren hat in Situationen, in denen es ihm schlecht ging?
- ........?

08.11.2018 18:37 • 09.11.2018 #1


8 Antworten ↓


Zitat von Quasinemo:
Wer ist außer mir davon betroffen - weil er

- zum Eintritt seiner Pflegebedürftigkeit keinen ihn liebenden Angehörigen mehr hat?

Das trifft bei mir auf jeden Fall zu.
Aber selbst, wenn ich Angehörige hätte, würde ich nicht von ihnen gepflegt werden wollen, da ich selbst nie bereit gewesen wäre, jemanden zu pflegen.Dafür gibt es Pflegeheime.
Ich mache mir aber keinen Kopf darum, wie es für mich kommen wird. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter sind nach wenigen Tage von Krankheit gestorben. Vielleicht habe ich auch das Glück.

A


Dauerpanik ein langer Leidensweg bis zum Tod

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Also Angehörige auch nicht. Würde mich beruhigen, denn dann würde ich mich weniger ausgeliefert fühlen. Man wird ja kaum noch als Mensch behandelt im Krankenhaus, weil keiner Zeit hat für die Patienten. Total schlimm.
Allerdings muss ich dir widersprechen. Ich glaube nicht, dass JEDER als Pflegefall endet.
Das kann aber muß nicht sein. Zb meine StiefOma, Schlaganfall im Bett, keiner hat sie gefunden, da sie alleine lebte, aber man kann davon ausgehen, dass sie es nicht wirklich bemerkt hat.
Sie war 2 Tage im Krankenhaus und das wars... Davor immer ihr Leben gelebt, alleine in ihrem Haus und das wollte sie so. 85 war sie.

Ich frage mich auch manchmal,wie es dann am Ende so sein wird.
Zumal ich jetzt schon (mit fast 40 Jahren) regelmässig Medikamente brauche.
Und auch schon stationär aufgenommen war ohne wirklich Hilfe zu finden.

Achtung Trigger:

Ich war in der Psychiatrie und meine Zimmernachbarin war eine alte aber liebe Omi.
Sie war halt sehr dement und sie lernte einen quasi immer neu kennen...
Sie lief halt auch manchmal nachts orientierungslos durch die Gänge.

Manchmal musste sie dann mal und hat u.a. auch mich gefragt,ob ich sie auf Toilette bringen kann.
Hab ich natürlich gemacht aber so geht das ja nicht.

Sie wollte eigentlich immer nur nach Hause und schliesslich haben sie sie ruhiggestellt und am Bett fixiert mit so Gurten.
Das war halt in dem Zimmer,das ich auch gerade bewohnte.
Das fand ich schon krass zumal sie ja niemandem was getan hat.

Im Gegenteil,sie hat mich getröstet und mir Lieder vorgesungen als es mir schlecht ging.
Der Aufenthaltsraum in der Psychiatrie war für sie ein grosses Wohnzimmer.
Sie meinte nur: Oh,das ist aber gross hier,bestimmt viele Heizkosten...

Schliesslich kamen dann Angehörige zu Besuch und danach ist sie dann in ein Heim gekommen.
Trotz allem war die alte Dame noch immer gut drauf.
Vermutlich (hoffentlich) hat sie einfach vergessen,dass man sie am Bett fixiert hat.

Das was du schreibst trifft es ziemlich gut. Die Ängste kenne ich. Ich halte es auch nicht immer für richtig, dass jeder Menschen durch Maschinen am Leben erhalten wird. Jeder Mensch hat das Recht zu leben, aber wo bleibt das Recht zu sterben.

Wenn man Depressionen hat oder gerade ein akutes Problem und deshalb nicht mehr Leben möchte finde ich es schon richtig, dass man das verhindern kann und sollte. Aber wenn man schwer krank ist oder jeden Tag Schmerzen hat und klar ist, dass es nicht mehr besser wird. Es gibt keine Hilfe man muss mit seinem Leid leben. Tiere darf man erlösen, wenn sie schwer krank ist. Menschen dürfen auch noch 10 Jahre im Koma liegen, obwohl sie da gar nicht mehr richtig leben können. Ich hab das noch nie verstanden.

Zitat von Cloudsinthesky:
Also Angehörige auch nicht. Würde mich beruhigen, denn dann würde ich mich weniger ausgeliefert fühlen. Man wird ja kaum noch als Mensch behandelt im Krankenhaus, weil keiner Zeit hat für die Patienten.


Genau das meinte ich. Zeitmangel bei Ärzten und Pflegepersonal, hauptsächlich beruhend auf einem Mangel an Fachkräften, führt zu Stress und dieser wiederum zu Gereiztheit. Wer bekommt das ab? Natürlich diejenigen, die am wenigsten etwas dafür können - eben die Patienten oder Alten im Pflegeheim. Ihre eingeschränkte oder gar fehlende Wehrhaftigkeit macht sie zu beliebten Opfern, um Frust abzulassen. So tickt der Mensch (im allgemeinen!), traurig! Ich erinnere mich an eine TV-Reportage über die Zustände in einem bestimmten Krankenhaus: dort wurde z. B. ein Schlaganfall-Patient von einer völlig überforderten Schwester angeschrien.

Zitat von Cloudsinthesky:
Allerdings muss ich dir widersprechen. Ich glaube nicht, dass JEDER als Pflegefall endet.
Das kann aber muß nicht sein.


Stimmt! Natürlich gibt es auch Glückspilze, wie deine Stief-Oma - aber ebenso kann das Schicksal unbarmherzig zuschlagen. Ich habe mich vielleicht ein bisschen unglücklich ausgedrückt - wollte sagen: dem Tod geht immer ein Nachlassen der Körperfunktionen voraus, was idealerweise einen zügigen Verlauf nimmt und beim worst case langes Dahinsiechen bedeutet. Wäre deine Stief-Oma nur etwas früher gefunden worden (aber wiederum nicht früh genug), hätte sie möglicherweise mit einer irreversiblen Hirnschädigung noch Jahre leben müssen!

LG

Ja, ich versuche mich nicht mit dem Thema zu beschäftigen muß ich sagen, aber es kommt schon immer mal hoch..

Zitat von Quasinemo:
Genau das meinte ich. Zeitmangel bei Ärzten und Pflegepersonal, hauptsächlich beruhend auf einem Mangel an Fachkräften, führt zu Stress und dieser wiederum zu Gereiztheit. Wer bekommt das ab? Natürlich diejenigen, die am wenigsten etwas dafür können - eben die Patienten oder Alten im Pflegeheim. Ihre eingeschränkte oder gar fehlende Wehrhaftigkeit macht sie zu beliebten Opfern, um Frust abzulassen. So tickt der Mensch (im allgemeinen!), traurig! Ich erinnere mich an eine TV-Reportage über die Zustände in einem bestimmten Krankenhaus: dort wurde z. B. ein Schlaganfall-Patient von einer völlig überforderten Schwester angeschrien.


Das stimmt alles, aber warum soll man sich schon Jahrzehnte bevor es so weit ist, sein jetziges Leben mit den Gedanken daran vermiesen?

Zitat von Schlaflose:
Aber selbst, wenn ich Angehörige hätte, würde ich nicht von ihnen gepflegt werden wollen, da ich selbst nie bereit gewesen wäre, jemanden zu pflegen.Dafür gibt es Pflegeheime.


Zunächst einmal tut es mir sehr leid für dich, dass deine Eltern bereits verstorben sind. Deine obige Aussage klingt zwar ein wenig hart, doch kann ich verstehen, dass jemand die Pflege nicht übernehmen möchte bzw. kann, denn das geht ganz schön an die Substanz! Ich könnte das zugegebenermaßen auch nicht.

Zitat von Schlaflose:
Ich mache mir aber keinen Kopf darum, wie es für mich kommen wird.


Da beneide ich dich auf jeden Fall um deine Gelassenheit!

LG





Dr. Christina Wiesemann
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