Hallo,
ich überlege auch immer, wie es wäre, mitgeteilt zu bekommen, dass man eine unheilbare Krankheit hat. Ich stelle es mir als das Allerschlimmste vor, habe das Gefühl, ich würde durchdrehen vor Angst. Andererseits denke ich mir dann, ob man vielleicht gerade mit einer schlimmen Diagnose an der Routine und Normalität festhalten möchte, so lange es geht. Ein Professor von mir kam schwerstkrank immernoch in die Hochschule und als er dann nicht mehr kam, war er tot. Er hat sich bis zuletzt an seine Arbeit geklammert. Vielleicht ist das eine Art der Verdrängung, alles mit Normalität zu überspielen. Aber was wäre, wenn man die ganze Zeit zu Hause bliebe und sich Gedanken über das eigene Schicksal machen würde? Ich glaube, das wäre schlimmer.
Es gibt von Elisabeth Kübler-Ross beschriebene Phasen, die Menschen durchleben, die mit Tatsachen konfrontiert werden, die ihr Leben völlig verändern, also zum Beispiel die Nachricht über eine schwere Erkrankung. Es wird beschrieben, dass alle Menschen vier Phasen durchlaufen, unterschiedlich lange, aber immer nach dem gleichen Muster: Vom Schock geht es über das Festhalten (an der Normalität) hin zum Loslassen und dann die letzte Phase ist das Anpassen oder Annehmen der neuen Situation. (Ich habe es nicht bei Kübler-Ross persönlich nachgelesen, sondern in Professionelle Gesprächsführung von Weisbach. Also weiss ich nicht, was sie genau beschrieben hat, aber so wird es dort zitiert.)
Wenn es dann so wäre, dass man tatsächlich ein schwere Erkrankung hätte, dann würde man vermutlich anders reagieren, als man es sich jetzt vorstellt. Vielleicht nicht im ersten Moment, aber auf Dauer schon. Das erklärt das Verhalten Deines Vaters, der trotz schwerer Erkrankung alles nicht so schwer nimmt. Er scheint es akzeptiert zu haben und sein Leben so weit es geht weiter zu geniessen. Eigentlich kann man sehr viel daraus lernen. Denn wir haben nunmal nur ein Leben und egal, wie es uns gerade geht, sollten wir dringend versuchen, das Beste draus zu machen.
Ich schreibe das hier so, als würde es mir sehr leicht fallen. Nein, das tut es natürlich nicht. Kognitiv habe ich das klar und versuche immer mehr, es auch umzusetzen und mein einziges Leben zu geniessen.
Liebe Grüße und einen schönen Tag!