Also zunächst einmal zum „Mutter sein“ + Haushalt:
Das ist ein Fulltime-Job und mit dem kann man schon überfordert sein. Vor allem deshalb, weil wir nicht alle gleich auf Streß reagieren – das weiß man mittlerweile bereits. Zudem ist unsere Welt ja mittlerweile schon ein Basisstreß – alles passiert in Rekordtempo und man kommt kaum dazu alles zu verarbeiten.
Ich selbst kann das ein wenig beurteilen, weil ich zu Hause als Selbstständiger arbeite, sämtliche Hausarbeit alleine mache, koche, putze usw. und auch immer wieder unterwegs bin. Also da ist ständig irgendetwas zu tun und das macht man nicht mal schnell nebenbei.
Anerkennung kriegen Frauen dafür eigentlich höchst selten und das weiß ich noch von meiner Mutter. Vielmehr ist alles eher selbstverständlich – welcher Aufwand dahinter steht, würde man nur sehen, wenn es eben nicht passiert.
Also es würde Dir sicherlich auch ganz gut tun, wenn Dir mal irgendjemand sagen würde, daß das was Du tust großartig ist.
Ich glaube sogar, daß es möglich sein müßte, einem 7-8 Jährigen Kind (ich glaube so alt ist eins Deiner Kinder ?) zu vermitteln, daß man auf Mama ein wenig Rücksicht nehmen muß und daß nicht alles von allein passiert. Das kann man ja in aller Ruhe (möglichst in einer noch nicht eskalierten Situation) kommunizieren und ist nicht wie eine Schuldzuweisung gegen das Kind gerichtet oder so.
Vielleicht rührt Dein Perfektionismus ja sogar daher, daß diese Anerkennung fehlt.
Dann wäre es wie bei einem Manager, der in einer Firma gute Arbeit leistet und nie positives Feedback kriegt. Viele reagieren dann auch mit Perfektionismus und wollen es dann immer noch besser machen, um das zu bekommen, was ihnen fehlt. Ohne aber jemals Anerkennung zu kriegen und vielmehr dabei auszubrennen.
Ich meine, grundsätzlich ist eine gewisse Ordnung im Haushalt schon gut (bzw. würde zu große Unordnung auch wieder Streß auslösen), aber es muß sicher nicht immer alles perfekt sein.
Zudem hat jede Frau auch Bedürfnisse als Frau - ich denke, die stellst Du total hinten an.
Und zudem ist es m.M. nach so, daß den Frauen heute von der Gesellschaft eingeredet wird, daß sie am besten 500 Dinge gleichzeitig perfekt machen können. Frau sein, Hausfrau sein, Mutter sein, Karriere machen etc. etc. . Ich kenne ziemlich viele Beispiele, wo sich das unter dem Strich nicht ausgeht – oftmals auch deshalb, weil Frauen in etwas gedrängt werden, was sie eigentlich selbst gar nicht wollen. Im Grunde sollten sie das selbst entscheiden – unbeeinflusst. Vielfach tun sie aber nicht, was sie selbst wollen, sondern von dem sie annehmen, daß man es von ihnen so erwartet.
Und da ich auch schon Abteilungsleiter war und sehr viel mit Frauen zu tun hatte, würde ich meinen, daß sich Frauen tendentiell schwer tun, ihre Anliegen durchzusetzen. Sie sind eher diplomatisch und gehen Konflikten aus dem Weg. Das ist aber für sie selbst nicht gut.
Was bei Dir dazu kommt, ist das schlechte Gewissen, den Kindern gegenüber. Das brauchst Du aber meiner Meinung nach schon alleine deshalb nicht haben, weil es einfach nichts bringt, perfekt zu sein, bis Du umfallst. Weil dann kannst Du erst recht nicht für sie da sein.
Im Grunde spürst Du ja, was Dir fehlt bzw. was Dir gut tun würde. Es ginge darum, Wege zu finden, dies auch umzusetzen.
Das hat nichts mit Egoismus zu tun – eher mit Selbstschutz.
Du kannst nicht (mehr) abschalten, weil Du schon im Streßrad drinnen bist. Du kannst Dich nicht mehr entspannen. Der schlechte Schlaf ist geradezu ein Paradebeispiel dafür.
Vor allem ist das ein negativer Kreislauf: Du hast Streß – dann schlafst Du schlecht – hast noch mehr Streß – dann geht einiges nicht so von der Hand – noch mehr Streß usw. usw.
Ich glaube, als erstes solltest Du Dir überlegen, was Du willst, was Dir gut tut bzw. was Dir fehlt. Und wenn Du das weißt, dann sollte man nach Lösungen suchen, wie man etwas für Dich positiv verändern kann.
22.04.2010 16:01 •
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