Zitat von Sarahtralala:... wissen tut man meist fast alles über seine Ängste und auch was helfen könnte um sie anzunehmen, aber hier ins Fühlen zu kommen find ich wahnsinnig schwer. Und immer bleibt der Zweifel, ob es denn wirklich “nur” die Psyche ist. Besonders schwer, wenn zwischendrin mal Dinge diagnostiziert wurden, die pathologisch sind, aber kein Arzt sich die Ursache erklären kann (z.B. bei mir ein Infarkt in der Netzhaut, der Einschränkungen mit sich bringt).
Ich denke aber auch, dass die Situation bei jedem Menschen anders ist und nicht für jeden ist dieses ins Fühlen kommen das
aktuell Passende. Darum finde ich schon, dass tatsächlich eben
nicht alles auf die Psyche (und was ist denn eigentlich - so trennscharf - die Psyche? ) hingedeutet werden kann.
Bei der Ursachenforschung von Diagnosen ist der Betroffene m. E. sehr stark gefordert. Erstens bei der Überprüfung der Richtigkeit der Diagnose und zweitens hinsichtlich der verordneten oder eben nicht verordneten Therapie. Und dieser Weg kann schon lange und beschwerlich sein. Natürlich können Symptome und v. a. die Angst (die ja auch als Symptom angesehen werden kann) das Eigenengagement erschweren und aus der Sicht des Betroffenen bisweilen verunmöglichen. Dann ist es m. E. nötig, erst mal daran zu arbeiten, dass der Betroffene
seine Chancen sieht.
Als Zuckerl sehe ich diese Chancen sogar weiter gefasst: durch derartige Probleme kann man auf Einsichten und Entwicklungen hinwirken, die ein sogenannt Gesunder vielleicht zeitlebens nicht erleben wird. Die Schlagwörter Krankheit als Chance und Heilung als Weg sind inzwischen etwas abgegriffen, aber die Botschaft, die dahinter steht, finde ich immer noch absolut bemerkenswert.
Zitat von Sarahtralala: Meine Angst bezieht sich darauf und auf den Schwindel, den ich seit Dezember hab. Hier zu erkennen, dass es nicht „meins“ ist, fällt mir wahnsinnig schwer.
Vielleicht kann man es ggfs. a bisserl umformulieren:
1. Mir ist nicht schwindelig sondern das ist Schwindel. (Oder: es schwindelt )Nicht jedem helfen solche Wortspielereien, mir jedoch enorm. Wenn man nämlich denkt mir ist schwindelig begreift man u. U.
sich als schuldig oder verantwortlich für den Schwindel und genau das verstärkt sowohl die akute körperliche Empfindung als auch die Etablierung eines sich chronifizierenden Betroffenen-Erlebens (ich bin der, der mit Schwindel gestraft ist usw.). Man stellt sozusagen selber eine kleine Diagnose...
Durch die Objektivierung das ist... bzw. es... sondert man sich davon zwar nicht vollständig ab aber rückt zumindest die Realität etwas zurecht. Denn die
Behauptung Ich kann durchaus in vielerlei Hinsicht zumindest in Frage gestellt werden. Hierzu vielleicht ein etwas längerer Exkurs:
erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790-20.html#p2386310 und ff.
Wenn das mal zumindest ansatzweise verstanden wird, liegt die Perspektive bereits ganz anders - zumindest potenziell.
2. Was ist Schwindel überhaupt?Ich habe m. W. zwei Bücher nur über die Klassifizierung und die möglichen Ursachen von Schwindel im Schrank stehen. Das ist interessant und aus wissenschaftlicher Sicht auch ein Stück weit hilfreich. Doch das, was
ich als Schwindel erlebe ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Auch in dieser Geschichte kommt wieder das Ego als Protagonist vor. Wenn man Schwindel mal genau anschaut, kann man ihn - sehr oft - auch als
verkörperlichte Angst erkennen. Und wie oben gesagt, ist Angst ein Produkt, eine sogenannte Emotion - die ihre Bedingungen hat.
Bei Angststörungen wirkt das Ängstlich-sein als
selbsterhaltend. Wer nun Angst nicht richtig einordnet, verwechselt - als sogenannter Angstgestörter - das Ängstlich-sein mit
sich selbst. Die Angst ist also in zweierlei Hinsicht Selbst-Erhaltung...!
Wenn man nun (vordergründig) die Angst loshaben will (ohne die eben skizzierten Bedingungen zu verstehen), arbeitet man gewissermaßen gegen sich. Ich sage dazu immer: Lass die Angst los! ist zu vergleichen mit der Aufforderung Lass los! in Richtung einer Ameise, die an einer Zimmerdecke entlangläuft.
Mann kann also die Angst selber niemals
aktiv loslassen sondern nur durch Erkenntnis und Einsicht
die Bedingungen dafür auflösen.
@Emotion87 Sorry für den Seitenweg hier in Deinem Thema...