Ich erinnere mich wieder an einen ganz wichtigen Satz, den wir in der Klinik immer zu hören bekommen haben: Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es (m.E. von Konfuzius).
Und er stimmt so sehr!Es wurde immer wieder betont, dass eine Depression NICHT einfach so weg geht. Viele Kranke denken immer, sobald ich mich wieder besser fühle , dann kann ich erst wieder .....(raus gehen, Dinge unternehmen, Freude haben etc) Aber das ist der KOMPLETTE Trugschluss. Du wirst in dem gleichen Zustand bleiben wie du bist. Weil du immer darauf wartest dich besser zu FUEHLEN, um etwas TUN zu können (wieder am Leben teilnehmen etc.) Es ist aber genau andersherum , du musst Dinge TUN, um dich nach und nach wieder besser FUEHLEN zu können. So funktioniert unser Gehirn.
Unser Gehirn ist momentan falsch programmiert, auf Angst auf Depression. Also müssen wir wieder mehr Dinge tun die uns Freude machen, sodass nach und nach die Angst gar keinen Platz mehr hat. Ich bin kein Freund von die Angst in den Arm nehmen, Angst ist gut, Teil von mir etc. mist. So besiegst du die Angst nicht, so wird sie immer ein Teil von dir sein und so darfst du sie auch immer mit dir rumschleppen bis sie wieder zuschlägt. Ich brauche keine krankhafte Angst in meinem Leben, die mich an allem hindert. Selbst wenn ich irgendwann einen Herzinfarkt oder was auch immer bekomme. Kann ich es ändern? Kann ich durch tägliche Sorgen und Grübeln etwas an dem Umstand ändern? NEIN! Und wenn ich nicht ständig Angst habe, habe ich wenigstens gelebt.
Ich habe es damals nach zwei Jahren heftigster Angststörung (ohne Haus verlassen etc) geschafft in ein angstfreies Leben, weil ich die Angst schlichtweg VERGESSEN habe. Ja ,mein Gehirn war mit anderen Dingen gefüllt, Und wieso verdammt nochmal , soll ich es nicht wieder schaffen? Klar kann ich das !
Ich war damals in einer Klinik und danach war die Angst immer noch da. Irgendwann habe ich mein Studium abgeschlossen, habe meinen Traumjob bekommen und bin alleine nach Berlin gezogen (alles mit Angst). Die Beziehung zu meinem damaligen langjährigen Freund ging in die Brüche.
Ich habe es einfach geTAN, Ich habe mich jeden Morgen in die absolut überfüllte UBAHN gesetzt und tausend Tode ausgestanden. Ich habe jede Besprechung auf Arbeit nur mit Herzklopfen und kaltem Schweiss überlebt. Und trotzdem habe ich einfach weiter gemacht. Die ersten drei Monate waren absolute HOELLE. Wie oft wollte ich aufgeben?Und trotzdem hat keiner gemerkt, dass was mit mir nicht stimmt.
Irgendwann wurde es besser. Und ich habe tatsächlich die Angst nach und nach vergessen.Die Angstgedanken hatten auf einmal immer weniger Platz in meinem Kopf, ich habe dann eher mit Kollegen gescherzt , mich aufs Essen gefreut, mir Berlin angesehen. Nach zwei Jahren bin ich ins Ausland gezogen (null Angst auf den Flügen ), dort wieder ganz neu angefangen, meinen jetzigen Mann kennengelernt, wundervolle Reisen gemacht, geheiratet etc. Und nun soll wieder alles vorbei sein? Im Leben NICHT!
Ich schaffe es noch einmal. Ich muss mein Gehirn nur wieder auf Freude, Lachen, Glueck umprogrammieren, Neue Synapsen schaffen. Das macht Leben aus. Kein Tier in der Welt ist den ganzen Tag am Grübeln, es IST einfach. Sterben kann ich später . Der Himmel kann warten.
Ich werde es also auch wieder schaffen in einem Monat wieder woanders ganz neu anzufangen. Und diesmal habe ich sogar meinen Mann an meiner Seite. Das Leben ist VIEL zu kurz fuer Angst. Mein Gehirn wird so beschäftig sein, mit neuen Dingen !
08.07.2020 05:07 •
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