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Liebe Forenmitglieder,

KURZE ZUSAMMENFASSUNG:
Nach beruflichen Herausforderungen leide ich aktuell (seit 7 Monaten) unter Unsicherheit, Identifikationsproblemen und Existenzängsten. Körperlich spiegelt sich der Stress in einem verspannten Kiefer, unregelmäßiger Atmung, schneller Reizbarkeit, täglichem Kloß im Hals, Restless-Legs-Syndrom, Zwangsgedanken, häufigem Toilettengang und ständiger Übelkeit bis fast zum Erbrechen wider.

Ich suche Menschen, die Ähnliches durchgemacht haben und sich wieder aufgerappelt haben. Eure Erfahrungen und Ratschläge wären für mich von unschätzbarem Wert.


MEHR INS DETAIL:
Mit 18 Jahren startete ich meine Selbstständigkeit (2013) und nach einigen Höhen und Tiefen, darunter eine zeitweise Festanstellung von anderthalb Jahren, erlebte ich 2019 endlich den Durchbruch. Meine Selbstständigkeit florierte, ich stellte Mitarbeiter ein und hatte ein Team von 8 Mitarbeitern.

Jedoch begann der Stress, als unerwartet ein Auftragsrückgang aufgrund von Corona-Regelungen in China und dem Kriegsbeginn in der Ukraine auftrat. Ohne vorherige Erfahrung im Umgang mit Mitarbeitern und angesichts hoher Gehaltszahlungen geriet die finanzielle Situation außer Kontrolle. Nach 3 Monaten mit geringen Aufträgen waren alle Rücklagen erschöpft. Die finanzielle Belastung führte dazu, dass ich rote Zahlen schrieb und sämtliche Rücklagen aufgebraucht wurden.

Die Firma geriet ins Wanken, Mitarbeiter verließen das Unternehmen, einige musste ich schweren Herzens entlassen. Allein versuchte ich (ohne Mitarbeiter), die Situation zu verbessern, aber die Last war zu groß. Das Finanzamt pfändete monatlich mein Konto, und ich musste alles in meiner Macht Stehende tun, um diese Pfändungen abzuzahlen, die sich jeweils auf einige tausend Euro beliefen.

Die Erschöpfung war enorm, ohne absehbares Ende. Der Besuch des Gerichtsvollziehers, der meine schwangere Frau involvierte, zwang mich zur Einsicht: Ich musste Insolvenz anmelden und alles, was ich in den letzten 10 Jahren aufgebaut hatte, loslassen.

Nach der Geschäftsaufgabe verlor ich das Interesse an meinem bisherigen Umfeld von Selbstständigen, die nur über Arbeit sprachen. Mein Selbstbild und meine Weltanschauungen änderten sich, und die Konflikte zwischen meinen Glaubenssätzen beschäftigten mich.

Aktuell leide ich unter Unsicherheit, Identifikationsproblemen und Existenzängsten (ich versuche gerade ein neues Unternehmen aufzubauen). Körperlich spiegelt sich der Stress in einem verspannten Kiefer, unregelmäßiger Atmung, sehr schneller Reizbarkeit, einem täglichen Kloß im Hals sowie Restless-Legs-Syndrom, begleitet von Zwangsgedanken, häufigem Toilettengang und ständiger Übelkeit bis fast erbrechen.

Die Frage, ob Zeit alle Wunden heilen wird oder eine Therapie nötig ist, beschäftigt mich. Neue Hobbys wie Schnitzen und Fahrradfahren bringen vorübergehend Ruhe, doch nur für den Moment. Ich muss noch erwähnen, dass sich meine ganze Identität und das tun auf Selbstständigkeit, Optimierung und Produktivität belief. Ich hatte die ganze Zeit auch keine Hobbys, da die Arbeit bei mir sehr viel Platz einnahm.

Ich versuchte mich mit Buddhismus und Stoa zu beschäftigen, die Einsichten finde ich gut, aber innerlich habe ich trotzdem diesen Stress und weiß nicht woher er kommt.

Ich freue mich über Erfahrungen und Ratschläge von Gleichgesinnten.

Mit besten Grüßen,
Andrey

04.03.2024 12:49 • 26.11.2024 #1


6 Antworten ↓


Hallo Andrew,

danke für deine Schilderung.
Das ist ein ziemlich großes Päckchen!
Komm' erstmal zur Ruhe. Entspanne. Schalt ab. Vielleicht hilft dir Meditation.
Sowas braucht Zeit. Mehr hab ich dazu im Moment nicht zu sagen.

Grüße,
Harzfee

A


Bewältigung von Existenzangst nach beruflichem Rückschlag

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Das ist leider das Problem so richtig zur Ruhe kann ich nicht kommen. Ich muss für meine Familie Geld verdienen. Somit kommt man natürlich nicht komplett weg von der Arbeit und dem Stress. Versuche aber schon weniger zu Arbeiten. Hoffe das Hilft etwas.

@Andrew94 dann fang an, dir Inseln der Ruhe zu beschaffen. In kleinen Schritten also. Bringt ja nichts, wenn es nicht besser oder noch schlimmer wird. Dann ist keinem geholfen.

Zitat von Harzfee78:
@Andrew94 dann fang an, dir Inseln der Ruhe zu beschaffen. In kleinen Schritten also. Bringt ja nichts, wenn es nicht besser oder noch schlimmer wird. Dann ist keinem geholfen.

Ich verstehe. Also bin ich mit meinen Hobbys ja schon mal auf dem richtigen Weg. In diesen Inseln der Ruhe fühle ich mich auch wohl. Sobald ich aber wieder da raus bin, gehts mir nicht gut.

@Andrew94 ist ja auch logisch. Dir geht es ja gerade nicht gut, du befindest dich in einem Existenzkampf. Ich finde es schwer, da jemandem etwas zu raten, weil jeder anders ist. Du könntest versuchen, diese Inseln etwas auszudehnen.

Kurzes Update: mir geht es viel besser.
Lösung: ich habe etwas zurückgelegt und mir eine 3 Monate „Sabbatical“ genommen. Bin spazieren gegangen, Fahrrad gefahren und mich einfach von der Arbeit distanziert. Abgesehen davon, habe ich angefangen einen Psychologen zu besuchen. Festgestellt wurde eine mittelschwere depressive Verstimmung.

Psychologe und Abstand zur Arbeit haben mir geholfen wieder mit mir selbst zu beschäftigen und herauszufinden was ich möchte und wo ich stehe.




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Dr. Christina Wiesemann
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