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Zitat von Angstmaschine:
Das schlimmste ist die Angst ohne irgendeinen Grund.
Nichts, woran man sich „festhalten“ kann, nur Angst …


Das hier ist diese Angst ohne Grund:
https://de.wikipedia.org/wiki/Panangst

Natürlich hat jede Angst einen Grund aber den zu eruieren,geht nicht so schnell,wie man sich eine Besserung wünschen würde und muss es auch nicht.

Meistens ist es eine Vielzahl an Faktoren,die sich aufsummieren und je nach Veranlagung kommt das früher oder später zum Vorschein.
Anders gesagt: Die Seele/Psyche ist nicht unendlich belastbar.

Der erste Schritt ist ein Verstehen,dass man damit nicht alleine ist.

A


Betroffene mit der Diagnose Generalisierte Angststörung

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Zitat von Gaulin:
Lernen MIT der Angst zu leben. Nicht die Angst loswerden.

Eines vorweg: jeder ist anders und abhängig von Alter, Vorgeschichte, Charakter und Wesen, Lebensweisen, Ansichten und natürlich der Ursache für die Angststörung, kann die eine Therapieform beim einen vielleicht länger dauern oder gar nicht anschlagen, dafür beim anderen umso besser.

Ich persönlich finde das Zitat von @Gaulin wichtig, weil die Angst ja immer eine Ursache hat. Und da kann es sich lohnen diese Ursache zu hinterfragen. Und zwar nicht nur, um die Angst loszuwerden oder zu kontrollieren, sondern um auch ein allgemein bessere Lebensqualität zu haben.

Ich war vor meiner Angsterkrankung eigentlich ganz glücklich, hatte aber wie jeder auch meine Probleme und Sorgen, Träume und Wünsche.

Ich habe am Anfang jegliche Psychotherapie, Klinik und Medikamente strikt abgelehnt, weil ich eben nur die Angst loswerden wollte. Sonst nichts. Es sollte keine Veränderungen in meinem Leben geben und ich hatte panische Angst, mich selbst zu verändern.

Bis zu dem Punkt, als nichts mehr ging. Ich habe die geschlossene Psychatrie, die offene, Tagesklinik und ambulante Therapien hinter mir. Ich habe so viel über mich gelernt und bin heute - trotzdem die Angst immer mal wieder kommt - so viel glücklicher.

Ich habe in den 10 Jahren Dinge geschafft, die ich ohne die intensive Beschäftigung mit mir selbst, der Angst und auch ohne das Leben neben der Angst nicht geschafft hätte.

Die Angst war die ganze Zeit in meiner Nähe und hat auf mich aufgepasst.

Und hätte ich weiterhin so wie ich es seinerzeit gelernt habe auf mich geachtet, wäre ich heute nicht hier im Forum und müsste mich neu ausrichten.

Es kann sich durchaus lohnen, die Angst nicht nur zu verbannen sondern sie als Freund anzusehen und mit ihr zu leben.

Zitat von Flame:
Natürlich hat jede Angst einen Grund aber den zu eruieren,geht nicht so schnell,wie man sich eine Besserung wünschen würde und muss es auch nicht

Ja! Deswegen bin ich eigentlich auch immer skeptisch, wenn Medikamente strikt abgelehnt werden.
Ohne Medikamente wäre ich seinerzeit gar nicht oder nur unter großen Anstrengungen in eine Zustand gekommen, überhaupt wieder klar denken zu können.

Ich hätte dann auch mit weiteren Therapien aufhören können, aber die erste Woche in der Psychiatrie hat mir damals gezeigt, dass ich verstehen will was mit mir ist.

@SadGuy Das tut mir total Leid für dich und danke das du uns das alles so offen erzählt hast! Das ist doch ein enormer Leidensdruck der dich da in deinem Leben begleitet.... ich habe ähnliche Ängste vor ein paar Jahren gehabt und trotz Psychotherapie waren sie trotzdem nicht weg. Wie du sagst, egal was man macht für Übungen und wie oft, der Lerneffekt setzt einfach nicht ein.

Nur meine Medikamente können mir helfen den Alltag problemlos zu überstehen. Leider.

@Angstmaschine
Toll geschrieben.
Zitat von Angstmaschine:
Ohne Medikamente wäre ich seinerzeit gar nicht oder nur unter großen Anstrengungen in eine Zustand gekommen, überhaupt wieder klar denken zu können.

Das brauchst Du mir nicht zu erklären,da rennst Du bei mir offene Türen ein.
Mir ging es auch nicht anders.

Naja,ich wollte Medikamente aber die Ärzte wollten nicht.
Also bei mir war es eher umgekehrt,dass ich die Ärzte dazu überreden musste,mir Medikamente zu geben obwohl mir diese zu Wider waren aber ich sah keine andere Chance.

Mein Eindruck ist,dass einige Ärzte immer das Gegenteil von dem tun,was man sich erhofft.
Erhofft man sich Medikemante,bekommt man keine und umgekehrt.
Stichwort paradoxe Intervention.

Zitat von Angstmaschine:
Die Angst war die ganze Zeit in meiner Nähe und hat auf mich aufgepasst.


Zitat von Angstmaschine:
Es kann sich durchaus lohnen, die Angst nicht nur zu verbannen sondern sie als Freund anzusehen und mit ihr zu leben.

Die beiden Aussagen finde ich super. Angst ist nämlich auch nützlich und kann man durchaus auch positiv bewerten.

@SadGuy
Das tut mir sehr leid für dich, ich finde das eine extrem große Belastung, die du beschreibst.
Laut Frau Schmidt-Traub, einer sehr erfahrenen Therapeutin und Autorin, gibt es einen gewissen Prozentsatz an Menschen, bei denen Therapien/Medikamente nicht genügend anschlagen. Diese sollten lernen/üben, die Angst anzunehmen und eben mit dem gut zu leben, was daneben bleibt. So hart das klingt, ich halte das für sinnvoll. Weil:
Ein Hauptkriterium der GAS ist der fließende Übergang von Ängsten zu Erwartungsängsten. Wenn du erwartest/hoffst, dass dein Üben helfen MUSS, dann baut das neuen Druck auf. Den könntest du abbauen, indem du dich nicht mehr unter Erwartungen setzt, sondern deinen Zustand akzeptierst. Bitte missverstehe das nicht als ignorant, ich weiß wirklich, von welchen Gefühlen zu berichtest! Alles Gute!

Zitat von SadGuy:
Und, ich übe wirklich jeden Tag. Daher darf ich die Methode Sich der Angst stellen durchaus kritisieren und den Erfolg hinterfragen. Man müsste meinen, wenn man 100x etwas geübt hat, das Gehirn gelernt hat. Dem ist aber bei mir nicht so. Gut, ich habe seit Dekaden schon Fortschritte gemacht, aber nur minimale.

Zitat von SadGuy:
Bestimmt habe ich das mit dem Einkaufen schon x Mal pro Tag über Dekaden geübt. Nichts!
Gut, ich kann ab und zu auch tagsüber einkaufen gehen oder dann, wenn viel los ist, aber bin dann extrem gestresst, habe Herzrasen und schwitze. Ob das medizinisch so gut ist, wenn ich mich Stress aussetze?

Zitat von SadGuy:
Ich gebe mir echt Mühe, da GAS usw. mein ganzes Leben negativ beeinflusst, aber der Lerneffekt stellt sich nicht ein.

Ich glaube, Du hast einige der Schwachstellen dieses Ansatzes gut benannt.
Mir hat das üben allein auch nichts gebracht, es hat mich nur verunsichert und in die Verzweiflung gestürzt, weil ich zwar in den Augen meines damaligen Therapeuten alles richtig gemacht habe, aber der Erfolg sich nicht einstellte, sondern ich immer konfuser wurde.

Ich glaube nicht, dass man die Angst akzeptieren muss oder sollte, höchstens für den Moment, da stimmt es ja auch, aber für den Rest des Lebens? Niemals! Wäre meine Antwort.

Das mit den Übungseffekten stimmt schon, aber man muss auch oder vor allem Erfolge üben und eine Basis etablieren, von der aus das Leben überhaupt wieder lebenswert erscheint.
Wenn man von der Angst gepeinigt ist, hat man im Grunde keine echten Ziele im Leben, weil man nur um sein Überleben kämpft.
Gut ist, sich einen irgendwie geschützten Raum in der Phantasie oder Realität zu erschaffen, in dem man sich wenigstens minimal wohl fühlt und von der in Eigenregie die Kreise langsam und nicht überfordernd, immer größer ziehen.
Irgendwann kann man von dort aus auch wieder unterscheiden, was man im Leben wirklich will und was nicht.
Du wirst vielleicht nie auf einer Bühne als Moderator stehen, die Frage ist, ob das immer schon Dein größter und einziger Traum war oder ob es nicht einer der Milliarden anderen Lebensansätze auch tut.
Nicht als schlechter Ersatz für das, was man eigentlich will, sondern wirklich als etwas, was Dich zufrieden macht. Dann kann man so nach und nach erleben und begreifen, dass man die Geschichte des eigenen Lebens zu einem großen Teil selbst schreibt, auch in dem man sich nicht ständig und allein aus Sicht seiner vermeintlichen Defizite selbt be- und letztlich entwertet.

@SadGuy in deinem Alter waren meine Ängste am schlimmsten.
Ich musste täglich mit dem Zug zu meinem Bibliothekar- Lehrinstitut fahren, während der Fahrt fühlte ich mich nicht mehr, alles kam mir fremd vor, manchmal nahm ich einen Umweg um mit einer Freundin mitzufahren, dann wurde es besser.

Später begleitete mich mein Verlobter.und das war eine Wohltat.
Wie entscheidend wichtig ein gutes Umfeld sein kann zeigt sich darin, dass es mir sicher nicht gut, aber doch bedeutend besser ging als ich Familie hatte.

Immer verfolgte mich meine Hypochondrie- war eine Angst überstanden kam die nächste, witzig ist, dass sie unterschiedlich erträglich waren, je nach vorgestelltem Krankheitsbild, und die Schlafstörungen und meine ständige Angst, dass meinen Kindern etwas passierte oder mir, dass sie womöglich zu meiner Schwägerin kämen und was aus ihnen werden würde.

Bis auf kurze Ausnahmen nahm ich nie Medikamente, bis später mein Seroquel 25 das meine Schlafstörungen sehr besserte. Das ist entscheidend wichtig, schlechter Schlaf steigert Ängste, lässt sie noch bedrohlicher werden
.
Zählte ich hier alle Ängste und Neben- Ängste auf, füllte das Seiten.

Früher bekam ich einmal die Diagnose Angstneurose das entspricht wohl der generalisierten Angststörung.
.
Für ganz entscheidend wichtig halte ich das Umfeld, da hatte ich viel Glück.

Die Gründe für meine Angst ist mir bekannt, Vulnerabilität und äußere Einflüsse.
In den letzten Jahren haben sich meine Ängste gebessert, ich kann besser damit umgehen, ich akzeptiere sie und stelle mir einen großen schwarzen Vogel vor der immer versucht, mir die Freude am Leben zu nehmen.
Ich unterhalte mich mit ihm, lache ihn aus und manchmal gönne ich ihm auch ein Erfolgserlebnis.

. Ich war nie in einer Klinik, machte nur ambulante Therapie.

Grundsätzlich zur Generalisierten Angststörung: sie ist charakterisiert durch frei flottierende Ängste. Es muss keinen konkretisierbaren Grund für die Angst geben, es besteht ein dauerhaftes oder sehr häufiges Gefühl des Bedroht-Seins. Man kennt das: das Drücken und Kribbeln unter dem Sternum, Fluchtbereitschaft. Nicht zwingend muss das mit einer Panikattacke einhergehen, es ist eher ein latentes, nie endendes Gefühl von Wachsamkeit und hochgefahrenen Sensoren. Zusätzlich kommen einem immer neue angstmachende Gedanken in den Sinn, die man zwar rational bekämpfen kann, aber sie leben unter der Oberfläche weiter.
Zu den wechselnden Diagnosen kann ich sagen: noch jede Psychiater*In hat an den Diagnosen, auf deren Basis ich verrentet bin (und die von 2 Universitätsprofessoren validert sind) herumgebastelt. Will sagen: meine ICD-Codes sind sozusagen amtlich und von Koryphäen in den letzten 2 Jahrzehnten mehrfach bestätigt worden, aber gehe ich zu einem anderen Arzt oder Therapeuten, ändern sich auch die Schwerpunkte, welche gesetzt werden. Gegenwärtig bin ich offiziell wegen Sozialen Phobien in der Behandlung. Zumindest als Langzeitkranker nehme ich das nicht mehr ernst. Hat wohl was mit dem Ego der Profis zu tun. Oder mit Vorgaben seitens der Krankenkassen, der Klinkbetreiber, was auch immer.

Zitat von Xanaxdu:
Hat wohl was mit dem Ego der Profis zu tun.

Ja, das glaube ich dir gerne.

@Xanaxdu
Meine letzte Therapeutin wollte mir nach 20jähriger generalisierter Angststörung immer wieder wehemend klar machen, dass ich auf jeden Fall wieder vollkommen gesund werden könnte. Nicht dass ich das für unmöglich halte, aber ich fand allein die ständigen Diskussionen darüber total überflüssig. Hatte am Ende den Eindruck, sie braucht das für ihr therapeutisches Ego und ihre Unterlagen, dass sie mich regelmäßig daran erinnert hat. Und? Bin ich geheilt worden? Nö!

Es hat vielleicht weniger mit dem therapeutischen Ego zu tun als mit der Krankenkasse. Die frühere Bezeichnung lautete ja Angstneurose und ein Therapeut sagte mir, das wolle man als Begründung nicht schreiben weil die Krankenkasse dann keine Therapie bewillige, denn die Angstneurose galt als unheilbar.

Wie das heute ist, weiß ich nicht.

Zitat von brumby:
Veränderung ist auch hier ein Schlüssel, welcher durch Bernhardts Methode unterstützt wird

Hast du diese Methode angewandt und kannst sie weiter empfehlen?

Hey ich habe es seit 7 Jahren als ich schwer krank wurde. Ich hab überwiegend mit Übelkeit und Herzrasen als körperliche Symptome und du ?

Zitat von Noiram:
Hast du diese Methode angewandt und kannst sie weiter empfehlen?

Ja, unbedingt! Man bekommt den Kopf mittelfristig wieder frei! Egal, wie lange man eine Angststörung hatte!

Werde später mehr dazu schreiben, wenn ich fitter bin...
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Zitat von Tammy93:
Hey ich habe es seit 7 Jahren als ich schwer krank wurde. Ich hab überwiegend mit Übelkeit und Herzrasen als körperliche Symptome und du ?

Auf wen beziehst du dich und die Frage?

Zitat von Noiram:
Hast du diese Methode angewandt und kannst sie weiter empfehlen?

Praktiziere die Methode seit einem halben, dreiviertel Jahr, anfangs musste ich noch viel mit den Angst-Stopp-Techniken arbeiten, dann im Lauf der Zeit wirkte die Methode, und nun ist die Angststörung, welche mich einige Jahre begleitet hatte, weg und aufgelöst.

Ich denke, dass die Diagnose Generalisierte Angststörung für einen selbst zumindest etwas Greifbares ist, man sich daran aber nicht festhalten sollte. Ich vergleiche die GAS damit, dass ich aus verschiedenen Gründen nicht die Ressourcen oder das Gerüst aufbauen konnte, um sicher durch die Welt zu gehen, so dass ich im Leben, je nach Belastung, auch immer wieder mit Ängsten und Sorgen etc. reagiere. Jeder Mensch hat Ängste und Sorgen, aber jeder geht damit anders um bzw. hat sie jeder auch in unterschiedlicher Ausprägung.

Ich versuche, diesen den Raum zu geben, den sie brauchen, sie anzunehmen, aber nur so zu bewerten wie es notwendig ist. Ich hoffe, in der Therapie die notwendigen Werkzeuge bekommen zu haben und sie auch einsetzen zu können.
Das gelingt natürlich mal mehr mal weniger.

Für mich ist nur wichtig, dass die GAS keine Standarderklärung oder Ausrede insgesamt werden darf.

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Dr. Christina Wiesemann
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