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Hi Leute,

da ich momentan ganz einfach nicht mehr weiter weiß und auch die bisherigen Verhaltenstherapien bei mir kaum bis wenig Wirkung zeigten, wollte ich diesen Beitrag verfassen, um mir hier vielleicht ein paar Tipps im Umgang mit der Situation zu holen.

Ich leide bereits seit vielen Jahren an einer auf Krankheiten fokussierten Angststörung, die nachfolgenden Sachen habe ich bereits durch:
- Angst vor Tumoren/MS/ALS
- Panikattacken mit hohem Blutdruck und hohem Puls
- Herzneurose inklusive Extrasystolen

Die für mich mit Abstand schwierigste Sache ist der seit mittlerweile knapp vier Jahren auftretender Schwindel, der sich zunächst in einer Art Schwankschwindel äußerte. Hierbei wurden innerhalb der letzten vier Jahre insgesamt zwei MRT-Untersuchungen durchgeführt, bei denen keine krankhafte Ursache für die Beschwerden zu finden waren. Nach Durchführung der jeweiligen MRTs besserte sich der Schwankschwindel jeweils spontan und kehrte meist nach einiger Zeit grundlos wieder zurück.

Ende 2022 hatte ich dann eine relativ starke Grippe mit tagelangem hohem Fieber (über 40°C). An dem einen Tag ging mein Kreislauf etwas in die Knie, mir wurde schummrig und ich musste mich hinlegen. Mein Blutdruck war dann relativ niedrig, was sich aber nach dem Hinlegen stabilisierte. Ich sehe dieses Ereignis als Trigger bzw. Trauma-Erlebnis für die nachfolgenden Ereignisse an.

Seitdem entwickelte sich bei mir, manchmal dauerhaft, manchmal auch nur temporär, eine Symptomatik, die ich am ehesten als Benommenheit bzw. Brain Fog interpretieren würde. Es fühlt sich auch ähnlich wie das an, was diverse Internetseiten und YouTube-Videos als DPDR bezeichnen. Hierbei habe ich immer Phasen, in denen ich auf einmal bemerke, dass mir im Kopf irgendwie komisch wird und ich das Gefühl habe, ich könnte das Bewusstsein verlieren. Diese Phasen dauern immer wenige Sekunden an und machen mir Angst. Sie treten hierbei meist zu 90% in Einkaufsläden auf, wobei ich dann auch das Licht in den Einkaufsläden irgendwie komisch wahrnehme und die Sicht seltsam ist. Dazu kommt eine fast permanent vorhandene Müdigkeit, egal wieviele Stunden ich schlafe. Das Problem tritt praktisch nie zu Hause auf, sondern eigentlich immer unterwegs, meine Muskulatur um die Schultern und im Nacken spannt sich dann so heftig an, dass alles extrem fest ist, etwa alle fünf bis sechs Wochen entfernt mein Orthopäde mir mittels Chiropraktik um die 10-15 Blockierungen aus der gesamten Wirbelsäule.

Kürzlich wurde eine umfassendere neurologische Diagnostik in einer ortsansässigen MVZ einer Klinik durchgeführt. Hierbei wurde das Gleichgewichtsorgan untersucht, Schwindeltests gemacht und mittels Doppler-Sonographie die hirnversorgenden Gefäße auf Durchblutungsstörungen durchsucht, ebenfalls wurde Blut abgenommen. Alle Untersuchungen waren komplett ohne Befund und es wurde die Diagnose psychogener Benommenheitsschwindel gestellt, eine körperliche Ursache wäre nicht fassbar. Auf ein weiteres MRT wurde verzichtet, da in den letzten vier Jahren bereits zwei unauffällige MRT-Befunde vorliegen. Als erweiterter Auslöser kämen auch die HWS-Verspannungen in Frage, die durch die anhaltende Angst getriggert werden, demnach auch psychische Verspannungen sind.

Da ich mich praktisch auf nichts anderes als die Angst mehr fokussieren kann und permanent daran denke, wollte ich mir hier einige Meinungen zu diesem Thema einholen, wie ich mit der Situation noch umgehen kann. Ich bin männlich, mit knapp über 30 noch relativ jung, fühle mich jedoch mit den Beschwerden und dieser kranken Müdigkeit wie ein 90-Jähriger. der Zustand ist für mich nicht mehr tolerierbar und führt mittlerweile zu sozialer Isolation und teilweise auch schon zum Verlust mancher sozialer Kontakte, da diese die Symptomatik nicht nachvollziehen können.

Seltsam finde ich auch, dass alle Symptome innerhalb kurzer Zeit komplett verschwinden, wenn ich am Wochenende mit Freunden draußen zum Feiern bin und dort etwas Alk. trinke (ich trinke nur wochenends mit Freunden, auch nicht übermäßig und ich weiß, dass das primär keine Therapie gegen Angst ist, mir kommt das nur seltsam vor, warum es so ist). Ich bin dann eigentlich ganz normal drauf und die Benommenheit verschwindet innerhalb etwa einer Stunde, obwohl Alk. doch eher eine gegenteilige Wirkung haben sollte. Möglicherweise kann mir jemand erklären, warum das so ist.

Sobald die Symptomatik auftritt, bin ich wie ausgeschaltet und kann mich nur noch auf die Angst konzentrieren. Das geht sogar so weit, dass ich in der Zeit nicht mehr fähig bin, beispielsweise eine WhatsApp-Nachricht zu beantworten oder Dinge am Handy zu machen, ich bin dann laut Aussagen anderer Leute apathisch oder wie versteinert.

Vielleicht kann hier ja jemand helfen, danke im Voraus.

Liebe Grüße

12.06.2024 11:17 • 13.06.2024 #1


8 Antworten ↓


Hi

Ich habe ja seid 5 Monaten mit den gleichen Symptomen zu kämpfen. Bei mir kommen da aber noch zwischendurch brennende Stiche in der Brust oder Brustbein oder Unterbauch.

Hab auch alle möglichen Untersuchungen durch. Mrts vom Kopf und HWS, Ultraschall von den Halsschlagadern und Schläfen, zich Orthopäden, HNOs, Herz Ultraschalls, zich EKG´s auch langzeit, Blutdruck langzeit usw.

Bei mir ist es auch so wenn ich an den Wochenenden mal auf dem Campingplatz bin und ein B. trinke das der Schwindel dann weniger wird. Aber das scheint bei dem Psychogenen Schwankschwindel normal zu sein das hab ich jetzt schon öfters gelesen.

Ich kann dir nicht direkt helfen das du es los wirst ( werd ich ja selber immer noch nicht ) aber du bist nicht alleine damit. Mein mit gefühl hast du und ich kenne es auch das man von außen komisch angeschaut wird wenn man das erzählt.

Ich weiß ja nicht ob du schon Psychologischer Behandlung bist würde dir aber raten das du dich drum kümmerst. Ich versuche zwar auch schon seid Wochen irgendwo hier nen Termin zu bekommen aber die Wartelisten sind so lang grrr.

Fang frühzeitig damit an und warte nicht dir Hilfe zu suchen.

LG

A


Benommenheitsschwindel / DPDR ?

x 3


@Basti271

Zitat:
Möglicherweise kann mir jemand erklären, warum das so ist.


Alk. wirkt anxiolytisch indem es die GABA-Rezeptoren verstärkt und die Aktivität der Nervenzellen gehemmt wird.

Zitat:
Sie treten hierbei meist zu 90% in Einkaufsläden auf, wobei ich dann auch das Licht in den Einkaufsläden irgendwie komisch wahrnehme und die Sicht seltsam ist. Dazu kommt eine fast permanent vorhandene Müdigkeit, egal wieviele Stunden ich schlafe.


Dadurch, dass der Schwindel situativ verstärkt wird, wird der psychogene Benommenheitsschwindel doppelt bestätigt.

Einfluss von Ethanol auf GABA = Schwindel weg

Einfluss durch Stress auf Adrenalin = Schwindel da

Nimmst Du Medikamente ein?

Bei mir hat sich das Gefühl durch ADs reduziert und tritt nur noch in starken Angstsituation auf.

@Luppi1324
Aktuell bin ich nicht in Behandlung, jedoch war ich schon einige Male, etwa 2-3x wegen der Angststörung in Verhaltenstherapie, was leider halt nicht viel gebracht hat. Das mit den Brustschmerzen habe ich auch oft, bei mir kommt es von den BWS-Blockierungen, fühlt sich aber auch teilweise richtig doof an und so als würde man kaum noch Luft bekommen...

@illum
Nein, Medis nehme ich außer pflanzlichen Dingen wie Baldrian oder Passionsblumen-Extrakt keine ein (außer die Magensäure-Medis und Allergie-Tabletten, welche ich halt nehmen muss). Da ich ziemlich viel Angst vor den Nebenwirkungen habe, versuche ich halt eher mit pflanzlichen Mitteln, die Beschwerden wenigstens minimal zu lindern, ADs habe ich daher noch nicht genommen.

@Basti271

Aaah. OK. Welches PPI nimmst Du und wofür? Chronische Gastritis?

Ich hab über 6 Wochen Pantoprazol genommen und hatte davon heftige NW auf das ZNS.

Depersonalisierungen, Derealisation, Depression, Angst, eine enorme Unruhe, die nicht auszuhalten war.

Ich hatte vorher nie auf den Beipackzettel geschaut und meine Freundin sagte mir, ob das vielleicht davon kommen kann. Dann hab ich mir den durchgelesen und bin vom Glauben abgefallen. Aus Panik hab ich die dann so schnell wie möglich abgesetzt und was soll ich sagen: nach 48 Stunden waren die Symptome enorm zurückgegangen.

PPIs verändern indirekt über den Verdauungsapparat im Darm, die Magnesiumresoroption, B12 und auch direkt über die Blut-Hirn-Schranke den Serotoninspiegel.

Sie können aber müssen nicht als das Gegenteil von ADs wirken.

@illum
Ich nehme Esomeprazol ein, da mein Schließmuskel durch einen Zwerchfellbruch (Hiatushernie) leider nicht richtig schließt. Dadurch bekomme ich massive Probleme wie Gastritis oder Entzündungen der Speiseröhre oder des Kehlkopfes, wenn ich die PPIs weg lasse. Es gibt hier zwar die Option auf eine OP, jedoch sagt meine Hausärztin und auch die Gastroenterologen, dass ich dafür zu jung bin und auch die Erfolgschancen nicht 100% sind, bei vielen Betroffenen kann die Symptomatik nur kurzzeitig gelindert werden und kehrt dann wohl zurück.

Aufgrund der PPI-Einnahme supplementiere ich B12 sowie Magnesium über Nahrungsergänzungsmittel, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

@Basti271

Mhm, sch.
OK. Verstehe
Bist hart im Nehmen.

Wie lange musst Du das Esomep denn schon nehmen und wurde Dir mal eine Darmsanierung vom Arzt vorgeschlagen?

Bzw wie sieht Deine Verdauung des Darms allgemein aus? Alles normal oder eher stark beeinflusst durchs PPI?

Eventuell ist es auch möglich, dass sich Deine Symptome durch ein mikrobielles Ungleichgewicht im Darm verstärken, wenn auch nicht ursächlich nur dort verortet.

Am ENS hängt ja auch bidirektional der Vagusnerv, Serotonin, GABA, Zytokine, überschießende Immunreaktionen auf Fehlbesiedlungen etc pp.

Das könnte theoretisch ne lange Kausalkette nach sich ziehen, die sich auch neuropsychiatrisch zeigt. Angst, Unruhe, Depressionen, Demenz, aber auch Müdigkeit.

Ansonsten würde mir als Notfall-Lösung nur ein Hypnotika vom Arzt einfallen, wenn Alk. zu funktionieren scheint, damit Du auch mal Phasen hast, um wieder runterzufahren.

@illum
Hi und danke dir für deine ausführlichen Antworten

Die PPIs habe ich angefangen als ich so um die 20 Jahre alt war, nehme die also schon seit gut 10 Jahren ein... dabei hat sich natürlich nach und nach auch die Dosis erhöht. Zwischendurch hatte ich immer wieder Auslass-Versuche, die aber meistens zu den oben schon geschriebenen Beschwerden geführt hatten.

Eine Darmsanierung habe ich schon lange nicht mehr gemacht, kenne mich mit dem Thema aber auch sehr wenig aus. Die Verdauung ist größtenteils normal, also eigentlich kaum Durchfall oder Verstopfung. Deine Vermutung der Fehlbesiedlung und überschießenden Immunreaktion könnte sich dadurch stützen, dass ich auch schon seit vielen Jahren unter einer Urtikaria leide, die zwar mit Allergie-Tabletten unterdrückt wird, aber eigentlich auch ständig da ist. Eine Ursache wurde damals nach vielen Untersuchungen dafür nie gefunden.

Was genau ist ein Hypnotika? Was macht es genau und wie würde man eine solche Medikation anwenden?

Liebe Grüße

@illum
Das ist ein interessantes Thema mit der Darmsanierung. Hast du evtl nähere Infos zu?

Verdauung ist bei mir solala seid Monaten. Musste jetzt auch ne ganze zeit lang ppi nehmen (Esomeprazol)




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Dr. Christina Wiesemann
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