Hallo Leute,
gestern abend saß ich nichtsahnend, aber heftig erkältet und daher hustend an meinem Arbeitsplatz, als plötzlich mein Herz spürbar schneller zu schlagen begann. Erst achtete ich nicht weiter drauf, doch dann folgten kurz hintereinander einige Herzstolperer, die mich schließlich in Aufruhr versetzten. Zwar bemerke ich ab und zu einmal solche Extrasystolen, diesmal aber kam innerhalb von ein paar Minuten eine kleine Serie unmittelbar hintereinander. Das Blutdruckgerät, welches ich zur Zeit immer bei mir in meiner Tasche habe, kam zum Einsatz: 121/72 sah eher beruhigend aus, doch 106 Puls war weniger Vertrauen erweckend. Die Angst stieg in mir hoch, schon meinte ich wieder einige Herzstolperer zu verspüren, besann mich kurz und verließ endlich, da es eh Zeit war, den Arbeitsplatz. Vielleicht hast du doch was mit dem Herzen, fragte ich mcih immer wieder. Die Angst wurde stärker. Die 500m zum Auto werde ich schon noch schaffen und lief los.
Kurze Zeit später fuhr ich beim Marienhospital in Stuttgart vor. Zwar war ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich den ärztlichen Notdienst in Anspruch nehme sollte oder nicht, doch mich in der Nähe aufzuhalten, schien mir ratsam. Ich ging hinein, an der Anmeldung vorbei und fuhr in den ersten Stock. Dort warteten bereits ein halbes Dutzend Menschen vor der Notfallpraxis. Ich aber erst noch mal schnell ins Klo und Blutdruck und Puls gemessen: 138/81 ganz in Ordnung, aber was war das? Puls im Sitzen 118 ! Jetzt erst mal raus an die frische Luft. Dort stieg ich kurzentschlossen ins geparkte Auto und rief mit dem Handy den ärztlichen Notdienst an. Worum geht es?, fragte eine recht freundliche männlich Stimme. Ich schilderte ihm den schnellen Herzschlag und die Herzstolperer. Wie alt sind sie? .44 Jahre.Hm, das ist ein kritisches Alter. Sie machen sich jetzt Sorgen , ich mache mir Sorgen. Tun sie uns einen Gefallen und fahren sie ins Marienhospital in die Notfallpraxis. Nun, nach dieser Auskunft gab es für mich nichts mehr zu überlegen.
Schon stand ich mit einer Anmeldekarte der ersten Anmeldung vor der zweiten Anmeldung. Die Beschwerden hatte ich schon bei jener geschildert. Eine jüngere Dame fragte eine ein wenig Ältere:Und, gleich zum EKG schicken? Die Ältere schaute auf einen Computerausdruck und erwiderte:Ne, nicht notwendig. Schwupps, kaum saß ich auf dem Stuhl im überheizten Wartebereich, da wurde ich auch schon aufgerufen. Toller Service! Die ganze Zeit hatte ich Beklemmungs- und Angstgefühle. Eine wirklich ältere Dame kam ins Sprechzimmer und setzte sich vor mich hin. Sie mochte so an die 60 Jahre alt sein, wenn auch die Bestimmung ihres Alters nicht eben einfach war, da ihre Geichtszüge offensichtlich von einer etwa einen halben Zentimeter dicken Schminkschicht zusammengehalten wurden. Orange Wangen und lila Lider -nein, man konnte nicht sagen, dass sie in Ehren ergraut war, zumal die Farbe grau nirgends an ihr zu entdecken war.
Sie wies sogleich auf den Computerausdruck und sagte: Sie waren innerhalb eines Jahres ja laufend beim Notdienst, sie sind jemand, der beruhigt werden will, oder? Nein, ich bin das erste Mal hier innerhalb eines Jahres, antwortete ich. Dabei spähte ich auf das Stück Papier und las Angstneurose, Zwangsneurose.... Sie waren dieses Jahr mehrere Male in der Notfallambulanz des Furtbachkrankenhauses! Jetzt dämmerte es mir: die Daten der psychiatrischen Notfallpraxis waren mit der Allgemeinen Notfallpraxis des Marienhospitals vernetzt. Ach so, ja gut....äh, aber hier war ich noch nicht. Meine Unsicherheit wuchs. Sie aber musterte mich halb mitleidig, halb spöttisch und sprach:Ja, was soll ich denn jetzt mit ihnen machen?. ...mit so einem armen Irren hätte ich gern ergänzt, verkniff es mir aber. Ich saß also in der Falle. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, dem Beispiel einer Forumsteilnehmerin, die zufällig auch in Stuttgart wohnt, zu folgen und nichts über die Angststörung vorab verlauten zu lassen, um ernst genommen zu werden. Doch dieses Husarenstück war gründlich misslungen! Der Simulant auf frischer Tat ertappt! Bereits ein paar Minuten zuvor, als ich noch allein im Sprechzimmer saß, war eine Krankenschwester hereingekommen und hatte die etwas lose herumhängenden Kabel des EKG-Gerätes sorgsam auf den dafür vorgesehen Haken gehänkt. Das hätte mir schon der Hinweis sein sollen, dass alle hier über mich informiert waren und niemand mit dem Einsatz des EKG-Gerätes rechnete - wie immer bei solchen Fällen. Immerhin, die Ärztin mass mir den Blutdruck und den Puls. Blutdruck normal, sehen sie? Allenfalls der Puls mit 105 etwas schnell, aber völlig harmlos. Kommt vielleicht durch den Infekt, den sie haben. Ich hustete bereitwillig, um die Diagnose zu bestätigen. Aber keine Herzstolperer. Ich hörte ihr nurmehr halb zu und wollte eigentlich nichts wie raus. Irgendwie war es jetzt ein peinliche Situation. Und peinlich berührt zeigte sich die Ärztin von meiner Erscheinung. Soll ich ihnen was aufschreiben um den Herzschlag zu verlangsamen?Nein...wenn es nicht unbedingt sein muss..., stotterte ich verlegen. - Nach dem Verlassen des Sprechzimmers irrte ich noch eine Weile zwischen Wartezimmer, Anmeldung und Sprechzimmer hin und her, da ich meinem schwarzen Pullover nicht finden konnte. Endlich fand ich ihn unter der abgelegten Jacke einer junge Dame, die ihn nicht bemerkt, aber dafür meinen suchenden Blicken entzogen hatte. Nun, meine Vorstellung ließ an Peinlichkeit wohl nichts mehr zu wünschen übrig.
Endlich saß ich in wieder im Auto und wollte diesen Ort der Schmach nur so schnell wie möglich verlassen. Natürlich war ich heilfroh, dass ich wohl keinen Herzinfarkt oder etwas ähnlich Katastrophales hatte, aber peinlich war es allemal. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich beim nächsten Mal mit einem heraushängenden rechten Auge und halb herausgerissenem rechten Bein vor derselben Ärztin in derselben Notfallpraxis landen würde und der Dialog den beinah gleichen Fortgang nehmen würde....Ha, sie waren innerhalb des letzten Jahres schon oft in der Notfallpraxis und wollen nur beruhigt werden gell? Was kann ich aber nur für sie tun? Smile
Gruß,
Karlos
gestern abend saß ich nichtsahnend, aber heftig erkältet und daher hustend an meinem Arbeitsplatz, als plötzlich mein Herz spürbar schneller zu schlagen begann. Erst achtete ich nicht weiter drauf, doch dann folgten kurz hintereinander einige Herzstolperer, die mich schließlich in Aufruhr versetzten. Zwar bemerke ich ab und zu einmal solche Extrasystolen, diesmal aber kam innerhalb von ein paar Minuten eine kleine Serie unmittelbar hintereinander. Das Blutdruckgerät, welches ich zur Zeit immer bei mir in meiner Tasche habe, kam zum Einsatz: 121/72 sah eher beruhigend aus, doch 106 Puls war weniger Vertrauen erweckend. Die Angst stieg in mir hoch, schon meinte ich wieder einige Herzstolperer zu verspüren, besann mich kurz und verließ endlich, da es eh Zeit war, den Arbeitsplatz. Vielleicht hast du doch was mit dem Herzen, fragte ich mcih immer wieder. Die Angst wurde stärker. Die 500m zum Auto werde ich schon noch schaffen und lief los.
Kurze Zeit später fuhr ich beim Marienhospital in Stuttgart vor. Zwar war ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich den ärztlichen Notdienst in Anspruch nehme sollte oder nicht, doch mich in der Nähe aufzuhalten, schien mir ratsam. Ich ging hinein, an der Anmeldung vorbei und fuhr in den ersten Stock. Dort warteten bereits ein halbes Dutzend Menschen vor der Notfallpraxis. Ich aber erst noch mal schnell ins Klo und Blutdruck und Puls gemessen: 138/81 ganz in Ordnung, aber was war das? Puls im Sitzen 118 ! Jetzt erst mal raus an die frische Luft. Dort stieg ich kurzentschlossen ins geparkte Auto und rief mit dem Handy den ärztlichen Notdienst an. Worum geht es?, fragte eine recht freundliche männlich Stimme. Ich schilderte ihm den schnellen Herzschlag und die Herzstolperer. Wie alt sind sie? .44 Jahre.Hm, das ist ein kritisches Alter. Sie machen sich jetzt Sorgen , ich mache mir Sorgen. Tun sie uns einen Gefallen und fahren sie ins Marienhospital in die Notfallpraxis. Nun, nach dieser Auskunft gab es für mich nichts mehr zu überlegen.
Schon stand ich mit einer Anmeldekarte der ersten Anmeldung vor der zweiten Anmeldung. Die Beschwerden hatte ich schon bei jener geschildert. Eine jüngere Dame fragte eine ein wenig Ältere:Und, gleich zum EKG schicken? Die Ältere schaute auf einen Computerausdruck und erwiderte:Ne, nicht notwendig. Schwupps, kaum saß ich auf dem Stuhl im überheizten Wartebereich, da wurde ich auch schon aufgerufen. Toller Service! Die ganze Zeit hatte ich Beklemmungs- und Angstgefühle. Eine wirklich ältere Dame kam ins Sprechzimmer und setzte sich vor mich hin. Sie mochte so an die 60 Jahre alt sein, wenn auch die Bestimmung ihres Alters nicht eben einfach war, da ihre Geichtszüge offensichtlich von einer etwa einen halben Zentimeter dicken Schminkschicht zusammengehalten wurden. Orange Wangen und lila Lider -nein, man konnte nicht sagen, dass sie in Ehren ergraut war, zumal die Farbe grau nirgends an ihr zu entdecken war.
Sie wies sogleich auf den Computerausdruck und sagte: Sie waren innerhalb eines Jahres ja laufend beim Notdienst, sie sind jemand, der beruhigt werden will, oder? Nein, ich bin das erste Mal hier innerhalb eines Jahres, antwortete ich. Dabei spähte ich auf das Stück Papier und las Angstneurose, Zwangsneurose.... Sie waren dieses Jahr mehrere Male in der Notfallambulanz des Furtbachkrankenhauses! Jetzt dämmerte es mir: die Daten der psychiatrischen Notfallpraxis waren mit der Allgemeinen Notfallpraxis des Marienhospitals vernetzt. Ach so, ja gut....äh, aber hier war ich noch nicht. Meine Unsicherheit wuchs. Sie aber musterte mich halb mitleidig, halb spöttisch und sprach:Ja, was soll ich denn jetzt mit ihnen machen?. ...mit so einem armen Irren hätte ich gern ergänzt, verkniff es mir aber. Ich saß also in der Falle. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, dem Beispiel einer Forumsteilnehmerin, die zufällig auch in Stuttgart wohnt, zu folgen und nichts über die Angststörung vorab verlauten zu lassen, um ernst genommen zu werden. Doch dieses Husarenstück war gründlich misslungen! Der Simulant auf frischer Tat ertappt! Bereits ein paar Minuten zuvor, als ich noch allein im Sprechzimmer saß, war eine Krankenschwester hereingekommen und hatte die etwas lose herumhängenden Kabel des EKG-Gerätes sorgsam auf den dafür vorgesehen Haken gehänkt. Das hätte mir schon der Hinweis sein sollen, dass alle hier über mich informiert waren und niemand mit dem Einsatz des EKG-Gerätes rechnete - wie immer bei solchen Fällen. Immerhin, die Ärztin mass mir den Blutdruck und den Puls. Blutdruck normal, sehen sie? Allenfalls der Puls mit 105 etwas schnell, aber völlig harmlos. Kommt vielleicht durch den Infekt, den sie haben. Ich hustete bereitwillig, um die Diagnose zu bestätigen. Aber keine Herzstolperer. Ich hörte ihr nurmehr halb zu und wollte eigentlich nichts wie raus. Irgendwie war es jetzt ein peinliche Situation. Und peinlich berührt zeigte sich die Ärztin von meiner Erscheinung. Soll ich ihnen was aufschreiben um den Herzschlag zu verlangsamen?Nein...wenn es nicht unbedingt sein muss..., stotterte ich verlegen. - Nach dem Verlassen des Sprechzimmers irrte ich noch eine Weile zwischen Wartezimmer, Anmeldung und Sprechzimmer hin und her, da ich meinem schwarzen Pullover nicht finden konnte. Endlich fand ich ihn unter der abgelegten Jacke einer junge Dame, die ihn nicht bemerkt, aber dafür meinen suchenden Blicken entzogen hatte. Nun, meine Vorstellung ließ an Peinlichkeit wohl nichts mehr zu wünschen übrig.
Endlich saß ich in wieder im Auto und wollte diesen Ort der Schmach nur so schnell wie möglich verlassen. Natürlich war ich heilfroh, dass ich wohl keinen Herzinfarkt oder etwas ähnlich Katastrophales hatte, aber peinlich war es allemal. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich beim nächsten Mal mit einem heraushängenden rechten Auge und halb herausgerissenem rechten Bein vor derselben Ärztin in derselben Notfallpraxis landen würde und der Dialog den beinah gleichen Fortgang nehmen würde....Ha, sie waren innerhalb des letzten Jahres schon oft in der Notfallpraxis und wollen nur beruhigt werden gell? Was kann ich aber nur für sie tun? Smile
Gruß,
Karlos
26.01.2008 17:37 • • 29.01.2008 #1
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