Hallo Fee,
das klingt ja alles sehr schrecklich bei dir. Meine Kindheit war ähnlich schlimm und mir hat es gut getan, den Kontakt abzubrechen. Es war irgendwie schön, selbst einen Schlussstrich zu ziehen und sich zu sagen: Von diesem Mensch - meiner Mutter - habe ich nichts mehr zu erwarten, sie wollte mich nie und sie wird sich nie ändern. So konnte ich Leb wohl sagen, statt immer wieder von ihr abgewiesen zu werden.
Was das Verzeihen angeht: Da hat mir das Buch Lass die Kindheit hinter dir von Ursula Nuber ein wenig die Augen geöffnet. Sie schreibt dort, dass es einen Unterschied gibt zwischen Verzeihen und Vergeben. Das Verzeihen ist ein wechselseitiger Prozess. Jemand bittet um Verzeihung und wenn ich möchte, kann ich ihn aus seiner Schuld entlassen.
Dieser Fall trifft ja aber bei keinem von uns zu. Unsere Mütter werden nie um Verzeihung bitten, weil sie gar nicht einsehen, dass sie etwas falsch gemacht haben. Stattdessen werden sie immer wieder uns die Schuld für alles Mögliche aufladen. Das Problem ist aber, dass wir dennoch lernen müssen, uns von der Vergangenheit zu verabschieden, damit wir nicht mehr darunter leiden und nicht in der (letztlich diffamierenden) Opferrolle verharren. Um das zu schaffen, sei laut Nuber Vergeben notwendig. Nuber schreibt Vergeben sei ein einseitiger Prozess. Es ist ein innerer Prozess, der an keine Bedingungen (wie Entschuldigungen oder Wiedergutmachung) geknüpft ist. Es heißt eher, dass ich mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetze, die Schmerzen fühle, die schlimmen Gedanken denke und letztlich akzeptiere, was geschehen ist.
Ich glaube, dass dieses Vergeben ein sehr langsamer Prozess ist. Es heißt v.a. auch zu verstehen (nicht zu akzeptieren!), warum unsere Eltern so gehandelt haben, wie sie es eben getan haben. Wenn man das etwas besser versteht, kann man die Vergangenheit vielleicht irgendwann ruhen lassen. Und das sollte ja das Ziel sein: zu innerer Ruhe, Freiheit, Frieden zu finden. Unsere Eltern können wir nicht ändern; aber wir können unser eigenes Leben besser gestalten (als sie).
20.11.2013 12:28 •
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