Liebe Psychofreak2000
Ich möchte ebenfalls eine kleine Diagnose wagen bzgl. Deiner Angstzustände und dabei auf Deine innere Stimme eingehen die schon mit Dir spricht.
Nach meiner (Fern) Einschätzung ist es die Angst vor dem Verlassen-Sein, die sich dadurch Ausdruck verschafft, dass wenn Du allein auf weiter Flur bist oder Dich auch nur schon so fühlst, dieses tief in Dir verborgene Gefühl des Verlassenseins in Dir hochsteigt, Dich flutet und vollkommen gefangen nimmt. Es ist eine der wohl stärksten und mächtigsten Ängste die uns heimsuchen und sich auf oft seltsame, ja für uns oft unerklärliche Weise äussern.
Das kommt dadurch zustande, weil wir nicht nur vernunftbegabte Wesen sind, sondern auch Meister im Verdrängen der Angst bzw. unserer Ängste werden, wenn wir mit Situationen überfordert sind.
Gewisse Schlüssel-Erlebnisse in der Kindheit, wie die Zurückweisung, Liebesentzug oder gar Bestrafung wenn wir nicht so funktioniert haben wie die anderen sich das vorgestellt haben oder erwarteten.
Wenn ausgerechnet dann, wenn wir traurig oder sogar verzweifelt sind, eben gerade dann, wenn wir als hilfloses ohnmächtiges Kind gefühlt der besonderen Aufmerksamkeit, Liebe und Fürsorge bedürfen würden, auf uns selbst zurückgeworfen werden.
Dann stellt sich das Gefühl der Ohnmacht der Verlassenheit, das Verlassen-Sein ein. Umso mehr, je unerfahrener und unreifer unsere Seelenstimme noch ist, das abweisende Verhalten der anderen einzuordnen und so gelungen, sprich ohne an der Seele schaden zu nehmen, zu kompensieren.
Für mich schliesst sich dieser Kreis mit Deiner Bemerkung bzgl. der Liebesbekundung Deiner Mama, die, wenn ich richtig liege, Du Dir früher gewünscht hättest. Zu der Zeit als Du als ohnmächtiges, den Erwachsenen und der Welt ausgeliefertes Kind dieser Liebe bedürftig warst und nicht erst jetzt......
Das dürfte nach meinem Dafürhalten die ganze Kaskade all dieser Gefühle getriggert und ins Rollen gebracht haben.
Deine Beziehung zu Deinem Freund, einem wie Du sagst, Narzissten, ist für mich im Prinzip und mit Verlaub nur die Fortsetzung dessen, was Du in der Kindheit erlebt, bzw. erlitten hast.
Nach dem Prinzip Der Teufel den ich kenne ist besser als der, den ich nicht kenne lebst Du, mutmasslich, mit einem Menschen zusammen, dem Du, bewusst aber eher unbewusst komplementär (unterwürfig) zu Diensten bist. So wie es sich auch mit den Menschen verhalten hat die alle möglichen Erwartungen in der Kindheit an Dich gestellt haben, um durch die Erfüllung von deren Erwartungen von ihnen geliebt zu werden.
Das kann man vielleicht eine Zeit lang mitmachen, (als hilfloses Kind habe ich ja erst recht gar keine andere Wahl) aber irgendwann, so wie es Dir nun widerfahren ist, wird die innere Stimme, dieses, eben Deines schwer verletzten Inneren Kindes so laut, dass Du sie nicht mehr ignorieren kannst.
Was Du brauchst ist ein Mensch der Dich liebt, so wie Du bist.
Und dieser Mensch kann ein anderer sein aber dieser Mensch solltest vor allem Du selbst sein.
Dein inneres ICH, das immer da ist für Dich. Mit dem Du Zwiesprache halten kannst wann immer Du das Bedürfnis danach hast. Wer sich selbst nicht liebt, der wird auch Mühe haben, ja wird es ihm u.U. unmöglich sein einen anderen Menschen wahrhaft zu lieben.
Dass Du, wenn Du beschäftigt bist, konzentriert an einer Aufgabe, all diese Probleme nicht hast, ist für mich Ausdruck der temporär überaus gelungenen Verdrängung, mit dieser Stimme, Deiner Seelenstimme zu sprechen, bzw. nicht sprechen zu wollen. Der Schmerz scheint zu gross, um ihr zuzuhören was sie alles erlitten hat, auch mit ihr darüber zu weinen aber am Ende sich mit ihr und dem was geschehen ist auszusöhnen.
Denn was einmal war ist vergangen, es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Bleibt somit nur was man aus diesen Erfahrungen machen, was man aus diesen lernen kann und darüber nachzudenken wie ich das in meinen Alltag, ja mein Leben und sowohl für den Umgang mit mir selbst als auch anderen Menschen einflechten kann.
Was ich will und ganz besonders was ich nicht (mehr) will!
Ich hatte als Kind viel Angst. Meine Eltern mussten beide arbeiten, sodass ich oft und viel alleine war in einer grossen verlassenen Wohnung und Welt. Wenn es draussen dunkel wurde legt sich ein Schatten über mein Gemüt zumal meine Eltern und Erzieher mir gegenüber auch sonst nicht sparsam waren mir vor allem und jedem Angst zu machen.
So entwickelte ich mit der Zeit statt ein Ur-Vertrauen ein Ur-Misstrauen in die Welt und meine Mitmenschen.
Als Kind hatte ich oft fürchterliche Alpträume aus denen ich schweissgebadet aufschreckte und mich aus Angst unter meine Bettdecke verkroch und oft Stunden brauchte, um wieder einzuschlafen. Ich wagte schon gar nicht zu meiner Mama oder Papa zu gehen und mir die fehlende Nestwärme oder Trost zu holen, den ich nach meiner Erfahrung so oder so nicht bekommen würde. War ich gefühlt vollkommen auf mich alleine gestellt obwohl meinie Eltern nur zwei Zimmer weit entfernt waren......
Irgendwann, Anfang der Adoleszenz jedoch, habe ich beschlossen keine Angst mehr zu haben. Vor nichts und niemanden und auch nicht mehr vor meinen Träumen, die dann urplötzlich aufhörten. Ich fühlte wie ich physische und geistige Kraft hatte, die sogar zunahm und ich mich erfolgreich gegen all die Kräfte erwehren konnte die mir übel wollten. Auch die Kräfte in mir die sich gegen mich selbst richteten. Dadurch gewann und entwickelte ich ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl.
Entwickelte eine gesunde Selbstliebe ohne zum Narzissten zu werden.
Mein inneres Ich, meine Seelenstimme ist seither mein bester Freund an die ich mich immer wenden konnte/kann wenn es mir schlecht ging/geht. Leitsatz war mir damals die ebenso einfache aber viel schwerer zu lebende Goldene Regel:
Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!
Ich gewann dadurch und durch mein in mir erwachtes Selbstvertrauen echte Freunde die für mich da waren wenn ich sie brauchte und ich für sie wenn sie mich brauchten. Egal wann, egal wo.
Und mit wem dieses ....das füg auch keinem andren zu! gemeint war, war wohl die beste Erkenntnis überhaupt, dass damit auch ich selbst gemeint war.......
Würde ich jemandem wünschen verzweifelt ungeliebt und verlassen zu sein? So wie ich? Antwort: Nein!
Daher habe ich es mir auch zur Aufgabe gemacht, wenn es meine knappe Zeit zulässt, für Menschen da zu sein die Trost, Hilfe und ja Nächstenliebe bedürfen.
Sicher kann ich mit meinen Gedanken nicht allen helfen. Denn jeder Ansatz muss individuell gestaltet und auf die jeweilige Persönlichkeit angepasst werden. Der Schriftweg macht es in einem Forum schwieriger als im Dialog.
Aber wenn es gelingt mit diesen Gedanken dem einen oder anderen verzweifelten Menschen zu helfen, ihm/ihnen eine neue Perspektive zu eröffnen, um zu neuen kreativen Lösungen zu gelangen, so ist damit dennoch ein gutes Werk getan, dessen Aufwand sich gelohnt hat.
Vielleicht hilft dieser Beitrag, den ich für Dich und ähnlich betroffne verfasst habe, auch Dir in neue Richtungen zu denken und sich mit Dir selbst zu versöhnen. Du hast noch ein ganzes, ein fantastisches Leben vor Dir, das Du frei nach Deinen Wünschen und Möglichkeiten gestalten kannst.
Mach Dir das jeden Tag immer wieder bewusst.
Das wünsche ich mir für Dich von ganzem Herzen
Mit ganz lieben Grüssen
Achtsamkeit
PS:Meine Buchempfehlung für Dich von einem weit über die Grenzen berühmten Landsmann Deinerseits:
Das Leiden am sinnlosen Leben
Viktor Frankl
02.06.2023 13:30 •
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