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Hallo ihr Lieben!
Ich habe mich in letzter Zeit nur noch sehr sporadisch hier im Forum gezeigt und hauptsächlich ein paar private Nachrichten beantwortet.
Der Grund ist schlicht und einfach der: Es geht mir mittlerweile eigentlich wieder richtig gut. Ich habe meine Angst beinahe komplett überwunden. Soll heißen: ich beschäftige mich wieder mit anderen Dingen und habe endlich akzeptieren können, dass meine Angst vor diversen körperlichen und psychischen Krankheiten unbegründet ist und war. Auch meine Therapie habe ich vor ein paar Wochen abgeschlossen.
Aus diesem Grund versuche ich gerade für mich ein bisschen Abstand von dem ganzen Angst-Thema zu bekommen, denn ich möchte dieses Kapitel meines Lebens gerne hinter mir schließen.
Nun zu meiner Frage: es passiert mir trotzdem immer wieder das der ein oder andere Gedanke oder eine Erinnerung an die Angst wieder hochkommt. Meistens kann ich das Ganze schon mit Abstand betrachten und dann ist es auch gleich wieder weg. Aber manchmal passiert es mir noch, dass ich mich doch wieder daran aufhängen und dann darüber nachgrübeln muss. Das ist natürlich ungünstig, da ich so das Thema trotzdem in meinem Kopf aktiv halte.

Wie lasse ich da endgültig los? Ich weiß, dass Rückfälle immer mal passieren können und dann auch wieder vorüber gehen, aber wie schafft man es, dass so etwas nur noch ganz selten passiert und man die Zeit der Angststörung für sich selbst hinter sich gelassen hat?

Vielleicht sind ja hier ein paar, die es schon geschafft haben und von sich aus erzählen können, wie lange es gedauert hat, bis die Angststörung wirklich nur noch eine Erinnerung war und sie damit abgeschlossen haben.

Danke schon mal

26.03.2020 12:51 • 26.03.2020 #1


7 Antworten ↓


Liebe Alina

also meiner Erfahrung nach ist das Loslassen ein langsamer und zäher Prozess, den du schwer bis gar nicht beschleunigen kannst. Die Rückfälle sind völlig normal und natürlich, da dein Gehirn auch überprüfen will, ob von der damaligen Gefahr noch immer eine Gefahr ausgeht. Du sollst dabei sozusagen beweisen dass du jetzt besser damit umgehst, das ist auch für dich selbst eine Rückversicherung, dass du die Angst wirklich überwunden hast.
Ich hatte in meinem Leben zahlreiche verschiedene Ängste. Die erste große Angst meines Lebens, die ich mittlerweile wirklich loslgelassen habe, war die Angst vor meiner Epilepsie (Angst vor einem epileptischen Anfall). Da hatte ich Jahre später noch Rückfälle. Mittlerweile lebe ich bald 10 Jahre damit und habe die Epilepsie völlig als Teil von mir akzeptiert. Sie macht mir überhaupt keine Angst mehr im Alltag, doch es gibt trotzdem immer noch manchmal Tage, wenn ich die Symptome stärker merke, an denen ich ein wenig besorgt bin. Es ist wie ein leichter Schatten von den Gedanken damals, doch ich denke dann jedes Mal schau wie stark du mittlerweile geworden bist, du gehst so viel besser damit um als damals!

Daher würde ich vorschlagen, das einfach als Teil von dir zu akzeptieren, ein Teil deiner Seele der dich immer begleiten wird, und du wirst Jahr für Jahr besser damit umgehen, bis es dir wirklich kaum bis gar nichts mehr ausmacht wenn es wieder hochkommt. Die Angst und die damit einhergehenden Wunden verblassen immer mehr, heilen über die Jahre - langsam und kontinuierlich - doch ob sie jemals GANZ aus deinem Bewusstsein verschwinden, weiß ich nicht - wage es zu bezweifeln - aber irgendwann kommt das gar nicht mehr darauf an, dann sind diese alten Ängste wie Narben, die dich an deinen langen und harten Weg und deine innere Stärke erinnern.

Bleib stark und gesund!

A


Angststörung überwunden, befürchte aber Rückschlag

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Vielen Dank für deine lieben Worte! Ich freu mich auch für dich dass du deine Angst so gut überwunden hast.
Ich kann mir das gut vorstellen, dass es wohl nie ganz verschwinden wird, da diese Zeit jetzt einfach ein Teil meiner Geschichte ist. Es leuchtet mir auch ein, dass es eine Weile dauern wird, bis das Verblassen einsetzt, die Angst hat mich ja lange genug beschäftigt.
Und du hast recht, gewissermaßen ist das alles einfach eine Erinnerung an eine Zeit in der ich Stärke zeigen musste.
Wenn es wirklich so ist, dass am Ende nur noch ein Erinnerungsschatten zurück bleibt, dann ist das vollkommen in Ordnung für mich. Danke für deine Erfahrungen

Auf jeden Fall, das kann ich dir versprechen, dass es mehr als alte Schatten irgendwann nicht mehr sein werden. Auch wenn wir uns das in unseren Ängsten nicht vorstellen können, arbeitet alles in uns permanent auf eine Lösung hin, die Angst dauerhaft und vollständig zu überwinden. Obwohl du es nicht merkst, machst du täglich Fortschritte in deinem Unterbewusstsein. Glaube an dich und du wirst sehen, schon in einem halben Jahr belasten dich die Rückfälle auch weniger als jetzt. Ich kenne das sehr gut mit den Rückfällen, aber wie gesagt mir hilft es sehr sie positiv als Belastungserprobungen zu sehen, an denen ich meine Fortschritte beweisen kann

Ich habe seit nunmehr fast vier Jahren meine hypochondrische Störung weitestgehend hinter mir gelassen. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus würde ich sagen, dass ein Restchen bleiben wird.

Wir haben - z.T. über viele Jahre - gut gelernt, unsere Ängste zu bedienen, uns in Angstspiralen zu drehen und einen nicht unbeträchtlichen Teil unseres Lebens mit der Beschäftigung mit der Angst zu verbringen. Und unser Hirn liebt Gewohnheiten . Sie erleichtern uns das Leben, weil wir nicht permanent Situationen neu bewerten müssen. So unschön die Angst ist, so vertraut ist sie irgendwann auch.

Gewohnheiten zu verändern gehört zu den schwierigsten Dingen im Leben, denn man muss nach und nach neue Gewohnheiten entwickeln - gesündere - die die altvertrauten ersetzen können. Das gelingt in stressarmen Zeiten nach einiger Übung meist recht gut, wenn wir aber in emotionale/ rationale Bedrängnis geraten, greift das Hirn gerne mal eben auf die gut geölten Mechanismen zurück.

Was mich betrifft, so würde ich für mich eine 95-prozentige Heilung benennen. Die restlichen 5 Prozent melden sich immer mal wieder zu Wort. Ganz aktuell mit dem Ausbruch von Corona. Ich bin dankbar, dass ich nun doch eine ganze Weile Zeit zum Üben hatte, denn nachdem mich das Thema angetriggert hat, habe ich recht schnell festgestellt, dass ich die Angst gut beherrschen kann.

Ich finde das okay so. Mit diesem Zustand kann ich gut leben. Ich weiß, dass ich bei bestimmten Dingen - wie der Verwendung von Google und dem Umgang mit sich überschlagenden Nachrichten - gut auswählen muss, aber das kriege ich hin.

Für mich passt auch hier das Bild des zerrissenen Stricks: Er kann geknotet werden, aber er wird nie mehr so unversehrt sein, wie vor dem Zerreißen. Ich bin gut zufrieden, wenn der Knoten hält .

Ihr macht mir echt Mut! Ich meine, klar geht das nicht einfach so vorüber, wäre ja schlimm wenn nichts im Leben einen Eindruck hinterlässt. Wir formen uns ja auch durch unsere Erfahrungen:)

Ich hoffe auch ich hatte jetzt genug Training. Wenn man es genau nimmt kann ich jetzt immer noch trainieren, weil ich durch Corona gerade viel Zeit und wenig Stress habe.

Eine Frage hätte ich noch: kennt ihr es, dass man obwohl man seine Angst überwunden hat sich manchmal noch Sorgen oder grübeln will? Ich weiß, das klingt seltsam, aber manchmal erwische ich mich dabei, wie ich über alte Sorgen, wo ich das Problem längst gelöst habe, wieder nachdenke und dann fühlt es sich so an als würde ein Teil von mir sich einfach wünschen sich jetzt trotzdem ein bisschen besorgt oder ängstlich zu fühlen. Macht das Sinn? Hattet ihr das auch?

Genau das ist die Sache mit den alten Gewohnheiten . Es war halt eine Möglichkeit, seine Zeit zu verbringen - auch wenn man sich damals oft gewünscht hat, man könne sich endlich wieder mit was anderem beschäftigen.Zudem gibt es Sicherheit, weil es ja vertraut ist. Und ja: Ich kenne das. Vor allem aus der ersten Zeit. Geholfen hat mir, sofort ein inneres Stoppschild hochzuhalten und mir zu verbieten, weiterzudenken. Und zwar JETZT SOFORT.

Damit habe ich erst mal für Unterbrechung gesorgt und dann habe ich mir schleunigst eine Beschäftigung gesucht. Durch das sofortige Unterbrechung hat mein Hirn keine Möglichkeit mehr gekriegt, diese unguten Mechanismen weiter zu üben. Je länger mir das gelungen ist, umso weniger stark und häufig waren die Impulse.

Allerdings habe ich insgesamt mein Leben stark verändert und viele eher passive Freizeitbeschäftigungen durch aktive ersetzt. Wenn man seinen Tag mit positiven, sinnvollen Dingen füllt, braucht es keine destruktiven mehr. Das ist nicht so einfach und platt wie sich das vielleicht jetzt lesen mag, aber im Kern kann ich das schon so unterschreiben.

Ich bin gut damit gefahren, keine Grübeleien mehr zuzulassen. Kein Fitzelchen, und wenn es noch so verlockend schien.

Also vielen vielen Dank! Tut einfach gut so positive aber auch realistische Erfahrungen zu hören! Da glaub ich gleich nochmal viel mehr an mich





Dr. Christina Wiesemann
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