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Hallo zusammen,
Mein Name ist Chris und ich habe mich hier angemeldet, um vielleicht Hilfe bei einem akuten Problem zu bekommen.
Ich bin zurzeit mit meiner Frau auf einer Rundreise durch Kanada, eigentlich wunderschön, leider hat sich ein großes Problem eingestellt: Nachdem ich in den ersten Nächten nicht schlafen konnte, hat sich bei mir ein Angstgefühl eingestellt, das schon seit einigen Tagen anhält und nie so ganz verschwindet, ohne dass es - bis auf die Schlaflosigkeit - einen konkreten Grund dafür gäbe.
Vorweg: Ich weiß, dass das ganze nicht normal ist und zurück in Deutschland gedenke ich mir ärztliche Hilfe zu suchen, was aber hier in Kanada schlicht aus finanziellen Gründen keine Option ist. Aus dem gleichen Grund möchte ich die Reise nicht abbrechen, außerdem will ich das meiner Frau nicht antun.
Meine konkrete Frage: Hat jemand Erfahrung mit solchen Episoden/einer solchen Situation und kann mir Tipps geben, wie ich aus diesem Angstzustand herausfinde, um die verbleibenden ~10 Tage hier noch zu überbrücken und vielleicht genießen zu können? Meinen großen Dank vorab für jede Antwort.

15.09.2021 20:45 • 17.09.2021 x 1 #1


7 Antworten ↓


Schöner Mist, aber weisst du, wenn einem die Angst erwischt, ist es eh egal, wo das passiert. Was ganz wichtiges, du wirst die genauso überleben, wie wir alle.

Das ist die gute Nachricht. Blöd ist, dass das einen ganz schön runterzieht.

Versuche so viel Adrenalin mit Bewegung abzubauen, das hilft definitiv. Und kauf dir ein mildes Beruhigungsmittel für die Nacht, was pflanzliches.

Ich denke, der Jetlag hat dich verwurstelt und deshalb hängst du da jetzt drin.

Es hat schon seinen Grund, wenn einen der Stress irgendwann einholt, dann kippt das nämlich in diffuse Angst um. Und wenn du schlecht oder wenig schlafen kannst, ist es logisch, dass du dauerangespannt bist und latent Angst empfindest.

Also, ist zwar echt blöd, aber hol dir was für die Nacht, nix heftiges und sag dir immer, ok, Jetlag, Stress, und deswegen die Probleme.

A


Angststörung im Urlaub

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Du hast doch bestimmt eine Reisekrankensicherung, damit kannst Du zum Arzt vor Ort, Du musst nur eine Quittung mit allem, was an Kosten anfaellt erbitten. Diese reichst Du dann bei Deiner deutschen Krankenkasse ein.

Es ist ja ''nur'' eine kurze Beratung bzgl. Beruhigungsmitteln.

Ich hatte dasselbe mal in Portugal, bin zum Privatarzt, weil es schnell gehen musste und der hat mir Beruhigungstabletten verschrieben. Hat ganze 35 EURO gekostet und alleine das Gespraech mit ihm hat mir schon geholfen, passiert naemlich oefter, als Frau denkt (ich dachte, ich bin mal wieder der einzige Depp).

Vielen Dank für eure schnellen Antworten! Die Einschlafhilfe habe ich mir schon mal geholt und werde ich nachher ausprobieren.
Eine gesonderte Reisekrankenversicherung habe ich leider nicht... Das wäre sehr teuer gewesen und meine normale Versicherung deckt auch hier fast alles ab. Aber leider nichts, das mit der Psyche zu tun hat. Habe mich schon extra erkundigt. :/

Willkommen @KidChino,

Kanada - schön! Versuche, einen weitestgehend routinierten, durchstrukturierten Tagesablauf sicherzustellen. Packt nicht zu viel in einen Tag. Meidet zusätzliche Zerstreuung. Wenn ihr Essen geht, wählt ein eher kleines, ruhiges Restaurant. Versuche, täglich 2-3x einige Minuten Dich mental aus der Reise rauszuziehen. Das kann in Form von Meditation oder auch nur in Form einer angenehmen Lektüre sein.

Es geht darum, auch im Urlaub ein Stück Heimat zu haben. Das hilft schon sehr viel.

Ich finde es toll, dass Du die Reise weitermachst. Sorge jeden Tag für Dich und rede auch ab und zu mit Deiner Frau darüber. Sie braucht Dich nicht therapieren aber allein mit der Angst brauchst Du auch nicht zu sein. Wenn Dir irgendwelche Auslöser der letzten 9 Monate zufällig einfallen, notiere sie Dir. Das kann demnächst sehr hilfreich sein.

Die zuweilen sehr weite Landschaft Kanadas kann in uns Deutschen u. U. eine gewisse Überforderung verursachen. Wir sind die großen, z. T. unbegrenzten Räume nicht gewohnt. Vielen Städtern geht es auch so, wenn sie mal auf´s flache Land oder an die See kommen.

Die Gründe für Ängste sind sehr zahlreich aber idR ist es eine Mischung aus mehreren Faktoren. Die örtliche und situative Umgebung bildet sehr oft eine final auslösende Komponente. Auch die z. T. unfassbare Schönheit einer Landschaft kann überfordern. Kenne ich aus eigener Erfahrung...

Liebe Grüße!

Zitat von KidChino:
Meine konkrete Frage: Hat jemand Erfahrung mit solchen Episoden/einer solchen Situation und kann mir Tipps geben, wie ich aus diesem Angstzustand herausfinde, um die verbleibenden ~10 Tage hier noch zu überbrücken und vielleicht genießen zu können? Meinen großen Dank vorab für jede Antwort.

Erfahrung habe ich damit schon, kann dir aber leider keine wirklichen Tipps geben. Ich war deswegen zuletzt 1994 in Urlaub. Nachdem die letzten Urlaube immer mit Nervenzusammenbrüchen endeten, habe ich beschlossen, nicht mehr zu fahren. Ich habe aber auch generell seit über 30 Jahren Schlafstörungen und nehme schlafanstoßende Antidepressiva, die im normalen Alltag gut helfen, aber nicht in solchen Ausnahmesituationen. Da helfen mir nur verschreibungspflichtige Schlaftabletten, die ich a er nicht mehr als 3-4 Tage am Stück nehmen möchte. Vielleicht wäre das für dich auch eine Option für den Rest des Urlaubs. Du könntest es aber auch mit rezeptfreien Mitteln versuchen.

Alles Gute für Dich und hoffentlich gute Besserung! Gibt es denn auch angstfreie Zeit zwischendurch?

Hallo zusammen,
hier mal ein kurzes Update: nachdem der Körper wohl schließlich den Stecker gezogen hat und ich endlich ca. 7 Stunden am Stück geschlafen habe, geht es mir grade deutlich besser. Die Angst ist fast ganz weg und ich bin erstmal zuversichtlich, es bis nach Hause zu schaffen. Nur ein kleines bisschen Angst vor der Angst ist im Moment noch da, womit ich aber wohl erstmal werde leben müssen.





Dr. Christina Wiesemann
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