Das Tragische ist,dass man sich manchmal anderen Menschen gegenüber unfair verhält,weil die destruktiven Muster in einem so stark sind.
Wenn man das aber
weiss,kann man doch auch was dagegen tun.
Ich weiss jetzt nicht,in wieweit Dein Freund Therapie macht aber er scheint ja schon sehr daran interessiert zu sein,voran zu kommen und sich positiv zu entwickeln.
Er könnte z.B. lernen,es rechtzeitig in sich zu spüren,wenn er sich in irgendeiner Form bedrängt oder überfordert fühlt.
Bevor das Fass überläuft meine ich.
Es
rechtzeitig zu bemerken ist schon die halbe Miete,weil man dann noch reagieren kann bevor das Muster abgespult wird.
Er könnte dann sagen:Es tut mir leid aber mir ist das zuviel gerade und erstmal die Situation verlassen (als Beispiel).
Das erfordert aber intensive Bewusstseinsarbeit seinerseits,er würde lernen,zum Beobachter seiner selbst zu werden,so dass er regelmässig eine Innenschau/Stimmungsbarometer betreibt.
Dazu gehört auch, die Gedanken zu beobachten (ohne sie zu bewerten),Du kennst das aus Deiner Therapie bestimmt.
Ich sage nicht,dass es einfach ist oder von heute auf morgen geht aber es ist möglich die emotionalen Reaktionsmuster zu durchbrechen.
Von mir selbst kann ich sagen,dass in meiner Akutzeit mein komplettes Gefühlsleben und die Gedankenwelt völlig durcheinander geraten ist.
Ich hatte Angst,Panik und auch Depressionen.
Ich merkte,dass ich keine Gefühle mehr für meinen Mann aufbringen konnte (worüber ich sehr verzweifelt war) und glaubte,deswegen keine Berechtigung mehr zu haben bei ihm zu sein und ihn verlassen zu müssen.
Es gibt hier einen Strang,der in dem Zusammenhang vielleicht für Dich interessant sein könnte:
beziehungsaengste-bindungsaengste-f64/angst-den-partner-nicht-zu-lieben-teil-2-t66307.htmlEs stellte sich heraus,dass mit dem Abklingen der Depression auch die Gefühle für meinen Mann zurück kamen.
Also lag es nicht daran,dass ich ihn nicht mehr geliebt habe,es lag daran,dass ich in der Depression ausser Angst,Leere,Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit nichts mehr in der Lage war zu fühlen.
Die negativen Gefühle,die mit meiner Depression einhergingen,hatten alles überdeckt.
Es gab sogar eine Phase,in der ich dachte,mein Mann wolle mich absichtlich klein halten.
Also das ging schon fast in Richtung Paranoia.
Wie gesagt,das Denken und Fühlen war völlig durcheinander geraten.
Heutzutage geht es mir dank Therapie,Medikamenten und erlernten Entspannungsverfahren wieder gut und mein Mann und ich sind glücklich miteinander,sogar glücklicher als je zuvor denn gemeinsam überwundene Krisen schweissen zusammen.
Wenn Du Deinen Freund noch liebst,würde ich erstmal abwarten,wie er sich verändert,wenn die akute Krise überwunden ist.
Bei mir hat das zwei Jahre gedauert,sowas braucht Zeit.
Natürlich steht Dein eigenes Wohlergehen an allererster Stelle aber wenn man weiss,
warum sich der Partner so komisch verhält,muss man es nicht mehr so persönlich nehmen und es verletzt einen dann auch nicht mehr (so stark).
Ich nehme an,Dein Partner ist auch sehr verzweifelt,weil er gerade nicht aus seiner Haut kann,ich kenne das Gefühl und bin froh und dankbar,dass mein Mann mich damals nicht abgeschrieben hat.
Ich war wirklich nicht mehr ich selbst und hab wie schon erwähnt zwei volle Jahre gebraucht,um mich rauszukämpfen.
Mein Mann hat immer daran geglaubt,dass es irgendwann wieder besser wird und das wurde es schliesslich auch.
Wenn man starke Ängste hat oder/und Depressionen ist man nicht mehr man selbst.
Deswegen sollten Betroffene in solchen Phasen auch keine wichtigen Entscheidungen treffen.
Und damit man aufnahmefähig ist für eine Therapie muss erstmal eine Grundstatbilität rein,das geht gut mit Medikamenten,man muss allerdings erstmal ein geeignetes Medikament für sich finden,,was eben auch seine Zeit dauern kann...( das wäre jetzt für Deinen Partner wichtig),
Jedenfalls kann immernoch alles gut werden,am besten kümmerst Du Dich weiterhin gut um Dich selbst und machst auch so toll weiter mit Deiner Selbstfürsorge.
Ich wünsch Dir viel Kraft und vergiss nie,dass nach einem Tief unweigerlich ein Hoch kommt.
Alles Liebe